"Außerirdische" Kornkreise durch Hollywood-Knaller- Film in aller Munde: SIGNS mit Mel Gibson kehrt ein eigentlich abgelutschtes Thema wieder hervor - Hintergründe zum Cropcircle-Phänomen

Ein Übersichtsartikel von Werner Walter, erreichbar über e-Mail: [email protected]


Eigentlich sollte auch dem letzten Freund des Fantastischen spätestens seit "Monty Python" klar sein, dass die als Exzentriker bekannten Briten eine sehr eigene und sehr eigenartige Kultur haben und wohl kaum sonst wo dieses Rätsel im Feld auftreten konnte. Nessie, Feen und Elfen sind genauso ein typisch britisches 'Produkt' und ähnlich unangreifbar wie der britische Humor oder gekochtes Hammelfleisch in Pfefferminzsoße. All dies ist für die Briten real. Für einige ist die Beschäftigung mit den sagenhaften 'Materialisationen im Kornfeld' sogar zum Lebensinhalt geworden, andere suchen eher nach Erklärungen statt nach himmlischer Erkenntnis.

Ganz Deutschland wartet auf den 12.September 2002 - dann startet in Deutschland ein amerikanisches Filmspektakel mit Mel Gibson in der irdischen Hauptrolle, in der außerirdischen Hauptrolle stehen merkwürdige Zeichen in Kornfeldern. Der Film heißt SIGNS (Zeichen) und die Wunderzeichen im Korn nennt man Kornkreise (Cropcircles). Sind komplexere Zeichen ins Feld gesetzt, so haben sie den Begriff "Prikogramm". In den USA hatte SIGNS ein sensationelles Startwochenende am 2.August hingelegt - 60 Mio $ wurden kassiert. Und Regiesseur M.Night Shyamalan wurde von der Zeitschrift NEWSWEEK bereits zum "neuen Spielberg" ausgerufen. Tatsächlich stehen die Chancen nicht schlecht, dass der anstehende Mystery-Thriller SIGNS zum Kultfilm ähnlich wie "Unheimliche Begegnung der dritten Art" von Steven Spielberg (1977) wird. Wie auch immer, SIGNS wurde laut dem THE BOSTON GLOBE inzwischen zur "Goldmine für Bücher, Dokumentationen und TV-Shows". Auch wenn das Kernphänomen, eben die Kornkreise, hauptsächlich ein exzentrisches britisches Phänomen sind (und offenkundig seit ein paar Jahrzehnten der Gegenentwurf zur Wandschmierer-Szene der so genannten 'Graffiti'-Kunst aus New York darstellt), so haben sie sich weltweit ausgebreitet. Doch nirgends gibts es die Perfektion und Schönheit der britischen Kreise - die auch nur in einer schmalen Zone in der Grafschaft Wiltshire auftreten.

Auch wenn behauptet wird, dass die Kreise im Korn schon vor über 100 Jahren auftraten und z.B. der Holzstich vom "Mähenden Teufel in Devon" als "Beweis" ins Feld geführt wird - so muss man da schon genauer hinschauen, ob dies auch wirklich stimmt. Der Devon-Teufel z.B. hat eindeutig eine Sichel in der Hand und mäht im Kreise, nur halt eben auf einer Graswiese und nicht im Kornfeld*. Zudem sind die Kornkreise, wie wir sie heute kenen, auch nicht niedergemäht - sondern niedergewalzt. Genauso muss man alle so genannten "Anomalien" genauer betrachten, die angeblich vereinzelt in den Kreisen der Moderne auftreten - einfach auch aus dem Grunde heraus, weil die ungeheuere Faszinations- und Anziehungskraft der Gebilde hauptsächlich Esoteriker und Wundergläubige herbeilockt, die schon immer besondere subjektive Sensibilität besitzen und aufgrund ihrer Erwartungshaltung (plus Wunschdenken!) Dinge erleben, erfahren und erspüren, die eine andere Person direkt nebenan nicht wahrnimmt. Sie kennen das Beispiel von Sensitiven namens "Wünschelrutengeher". Trotzdem, die "Evolution" der Kreise und Zeichen macht jedes Jahr neue Gebilde auf, die allein vom Betrachten her schön, kuntsvoll und geistig anregend sind - ansonsten aber ganz harmlos. In der Geschichte des Spiritismus, der Theosophie, der UFOlogie und ähnlicher Episoden ist ein bestimmtes Muster zu erkennen. Eine Reihe seltsamer Geschehnisse zieht stark die Aufmerksamkeit auf sich und regt die Vorstellungskraft an. Ein solches Phänomen zieht nicht nur ehrliche Menschen an, sondern auch alle Arten von Fälschern und Verrückten, Betrügereien, Schwindel und Desinformation überschwemmen das Phänomen, bringen es in Mißkredit und schrecken vorsichtigere Forscher ab.

*= Hier muss man auch berücksichtigen, dass die britische Folklore voller Geschichten über so genannte "fairy rings" (Feen- oder Hexenkreise) ist - auch diese tauchen auf Graswiesen auf. Doch es handelt sich hierbei um kein übernatürliches Phänomen, sondern um einen kreisförmig sich ausbreitenden Pilzbefall.

Bereits im Oktober 1983 der englischen UFO-Zeitschrift THE PROBE REPORT berichteten Ian Mrzyglod und Terry Chivers einige interessante Hintergründe zu den "UFO-Nestern", die nicht umsonst nahe Warminister, dem alten UFO-Mekka der Nation, erschienen. Vorher bereits hatten Presse und TV die "Kreis-Saga" ausgeschlachtet bis zum geht nicht mehr - und das Kaltschblatt DAILY EXPRESS führte den ganzen Wirbel an. Ken Rogers von von der Gruppe 'British UFO Studies' nutzte den ganzen Rummel trefflich, um zum "Warminster Skywatch Festival" zu rufen und als Jenny Randles die natürliche Herkunft der bis dahin schlichten Kreise in den Medien betonte, erlebte sie quer aus dem ufologischen Lager starke Anfeindungen. Dennoch, das "UFO-Fieber" ging im Westcounty um und man fand noch und noch UFO-Kreise. Bereits damals hatte der kleine, regionale SWINDON ADVERTISER davor gewarnt, dass eine ganze Reihe von Kreisen Fälschungen sind und Alan Shephard, ein örtlicher Landbesitzer, hatte gezeigt, wie man solche "Spuren" produzieren kann. Selbst Reportern des DAILY EXPRESS führte er dies vor, die aber zogen es vor, darüber lieber nicht zu berichten, weshalb das Massenpublikum auch niemals etwas in dieser Richtung in den 80er Jahren erfuhr. Wenig bekannt ist, dass sogar aus den USA J.A.Hynek vom 'Center for UFO Studies' anreiste um sich die Sachen anzuschauen, weil ihm natürlich die Warminister-Story aus den 60er Jahren noch bestens bekannt war. Dies gab der UFO-Deutung nochmals gewaltigen Schub. Wichtig ist zu wissen, dass diese erste Kornkreis-Zeichen-Welle direkt an die Warminster-Geschichte angeknüpft wurde und man an Ort gerne über die vielen "unheimlichen Begegnungen von Warminster" 15 oder 20 Jahre früher schwelgte- basierend übrigens auf einer ganzen Reihe von Schwindelgeschichten und Foto-Fälschungen.

