Belgien: Ein Himmel voller Oster-UFOs
"Glaubwürdige
Beobachter berichten relativ unglaubliche Dinge." -
Major General John A. Samford, USAF, Nachrichtendienst-Direktor,
auf einer Presse-Konferenz am 29. Juli 1952 in Washington, DC.
Seit
dem 29. November 1989 bezeugten Hunderte von Personen in und um der
deutschsprachigen Kleinstadt Eupen den Vorbeiflug oder Durchgang eines scheinbar
großen, dreieckigen Flugkörpers, besetzt mit hellen Scheinwerfern. Damit
begann der größte europäische "UFO-Flap" überhaupt und ein neuer
UFO-Typ wurde geboren: das Design des "Fliegenden Dreiecks" löste die
mit viel Spott und Argwohn besetzte Fliegende Untertasse in der öffentlichen
Vorstellung betreffs UFOs ab. Zunächst kamen die meisten Berichte aus dem östlichen
Teil Belgiens, aber im Zuge der folgenden Monate kamen auch aus anderen Teilen
des Landes, besonders rund um Brüssel und Liege, derartige Schilderungen
herein, so als wäre das Land von einer Infektion befallen. Aufgrund des
sensationellen Aspekts der Ereignisse gewann dieser Flap, nein es war eigentlich
eine Welle (UFO-Wave), die Beobachtung durch Nachrichtenagenturen in allen Ecken
der Welt. Die Besonderheit neben den neuen UFO-Typen: Polizisten, Militär-
Personal und Wissenschaftler befanden sich unter den Zeugen und alle sprachen
unabhängig davon, dreieckige Plattformen mit hellen, weißen Lichter in jeder
Ecke und einem roten, pulsierenden Licht in seiner Mitte gesehen zu haben.
Dutzende Fotos und etwa 30 Videofilme wurden im Laufe der Zeit von dem Phantom
der Lüfte als Beweis eingebracht; zudem starteten Jagdflugzeuge um die fremden
Eindringlinge zu stellen (wenn auch vergebens) und es gab Radaraufzeichnungen
seltsamer Echos. Im Frühjahr 1990 hatte die Situation eine solche Kraft
erreicht, dass sich schon viele Belgier einen Spaß daraus machten und sich im
Freien auf die Lauer zu legen und nach fremden Maschinen Ausschau zu halten.
Belgien war in einen UFO-Rausch gefallen. Die überraschendste Wende trat ein,
als das sich hilflos zeigende Militär sich an die Brüsseler (private)
UFO-Organisation SOBEPS wandte, um von ihr vielleicht Antworten zu erhalten,
weil man im Führungsstab der Luftwaffe auch nicht mehr weiter wusste...
Dennoch, auch dies half nicht wirklich weiter, sondern verstärkte nur den
Mythos.
Unseres Wissens nach war dies das erste Mal, wo sich das Militär gefordert fühlte um mit privaten UFO-Experten zusammenzuarbeiten. Wie die Lausitzer Rundschau vom 22. Dezember 1992 berichtet, bildete auch das tschechoslowakische Militär in jenem Jahr eine UFO-Kommission, die mit privaten UFO-Forschern zusammen- arbeitete. Bereits Mitte der 60er Jahre hatte das berühmte Condon-Team im amerikanischen Colorado kurzfristig mit privaten UFO-Forschern vom NICAP kooperiert. 1998 begann dann auch die Luftwaffe von Uruguay mit privaten UFO-Forschern zu kooperieren.
Damals, aktuell war CENAP am Puls der Zeit dabei
Zunächst
einmal wollen wir hier nochmals aufführen, wie CENAP ehemals die Ereignisse
begleitete. Wir sind imstande, eine historische Epoche direkt nachzu-
vollziehen, weil wir sie aktiv begleiteten und darüber von Anfang an im CENAP
REPORT (CR) berichteten. Alle jene die uns wegen der belgischen UFO-Welle und
unseren Erklärungen hierzu kritisieren, haben nie die Gelegenheit beim Schopfe
gepackt, um sich wirklich zu informieren, was wir im Zuge der Zeit herausfanden.
Jeder hätte keine Probleme gehabt, den CR zu beziehen und direkt informiert zu
werden. Im Nachhinein hätte auch jeder an uns herantreten können und
Fotokopien der CR-Materialien erbitten dürfen. Doch es wurde nichts getan, außer
freilich unfundierte Meinungen zur Diffamierung in Umlauf zu setzen - ein äußerst
beliebtes (und feiges) Spiel in der UFOlogie übrigens. Dumm rumquatschen, aber
nicht nachforschen und recherchieren - schon gar nicht bei denen, über die man
aufgehetzt und hinterrücks falsche Behauptungen verbreitet, anstelle sich bei
diesen mal zu erkundigen und schlau zu machen. Natürlich haben wir längst
realisiert, dass dies zur Immunisierungs-Strategie gehört, weil sich kein
"wahrer Gläubiger" den giftigen Gedanken und Argumenten der
sachkundigen Kritiker und Skeptiker aussetzen will, um seine (falsches) Weltbild
erhalten zu können.
