Historie: Voller Wendepunkte?

Wer sich die mentale Landschaft der UFOlogie einmal in ihrer Breite betrachtet, wird schnell feststellen, dass die Esoteriker und New Ageler ein dickes Pluskonto im Gesamtkonzert besitzen und damit den UFO-Mythos hierzulande besonders intensiv in einer bestimmten Ausrichtung szenenintern ausprägten und damit wieder die öffentliche Konzeption ob der UFO-Idee beeinflussten. In Deutschland ist dies historisch durch das Wirken der Deutschen UFO/IFO Studiengemeinschaft (DUIST) unter dem Ehepaar Karl & Anny Veit aus Wiesbaden gewachsen, die mittels ihrer UFO-Nachrichten und dem angeschlossenen Ventla-Verlag (mit einem über die Jahrzehnte hinweg reichlichen Output an Kontaktler-orienterter kosmischer Frieden-Literatur, die teilweise über Jahrzehnte überhaupt den Buchmarkt in Sachen UFOs hierzulande beherrschte) und gefördert durch esoterisch- oder okkult-weltanschaulich orientierten Zeitschriften wie Esotera (vormals "Die andere Welt", davor "Okkulte Stimme"), Das Neue Zeitalter oder Huters Neue Weltschau die Denkprozesse schwerpunktmäßig bestimmten. Kein Wunder also, wenn Themen der Esoterik, New Age und religiöser Mystik auch in den modernen Szenen-Vorreitern wie Magazin2000 oder den neuen UFO-Nachrichten assimiliert sind. Das Publikum auf UFO-Kongressen rekrutiert sich hauptsächlich aus dieser unübersehbaren Klientel, welche von den erfolgreichen Promotern des UFO-Alien-Aberglaubens entsprechen bedient wird, da man ja nur das verkaufen kann, was der Kunde auch will. Und der Wille-zum-Glauben ist im UFO-Feld breit gefächert; fachspezifisch in die Esoterik, dem Okkultismus und Spiritismus übergreifend hin zu allerlei absonderlichen Weltbildvorstellungen. Der UFO-Spiritismus, da gehen wir mit z.B. MUFON-CES gerne überein, sorgt dafür, dass die wissenschaftliche Erörterung und Betrachtung des UFO-Phänomens als solches kaum bis gar nicht stattfindet. Dies hat hierzulande bereits Tradition und Kultur.
 
Aber auch die im deutschsprachigen Raum stattgefundene Medienberichterstattung zu diesem bunten Thema muss einmal näher begutachtet werden, da der UFO-Mythos über den zivilisatorischen Multiplikations-Faktor "Medien" (also Presse, Rundfunk und Fernsehen – aber auch Hollywood's Filmindustrie) ins Bewusstsein des 'UFOtainment'-Konsumenten eindringt. Wie auch die Deutschen den ganz speziell ausgelegten UFO-Gedanken zu Anbruch des Weltraumzeitalters und während des Alltags der Space-Exploration absorbieren lernten, mag vielleicht diese Aufarbeitung zeigen. Wie auch immer, dass der UFO-Mythos zum Bestandteil unserer Kultur geworden ist, lässt sich nicht mehr leugnen. Es entstand ein moderner Mythos, der die Anschauungen der Menschen über die Realität änderte. Und es gab auch Stationen auf diesem Weg, die imstande gewesen wären, das Ruder herumzureißen, aber an Mauern von Naivität, Blindheit und dem bewussten 'Ich sage JA zu Wunderglauben!' scheiterten. Aus diesem Grunde ist es schlichtweg die historisch-begründete Erkenntnis, dass auch z.B. die Tätigkeit von CENAP oder GWUP hier nichts verändern wird. Wir können hier nur die Gegebenheiten vor der Jahrtausendwende aufzeigen, belegen wie die UFOs Deutschland eroberten und der Gedanke an ihr Outer Space-Konzept die Herzen ergriff und den Verstand vieler Menschen in die Hose rutschen ließ.
 
Die kunterbunte Kindergarten-UFOlogie prägt sich als Weltanschauungs-Vereinigung, neue kosmisch-komische Pseudoreligion oder/und modernen Aberglauben an technische, gott/aliengesandte Engel aus. Aber es gab Anfang der 60er Jahre im deutschsprachigen Raum kurz eine Ära des Versuchs einer Neuorientierung, des Umbruchs und der Übersättigung der UFOlogie durch den unbewiesenen außerirdischen Quark. Einige UFOlogen hatten der unerfüllten Versprechungen und schillernden Bauernfängerei-Verlockungen über, da Mitte/Ende der fünfziger Jahre bereits ein Major a.D. Dr. Waldemar Beck als Mitglied des amerikanischen NICAP in der aeronautischen Fachzeitschrift Der Flieger eher technisch-wissenschaftlich orientierte UFOlogie versuchte in Deutschland zu etablieren, auch wenn er dabei einen zu blauäugigen Blick auf die NICAP-Publikationen hatte und einen teilweise falschen Eindruck vermittelt bekam und diesen auch so weitergab. So nannte er den zeitweisen Pentagon-Pressesprecher für Blue Book, Albert Chop, gleich einen Mann "der dienstlich Hunderte von Sichtungsberichten prüfte". Damit hatte er als Schreibtisch-Hengst aber in Washington nichts zu tun, dies war Aufgabe des kleinen Stabs bei ATIC in Dayton, Ohio.
 