Das Wunder im Kornfeld lebt davon, dass es tatsächlich massenattraktiv erfahrbar ist, man es betreten und erfühlen kann - anfassbar ist es und wer will kann ich mittens ins 'himmlische Kornbett' legen und Jürgen Drews Ballermann-Schlager neuen Sinn geben. Sie kennen das so genannte "Marsgesicht"? In den Kornkreiszeichen manifestiert sich soetwas quasi auf Mutter Erde. Und vor allen Dingen auch in einer Ära auf der Zeitachse wo neben der Debatte über das vorgebliche "Kunstgebilde in Gesichtsform auf dem Mars" weitere phantastische Themen auf der Agenda standen: 1989-1991 die "Fliegenden Dreiecke" (das neue UFO-Segin nach den alten Untertassen) von Belgien und die erste TASS-Meldung über eine angebliche UFO-Landung in Woronesch. Zu einer Epoche als das Channeling neue Himmelsbotschaften den UFO-Spiritisten brachte und ufologische Großveranstaltungen die Massen anzogen.

Der Spannungsbogen dieser immer komplizierter werdenden Korn-Erscheinungen ist durch wuchtig daherkommende, spannende 'Erklärungen' aufgemacht - in einer Zeit des mystischen Geschwätz an allen Ecken. Die Weiterentwicklung der schlichten Kornkreise zu Bilder im Korn (Piktogrammen) wurde geradezu 'programmiert' in dieser affektierten Zeit. Die einen lieben es Außerirdische für die Zeichen im Korn als Botschaften von ihnen verantwortlich zu machen, andere kommen wissenschaftlich-klingender daher und haben es von "Plasma-Wirbel" und "Magnetfelder" als Nebenprodukt des "Kugelblitz" - wobei niemand weiß ob es Kugelblitze überhaupt wirklich gibt. Ein Rätsel wird durch ein anderes Rätsel erklärt? Dies ist selbst für mich als wissenschaftlichen Laien unglaublich. Glaubwürdiger hingegen ist schon, dass die ganz einfachen und schlichten 'ersten' und nur wirklich vereinzelt auftretenden niedergedrückten, kreisrund angelegten Strohhalmflächen durch Windschlag überhaupt entstanden. Soetwas kann man eigentlich fast in jedem Kornfeld sehen, aber doch meistens sind diese Windschläge doch eher unsymmetrisch. Soetwas kennen wir alle.

Die Kornkreis-Fans ("Croppies" wie sie sich selbst nennen, jene die irgendwie dem Geschenk des Himmels in Gottes freier Natur huldigen) kommen als "Cereologen" wortgewaltig daher, UFO-Fans als "UFOlogen". Doch die meisten sind einfach hier da und nur Hobbyisten. Einige wenige sind tatsächlich Wissenschaftler - natürlich auf einem ganz anderen Gebiet, da weder "Cereologie" noch "UFOlogie" anerkannte akademische Studienfächer sind. Sie fischen also genauso im Drüben wie Onkel Karl und Tante Emma auch, sind meistens sonst noch weltfremder als diese bei ihrem 'überirdischen' Hobby (welches sie natürlich formal geschickt mittels dem 'Uni-Bluff' einzupacken verstehen) und fallen auf Banalitäten wohl schneller herein. Beispiel: Der ganze Spiritismusspuk des ausgehenden 19.Jahrhunderts, wo "anerkannte Personen der Gesellschaft" reihenweise auf Taschenspielertricks von Gauklern hereinfielen und versuchten aus diesem unerkannten Trickbetrug sogar eine PSI-Wissenschaft zu machen. Als die ESOTERA in Nr.12/1989 sich den Kornkreisen annahm, meldete sich alsbald von Ludwiger mit einem Leserbrief zu Worte, da er zur MUFON-CES-Arbeitstagung in Stuttgart (21.10.1989) hierzu vorgetragen hatten. Er verband hier die Kornkreise und Piktogramme mit "der schwer zu beschreibenden sechsdimensionalen einheitlichen Quantenfeldtheorie des Physikers B.Heim. Nach dieser könnte es sich bei Kugelblitzen und Mini-Wirbelstürmen um die physikalischen Wechselwirkungen von sog. Aktivitätenströmen handeln, die normalerweise nur in der fünften und sechsten Dimension auftreten. Projizieren sich solche Trans-Strukturen in den physikalischen Raum, so erscheinen sie als Quellen von Energie, und es kann zu Lichterscheinungen oder Luftwirbeln kommen". Ich dagegen brachte ebenso einen Leserbrief ein und "machte es mir einfacher": Es sind die Spaßprodukte von künstlerisch veranlagten Scherzvögeln in unseren bekannten drei Dimensionen. Konkret bezog ich mich hierbei auf einen ARD-Tagesthemenbeitrag aus England vom 10.Oktober 1989 wo genau solche Kornkreis-Spaßvögel aktiv bei der Arbeit gezeigt worden waren. Wieder zeigte sich hier das man keine höheren Dimensionen herbeiziehen muß, wenn nur ausreichende Informationen aus der realen Welt besitzt. Das innere Bedürfnis, Kornkreise so zu interpretieren, wie die selbsternannten Experten der damaligen Zeit es taten, und die Bereitschaft, diese Interpretationen als Wahrheit aufzunehmen, ergänzten einander perfekt. Man verstand sich und mochte hoffen, mit den Kornkreisen vielleicht endlich den ersehnten Beweis gefunden zu haben, dass wir nicht allein im Universum sind, oder noch besser, dass wir Zeugen eines göttlichen Fingerzweigs waren, der den längst fälligen Paradigmenwechsel pünktlich zur Jahrtausendwende furious in Szene setzte.