Als interessierte Forscher nahmen wir uns sofort den Meldungen an und wollten,
wie immer, mehr herausfinden. Zunächst sah es nicht nach dem Ausbruch der größten
europäischen UFO-Welle der Moderne aus, sondern nur nach einem kurzen
Aufflackern oder bestenfalls nach einem Flap. Doch über die Monate hinweg
entwickelte sich die Geschichte und wurde zu einer der bemerkenswertesten
UFO-Waves in der Historie. Erstmals konnten wir eine derartige Welle begleiten,
weil sie in einem europäischen Nachbarland auftrat und sich auch späterhin mit
vielen und für uns verfügbaren Informationen niederschlug. Ja, so etwas hat es
seither auf diesem Niveau nicht wieder gegeben. Damals waren wir bereits seit
etwa 15 Jahren im Boot der UFOlogie und ziemlich desillusioniert. Unzählige
Fall-Recherchen hatten den UFO-Ballon platzen lassen und so wurden wir zu den
UFOlogie-Kritikern und UFO-Skeptikern. Es bewegte sich auch nichts, um die
Thematik voranzutreiben, auch wenn es diverse Aufregungen gegeben hatte, die
sich aber schließlich im Nichts auflösten. Aber wir waren auch um zahlreiche
Erfahrungen reicher geworden, um die anwachsende Spannung im Zuge der Evolution
der belgischen UFO-Saga kurz zu halten. Dennoch, zugegeben, waren die Ereignisse
aufregend und vielversprechend - mal wieder. Aber es endete wie immer...
Im
ganzen Grenzland rätselt man über ein leuchtendes Flugobjekt - Belgien, die
Niederlande und Deutschland leiden unter "UFO-Fieber" hieß die
Schlagzeile zu dem Bericht von Manfred Kistermann und Willy Timmermann vom
Freitag, den 1. Dezember 1989, in der Kölnische Rundschau. Am vorausgehenden späten
Mttwoch abend riefen unabhängig voneinander besorgte Bürger bei den
Sicherheitsbehörden in Belgien und Deutschland an. Alle wollten ein Flugobjekt
mit starken Scheinwerfern gesehen haben.
Zahlreiche belgische Gendarmeriebeamte sahen zwischen 17:30 und 20:30 h über
Kettenis-Eupen das UFO aus Richtung Lichtenbusch kommend anfliegen.
Ein Gendarm berichtete: "Über dem Ketteniser Busch stand eine weißglänzende
Scheibe mit drei sehr hellen Scheinwerfern und einem Rotlicht und verursachte
lediglich ein gleichmäßiges Rauschen. Nach einiger Zeit flog es sehr schnell
weiter in Richtung Gileppe-Talsperre."
Dort strahlte das deltaförmige Objekt den Aussichtsturm mit seinen
Scheinwerfern an, dann entfernte es sich in Richtung Spa. Eine Anwohnerin der
Eupener Hochstraße, die Rundfunk und Polizei benachrichtigt hatte, gab an, sie
sei beim Anblick dieses eigenartigen Flugobjektes am Abendhimmel derart
erschrocken gewesen, dass sie mit ihrem Wagen fast gegen einen Baum gefahren
sei. Bei Nachfragen der Gendarmerie am Flughafen Lüttich-Bierset kam die
Auskunft, dass auf dem Radarschirm ein eigenartiger Flecken gesichtet worden
sei, der jedoch infolge der geringen Flughöhe nicht genau ausgemacht werden
konnte. Die Polizei auf deutscher Seite wurde zwar auch alarmierte, konnte aber
nichts ausmachen.
Die Aachener Volks-Zeitung (AVZ) berichtete am 2. Dezember 1989 unter der
Schlagzeile "Wieder UFO über Eupen?" davon, das Heinz Gerckens,
Beamter des Eupener Stadtbauamts, bereits im Februar und März sowie Anfang
November 1989 ein solches UFO mit drei Scheinwerfern jeweils am Abendhimmel
ausgemacht hatte: "Mit einem Fernglas konnte ich ein rippenartiges Gebilde
in der Größe einer Sport- maschine erkennen."
Ganz Ost-Belgien ist vom UFO-Fieber gepackt - Militärs und Forscher stehen bei
den Irrlichtern vor einem Rätsel hieß es am Montag, den 11. Dezember 1989, in
der Kölnische Rundschau: Die Scheibe am Himmel flog in 300 bis 400 Meter Höhe
und hatte die Form eines Dreiecks. Sie trug an den Ecken starke Scheinwerfer,
die auf den Erdboden gerichtet waren, so als würden sie nach etwas suchen. In
der Mitte flackerte ein orangerotes Blinklicht.
Die Plattform bewegte sich fast lautlos durch die abendliche Luft. Nur ein
leises Brummen war zu hören, wie von einem Elektromotor. So beschrieben zwei
belgische Gendarmen das UFO, das sie vor knapp zwei Wochen in Eupen beobachtet
und mit ihrem Streifenwagen mehrere Kilometer weit verfolgt hatten. Auf Radar
sei nur ein "diffuses Echo" erschienen. Klar ist, dass damit mal was
anderes als immer Fliegende Untertassen in Erscheinung trat und die dreieckigen
Flugobjekte völlig von den herkömmlichen Vorstellungen abwichen.
Gendarmen verfolgten bei Eupen ein UFO titelte die Welt vom 11. Dezember 1989,
um vom UFO-Fieber im deutschsprachigen Teil des belgischen Königreichs zu
berichten. BILD war an diesem Tag mit UFO bei Eupen - Verfolgungsjagd im
Streifenwagen dabei.