Beck verließ sich auch viel zu treuherzig auf den Wahrheitsgehalt von Inhalten anderer UFO-Zeitschriften, die genauso wie heute keinen investigativen, sondern einen ideologisch-begründeten Meinungs-Journalismus betreiben. Zudem schien Beck das UFO-Phänomen und seine eigene Berichterstattung darüber überzubewerten, als er im Flieger Nr. 8/1959 selbstüberschätzend, aber stolz sich und das Blatt hochlobte:
"Als erste und fast einzige deutsche Luftfahrt-Fachzeitschrift bringt bekanntlich seit 1952 DER FLIEGER in zwangloser Reihenfolge sämtliche Tatsachenberichte ohne eigene Stellungnahme. Es wird ihr dies später einmal von der jüngeren und älteren Fliegergeneration als Pioniertat gebucht werden." (Heute weiß man es besser, diese "Pioniertat" ist zumindest der jüngeren Generation im UFO-Lager noch nicht einmal bekannt, sie wird sich noch nicht einmal vorstellen können, dass der Flieger jemals eine UFO-Serie publizierte!) Beck gab sich mit Max Frankl die Feder von Hand in Hand. Frankl schrieb ebenfalls im Flieger die Serie "UFOs, das größte Rätsel unserer Zeit" (ab Heft 15/1957). Auch er bezog sich hauptsächlich auf Donald Keyhoe, der mit seinem UFO-Buch "Der Weltraum rückt uns näher" (in zwölf Auflagen hierzulande ab 1954 beim Verlag Lothar Blanvalet, Berlin, erschienen) und in zahlreichen Artikelserien von deutschen Zeitungen und Zeitschriften mehr als umfangreich im Vorabdruck hierzulande die UFOlogie und das amerikanische UFO-Konzept vom interplanetarischen Besucher erst einbrachte, importierte und zementierte. Amerika war schick gewesen, Hüter der Demokratie, Verteidiger und
Beschützer des Weltfriedens. Auf zu neuen Ufern, Deutschland - auch mit den Fliegenden Untertassen. Während Keyhoe zwar in Anbetracht der UFOs von "interplanetarischen Raumschiffen" sprach, beantwortete er nicht die damit einhergehenden Fragen ob deren Piloten und ihrer exakten Herkunft. Hier entstand ein Vakuum, was durch Menschen gefüllt wurde, die sich als Kontakt-Leute der Untertassen-Flieger ausgaben und eine Art kosmische Friedenbotschaft zu vermitteln hatten. Im traditionell von Wunderglauben, Okkultismus, Spiritismus und Mystik besetzten Deutschland, schnappten sich pseudoreligiöse und weltanschaulich besonders ausgefallen denkende Zirkel mit elitärem Anspruch das Thema der himmlischen Besucher.

Beck's Berichterstattung unter dem Titel UFO-Rundschau setzte in Heft 12/1958 ein und zog sich bis Mitte 1960 hin, nachdem er vorher schon sich bei den UFO-Nachrichten erfolglos versuchte hatte, hier etwas NICAP-Atmosphäre hereinzubringen,  was natürlich die Keyhoe-Linie einzubringen heißt, der die UFO-Landungsgeschichten gerade noch so tolerierte, aber sobald es um außerirdische Wesen oder gar Kontaktaufnahmen ging, er alle Türen zunagelte. Aber dies muss zwangsläufig hinter den Kulissen in Wiesbaden zu Unstimmigkeiten mit den esoterisch-ausgelegten Verfechtern der UFOlogie geführt haben, schließlich verschwand Beck sang- und klanglos bei der Wiesbadener Truppe, kämpfte im Flieger für einen neuen, besseren Ansatz in Richtung UFO-Forschung, scheiterte auch damit und verschwand wahrscheinlich frustriert ganz von der ufologischen Bühne - uns gelang es niemals, mit diesem Herrn in Kontakt zu treten, vielleicht war er aber auch zu unserer Zeit schon verstorben. Wie auch immer, Beck hatte in seiner Flieger-Serie mit Heft 9/1959 darauf hingewiesen, das George Adamski "zweifellos" viele Unwahrheiten behauptete, er damit viele Menschen narrte,  die sogar bereit waren ihm Weltreisen zu finanzieren, wo er dann in Zürich (Schweiz) unter Vermittlung seiner glühenden Anhängerin Lou Zinstag einen Vortrag vor zumeist Studenten hielt, die ihn ausbuhten, auspfiffen und zum Abbruch seines Vortrags aufforderten. Es entstand ein derartiger Tumult, dass die Polizei eingreifen musste - Adamski brach damit seine Vortragsreise ab.
Beck brachte nun Details ein, die für die "noch immer unbelehrbaren Anhänger dieses Weltraumspezialisten" gedacht waren: Es stellte sich nämlich heraus, dass Herr Adamski, der wieder einmal behauptet hatte, zu einer kleineren Reise in Nordamerika statt mit der Bahn und dem Bus mit einem Spähschiff eines Planetariers transportiert worden zu sein, in Wirklichkeit nur die Fahrkosten für ein nicht gelochtes Eisenbahnbilett für sich und seine Begleiterin von der Eisenbahnverwaltung zurückerstattet verlangte.
 