Der Mythos von den Kornphänomenen lebt auch davon, dass in den 'ersten Tagen' teilweise genauso bizarre Erklärungen aus der Fachwelt (welche auch immer dies sein mag) hierfür kamen, die mindestens genauso lustig waren wie die Ausführungen der "Cereologen": geile Reh-Böcke oder Igel auf Kreismarsch seinen dafür "ohne Zweifel" verantwortlich. Unglaublich, wirklich. Wenn also diese Erklärungen nicht glaubwürdig waren, was blieb dann also übrig - nur das Überirdische! Und dann man »Fliegende Untertassen« mit einem ganz festen Vorstellungsbild belegt (soetwas wie zwei bauchige Kaffeetassen-Untertassen an ihrem Rand aufeinander gelegt), passte diese Lösung noch am besten für die teilweise recht großen Kreise im Korn. Kleinere Nebenkreise sahen dann aus wie die von der Untertasse ausgefahrene Landebeine. Hat doch was für sich! Und genau an diesem Punkt Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre, wurde die ganze Kornkreis-Hysterie wirklich vital. Genau deswegen - Außerirdische sind gelandet und hinterließen ihre Spuren. Dumm nur, dass die begleitenden UFO-Landungsberichte fehlten und sie bis heute nicht aufkamen. Später kam man daher also auf die Idee, dass die Außerirdischen die Zeichen via elektromagnetischer Strahlen von weit oben herab herunterbeamen. Übrigens: Bereits 1983 gab John Wilson in Kanada das Büchlein »Mosaic and tesselated patters - How to create them« heraus, welches unter der Hand überall von Kornkreis-Freunden gelesen wird und eine Bedienungsanleitung zur Erstellung der diversen komplexen Piktogramme ist. Erst im Sommer 2000 entdeckte ein deutscher Kornkreis-Freund dies in Händen eines anderen Kornkreisforschers bei einem Englandbesuch und staunte nur noch als er darin die Erklärung für "gefeierte" Piktogramme der letzten Jahre fand.

Wem das zuviel war und nach "wissenschaftlichere" Theorien für die Entstehung der inzwischen recht schnell und Jahr für Jahr komplexer werdenden Zeichen im Kornfeld suchte, verhakte sich auf der windigen Lösung - wenn auch diese auch immer exotischer wurde. Zunächst wurden kleine Wirbelwinde für die schlichten einfache Kreise verantwortlich gemacht, doch die Kreise wurden dann zu komplexen Gebilden - sogar mit scharfen Ecken und Kanten. Also hielt dieser "Klimaexot" nicht mehr durch und verlor an Luft. Dann gab es Tageslichtvideoaufnahmen von kleinen "UFO-Kugeln", die da durch die Gegend über dem Korn ziehen - die einen sahen diese einfach nur als Luftballons oder heliumgefüllte Folienballons an, andere natürlich als "Spionage- und Aufklärungs-UFOs". Wissenschaftler machten sich einen Kopf über Phänomene im Sinne von ganz besonderen "Kugelblitzen" bzw deren bisher unbekannt gebliebenen Mitsommer-Mutanten. Daraus entwickelten sich Vorstellungen über "Plasma-Wirbel" und deren Magnetfeldausstrahlungen, die die schönen Gebilde im Kornacker halt irgendwie erzeugen.

Natürlich, wir sind immer noch in England - während inzwischen aufgrund der medialen Publizität der ganze Globus (mehr oder weniger) von den Zeichen erfasst wurde. Leider mit einem Schönheitsfehler. Nie wurden z.B. in den USA, Russland, Japan, Israel und Deutschland die Ringe und Gestalten im Acker so schön; und plötzlich gab es sie auch im Reis, Raps oder wie bei Mel Gibson´s Film im Maisfeld. Von "Eiskreisen" auf ansonsten zugeforenen Weihern mal ganz zu schweigen. Doch all diese "ausländischen" Alien-Signs hatten meistens eine schlechte "performance" und sahen einfach nur billig gemacht aus. Überall gab´s alsbald den Schwindelverdacht. Nur in England wurden die Zeichen immer aufwändiger und schöner. Hier hatten sich richtige Meister entwickelt - Meister mit unterschiedlich-entwickelten Kunstfertigkeiten.

Damit trat auch langsam die Kornkreis-Apokalpyse ein. Im Sommer 1990 gab es die erste große Welle von medialer Kornkreis-Phänomen-Beachtung weil immer neuere und aufwändigere Strukturen ins Korn gelegt wurden. Es gab richtiggehend eine "Explosion" von Piktogrammen - aber dies will niemand verwundern, wenn man weiß, dass große Londoner Klatschzeitungen wie THE PEOPLE in Titelaufmachern 'Bauanleitungen' ("How To Make Those Corn Circles") mit bunten Anleitungsgrafiken abgedruckt hatten. Eine richtige Euphorie wurde losgetreten. Leute wie der ARD-Korrespondent Jürgen Krönig oder der BBC-Dokumentarfilmer John Macnish wurden zu "Überzeugten". Auf sie baute die ganze sich inzwischen aufziehende Kornkreis-Fanbewegung. Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Beide wurden ernüchtert und erfuhren die kalte Dusche. Schon seit Jahren sind sie aus der Sache ausgestiegen und haben längst "das letzte Kapitel in einer aufregenden Story bestehend aus Phantasie, Schwindel und Narreteien" zugeschlagen. Macnish selbst gelang es mit einer professionellen Kamerausrüstung speziell für Nachtaufnahmen erstmals Menschen als Erzeuger von großformatigen Kornkreisen zu ertappen. Von Kornkreisen, die am Tag darauf dann von "wissenschaftlichen Experten" wie Pat Delgato als echt ausgegeben wurden - natürlich waren und sind die Erscheinungen im Korn alle "echt". Doch zwischen "echt" im Sinne eines paranormalen und ansonsten unirdischen Phänomens und "echt" im Sinne eines kreativen, künstlerischen Aktes ist schon ein gewichtiger Unterschied. Genauso ist es übrigens auch bei den schönen Bildern von Fliegenden Untertassen, von denen die allermeisten als kleine Modelle entweder am Faden aufgehängt oder durch die Luft wie ein Frisbee segelnd aufgenommen wurden. Und zu denen es dann "wissenschaftlich-klingende" Expertisen gibt, wonach diese Objekte nur absolut exotische Fremdobjekte sein können...