Mirage-Jäger auf UFO-Suche: Forscher und Aamateure aus aller Welt strömen ins
Dreiländereck - Neue Augenzeugen berichtete Manfred Hilgers am 13. Dezember
1989 in der Kölnische Rundschau. Mit Feldstechern und Fotoapparaten suchen
jeden abend die Bewohner des Dreiländerdreiecks Deutschland, Holland und
Belgien den Himmel nach unbekannten Flugobjekten ab. Nicht nur sie. Selbst die
französische Luftwaffe ist inzwischen alarmiert. Mirage-Jäger stiegen auf, um
ein außerirdisches Flugobjekt zu sichten. Mit eigenen Augen wollen Piloten ein
Raumschiff gesehen haben, auf dem Radarschirm war jedoch keine Anzeige zu
erkennen. Dienststellenleiter Norbert Hock von der kleinen Eupener
Brigadestation gibt bereitwillig Auskunft, Journalisten warten in langen Reihen
auf Interviews. Die Beamten Hubert von Montigny und Heinrich Nicoll standen
wegen ihrer Initialsichtung im Mittelpunkt des Interesses. Sie hatten das Objekt
gesehen, welches die Wiese neben der Autobahn anleuchtete und etwa 200 Meter über
dem Erdboden langsam in Richtung Aachen davonzog und ein "Surren"
absonderte. Zeugen sagten, dass vom Raumschiff Luftströme und "kleine
Kringel" ausgehen.
"Wenn das Wesen von anderen Galaxien sind, dann sind die viel weiter als
wir hier auf der Erde", meinte Dienststellenleiter Norbert Hock deswegen.
Das UFO-Rätsel von Ostbelgien scheint aufgelöst - Discotheken-Chef narrte
Bevölkerung, meldete am Montag, den 18. Dezember 1989, die Kölnische
Rundschau: Ein wahres UFO-Fieber brach aus. Schließlich fand man Samstagabend
des Rätsels Lösung: Nachdem mehrere Zeugen erneut bunte Lichtkreise am Himmel
entdeckt hatten und sogar zwei Kampfflugzeuge zur näheren Erkundung
aufgestiegen waren, stieß die Gendarmerie bei ihrer Spurensuche auf eine
Diskothek in Halen. Der Besitzer war auf die ungewöhnliche Idee gekommen, mit
einem Laster bunte Lichtstrahlen in den Himmel zu projizieren. Die Staatsanwaltschaft verbot daraufhin die Lichtspiele, weil die öffentliche Ordnung gefährdet
sei. Weitere Schlagzeilen des Tages waren "Belgien: UFO kam aus der
Disco" (Express) oder "Belgische UFOs waren Laser-Spiele" (AVZ).
Kein Mensch unserer Epoche wird wohl die schlagzeilenträchtigste UFO-Welle
Europas übersehen haben, als gerade in England die sogenannten Kornkreise
Furore machten und aus dem tiefen Russland die Woronesch-UFO-Landung über TASS
in alle Redaktionsstuben tickerte. Auf dem Buchmarkt schlug gerade das Werk von
Ed Walters ("UFOs: Es gibt sie!") ein und in Frankfurt veranstaltete
Michael Hesemann die bis dahin größte UFO-Konferenz namens "Dialog mit
dem Universum" auf dem Messegelände. Bereits im August 1989 hatte das Enthüllungsblatt
Playboy einen Bericht von Johannes von Buttlar abgedruckt, der für viel
Aufsehen sorgte: "Die UFO-Papiere - Top secret, hochbrisant und zum
erstenmal veröffentlicht: amerikanische Geheimdokumente über Außerirdische,
ihre Flugobjekte und eine tödliche Katastrophe!" In einem
hochdramatisierten Report mit vielen Romanerzählungs-Elementen, wurden hier die
MJ-12-Papiere und der Fall Roswell vorgestellt. In den Monaten Juli, August und
September war auch die belgische Presse voller Berichte zu diesen Themen und die
russische Meldung setzte dem ganzen bis Ende November noch eines drauf - und
dies, nachdem nicht nur die belgischen Medien seit Jahren bereits UFOs
unbeachtet gelassen hatten. "Kreise im Korn - England staunt über die
Werke einer unbekannten Macht" (Die Zeit) oder "Das Rätsel im Roggen
- Seltsame Kreise in britischen Feldern verdutzen die Queen, die Army, die
Wissenschaft und alle Untertanen. Keiner weiß, wie sie entstehen" Der
Stern, Nr. 38/1989) hießen damals diesbezügliche Schlagzeilen. Und die
UFOlogin (DUIST) Ilse von Jacobi war sicher: "Als alte UFO-Forscherin weiß
ich: Dies sind Abdrücke gelandeter Raumschiffe aus dem Weltraum." Frau mit
Herz setzte sogar eine elfteilige Serie ab Nr. 36/1989 von einem Volker Larsen
ins Blatt: "Besuch aus dem Weltall". Ab Nr.44 der Frauenzeitschrift
Neue Welt hieß es dann "Begegnungen mit dem Unfassbaren" in der
"sensationellen Exklusiv-Serie" von Johannes von Buttlar, der gerade
sein Buch "Zeitriss" verkaufen wollte (natürlich mal wieder mit
"Indizien und Beweisen, wie sie noch nirgendwo zu lesen waren"). Von
Buttlar lebte mit seiner Frau Elis gerade auf Schloss Bartenstein bei Schrozberg
zur Miete. Natürlich, alles was der Mann aus der Welt des Unerklärlichen
mitteilt, "hat Hand und Fuß". Die Indizien werden immer zahlreicher,
"dass es neben unserer wahrnehmbaren Wirklichkeit noch andere Wahrheiten
gibt", aha.