Arthur C. Campbell von der NICAP-Abteilung in Kansas City ging dieser Sache nach und erwischte den berühmten Kontaktler mit heruntergelassenen Hosen: Während Adamski vor seinen Freunden behauptete, im Raumschiff unterwegs gewesen zu sein fuhr er in Wirklichkeit mit TransAm und Greyhound durch Amerika und wollte dann noch den nicht-entwerteten Fahrschein für diesen irdischen Transport wieder einlösen und sein Geld zurückhaben. Noch entlarvender war ein Zwischenfall während Adamski's Vortrag in London, wo er plötzlich mit eidesstattlichen Erklärungen konfrontiert wurde, die Zeugen seines berühmten ersten Kontakts in der kalifornischen Wüste inzwischen abgegeben hatte und erklärten, dass Adamski's Behauptungen, wonach sie seine vorgeblichen Tatsachenfeststellungen bei diesem ersten bezeugen würden, als Unwahrheit erklärten, da sie gar nichts sahen, weder Raumschiff noch Außerirdischen. Daraufhin versuchte Adamski, diese Urkunden an sich zu reißen. Da er daran gehindert wurde, begnügte er sich mit der Erklärung, nur er sage die Wahrheit und alle anderen lügen, so seien auch diese Papiere gefälscht bzw. von der CIA absichtlich in Umlauf gesetzt worden. (Ein derartiges und zwangsläufig zu erwartendes Denkmuster aus der hilflosen Verteidigungs-Position, knapp am Rande des Abgrunds, kennen wir auch heute von den UFO-Promotern dieser Tage, die gerade auch Adamski und andere Typen dieses Schlags bis aufs Messer verteidigen.)

1958 nahm sich den Fliegenden Untertassen der weltberühmte Psychologe und Schüler des Wiener Nervenarztes Sigmund Freud, Carl Gustav Jung, an. Mit seinem Buch Ein moderner Mythos - Von Dingen, die am Himmel gesehen werden entdeckte Jung am UFO-Phänomen eine "wesentlich ins Gewicht fallende psychische Komponente". Jung maß den UFOs ähnliche Bedeutung bei wie den Weltuntergangsgerüchten zu Ende des ersten nachchristlichen Jahrtausend. Nach seiner Ansicht können Massengerüchte und Massenvisionen als Ausdruck tiefgreifender Ängste und Spannungen in dunklen Zeiten entstehen. Die Projektion des wohlbekannten "Mandala"-Symbols auf die Fliegenden Untertassen spielte nach Jung eine wichtige Rolle: Sehnsüchte, Wünsche, Hoffnungen werden gewissermaßen aus dem Ich hinausprojiziert - auch an den Himmel, auch als Fliegende Untertasse. Alles in allem bezeichnete Jung die UFO-Legende zu 99 Prozent als psychisches Produkt und nannte das Phänomen als solches ein "visionäres Gerücht", womit er sicherlich teilweise recht hatte. Kurze Zeit nahm Jung damit seine Stimme im UFO-Parlament ab, verschwand aber alsbald aus der eigentlichen Diskussion, abgesehen von Feuilletonisten zu ufologischen Rundumschlägen ansetzten und aus ihrer Ohnmacht heraus schnell mal gute Namen zitieren mussten, um den UFO-Gläubigen eines aufs Haupt zu geben. Die UFOlogie Deutschlands kümmerte sich nicht um Jung und ließ ihn links liegen, was natürlich auch Methode hatte. Skeptische und kritische Stimmen wurden nicht zugelassen, sodass sich der esoterisch-besetzte UFO-Mythos unbefleckt entwickeln konnte. Wie bei Sekten wurden auch hier keine negativen Stimmen und damit eine kontrastreiche Diskussion zugelassen.

Und immer wieder versuchten sich neue Gurus zu etablieren, die aus dem vorhandenen Umfeld für sich eine Nische aufmachen wollten. Das Klima schien dafür damals hervorragend gewesen zu sein, wenn man folgende Beispiele sieht:

In der Wildnis von Colorado warten Gutgläubige auf die Reise in die Seligkeit meldete Ivor Davis für ddp: Etwa 20 bis 100 Menschen – die Schätzungen gehen weit auseinander - kampieren zur Zeit in der Wüste von Colorado und warten darauf, dass eine Fliegende Untertasse sie aufnimmt und zu einem "höheren" Leben bringt. Dieser letzte Schrei im vielfältigen Sektenleben der USA wird jetzt langsam der Öffentlichkeit bekannt, nachdem die Polizeibehörden in den Bundesstaaten Oregon, Colorado und Kalifornien mehrfach berichtet hatten, dass Menschen nach einem Treffen mit einem geheimnisvollen Paar verschwunden seien. Der Mann und die Frau nennen sich nur "The Two" (Die Zwei). Sie bieten den Interessenten eine "Reise ins Weltall" an - unter der Voraussetzung, dass sie ihnen dafür ihre weltlichen Reichtümer überlassen. "Die Zwei" sind nach Angaben einer Dame, die in Los Angeles an einer solchen Besprechung teilgenommen hatte, mittleren Alters und recht ansehnlich. Der Mann, so sagte die Zeugin, sehe aus "wie Mister Spock aus der Fernsehserie 'Raumschiff Enterprise'." Der Kriminalbeamte Ron Sutton von der Kreispolizei von Newport in Oregon hat Hunderte von Telefonanrufen wegen verschwundener "Raumfahrer" erhalten, aber er konnte nicht helfen: "Ich weiß nicht, was ich damit anfangen soll". Etwas Aufklärung brachte dann ein von der kalifornischen Zeitung San Jose Mercury veröffentlichter Leserbrief eines 'Paul Morgenstern'. Er schrieb: "Wir sind sehr besorgt über die Panik, die wegen der 20 von zu Hause verschwundenen Menschen herrscht. Hier geht es nicht um Betrug oder um eine Aktion der Manson-Familie. Diese Leute sind freiwillig weggegangen". Sie machten gerade einen "Läuterungsprozess" durch, der erfordere, dass man sich von all seinen Lieben und seinen irdischen Besitz trenne. Dann erst könnten die Auserwählten von einem UFO (Unbekanntes Flugobjekt) "in eine höhere Welt" getragen werden. Damit dies geschehen kann, muss aber nach den Worten von 'Paul Morgenstern' außerdem noch etwas Fürchterliches geschehen: Erst wenn "die Zwei aus jener höheren Welt von einem unserer Gegner ermordet worden sind", kann die Fliegende Untertasse die in der Wüste versammelten Heilsjünger aufnehmen. Diese aber "werden den Tod nicht schauen, bevor sie die Erde verlassen". Zu ihnen gehört der 43jährige Dan Staggs aus Springfield in Oregon, der sein Heim und seine Arbeit verließ und seiner 70jährigen Mutter Hilde Eaton eine Postkarte mit den schicksalsträchtigen Worten schrieb: "Ich bin auf meinem Weg, und Du wirst nie wieder von mir hören." Den Ermittlungen der Polizeibehörden zufolge haben "die Zwei" per Wohnwagen den amerikanischen Westen bereist und dabei Jünger um sich geschart. Ein Kriminalbeamter der Landespolizei Oregon sagte: "Irgendwo in der Wildnis von Colorado warten 20 bis 100 Menschen." (Frankfurter Rundschau vom 11. Oktober 1975)

Frau wartete auf ein UFO - sie verhungerte meldete BILD am 20. November 1982: Eine 48jährige Amerikanerin verhungerte, weil sie fast sechs Wochen lang in einer Bergwüste von Minnesota auf ein UFO wartete! Ihr Freund, ein Elektriker (38), der gerettet wurde: "Eine höhere Macht befahl uns, auf eine Fliegende Untertasse zu warten. Wir lebten nur von Vitamin-Tabletten und Wasser."

So zog Mitte der 80er Jahre Robert P. Tewes (ehemals ein Elektriker) durch die Lande und sammelte eine Gläubigen-Schar um sich, wobei er Esoteriker auf breiter Front mit seiner "Internationalen Union zur Erforschung außerirdischen Lebens" (IUEL) anzusprechen versuchte, nachdem es 1980 bereits mit dem "Institut der esoterischen Psychologie" von ihm nicht so recht klappte. Am 19. Mai 1985 veranstaltete er so in Dortmund ein Seminar, welches Vertreter von CENAP Mannheim und Heilbronn besuchten, als es hieß "Vorhang auf für die IUEL". Zunächst einmal fiel uns die Angebotspalette auf: eine "nicht-garantierte" Ausbildung zum UFO-Kontaktler sollte DM 1.200 kosten, die monatliche Mitgliedschaftsgebühr dagegen nur DM 10, die Teilnahme von Kursen (bei jährlicher Verpflichtung) im Monat DM 200, eine Therapiestunde nochmals DM 70 (Therapie war sowieso von dem Redner ein Lieblingswort). Dafür wurden Themen wie "Warum sind wir hier?" und "Was ist der Sinn des Lebens?" zwischen der Selbstverwirklichung, schwarze Raumschiffe, halbgeistige Untertassen und Impotenz wirr zusammengestrickt um Begeisterte aus dem irdischen Jammertal zu führen. Tewes hatte es von der "dunklen Seite der Macht" und schrecklichen Weltraumkriegen zur Rettung der Erde, auf der insgeheim 1 Millionen Außerirdische allein in Deutschland stationiert seien. Er wusste dies ganz genau, schließlich hatte er täglich seine "geistig-medialen Kontakte zu den verschiedenen Planeten allein dieses Universums". Reden konnte der Mann zweifelsohne als ginge es darum eine Lebensversicherung an den Mann oder die Frau zu bringen, vielleicht hatte er bei sogenannten "Butterfahrten" seinen Job gelernt um heilende Unterwäsche dort zu verkaufen? Aufgrund des nicht stockenden Redeschwalls und der Verquickung unzähliger Themen bleibt dem Zuhörer die mentale Energie weg, um nachzuhaken und ein methodisches Befragen zu ermöglichen. Schattenloses Licht und die höchste geistige Reife in der Lichtwelt der Außerirdischen Intelligenzen werden in einem Nebensatz durchgeackert. Und das Publikum bzw. seine Reaktion? Identisch mit dem was wir auf DUIST-Veranstaltungen erlebt hatten: Lauschen der gesegneten Worte, Andächtigkeit, breite Akzeptanz und Glückseligkeit.
 