Im September 1991 rappelte es dann zusätzlich in der Kornkreis-Enthusiasten-Szene. Zwei "Korn-Greise" (Pensionäre) namens Doug Bower und David Chorley erklärten in der Zeitung TODAY wie sie nach ihrem freitäglichen Pubbesuch immer wieder in die Felder hinausgingen und mittels Trittbrettern loslegten um außerirdische Zeichen zu setzen. Dies demonstrierten sie vor den TV-Kameras der Welt. Die Kornkreis-Szene war geschockt - und es kam wie immer in solchen paranormalen Anomalisten-Kreisen zur typischen Reaktion: "Nein, nein, nein - das darf und kann nicht sein!" Nie und nimmer könnten zwei alte Männer für alle Kreise verantwortlich sein, dazu gab es inzwischen viel zu viele. DOCH: Doug & Dave (D&D) haben dies auch nie behauptet, sondern sie enttarnten sich nur als Produzenten einiger Kreise bzw Pikotgramme. Sondern sie verwiesen darauf, dass es weitere Kornkreismacher gibt. Krönig und Macnish waren erschrocken über das Tempo der beiden alten Herren und der demonstrierten Übung in dieser Aufgabenstellung. D&D zeigten deutlich, wieviel Praxis sie in der Erstellung von Kornkreisen besaßen. Die hier versammelte Gläubigen- und Experten-Gruppe fand sich plötzlich nurmehr zusammen, um sich gegenseitig moralischen Halt zu geben, weil die beiden alten Männer ihren tollsten Phantasien den entscheidenden Schlag geben sollten, um die ganze Mythenwelt der Kornkreise über den Abgrund treten und abstürzen zu lassen.

Und die September 1991-Ausgabe der Zeitgeist-Postille TEMPO griff sich "Kornkreise: New Age im Weizenfeld". Die Tatsache, dass die Kornreife und die Sauregurkenzeit zusammenfallen, legte verständlicherweise den Schluss nahe, dass es sich bei den alljährlich im englischen Sommer auftauchenden riesigen Kreisen und anderen Mustern in reifen Kornfeldern um von den Medien dankbar aufgegriffenen Unfug handle. Die Journalisten Matthias Horx & Dieter Zinn machte sich auf ins britische Wunderland. Sie stellten fest, dass um diese Piktogramme sich der "bizarrste New Age-Kult seit Mariä Himmelfahrt" entwickelte und in dem Scharlatane sich in dieser Earth Mysteries-Bewegung tummelten um zu einer Art Esoterik-Open Air-Messe für eine Menge Neugieriger und skurriler Typen aufzurufen, die einfach alles glaubt und in der niemand auf die Idee käme, dass man ihnen landesüblichen Döntjes erzählt. Hierbei gedeiht die Wundergläubigkeit am besten und wenn man in der Kneipenhochburg der angereisten Kornfeldjünger, dem "Waggon and Horses", dann mit allerlei exzentrischen Storys konfrontiert wird, die hier sorglos von "verdächtigen Typen", "einer verrückter als der andere", ausgeplaudert werden, dann geht die Post ab. Horx & Zinn beobachteten dabei auch: "Vorneweg wie immer: die Deutschen." Die beiden begegneten dem Bauern Shepard (auf einen Tipp hin von Robin Allan von den Wessex Skeptics an der Uni Southampton), der selbst Kreise fertigte: "Regelmäßige Kreise mit scharfen Rand, in dem das Korn spiralförmig nach außen gebogen ist, sanft niedergelegt, in einzelnen Strängen, fast so, als hätte man es ineinander verflochten". Er zeigte ihnen wie es geht und dann legten sie selbst zur "Kornkreisproduktion" die Hand an - den Bauplan druckten sie nebst Fotobeweisen gleich mit ab. Später schauten sie Allen und seinen Kollegen bei der Arbeit für das US-Wissenschaftsmagazin NATIONAL GEOGRAPHIC zu, wie sie ein 100 Meter langes Piktogramm ins Getreide treten. Alle hatten ihren Spaß, auch die die sich mit der Wünschelrute aus Kleiderbügel-Draht in der Hand ganz wissenschaftlich gaben um dann auf einem Druidenhügel sich einen Joint zu drehen und sich volle Dröhnung Pink Floyd aus dem Ghetto-Blaster geben. TEMPO abschließend: Die Kornkreise sind ein "wundersamer Selbstläufer-Mythos, ein metaphysisches Perpetuum mobile, ein Spiegelkabinett, in dem alle gleichzeitig als Opfer und Täter fungieren. Andererseits gruselt´s uns: Wahrscheinlich könnte man selbst auf einem alten Socken eine Religion gründen. Das Leben des Brian. Im Kornfeld."

Bereits die beiden "Korn-Greise" gestanden ein, dass die Leute glauben sollten, die Kreise seien durch UFOs oder irgendetwas Übernatürliches entstanden! Daran hatten sie ihren Spass. Und sie mischten sich fleissig unter die Fans und diskutierten immer wieder im Nachhinein mit ihnen, um deren Fantasien weiter anzuheizen. Zu ihren Spitzenleistungen zählte Ende Juli 1991 das Muster namens "Mr.Curlyman", welches sofort von den Experten als "authentisch" bezeichnet wurde, weil es so fein herausgearbeitet war - kein Wunder, D&D hatten es in einer hellen Vollmondnacht produziert und damit natürlich freie Hand für eine saubere Arbeit. Man warf D&D vor, sie würden mit finsteren Absichten für die britische Verteidigungsministerium arbeiten, um die ernsthafte Kornkreis-Forschung lächerlich zu machen. Dies ist immer der letzte Ausflucht und schnell spannt man neue Fäden um über die paranoide Verschwörungsschiene neue Interessen am Thema aufzubauen. Gepaart mit den Verschwörungs-Spinnereien rund um den ufologischen Roswell-Zwischenfall und der Area 51 in eben genau dieser Zeitachse funktionierte die Nummer und förderte den ganzen Spuk zusätzlich. Und führte diese immer weiter von der Wirklichkeit weg.

Irgendwie war die 'Menschheit' von verrückten Vorstellungen in dieser Zeit besetzt. Rationalität hatte keine große Chancen. Etliche der Veteranen und viele der weniger festgelegten Kornkreisenthusiasten gaben die Sache verärgert oder desillusioniert auf - und zogen vom Feld. Viele Neueinsteiger wollten das Rad wieder neu erfinden und füllten die Lücken prächtig auf. Die erfahrenen Experten, die in früheren Jahren nicht gezögert hatten, die meisten Kreise und Piktogramme als nicht menschlichen Ursprungs zu identifizieren, verloren ihre Selbstsicherheit und mussten sich darauf beschränken zu raten. Niemand war ab sofort in der Lage, sicher zu sagen, ob ein bestimmter Kornkreis "echt" oder von Menschen angefertigt war (was ihn ja nicht "unechter" macht). Nur die Wünschelrutengeher und jene Okkultisten die mit geheimnisvollen Kästen (früher auf den alten Jahrmärkter "black boxes" genannt) im Acker herumspazierten wussten es natürlich ganz genau...