Die Freizeit Revue Nr. 43/1989 stellte fest: "UFOs gibt's! Sie beobachten
uns und entführen Menschen". Das Blatt sprach mit dem
"UFO-Forscher" Erich von Däniken, der verkündete, dass "die Außerirdischen sich bald melden werden", den offiziellen Kontakt
"machen werden. Über unsere Radio- und Fernsehempfänger mit unserer
Regierung". Schon in der Nachfolgenummer wurde der Enthusiasmus der Zeit
weiter gepflegt: "Ein Dorf in Österreich glaubt an die Außerirdischen -
Wir bauen eine Landebahn für UFOs". Kautzen im österreichischen
Waldviertel (unweit der Grenze zur Tschoslowakei) stand plötzlich irgendwie im
Mittelpunkt, weil auf einer Waldlichtung dort der Wiener Architekt Manfred
Stein und sein Freund Guido Koch (Berliner und Gastwirt an Ort) für 6 Millionen
Mark einen UFO-Flughafen bauen wollen. Für sie ist ganz klar, dass demnächst
Außerirdische von Alpha Centauri herbeikommen werden, um 140.000
"Gerechte" vor dem Weltuntergang zu retten. Der Bürgermeister glaubt
zwar nicht an Aliens, aber an die irdischen UFO-Freude dieser, die als
UFO-Touristen Geld ins arme Waldviertel bringen könnten. Aus heutiger Sicht
wurde aus der Vorstellung von Dänikens und Stein nichts, wieder meldeten sich
die Aliens über Fernsehen bis heute, noch wurde jemals die österreichische
UFO-Landebahn wirklich gebaut. Die Praline Nr. 44/1989 sprach von einer
"Weltsensation" und hatte es von weiteren nackten Tatsachen, weil ein
UFO in Woronesch gelandet sei und Außerirdische nun die Sowjets bedrohten! Das
andere, erfolgreiche Nackedei-Heftchen Wochenend ("frech - fröhlich -
aktuell") stellte in einem "Brennpunkt"- Artikel in Nr. 46/1989
fest: "Die Welt im UFO-Fieber". Befragt wurde aber auch Hansjürgen Köhler
von der Mannheimer UFO-Forschungsgruppe CENAP, welche bis dahin um die 400
geheimnisvolle Himmelserscheinungen untersuchte: "Wenn die Leute alles
etwas kritischer beobachten würden, gäbe es nicht so viele erwiesene
Falschmeldungen." Er betonte hier auch: "Bei aller sachlich-kritischen
Einstellung halten wir ein UFO-Phänomen für existent." So veröffentlichte
der Hanauer Anzeiger vom 28. November 1989 folgenden Leserbrief des UFOlogen
Helmut Chodan, DUIST-Mitglied: "Am 28.10.1989 erschien ein Artikel mit der
Überschrift 'Geschäftemacher mit den UFOs kritisiert'. Meine Stellungsnahme
dazu: Herr W. Walter berichtete, er habe seit 1973 400 Meldungen über
UFO-Sichtungen untersucht und keine hätten sich als stichhaltig erwiesen. Dies
nehme ich Herrn Walter nicht ab, dass dies nur Heißluftballons, Planeten oder
Meteoriten waren. Ich und Millionen meiner UFO-Kollegen meinen, er sagt die
Unwahrheit. Wie schon Herr Hesemann in der letzten Fernsehsendung 'Der
Schlachthof' sagte: 'Herr Walter maßt sich UFO-Sichtungen von wahren und
vermeintlichen unterscheiden zu können, wo doch weltweit bekannt ist, dass Herr
Walter überhaupt keine Ahnung von UFOlogie hat und somit nicht das geringste
Fachwissen noch Urteilsvermögen!' Die letzten UFO-Landungen von Woronesch in
Russland waren doch wieder eine eklatante UFO-Existenzmeldung aus der jüngsten
Gegenwart. Diese Sache ist wahr, UFOs sind existent und es wurde schon oft darüber
berichtet, und Herr Walter sagte die Unwahrheit." Und selbst die Jugend
wurde in Mädchen Nr. 25 vom 21. November 1989 in der Titelstory "UFOs
gelandet?" auf die Außerirdischen vorbereitet. Der 17jährige Florian hat
sie genauso gesehen wie Andreas Schneider... Deutschland wurde also auf den
ausbrechenden UFO-Rausch vorbereitet.
Unser direktes Nachbarland Belgien war im Herbst 1989 dann selbst Schauplatz
eines neuen UFO-Wunders geworden, weil Amtspersonen* zu den Zeugen gehörten,
wurden die UFOs nun wieder zum öffentlichen Thema. Zudem stimmt das Umfeld, um
das Interesse an den UFOs am Leben zu erhalten und neue Erwartungshaltungen
aufzubauen - die insbesondere wichtig sind um der Thematik Luft zum Atmen zu
geben. Ohne diese übergeordnete Aura der Faszination funktioniert die beste
UFO-Welle nicht, weil sobald das Interesse der Medien erloschen ist, kaum jemand
etwas mitbekommt und damit auch das öffentliche Interesse verpufft. Wie oft
haben wir z.B. schon inmitten eines UFO-Flaps gestanden und durch
Pressemitteilungen versucht, dies auch bekannt zu machen? Oftmals genug und
genauso oft hatten die "Torwächter" der Öffentlichkeit kein
Interesse daran und somit konnte daraus auch keine UFO-Welle entstehen.