Und dies war erst der Anfang zu Beginn des neuen ufologischen Booms, der 1989 seinen ersten Höhepunkt mit dem Frankfurter UFO-Kongress "Dialog mit dem Universum" erfuhr, welchen Michael Hesemann veranstaltete. Damit stieß eine neue Generation von UFOlogen die Türe auf und belebte von neuem das Geschäft, indem neue Trends und Themen gefunden bzw. gesetzt wurden. Die belgischen Fliegenden Dreiecke, Roswell, Area 51, Entführungen, spezielle UFO-Kontakte, Greys, Kornkreise und Vertuschungs-Paranoia übernahmen das Ruder, genauso wie Channeling und Star-People-Bewegung mit all ihren Nebenarmen. Neue Zeitschriften, neue Bücher und neue Autoren/Macher gingen kommerziell alsbald mehr oder minder an den Markt, die neuen Medien zwischen Privatfernsehen, Video und später auch Computer mit Internet-Anschluss erreichten eine nachgewachsene Generation von UFOlogen, die gar nicht mehr so recht wusste worin die Bewegung ihre tiefsitzenden Wurzeln hat, auch wenn die durchschlagenden Blüten aus diesem Nährboden offenkundig sind und manchmal auch nur in neuer Verpackung auftauchten (die sinistren Greys aus dem Entführungs-Drama zum Beispiel als neuzeitlicher Gegenentwurf zu den Engel in Raumschiffen). Der einzige Unterschied war, dass diese neue Generation massiv die Öffentlichkeit suchte und sich aus dem Hinterzimmern hervorwagte, damit möglichst viele den Markt bedienen konnten. Der öffentliche Hunger nach UFO-Geschichten (in welcher Art auch immer) konnte so a) genährt und b) gleichzeitig bedient werden. UFO-Zirkel schossen aus dem Boden, -Seminare und -Veranstaltungen gab es genauso massenhaft wie Gruppenreisen zu den Brennpunkten des UFO-öffentlichen Interesses. Viele Köche rührten den Brei. Wieder einmal wurde die Attraktion des Ungewöhnlichen und die unglaublichen Aspekte kosmischer Rätsel begeistert gefördert, genauso wie die wunderschönen Phantasien der Vergangenheit. Das Außerordentliche und Fremde war mal wieder willkommen geheißen, Skepsis dagegen in die Ecke gestellt und Kritik an der UFOlogie schließlich beim zweiten Höhepunkt des neuen UFO-Booms Mitte der 90er Jahre verteufelt, da die Geschäfte gestört wurden. So gab es sogar erstmals eine zu Gericht gebrachte Klage von einem Promoter des Fantastischen, der CENAP-Vertreter wegen "Geschäftsschädigung" angehen wollte.
 
Eine verschwiegene historische Note

Nun komme ich wieder zu dem von Heinrich Ragaz in Zürich herausgegebenen Weltraumbote zurück, der eins in voller Eintracht mit den UFO-Nachrichten der DUIST  bzw. Fam. Veit stand. Liest man vorherigen, so schaut es so aus, als sei das Kontaktlertum mit Adamski an der Spitze durchweg intensiver Bestandteil aller Elemente der UFOlogie gewesen und der Kern der Glaubensaussage. Doch dem war nicht so, und auch darüber wird gerne geschwiegen, als sei dies eine Schande für die UFOlogie - dabei war es aus heutiger Sicht ein Glanzpunkt für jeden ernstmeinenden UFO-Forscher! Auch ich erfuhr erst Mitte der 80er Jahre davon, als ich von irgendjemanden den fast kompletten Satz der schweizer UFO-Zeitschrift erwerben konnte, deswegen setze ich diese Story entsprechend der historischen Zeitlinie meiner Erkenntnisse dies auch erst hinten an. Seien Sie heute genauso verblüfft, wie ich es damals war.
  