Hintergrund und Erklärung des Weshalb: Doug lebte von 1958 bis 1966 in Australien wo es in Queensland 1966 bei Tully bereits derartige "UFO-Nester" in sumpfigen Schilff-Lagunen gegeben hatte, die für weltweite Schlagzeilen sorgten und von gelangweilten Farmern erzeugt worden waren. Doug: "Als ich dann wieder in England war, begann ich mich mit Dave an jeden Freitagabend in einem Pub zu treffen und wir überlegten uns Kunstaktionen. Über einigen Drinks überlegten wir uns ganz verrückte Sachen. Zehn Jahre später saßen wir wieder in einem Pub nahe dem Cheesefoot Head und dachten darüber nach, wie wir uns etwas zum Lachen verschaffen könnten. Zu der Zeit sprach man hier über UFOs und da erinnerte ich mich an die Tully-Story..." Kurz gesagt: D&D begannen 1978 mit ihrer Kunst, genau in jenem Jahr als die ersten britischen Kreis-Formationen als mysteriös verstanden wurden und auch fotografisch belegt sind. 1981 entdeckten D&D den Punchbowl am Cheesefoot-Head nahe Winchester als natürliches Amphitheater, da hier tägliche Tausende Autofahrer vorbeifahren und freie Sicht auf die davorliegenden Weizenfelder haben. Damit begann die "Circlemania".

Hinter den Kulissen wurde deutlich, dass da weitere Leute ihre Zeichen ins Kornfeld traten. Heimlich natürlich. Eine andere eifrige Gruppe bestand aus 'Spiderman, the Snake & Catwoman'. Alias: Rob Irving, Jim Schnabel* und Pam Price. Zur Tarnung gaben sie sich als Kornkreis-Forscher aus. Auch sie lachten sie heimlich in den Strohhalm, wenn sie die anderen "Experten" narren konnten und auf falsche Fährten führen. Diese unheimlichen Drei standen im Wettbewerb mit Studenten der Universität von Wessex, den so genannten Wessex Skeptics um Robin Allen. Irving, Schnabel und Price gaben sich Macnish zu erkennen und dieser ließ sich von ihnen zeigen, was sie zu leisten imstande waren: Er staunte nur noch und gab seine ursprüngliche Überzeugung an den Glauben an eine anomale Herkunft der Zeichen endgültig auf. Macnish lieferte dann ein Video ab, welches in sich hat: "Cropcircle Communique II: Revelations - The Answer to the Mystery of the Cropcircles". Diese wirklich augenöffnende Dokumentation bekam leider (wie üblich bei Fällen von Enttarnungen und Aufdeckungen in diesen zweifelhaften Gebieten) nur den Mantel des Schweigens von der Szene übergehängt und man favoristierte lieber solche Videos wie "Das Mysterium der Kornkreise - Spricht eine andere Welt zu uns?" aus dem Verlag Michael Hesemann. Zu diesem Zeitpunkt war die Thematik zu einem großen Geschäft geworden. Merkmal: Alles Geheimnisvoll halten und damit Erfolg haben. Auch nichts Neues, nur das Produkt war neu.

*= Schnabel packte in seinem Buch »Round in Circles - The Latest Crop Circles Sightings« 1994 bei Prometheus Books, New York/USA, über seine Erfahrungen aus. Da bleibt kein Auge trocken. Im selben Jahr veröffentlichte der gleiche Forscher das Buch »Dark White - Aliens, Abductions, and the UFO Obsession« bei der Penguin Group um für neue Tränen in der "UFO-Entführungs-Szene" zu sorgen.

Erstmals mussten auch Kornkreis-Enthusiasten zugestehen, zunächst erst einmal herunterspielend: Etwa 10 Prozent der Kreise sind von Landart-Künstlern gemacht. Mehr wollte man noch nicht zugestehen, um selbst nicht gefährdet zu werden und die menschlich-herbeigeführten Zeichen als "Randerscheinung" in die Ecke zu stellen. Doch da es eine "Explosion" von Kornzeichen-Bildern gab wurden die "Sachverständigen" immer öfters herausgefordert - und immer öfters gaben sie "Fälschungen" als echt aus. Dies führte zur totalen Verwirrung. Gesichtswahrung (einher geht freilich auch die Wahrung geschäftlicher Interessen!) war angesagt - plötzlich gestand man ein, es würden 50 Prozent der Kornkreise menschlicher Natur sein, dann plötzlich hieß es 80 % (unter der Hand gestand man auch schon mal ein, das wohl alle Zeichen künstlicher Natur und Kunstgegenstände seien). Wie bereits gesagt: Inzwischen weiß niemand mehr "echte" und "falsche" zu unterscheiden und man eiert nurmehr rhetorisch herum, um irgendwie nur zu versuchen mit Wortspielereien und Herumgetruckse das Rätsel noch aus eigenem Interesse heraus zu bewahren. Kurzum: Immer mehr seriös-angesetzte Kornkreis-Forscher haben die Zeichen der Zeit erkannt. Doch sie sind eine Minderheit und man versucht sie aus den interessierten Kreisen heraus zu isolieren. Also alles wie immer, nur um die banalen Wahrheiten zu unterdrücken, eine Vertuschung auszuführen. Und ausgerechnet die selben Leute werfen dann die Regierungen, Militärs sowie Geheimdiensten vor, diesen würden eine Verschwörung durchführen, um zu verhindern, dass die "Wunschvorstellungen" der jeweiligen Szene ja nicht in die Wirklichkeit zu bringen. Absurd, aber typisch. Unter der Oberfläche gährt dann meistens auch ein Krieg unter den Gläubigen, wo sie sich ob der Kommerzialisierung und des damit verbundenen wirtschaftlichen Erfolgs für sich jeweils selbst nichts schenken. Aber dies lässt man aus verständlichen Gründen nicht nach aussen durchgehen. Kein Wunder also, wenn es viele Mythen und Legenden um das Kreis-Phänomen gibt.