Ostbelgien war plötzlich auf der Landkarte aufgetaucht. Und der
UFO-Organisation SOBEPS (Societe Belge d'Etude des Phenomenes Spatiaux) verhalf
die Welle zu einem neuen Aufschwung und Popularität, nachdem sie in einer
Talsohle steckte und fast schon gezwungen war aufzugeben. Die Zeitungen,
Magazine und Fernsehsender in aller Welt konnten sich ob dieser seltsamen
Erscheinungen des neuen UFO-Typs, Marke Fliegendes Dreieck, nicht erwehren. Und
für die europäische UFOlogie waren diese Fliegenden Dreiecke deswegen wichtig
geworden, weil seit Jahren schon aus den USA boomerangförmige Lichtertrauben in
Dreiecksanordnung beim Hudson Valley für große Aufregung sorgten. Sollten
diese nun auch in Belgien aufgetaucht sein? Doch diese UFOs gingen auf
wagemutige Privatpiloten in Cessnas zurück, die sich einen Spaß daraus
machten, mit zusätzlichen Lampen an ihren Privatmaschinen nächtlings in enger
Formation zu fliegen, um den UFO-Effekt zu bewirken. Doch große Teile der
amerikanischen UFOlogie wollte davon nichts hören, sodass sich hier eine
weitere Legende ausbilden konnte, die nun nach Europa ausstrahlte. Da wir die
Ereignisse im Hudson Valley mit Argusaugen verfolgt hatten und schönes
Videofilmmaterial hierzu besaßen, beobachteten wir höchst-interessiert also
die Entwicklung bei unseren belgischen Nachbarn.
Tage-, wochen-, ja monatelang wurden wir mit absonderlichen und faszinierenden
Meldungen aus dem ostbelgischen und deutschsprachigen Raum versorgt. Zu den
ersten Ermittlern dieses unvergleichbaren UFO-Flaps gehörte ich und hatte wegen
der tatsächlich verwunderlichen Natur der gesehenen Körper meine Vorbehalte.
Noch heute geistern die abenteuerlichsten und vor allen Dingen falschen
Vorstellungen zu diesen Ereignissen umher. So schrieb noch im Oktober 1998 die
Zeitschrift Aliens & UFOs, dass das amerikanische Tarnkappen-Flugzeug F-117
"zweifellos die wahre Identität hinter etlichen UFO-Berichten"
darstelle, obwohl ganz sicher die F-117 erstmals im April 1999 nach Europa kam,
um von dort aus in den Kosovo- Krieg einzugreifen. Hört sich zwar gut an, ist
aber im Falle von Belgien wie auch auf weltweiter Ebene total falsch. Die Brüsseler
US-Botschaft erklärte bereits am 19. Dezember 1989 in einer Pressekonferenz,
dass die F-117 bisher noch nie über Europa im Einsatz war. Am 4. Juni 1990 gab
es deswegen nochmals eine Presseerklärung durch das HQ USAFE Ramstein,
Deutschland: "Die F-117 der US Air Force flog bisher noch nie über dem
europäischen Schauplatz." Die amerikanischen Kollegen von CAUSE um Barry
Greenwood konnten in ihrem Newsletter Just Cause vom März 1991 ein Dokument veröffentlichten,
welches über die Freedom of Information Act (FOIA) freigegeben wurde. Hierbei
handelt es sich um ein internes Informationspapier der Defense Intelligence
Agency (DIA) mit einem interessanten Verteiler: die USAF-Anlagen in Ramstein,
Vaihingen und dem Geheimdienst-HQ in Heidelberg, der amerikanischen Botschaft in
Brüssel, das Weiße Haus und den Pentagon-Generalstab. Das Dokument betont für
alle genannten Stellen in Sachen "Belgien und die UFO-Angelegenheit",
"dass die USAF keinerlei Tarnkappenflugzeuge in der fraglichen Periode im
betreffenden Gebiet eingesetzt hat". Die Stimuli sind viel banaler gewesen.
Schon immer waren zeitgemäße "Geheimflugzeuge" gut gewesen, um
vorgeblich unerklärte UFO-Sichtungen schließlich doch spannend zu erklären.
So geistert heute die Aurora-Story durch die UFO-Literatur, wonach dieses
High-Tech-Fluggerät als "schwarzes dreieckiges UFO in den USA und
Europa" herumspuke und gleichwohl das "am meisten gemeldete"
UFO-Objekt sei. Auch dies ist barer Unfug. Auch wenn es sich (pseudo)kompetent
anhört, "beim schwarzen dreieckigen UFO handelt es sich höchstwahrscheinlich
um eine Militärschöpfung", so sind die Auslöser für derartige
Sichtungen dennoch konventionelle und zumeist auch kommerzielle Airliner. Der
Spuk mit den Fliegenden Dreiecken konnte nur deswegen aufleben, weil sich darin
die Gestalten jener Flugzeuge der Zukunft spiegeln, die der zeitgenössischen
Vorstellung entsprachen. Man erinnere sich hier an ähnliches aus den Jahren
1896/97 über die "Airships" oder 1909 an die
"Geisterflugzeuge". Die Fliegenden Untertassen von 1947 wieder
spiegelten die Vorstellungen der Menschen über neuartiges Fluggerät der nächsten
Generation. Und die "Geisterraketen" von 1946 sind analog dazu die
Vorboten der Raketen.