Ab Nr. 43/45 für Okt. - Dez. 1959 bekam der Weltraumbote nämlich einen skeptischeren Unterton als er sich nun eine "unabhängige, kritische Zeitschrift" nannte und sogar einen Leserbrief abdruckte in welchem Karl Veit nebst DUIST verurteilt wurden - hierin wurde die DUIST ein "aufgeblähtes Unternehmen" genannt, was aber "nur ein armseliger Schwindelbetrieb" sei während die UFO-Nachrichten nur "hirnrissigen Mist verzapft". Vorsichtig hatte auch Herausgeber Ragaz erstmals in seinem Leitartikel "Über die Beurteilung von Kontaktberichten" darauf verwiesen, dass sein deutscher Kollege Veit offenbar "in relativ hohem Masse an Adamski glaubte - oder noch glaubt", was eindeutig versteckte Kritik daran war. Zudem fragte er sich laut, was mit der UFOlogie geschehe, wenn "Momente ruchbar würden, die den Charakter eines Kontaktlers im schlechten Licht erscheinen lassen" und sein Ruf "verdorben" würde. Und ganz übervorsichtig ließ er mit "es geht uns nicht darum, Adamski zu schützen" die Katze aus dem Sack, die in späteren Ausgaben schließlich zur Eskalation führte, auch wenn man Adamski's Veröffentlichungen "ethische Werte" entnehmen könne (was den UFOlogen damals ganz wichtig war und deswegen scheinbar auch die Augen voll zukniffen, wenn es kritisch wurde). Und in der Folge gab es sogar einen ersten Leitartikel namens "Zweifel an George Adamski", wodurch nicht nur für Adamski eine "fatale Situation" aufkam. Ragaz wollte sich nicht gerne mit diesem Problem beschäftigen, "schon im Gedanken an jene, die an diesem 'Kontaktzeugen Nr. 1' eine innere Stütze gewonnen haben". Trotzdem forderte er dazu auf, "gerade auch in der UFO-Forschung immer einen klaren Blick und eine kritische Haltung zu bewahren". Dies sei notwendig, weil aufgrund der "außergewöhnlichen Natur von Adamski's Behauptungen viele davon abgehalten werden, sich sonst mit den UFOs ernstlich zu beschäftigen". Man muss nicht "der Feind der UFOs sein, aber ein Feind der Lüge" als UFO-Forscher auf jeden Fall. Ragaz sprach sogar von der "Überwindung des Falles Adamski" und der damit eintretenden "allgemeinen Ernüchterung für die UFO-Forschung, damit diese auf ein objektiveres Niveau zurückgeführt" werde - und er schrieb auch, dass "gewissen Exponenten der UFO-Realität ein kleiner Ruck in Sachen Sachlichkeit gewiss nicht schaden würde". 

Leute wie Frank Edwards und Lonzo Dove hatten bereits die Fotos Adamski's als Fälschung erklärt und NICAP hatte festgestellt, dass Adamski am 1. Dezember 1958 nicht mit seinen Freunden zur Venus flog, sondern im Zug von Kansas City nach Davenport fuhr, um einen UFO-Vortrag zu halten. Auch Adamski's Sekretärin Lucy McGinnis hatte diesbezüglich gelogen. Zudem lehnte es Adamski bereits 1957 ab kritisch eingestellten Foto-Untersuchern vom NICAP seine Foto-Negative auszuleihen, gleiches gilt für chemische oder metallurgische Untersuchungen von Metallstücken, die Adamski von den Außerirdischen erhalten haben will. Für Ragaz war zusätzlich die erste persönliche Begegnung mit Adamski während dessen ersten Zürcher Vortrag (die Konditionen waren: Freier Flug, frei Unterkunft und Verpflegung sowie 2/3 der Nettoeinnahmen) eine Art Erweckung gewesen: a) so erzählte Adamski seine Geschichte mechanisch ohne innere Anteilnahme (oder gar Begeisterung) und hinterließ zusätzlich betreffs sich selbst einen eher negativen Eindruck da er mit ewig wiederholten Schlagworten und Gemeinplätzen Vortrag und Diskussion ausfüllte; b) behauptete das über Washington insgeheim schon 6.000 Raumschiffe erschienen sein; c) Adamski zugestand, dass die Spacebrothers "gar nicht so wichtig sind", sondern allein die Notwendigkeit die Menschheit "raumbewusst zu machen" (nach der Parole: Der Zweck heiligt die Mittel!); d) die heißhungrig erwarteten Adamski-Filme waren in Sachen Glaubwürdigkeit "eine Katastrophe". Überhaupt nicht gefallen hatte Ragaz, dass man Fragen für die "Diskussion" nach dem Vortrag vorher schon Schrift abgeben musste und er sich dann jene heraussuchte, die er dann beantworten würde. Und selbst bei dieser Auslese waren die meisten Antworten unbefriedigend - und nachfragen durfte niemand. Nicht nur die anwesenden Studenden hatten von so etwas eine ganz andere Vorstellung, was dann zu den Saalkrawallen führte, weil die Leute sich einfach hereingelegt fühlten und was man unter dem geschilderten Vorlauf auch gut verstehen kann. Ragaz forderte nun die "notwendige, tiefgreifende Revision der einschlägigen UFO-Literatur", fürchtete aber dass dann das amerikanische Beispiel wie ein Feuer um den Planeten gehen werde: Eine Spaltung der UFOlogie und der Niedergang vieler UFO-Klubs. Er war sich klar, dass die Wahrheit über Adamski für etliche Leute katastrophal sei, da dann der "romantische Anstrich" der  Irr- oder Glaubenslehre UFOlogie weg sei, aber dies ihr nur gut tun würde.
Andererseits sah er bereits hier, dass es jede Menge Leute geben würde, "die nach wie vor eine Kenntnisnahme der Fakten verweigern", offenbar läge dies daran, "weil die Verrücktenhäuser von falschen Kaisern voll sind". 

Harte Worte, die sicherlich keinesfalls zur heilen "Friede-Freude-Eierkuchen"-UFOlogie der damaligen Periode passte. So waren auch die entsprechenden Reaktionen der Leser. Sofort sprach man in Anbetracht von Information und Aufklärung von "Polemik" und "Entstellung der Wahrheit" (außerdem bewiesen die eingebrachten Argumente "gar nichts" und Dora Bauer, Adamski-Vertreterin für Österreich bei der "Gesellschaft für Interplanetarik", verstieg sich gar in folgenden enthüllenden Satz:
"Diejenigen, die Beweise fordern, sind nicht wert, dass man ihnen antwortet!") bei den Adamski-Anhängern, ein bis heute gültiges Muster um sich zu immunisieren und der objektiven Kritik zu entwinden. Anny Veit meldete sich und erklärte gegenüber ihrem bisherigen Freund: "Sie haben neues Karma auf sich geladen, was uns um Sie wirklich leid tut."