Und unter den ursprünglichen Kornkreis-Phänomen-Enthusiasten gibt es auch Leute wie Rod Dickinson (von Beruf Dekorateur). 1991 wurde er von einem Arbeitskollegen ernüchtert, der selbst draußen auf dem Feld Zeichen legte. Dickinson wollte dies zunächst nicht glauben und wahrhaben - doch sein Freund stampfte dann selbst ein Piktogramm vor seinen Augen in ein Feld und damit war es dann bei dem Enthusiasten vorbei, gerade auch weil "Experten" diese Formation als echt bezeichneten. Als dann Dicksinson diesen sagte, dass das Piktogramm in seiner Anwesenheit produziert wurde, reagierten die Sachverständigen ganz seltsam - sie nannten Dicksinson einen Wichtigtuer ohne Ahnung. Aufgrund dieses einschneidenden Erlebnis wurde nun Dicksinson selbst zum Kornkreis-Künstler und wechselte die Seiten. Er verstand sich ab sofort als Kornkreis-Künstler. Begonnen hatte für ihn auch alles mit einfachen Kreisen, die er dann mit immer mehr praktischer Erfahrung zu den komplizierter werdenden Mustern führte und ihn immer mehr herausforderte um immer schönere Piktogramme zu erzeugen die auf nicht-lineare Mathematik, Fraktale und jetzt sogar auf Mosaike hinweisen. Dickinson gesteht zu: "Es ist wie ein stillschweigender Wettbewerb unter den Produzenten, die jede neue Entwicklung untereinander abgucken und die anderen jeweils aufmerksam beobachteten." Er verweist auch daraufhin, dass es da "Trittbrettfahrer" gibt, die aus einer Laune heraus ins Feld trampeln - und meistens selbst überrascht sind, welche Ergebnisse sie erzielen.

1992 erschien so das Buch »Spuren im Korn« von Jürgen Krönig beim Frankfurter Verlag Zweitausendeins, welches Sie sich durchaus anschaffen sollten, wenn Sie dazu die Möglichkeit haben. Krönig, ursprünglich heftiger Verteidiger der Piktogramme als echtes Phänomen, hatte durch Enttäuschungen gelernt und war immer mehr zum Skeptiker geworden, nachdem er erkannte, dass da unzählige als echt verkaufte Kreise in Wirklichkeit Fälschungen waren und niemand wirklich die Differenz zwischen "echt" und "falsch" erkennen kann. Hunderttausende ließen sich verwirren, aber auch beglücken. Und was das innere Glück bringt kann ja nur echt sein, nicht wahr? Die persönliche Erfahrung auf weiter Flur und im Zentrum mystischer Stätten war vielen Menschen auch viel wert, der gruppendynamische Aspekt sollte nicht außer acht gelassen, zudem kommt alles sakral und religiös unterlegt als Tiefenerfahrung daher. Verwundert stellte Krönig bereits fest, wie z.B. Wünschelrutengänger und andere Para-Begabte in gefälschten Kreisen "seltsame Energien" gemessen haben wollen und sie selbst untereinander sich uneins waren. Das Ganze wurde für ihn zur Farce und schien sich individuell einfach "frei Schnauze" auszuprägen. Schlußendlich waren für ihn nurmehr die sozio-kulturellen Auswirkungen wichtig, die auch völlig auf die UFO-Konzeption und -Kultur überschlugen, weil auf beiden Feldern diverse Verrücktheiten im Hintergrund szenenbestimmend sind.

1993 erschien im Verlag Zweitausendeins von Jürgen Krönig der Softcover-Band »Und wieder Kornkreise - Die Suche nach Fakten. Und Begegnungen der dunklen Art.« Mit etwas mehr als 170 Seiten und 80 Farbfo tos kommt uns der letzte Kornkreis-Krönig daher und er ist ebenso ein MUSS für Ihre Bibliothek. Wie schrieb der Autor in seinem Vorwort: "Seine Unschuld hat das Kreisphänomen wohl schon lange verloren. Die Saison 1992 lieferte dafür einen eindrucksvollen Beleg und es sieht so aus, als würde 1993 nicht viel anders werden - Täuschungsmanöver und Verschwörungsobsessionen, Fälschungen und kulthafter Glaube, scharfe persönliche Auseinandersetzungen und die bittere Erkenntnis, daß ein Großteil der Gebilde von Menschenhand stammt. Doug & Dave haben die Kreiswelt in tiefe Verwirrung und Zweifel gestürzt. Die Quantenphysik sagt uns, dass Objekte nicht unabhängig vom Beobachter existieren. Die Kreiswelt ist wie eine 'Virtual Reality', in die Menschen ihre Hoffnungen, aber auch ihre Ängste projizieren." Piktogramme sind eine Landschaftskunst der Wendezeit und damit eine treffende Bezeichnung für das Phänomen! Die "Tür zum neuen Denken" wurde damit zugeschlagen. Rund um die Kreise machten sich viele Geschichtenerzähler und Wichtigtuer breit, auch die UFO-Täuscher spielten mit: Kunstvoll geformte Heißluftballone mit zahlreichen Lampen stiegen auf und riefen Begeisterung hervor, dachten doch viele einige UFOs zu sehen. Raumschiffe seien gelandet und es hätte einen direkten Kontakt gegeben. So wuchern harmlose Stimulanzen wie ein Party-Gag-Heißluftballon zur UFO-Invasion aus. Schnabel, Irving und Price führten vor, wie sie im East-Field von Alton Barnes ein Kunst-UFO aufsteigen ließen. Auf dem Hügelkamm selbst ging es bereits wie im Film "Close Encounters..." zu: Eine Unmenge PKWs und Menschen standen überall herum, Leute aller Altersstufen und aus allen Herren Länder schauten in den Nachthimmel empor. Hier herrschte eine ansteckende, magische Atmosphäre voller Erwartungen vor. Gerüchte gingen schon lange herum, das man von hier ungewöhnliche Dinge am Himmel sehen konnte. Bald darauf erschien in der Ferne ein hell-weißes Objekt, welches bewegungslos und ruhig am Himmel hing. Während die Menge es beobachtete, begann es zu flackern und verschwand. Die Rufe aus der Menge waren klar: Jetzt sind sie da, dies ist der Beweis für den Kontakt mit Außerirdischen. Dumm ist nur, dass das UFO nachweislich von den Drei mittels eines heliumgefüllten, halbtransparenten und mit einer inseits befindlichen elektrischen Lampe versehenen Wetterballon erzeugt wurde, wie sie es bereits mehrfach zuvor getan hatten. Staun!