Zudem scheinen viele Leser und SOBEPS-Leute nicht gewusst zu haben, dass drei
weiße Lichter mit einem roten Licht im Zentrum in einer Schau auf ein
Fliegendes Dreieck die Standard-Befeuerung bei Airlinern ist. Helle Scheinwerfer
können sie übergreifend hell sein, dass die kleineren und
schwächeren roten und grünen Navigationslichter an den äußeren Flügelspitzen
darunter verschwinden. Diese zwei Navigationslichter können zudem je nach
Sichtperspektive durch Flügel- oder Rumpfteile verdeckt werden, sodass die
Strobe-Lights und das Anti-Kollisionslicht einen unerwarteten Effekt und
Eindruck suggerieren - eben den des Fliegenden Dreiecks. Auf der anderen Seite
schienen auch viele nicht zu wissen, dass das Geräusch von einem Flugzeug mit
dem Wind davongetragen werden kann. Zudem darf man nicht vergessen, das
eigentlich fast alle Beobachter von Sichtungen nächtlicher Lichterscheinungen
sich in den Distanzen grob vertun und die observierten Lichter in ihrer
Entfernung unterschätzen. So erinnern wir daran, dass da z.B. Meteore in zig
Kilometern Höhe immer wieder als "in Baumwipfelhöhe" oder "ein
paar hundert Meter hoch" dargestellt werden. Zudem kann man aufgrund der
Positionierung der Lichter an einem Flugzeug und je nach Perspektive des
Sichtwinkels darauf nicht nur Fliegende Dreiecke sehen, sondern auch Rechtecke,
Trapeze, Diamanten oder Boomerangs - wie es übrigens auch während der
belgischen Welle geschah, wo es bei genauerer Betrachtung nicht nur die
Fliegenden Dreiecke gab, sondern eben auch all die anderen Gestalten, die soeben
erwähnt worden sind. Kurz gesagt: Es tauchten all jene Formen auf, die
inzwischen in den Köpfen der Menschen Fuß gefasst haben, so wie man sich heute
Fluggeräte der Zukunft am Reißbrett vorstellt und wie man sie heute überall
illustriert sehen kann. Genauso wie es ehemals bei Kenneth Arnold 1947 war, als
er sich seine "unbekannten Flugzeuge" so vorstellte, wie man sich
damals eben Flugzeuge der Zukunft vorstellte.
Ein Anlass jene Welle zu analysieren und ins rechte Lot zu bringen, ist auch die
Stumpfsinnigkeit, welche ich im Dezember 1993 erfahren musste, als ich eine
umfangreiche Untersuchung hierzu genau jenen Presse-Organen vorlegte, die noch
kurz vorher in einen ekstatischen Taumel gefallen waren, um deren UFO-hitzigen Häupter
abzukühlen. Im In- und Ausland wollte nicht einer der vorher vom UFO-Fieber
befallenen Journalisten sich die Mühe machen und neue, kritische und Fall-
aufklärende Fakten zur Entmystifizierung entgegennehmen, die sich aus der größten
Dokumentation hierzu ergeben, um dem kollektiven UFO-Wahn Einhalt zu gebieten.
Hier zeigte sich, dass die Menschen den Mythos mehr lieben als die dahinter-
stehenden Fakten. Nachfolgende Studie enthält so eine exclusive Analyse zum (ost)belgischen
UFO-Dreiecks-Wahn, welche darüber hinaus ein exemplarisches Beispiel einbringt,
wie man die etwas von den Realitäten abgehobene UFO-Enthusiasten mit ihren
ureigenen (und doch unausgewogenen) Dokumenten zurückschlagen kann. Aber bevor
ich jetzt nochmals den Dingen in Belgien auf den Grund gehe, um ihnen die Luft
zu nehmen, muss ich noch ein paar grundsätzliche Ausführungen machen, damit
Sie Gelegenheit bekommen, das spätere besser verstehen zu können...
*= Wichtig für die belgische Welle war auf jeden Fall, das zu verschiedenen
Zeiten Amtspersonen, also die sogenannten "guten Zeugen", zu ihren
Sichtungen standen und von Anfang an immer wieder Polizisten zu den Beobachtern
gehörten. Dies war ein ausschlaggebendes Element für die Popularität und
Entwicklung dieser letzten großen europäischen UFO-Welle. Vergessen wird dabei
aber all zu schnell ein Umstand, den die seriöse UFO-Forschung zehn Jahre
vorher schon festgemacht hatte: Wir beziehen uns hier auf Allan Hendry's Analyse
in "The UFO Handbook", worin er 1.158 IFO-Fälle (zunächst als echte
UFOs gemeldete und dann doch 'natürlich' erklärte Berichte) den 113 verblieben
soweit noch nicht erklärten Fällen (also den UFO-Berichten, soweit) gegenüberstellte.
Hierbei gab es eine verblüffende Überraschung. Ausgerechnet z.B. Polizisten
standen ganz oben auf der Liste jener Zeugen, deren UFOs sich später mehr oder
weniger leicht als IFOs einstufen ließen! Erinnern wir in diesem Zusammenhang
noch an Hendry's "Chef" beim Center for UFO Studies, Dr. Allen Hynek,
der als UFO- Berater dem Pentagon mehr als 20 Jahre lang zu Seite stand, als es
im Rahmen von Projekt Blue Book UFOs nachpirschte.
Seiner Erfahrung nach waren es ausgerechnet Piloten, die die schlechtesten UFO-
Berichte ablieferten. Dies sollte uns Anlass genug geben, das weitere Geschehen
mit einigen Bauchschmerzen zu verfolgen.