Ragaz ließ sich nicht beirren und packte über Adamski aus, u.a. zitierte der das Monatsbulletin Disc Digest des holländischen UFO-Klubs "Dutsch Interplanetary Scientific Center" aus Den Haag. So griff er Nr. 3/1959 auf, worin die dortigen UFO-Forscher ausführten, dass es Adamksi’s einziges Ziel sei, "eine Botschaft an die Menschheit zu verbreiten und die ganze Orthon-Fabel nichts weiter als Dekoration darum ist. Eine Zusammenkunft mit diesem 'Messias' zeigt, dass er in einer Welt der Phantasien, seltsamer Illusionen und Einbildungen lebt. Und eine Clique neurotischer Personen, denen logisches Denken abgeht, spornt ihn dabei an... Wer ihn und seine 'Kosmische Stimme' unterstützt, bereitet der ernsthaften Forschung das Grab." Auch wenn UFOlogen gerne eine ganz und gar andere Vorstellung über den Besuch Adamski's beim niederländischen Königshaus verbreiteten, war doch die offizielle Erklärung hiernach: "Adamski's Erzählungen sind völlig unglaubhaft." Schließlich nannte Ragaz überhaupt "die Botschaften irgendwelcher unbekannter Raumwesen ein leeres Geschwätz" und distanzierte sich von einem bestimmten "moralphilosophischen Blatt", welches weiterhin den "schönen Illusionen mit allen Mitteln" nachhängt und dessen Leser inzwischen "Sturm laufen" weil der Weltraumbote sich nun von Adamski und Co KG absetzte. Und es wurde noch schärfer. Anfang der 60er griff langsam die Kritik und Verurteilung des ganzen Kontaktler-Gewäschs um sich. Im UFO Critical Bulletin (erschien in Sao Paulo, hatte aber wenig mit ufologischer Kritik zunächst am Hut) wurde schließlich von seinem Herausgeber Dr. Faria frustriert geschrieben, dass die Kontaktler fliegen können wohin sie wollen, aber nicht behaupten sollten auf der Venus gewesen zu seien und vor allen Dingen darüber keine Bücher schreiben: "Die wirtschaftlichen Gelüste der angeblichen Kontaktler wie Adamski, Kraspedon, Rossi, Villanueva oder Menger sorgen dafür, dass das ganze UFO-Gebiet ins Lächerliche gezogen wird." Alsbald warf er deswegen auch das Handtuch. Tatsächlich gab es daraufhin auch erste Stimmen die konsequenterweise auch äußerste Vorsicht bei den "angeblich beobachteten Landungen" von Fliegenden Untertassen forderten, weil sich bereits "zuviel ins Reich der Märchen" auf dem UFO-Gebiet verlagerte, was von zu vielen UFOlogen nach wie vor zu ernst genommen werde. Genauso wie die Kontaktberichte stellten derartige UFO-Geschichten eine "derartige Zumutung für den skeptischen Durchschnittsbürger dar, dass es sehr begreiflich ist, wenn er dies alles als die tollsten Münchhausenideen ansieht", die von einem "literarischen Gangstertum" ausgegeben werden, "welches aus der Wundersüchtigkeit der Menschen skrupellos Kapital schlägt": "Je ungewöhnlicher die behauptete Erscheinung, desto zuverlässigere Bezeugungen muss man verlangen. Das muss eiserne Forderung für die UFO-Forschung werden. Nur so kann sie ein solides Fundament erhalten." Dies schrieb etwa Mitte 1960 Friedrich Baumgartner im Weltraumboten nieder, doch leider hat sich bereits damals kaum jemand in der UFOlogie daran gehalten.
 
Genauso wenig wie an Ragaz neue Linie, "auf vorgeprüfte Informationen umzuschalten, um ein sachliches Informationsblatt zu liefern, welches natürlich einen entsprechend höheren Wert für den UFO-Forscher hat, der die Sache selbst von Ungeklärtem und Phantastischen entkleidet". Gleichsam aber sah er auch das Problem, dass es zu viele Unkritische gibt, "die alle schönen Märchen allzu gerne glauben und fördern und dadurch zur Prüfung unfähig geworden sind". Alle ungeprüften Informationen seien demnach ab sofort bestens nur noch "statistisches Material", welches ansonsten dem "Unterhaltungsbedürfnis" diene sowie den "Reiz des Abenteuerlichen" befriedige. Als dann noch der Wiesbadener UFO-Kongress vom 22. - 24. Oktober 1960 abgefeiert wurde, war es ganz aus. Reinhold Schmidt, der zunächst vom Weltraumbote  zwei Jahre vorher noch groß herausgestellt worden war, wurde nun ein "gutmütiger, aber doch recht leichsinniger Schwätzer" genannt, nachdem ihn Ragaz erleben durfte - "seine Beteuerungen verdienen wenig Beachtung" war der Ratschlag. Carl Anderson, der das berühmte Untertassen-Modell von seinem Freund Otis T. Carr mitgebracht hatte und zu welchem Hermann Oberth gebetenerweise einige Ausführungen in Form einer Übersetzung einer Funktionsbeschreibung zu machen (von der er zugestand, selbst nichts zu begreifen), fiel als Märchenerzähler ebenso glatt durch.
Auch wenn in den UFO-Nachrichten Nr. 52 behauptet wurde, dass der von Anderson mitgebrachte außerirdische Heilstein eine "unerhörte Tiefenwirkung" bei einer Dame im Rollstuhl durch bloßes Handauflegen hervorgezaubert haben solle, so konnte Ragaz dies keineswegs bestätigen, da die Frau auch späterhin weiterhin im Rollstuhl sich durch die Konferenz quälte. Frau Elisabeth Weindt aus Goslar fiel als deutsche Kontaktlerin sogar ganz durch ("einfach nur Einbildungen an die sie selbst glaubt"), auch wenn die DUIST sie intern als den "sichersten deutschen UFO-Kontaktzeugen" vorstellte und sie auf die Stufe von Howard Menger und Elisabeth Klarer hob. Auf die Versicherungen der Kontaktler, dass dies alles authentisch und echt sei was sie aussagten gab Ragaz nun nichts mehr, gerade auch nach dem Besuch in Wiesbaden.
 