Die Feld-Grafiken der Moderne kamen immer mehr ins Schleudern, nicht nur Doug & Dave zeigten sich, sondern auch andere wie der "Spiderman", "The Snake", "The Skunk", "The Weasel" und "Mr.Sinister", die aus dem harten Kern der Kreisforscher selbst kamen und ihre Kollegen leimten. Sie beschmierten keine Hauswände oder Eisenbahnwagons, sondern gingen hinaus in Mutter Naturs freie Wildbahn und zauberten schöne Korn-Graffitis ins Feld. Sie narrten die Welt und die Experten; die Szene verlor deswegen den Boden unter den Füßen und driftete in die nachtschwarze Welt der Paranoia ab. Hass schlug den Künstlern im Weizen entgegen, zwei Figuren standen auf der Abschußliste: Rob Irving & Jim Schnabel (welche im übrigen auch dabei beobachtet wurden, wie sie Helium-gefüllte Ballone nächtlings an Brennpunkten der UFO-Watch im Kornfeld aufstiegen ließen). Krönig, angewidert, sieht in den heftigen Reaktionen der Gläubigen, der streng-gläubigen Fans, "wie leicht Organisationen und Individuen, die sich der Erforschung von Anomalien widmen, den Kontakt mit der Realität verlieren und Opfer von Gruppenpsychosen werden". Die Zahl der Kornkreise steht im Verhältnis zur Publizität in der Presse, das Bedürfnis an etwas zu glauben, spielt eine entscheidende Rolle beim Ausbruch dieses neuen Mythos. Die weltweite Verbreitung entsprach recht genau dem Umfang der Fernsehberichterstattung über das Phänomen: "So waren zum Beispiel in Frankreich so gut wie gar keine Kornkreise aufgetaucht, da es dort keine Berichterstattung über dieses Thema gegeben hatte." Kröning erkannte ernüchtert: "Alle selbsternannte Experten, alle dogmatischen Theoretiker, alle die behaupteten, irgendetwas zu wissen oder Beweise für etwas zu haben, ernteten unweiglicher den Lohn, den eine solch Hybris normalerweise heraufbeschwört. Einige der lautstärksten 'Experten' wurden öffentlich hedemütigt, weilsie Formationen als echte Produkte nicht menschlicher 'Kornkreismacher' identifizierten, von den sich herausstellte, dass Skeptiker sie mit dem Ziel angefertigt hatten, ihnen eine Falle zu stellen." Was auch bei allen den Extzentrikern, Seherinnen, Channeling-Medien, Erfinder von obskuren "Energiesuchgeräten", spirituellen Führern und New Age-Anhängern unterschiedlichster Facetten gar nicht so schwer war.

Einmal sogar will ein BBC-TV-Team seltsame Töne ("trilling noise") in einem Piktogramm aufgezeichnet haben. Gesang aus anderen Sphären? Ein scheuer Vogel namens Grasshopper Warbler (Heuschrecken-Rohrsänger oder Feldschwirl), der Bauchredner in der Vogelwelt! Hinten und vorne stimmt die Legende nicht, wonach das Korn in allen Kreisen gebeugt, aber nicht gebrochen sei. Warum liegen dann die Halme im Kornkreis am Boden, wie von einer mysteriösen Kraft dort festgenagelt? Man kann auch ein Geheimnis aus etwas machen, was gar kein Geheimnis ist: Wenn die Pflanzen erst einmal am Boden liegen, wollen sie einfach dort liegen bleiben! Radioaktive Emissionen wurden nicht jenseits der natürlichen Hintergrundstrahlung festgestellt, auch keine ungewöhnlichen Isotope irgendeiner Art! Es zeigten sich auch keine signifikanten Unterschiede in den DNS-Fraktionen. Nur die wenigsten haben diese Aussagen der "Fachleute" prüfen gekonnt bzw prüfen gewollt. Krönig selbst: "Völlig unversehrt war das Korn in den Kreisen aber nie. Und Rutengänger haben keinen entscheidenden Beitrag zur Aufklärung des Kornkreisrätsels leisten können, sie verwirrten nur unnötig die ganze Situation." In seiner Artikelsammlung lässt Krönig auch Montague Keen mit dem Beitrag "Die vertrackte biologische Diskussion" sprechen. Ein Frustfaktor sondersgleichen. Viele Belege beruhten einfach auf dem Glauben an die Echtheit des Phänomens und waren Annahmen. Es herrschte in der Szene schlicht der zwingende Wunsch vor, "die Fakten einer vorher aufgestellten Theorie anzupassen", lautet der Vorwurf. Kommen wir nun zu den Feststellungen des Biophysikers Dr.W.C.Levengood, auf welchen sich viele Fans beziehen und an ihm sich klammern, wie am berühmten Strohhalm. Inzwischen sind seine speziellen Feststellungen hinsichtlich genetischer Mißbildungen von ihm selbst bereinigt worden und als Irrtum zugestanden, worüber man natürlich aus der Szene heraus nichts hörte. Sie kennen diese spezielle Form der Ignoranz bereits, sie ist fester Bestandteil der UFOlogie und gleichsam ein vitales Element zu ihrer Existenzsicherung. "Häßliche Tatsachen machen schöne Hypothesen zunichte", so hatte bereits Thomas Huxleys weise Definition der großen Tragödie der Wissenschaft gelautet. Levengoods Ergebnisse ließen sich statt auf eine rätselhafte, Kreise erzeugende Kraft schlicht auf phototrope Erholungsprozesse zurückführen. Das Kriterium der Tüfelvergrößerung ist somit ein unsicherer Maßstab für die Echtheit der Kreise. Die wundersamen Ähren im Feld wurden Wegweiser einer neuen mythologischen Ära, gerade auch weil der Hauptstrom der Szene von den tatsächlichen Umständen der schlichten Natur nichts wissen wollte.