Die bereits bis Mitte Dezember 1989 uns bekannt gewordenen phänomenalen
Charakteristiken des deltaförmigen UFOs ließ uns elektrisiert an ein
UFO-Phantom erinnern, welches im Jahr zuvor den Münchener Raum bis hin nach
Rosenheim verunsichert hatte (siehe CR 152 vom Oktober 1988) - dort jagte die
Polizei tagelang einen Ultraleichtflieger, der im Dunkeln sogar um den
Fernsehturm flog und mit Lichteffekten Leichtgläubige in Aufregung versetzt
hatte. Zeugen hatten diesen "Roten Baron" als fliegenden Boomerang
bzw. als "trapezförmiges Objekt" geschildert, der sich selbst mit
zwei Leuchten anstrahlte. Damals hatte sich der UL-Ausbilder Bernd Schmidtler so
geäußert: "Ich glaube, dass der Pilot keine Lizenz hat - sonst würde er
einen solchen Unsinn nicht machen." Würde er erwischt werden, drohe ihm
eine saftige Strafe wegen Gefährdung des Luftraums und Verstoßes gegen das
Nachtflugverbot. Hinzu kommt der Verstoß gegen die Luftverkehrs-Bestimmungen,
wonach für Nachtflüge Flugpläne eingereicht, Flugverkehrsfreigaben
eingeholt sowie Start- und Landezeiten den Luftverkehrs-Kontroll- Instanzen
gemeldet werden müssen! Dennoch der Reiz des verbotenen Nachtflugs liegt darin,
dass der Flieger einen Logenplatz mit Aussicht auf ein Lichtermeer hat. Die
UL-Aktivitäten von Ostbelgien hatten zusätzlich grenzüberschreitenden
Charakter und dies erhöht zudem die Illegalität, weswegen natürlich zu fragen
ist, welche Mission die ULs abdeckten. Trotz dem Einsatz von zig Streifenwagen
und eines modernen Polizei-Hubschraubers war es nicht möglich gewesen, das
Ultraleicht-UFO von München-Rosenheim zu erwischen. Und der Flieger besaß
Nerven und erschien wieder Mitte Dezember 1988 um über eine Stunde lang in der
Münchner Innenstadt seine Kreise zu ziehen. Wieder ging ein Polizeihubschrauber
in den Einsatz und wieder bekam die Polizeimaschine eine lange Nase gedreht (Münchner
Merkur, 21. Dezember 1988). Erst im Juni 1990 gelang es dann den UL-Piloten nach
einer mehrstündigen Luftraumverfolgungsjagd zu stellen, weil er nun übermütig
geworden sogar tagsüber im Niedrigflug zwischen München und Passing seinen Spaß
suchte (AZ, 25. Juni 1990: "Luftkampf über Bayern - Polizei jagt
Leichtflieger - Rowdy-Pilot nach stundenlanger Verfolgungsjagd
festgenommen"). Rudolf Schröck griff das München-UFO in seinem Kommentar
"Aufklärung tut not" in der AZ vom 29.Juni 1990 auf: "Münchens
Polizei hat eine neue Zielgruppe ihrer Fahndungsabteilung entdeckt: die UFOs.
Jene seltsamen, unbekannten Flugobjekte, die, vom Jenseits geschickt oder von
anderen Sternen gesandt, urplötzlich über dem Himmel an der Isar auftauchen
und wieder verschwinden. Zwölfmal, so steht es im neuesten Polizeibericht,
mussten bisher die Ordnungshüter ausrücken, um nach UFOs zu fahnden. Am
letzten Sonntag gleich mit 50 Funkstreifen und einem Hubschrauber - bis sich
nach dreistündiger Hetzjagd herausstellte, dass die vermeintlichen grünen Männchen
vom anderen Stern nur Ultraleicht-Flieger aus Fürstenfeldbruck waren..."
Die Geräuschentwicklung, die niedrige Geschwindigkeit, die geringe Größe und
die Darstellung als rippenartiges Gebilde einer Plattform, die sich nur recht
schwach auf Radar abzeichnete, waren für uns im Gegensatz zu
Dienststellenleiter Norbert Hock eher Parameter, die wir recht simplen,
irdischen Objekten zuschrieben. Das Wirrwarr setzte aber ein, als man im Zuge
des UFO-Fiebers verschiedene andere Auslöser wie Lichteffektgeräte an Discos
zu dem einen UFO machte. Es kursierten zudem Zeitungsmeldungen worin Menschen
sich erinnerten, irgendwann man auch UFOs im Grenzgebiet gesehen zu haben -
zwischen Boliden bis hin zu Miniaturheißluftballonen wurde hier alles
beschrieben und auf das Fliegende UFO-Dreieck fälschlicherweise gemünzt. Die
am 18. Dezember 1989 herumgeisternde "Erklärung" war für die ursprünglichen
Ereignisse keineswegs stichhaltig und zudem falsch...
Am 12. Dezember 1989 hatte Werner Walter etwa eine Stunde lang mit dem Gendarmen
Heinrich Nicoll am Polizeiposten Eupen telefoniert und ihn zu den Ereignissen
aus der Nacht des 29. November 1989 im Detail befragt. Hiernach hatten er und
sein Kollege das Fliegende Dreieck 2 1/2 Stunden lang zunächst auf der Autobahn
nach Aachen und dann im Großraum Eupen verfolgt. Klipp und klar sagte er, dass
sie keinen festen Körper ausmachten nur die Lichter in der Dreiecksanordnung,
was zur Vorstellung des Apparates führte. Die Kontur des Objektes hinter den
Lichtern hob sich nur schwach als dunkler Schatten vor dem dunklen Himmel ab.
Die beiden Gendarmen fuhren im fließenden Verkehr dahin, als sie zufällig
diese Erscheinung über den Wiesen gegenüber ausmachten und es somit quasi
begleiten konnte, da es auch nur mit PKW-Geschwindigkeit dahinzog. Am Zollposten
angekommen, drehte es bei und flog wieder nach Ostbelgien/Eupen zurück. So
wendeten auch die Beamten und verfolgten es weiter, als es dann über einem
Stausee zog und in Richtung Holland über den Wäldern in der Ferne verschwand.