Fortgelaufen wäre der Herausgeber des Weltraumbote am liebsten beim Vortrag von Claere Mueller, die einen unendlich langen und mühsamen Vortrag über ihre letzten Erfahrungen und Ereignisse auf dem Gebiet der UFOlogie zu einem Appell an die Anwesenden überführte, das Wissen um die Realität der Untertassen und die Mission ihrer Erbauer zu verbreiten, weil der Planet Erde vor schweren Stunden läge und "Dunkelmächte" eine Katastrophe planten... Gefolgt wurde dem von einem wiederholten geistigen Kollektivanruf durch die versammelte UFO-Gemeinde an die Venusier. Gesehen hatte Ragaz von denen dann aber überhaupt nichts, während andere Teilnehmer scharenweise "neue Vibrationen von kosmischen Liebestrahlen" verspürten, die die Planetarier als Gruß an die UFOlogen abgeschickt hatten.
 
Die Folgen waren schmerzlich und das Ende kam schnell - und in weiten Teilen kommt es mir ganz bekannt aus eigener Anschauung dreißig oder vierzig Jahre später vor:
 
Immer öfters schrieben Leser, dass sie den Weltraumbote nicht mehr weiter abonnieren werden oder das Abo sofort einzustellen sei, weil dort die "ausreichenden Beweise in Form der beeindruckendsten Bericht von sicheren Zeugen desavouiert" würden. Konkret ließ man nichts auf den "grundehrlichen und ehrenwerten Prof. Adamski" kommen, der hier mittels Verleumdungen "arg beschmutzt" worden ist. "Verstandesmenschen, die den Geist totschlagen, können geistige Dinge, die mit dem Glauben, mit dem Herzen erfasst werden müssen, nicht verstehen, solche werden also als sture Gegner der Wahrheit auftreten und von diesen will ich nichts mehr wissen", verabschiedende sich eine Person in der Seele tief betroffen über das Drama des Wandels im Weltraumbote. Ja, Ragaz selbst wurde nun "Polemiker" und "Scharlatan" genannt, was er bringe sei "gehässige Kritik" und "ohne jede Grundlage", "so etwas gebührt sich nicht" weil es "unseriös" sei und "seriöse Kontaktler" anzufeinden sei sowieso "unter der Gürtellinie", "geschmacklos". Eine Dame riet an, dass der Herausgeber sich mit der "Rosenkreuzer-Philosophie" beschäftigen solle, weil er nur dann die "UFO-Angelegenheiten" verstehen würde und wunderte sich wie er "nur den früheren Geist verlieren haben können", deswegen "interessiert mich der Weltraumbote nicht mehr". Zu hören war auch der Vorwurf, dass auf diesem "puren Skeptizismus nur Grüppchen ohne Kraft" bauen können während man nur mit dem "gesunden Menschenverstand" (gemeint ist damit der reine Wille-zu-Glauben, also die totale Verdrehung) das alles begreifen mag.
 
"Unsere letzte Ausgabe" erschien dann mit Nr. 68/69 für Nov./Dez. 1961, "weil die Nerven des Herausgebers stark belastet worden waren" und das "Publikumsinteresse" geschwunden sei. Nicht nur das Heft wurde eingestellt, sondern Ragaz hatte offenbar völlig die Nase vom Thema voll, weil er extra betonte, keine weitere Korrespondenzen in dieser Frage mehr führen zu wollen. Wahrheit und Klarheit obsiegte hier, hatte aber genau die gleichen fatalen Folgen wie ein Fangschuss für den gehetzten Hirsch im Wald – es brachte das Ende ein. Die UFO-Nachrichten dagegen liefen weiter, weil sie "eine Weltfundgrube für Wissende, eine Sonderklasse für Lernende" war, bei deren Lesen "schon nach den ersten Zeilen" einem "eine nie erkannte Erschütterung überkommt, sodass ich weinte und betete zugleich" wie Leser M. H. aus Frankfurt in Ausgabe Nr. 292 eingestand.  

Ende

 

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