Niemals war es mit einer besonders flotten Geschwindigkeit gesehen worden. Als
Nicoll einmal das Fenster heruntergekurbelt hatte und sie an einer verhältnismäßig
ruhigen Stelle ankamen, hörten sie ein Geräusch "wie von einem
elektrischen Rasierer oder Rasenmäher". Dies passt gut zu dem
"Brummen wie von einem Elektromotor" wie es auch gemeldet wurde.
Ultraleichts werden übrigens gerne als "Fliegende Rasenmäher" wegen
ihres kleinen Motor bezeichnet!
Passend zu unserer Lösung der Ereignisse veröffentlichte die Dezember 1989-
Ausgabe des Flieger-Magazin den Beitrag "Laut ist out" über ULs.
Hieraus zogen wir folgende Infos:
Bei einer Reisegeschwindigkeit von 80 km/h ist der Spritverbrauch eines
normalausgestatteten ULs acht Liter per Stunde. Der Tankinhalt ist 20 Liter und
reicht für fast drei Stunden Flugzeit (die Eupener Gendarmen verfolgten ihr
Fliegendes Dreieck 2 1/2 Stunden lang). Im Oktober 1989 hatte es einen
UL-Fliegerwettbewerb im sauerländischen Altena-Hegenscheid gegeben, um den
ruhigsten UL zu prämieren. So maß man nun den Geräuschpegel der ULs im Überflug
bei nur 20 Meter Höhe. Ein Serienflieger bringt es dabei auf 60 dB. Der Sieger
war ein Hobby-UL-Bastler, der es auf 49,8 dB brachte. Was bedeutet dies für
uns?
Umgesetzt ergibt sich folgendes Bild: Ein in 10.000 Meter dahinziehendes
Verkehrsflugzeug wirft einen Lärmpegel von 62 dB auf die Erdoberfläche.
Das Klatschen des Publikumsapplaus während des UL-Werttbewerbs wurde mit
zwischen 72 und 102 dB bei 150 Metern Distanz gemessen. ULs sind damit aus der
Ferne verhältnismäßig geräuscharm, kein Wunder dann die Darstellungen zum
"Sound" der ostbelgischen Deltaflieger.
Im praktischen Nachteinsatz sind Scheinwerfer zur Orientierung sehr nützlich,
da ein UL normalerweise keine Instrumente an Bord braucht, aber es gibt ne Menge
hobbymäßige Anstrengungen um die Maschinen über das "Normale"
hinaus aufzurüsten. Nach unten gerichtete Scheinwerfer sind dabei eine wichtige
Hilfe, da dunkler Boden (gerade auch Waldflächen) genauso wie ein Flug über
die See nahtlos in den Himmel übergeht und die Gefahr der Kollision besteht.
Die Höhe über Grund lässt sich nicht oder nur ungenau abschätzen, man
verliert ohne Orientierungshilfe im Dunkeln leicht die räumliche
Orientierung. Je mehr Licht zu Boden gerichtet ist um die Landmarken
auszukundschaften, je "sicherer" ist der nächtliche (verbotene) Flug.
Hinzu kommt, dass die Orientierung an Bodenmerkmalen in klaren Nächten (tatsächlich
tauchten nur in solchen die belgischen Delta-UFOs auf!) nicht besonders
schwierig ist. Waldflächen und Wasserläufe sind ebenso gut zu erkennen wie
stark befahrene Straßen, vor allem Autobahnen in Belgien und Holland, die
gelblichen Lichtwürmern aus der Luft gleichen und als 'Bauernlineale' für ULs
genutzt werden können.
Gerade auch in der Nacht des 29. November 1989 trafen alle Idealmerkmale für
einen solchen Flug im Grenzgebiet zu. Und dann noch jene Meldung, die von AP aus
Paris in verschiedenen Zeitungen am 10. Januar 1990 abgedruckt wurde:
"Eifelturm war nächtliches Flugziel" (Mannheimer Morgen). Mit einem
Ultraleichtflugzeug hat ein Unbekannter mehrere Bauwerke umrundet und ist dann
unter dem Eifelturm durchgeflogen. Der Mann hatte sich dann bei der Agentur AFP
gemeldet und erklärt, er habe "das einzigartige Erlebnis genießen wollen,
Paris bei Nacht von oben zu betrachten, ein Erlebnis der Freiheit".
Die ostbelgischen Ultraleicht-Flieger mögen aber nicht nur aus purer Lust und
Laune unterwegs gewesen sein, sondern wegen ihres kommen und gehen über
niederländisches Gebiet gänzlich andere illegale Operationen durchgeführt
haben. Vergessen wir hierbei nicht, dass die Drogengesetze in Holland liberal
und freizügig sind (Stichwort: Coffee-Shops) während in Belgien und
Deutschland die entsprechenden Gesetze zum Gebrauch harter Drogen scharf
ausfallen. Für den Drogen-Transport sind ULs eigentlich im Flachland ideal, da
sie in radarüberwachten Zonen niedrig die Radaruntergrenze unterfliegen können
und wenn nur schwache Signaturen hinterlassen. Luftverfolgungen von ULs mit
Hubschraubern und gar Flugzeugen sind technisch bedingt ziemlich sinnlos, da die
Mindestgeschwindigkeiten solcher Fluggeräte weit höher liegen, als die von
ULs. Kaum hat ein Pilot den UL erreicht, ist er auch schon an ihm vorbei und bis
er wieder beigezogen ist, hat der UL-Pilot längst schon reagiert. Und in der
Dunkelheit ist es noch viel schwieriger, einem UL-Risiko-Piloten beizukommen...