Ja, viele Menschen machten beide Augen zu und wünschten sich das überirdische Phänomen sehnsüchtig herbei: Immer mehr bommte auch der Kornkreis-Piktogramm-Tourismus in Wiltshire, die "hot spots" wo jedes Jahr neue Zeichen auftauchten wurden zu Wallfahrtsorte - und genauso muss man sie auch verstehen. Heutzutage ist der Pirkogramm-Tourismus für die Ökonomie der Gegend kaum mehr wegzudenken. Machen sich Kornkreis-Künstler ihren "Spaß" und vernichten für einige Hundert £ Korn, dann kann ein gescheider Bauer aufgrund seines Verlangens nach Eintrittsgeld auf sein "Kornkreis-besetzten" Feld das Zigfache gut machen. Und unter Landart-Künstlern heißt es unter der Hand, dass es da "Auftragsarbeiten" gab. Tatsache jedoch ist, dass da Spitzenkräfte unter den professionellen englischen Circlemakers sogar schon angeheuert wurden, um für den amerikanischen Fernseh-Sender NBC in Neu-Seeland Anfang 1998 ein mächtiges Piktogramm ins Feld zu setzen. Das Material wurde in der TV-Dokumentation "Unmasked: The Secrets of Deception" im Mai 1998 verwendet. Hierbei wurde auch gezeigt, dass eine ganze Menge der wenigen Leute, die Kornkreise direkt bei der übernatürlichen Entstehung gesehen haben wollen, unglaubwürdig sind. Seit Jahren bereits existiert im I-Net eine bemerkenswerte Adresse unter http://www.circlemakers.org. Unter ihnen ist John Lundberg von der "The Crop Circle Makers of England"-Organisation. Bestehend im Kern aus drei Mann: Rod Dickinson, John Lundberg und Wil Russell. Auch sie sind Kornkreis-Zauberer und sie haben eine lange Erfahrung mit dem praktischen Versuch Zeichen ins Korn zu setzen. Damit haben sie viele genarrt. Und es macht ihnen einen ungeheuren Spass. Doch nicht allen Fans macht dies ebenso Spass. Der größte englische Verein von Kornkreisinteressierten namens "Center for Crop Circle Studies" (CCCS) schrumpfte innerhalb kurzer Zeit von etwa 1000 Mitgliedern auf weniger als die Hälfte. Die Verbliebenen traten die kopflose Flucht nach vorne an und erklärten: Es konnte nicht sein, was nicht sein durfte! Mit einem ähnlichen Satz greifen vorlaufend Freunde der Anomalistik die etablierten Wissenschaften an, wenn diese diese grenzwissenschaftlichen oder paranormalen Phänomene als Unfug zurückweisen. Die Gruppe verlor ihren bisher relativ neutralen Status von Suchenden oder Forschenden und wurde zu einer Glaubensgemeinschaft, die Objektivität ging also flöten. Die einstigen Bewertungskriterien oder Beweise wurden zum Glaubenscredo. Ein Vorgang und psychologischer Mechanismus, der im Umfeld der Anomalistik immer wieder zu beobachten ist und soetwas wie ihr Markenzeichen ausmacht.

Die meisten Kornkreisforscher und UFOlogen lassen sich von Schwindlern und ihren Scherzen narren - dumm ist dabei nur, dass diese Menschen dann auf der Basis dieser Lügen ihre Gedankenbilder über das UFO-Phänomen aufziehen, natürlich auch deswegen weil sie diese phantastischen Mythen lieben. Immer wieder sieht man, dass nicht die materielle Realität diese Phänomene trägt, sondern die Legenden und die Glaubensvorstellungen, die sich um sie ranken. Dies stellte auch Kröning fest, weil sich Menschen rein auf die Symbolkraft dieser esoterischen Wunderzeichen fixieren und ihr Glück aus ihnen herausziehen. Schließlich findet bei vielen kornkreisgläubigen Menschen eine Neubewertung ihres Seins und Wertes statt indem sie eine Neu-Orientierung des Lebens und der weltlichen Sphäre durch die Macht und Magie des Kornkreis-Wunders erleben. Anstelle bedächtiger, sorgsamer und umsichtiger zu werden stürzen sie sich mit Feuereifer auf den nächsten Regenbogen-Macher. Die Freunde des Fantastischen lassen sich ihre fixen Ideen nicht nehmen, dazu ist die Faszination zu groß. Und sie bieten eine Plattform wo Menschen sich treffen und austauschen können.

Im Sommer 1992 wurde die Hysterie der Kreise mit einer Hysterie um UFOs neuerlich bei den Kreisen verseucht. Aber es wäre unzureichend, wenn man vergessen würde, das auch die Medien selbst UFOs gelegentlich inszenieren. So geschehen mit dem berühmten Oliver´s Castle-Piktogramm-Video aus dem britischen Avebury vom Sommer 1996. Hierbei sieht man deutlich, das einige kleine, weiße Lichtkugeln pfeilschnell über ein Feld kurven während sich unter ihnen ein Kornkreis-Piktogramm ausbreitet bzw ins Feld legt. Überaus erstaunt nahmen wir die Ausgabe Nr.16 (September 1997) der englischen Zeitschrift ALIEN ENCOUNTERS zur Hand und lasen dort, dass dieser Fall kollapiert ist. Der Film wurde von der Firma First Cut Studios im Auftrag des Discovery Channel produziert, um ihn als Experiment auf die Menschheit loszulassen. Dies als Teil einer kritischen UFO-Sendung des Discorvery Channel wobei es auch über UFO-Schwindel geht. Und die Kornkreis-/Pikotgrammschwemme (mit ihrem neuen UFO-Einschlag) vom Sommer 1992 war auch nicht ohne Vorspiel gelaufen: Im vorausgehenden Dezember strahlte die BBC eine TV-Dokumentation zur Primetime in Sachen Kornkreise und UFOs aus - wobei es auch ein "Making Off..." zu Kornkreisen und künstlichen UFOs (IFOs) gab. Auch dies wurde schnell von der Fan-Szene, dem Kornkreis-Fandom, unter den Tisch gekehrt.

Schlußendlich kommen die deutschen Kornkreisforscher Ulrike Kutzer und Peter Kleinferchner in ihrem Beitrag "Kornkreise - im Wandel der Zeit" für den SKEPTIKER Nr.3/1999 zu den entscheidenden Feststellungen: "Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass Kornkreise, die alle Kriterien der einstmaligen 'Echtheit' besitzen, von Menschen hergestellt werden können. ... Auch die immer wieder angeführten Anomalien bleiben nur so lange Anomalien, bis sie [kritisch und sachkundig] untersucht werden. ... In deutschen Kontrolluntersuchungen wurde die angebliche Signifikanz mikroskopischer Veränderungen von Halmen aus Kornkreisen, im Gegensatz zu Halmen außerhalb der Kreise, widerlegt. Getreidehalme inner- und außerhalb von Kreisen zeigen die gleichen mikroskopischen Eigenschaften. .. In frisch entstandenen Kreisen fanden sich nie nur unbeschädigte (also gebogene), sondern immer auch geknickte Halme. Gespräche mit Farmern und Bauern ergaben, dass frühzeitig umgelegtes, noch elastisches Getreide in der Lage ist, sich an Knotenstellen (einer Art pflanzliches Gelenk) wieder aufzurichten. Dies erklärte die Biegung von Halmen in der Mitte oder nach zwei Dritteln der Halme, bzw den Umstand von gebogenen Halmen allgemein. Durch Umlegeversuche erkannte man, dass sich (je nachdem, ob Getreide in Kreisbahnen von außen nach innen oder umgekehrt umgelegt wurde) spezifische Halmlagen, Verdrillungen und Muster ergaben. ... Unserer Meinung nach sind die meisten Erklärungsmuster die Folge einer glaubensbedingten Über- bzw. Fehlinterpretation der vorgefundenen Sachverhalte." Die übernatürlichen Erklärungsversuche sind nur dazu da, um ein bestimmtes Klientel ansprechen und begeistern zu können. Die Frage ist also nicht, ob Menschen an Kornkreise glauben, sondern warum sich dieser Glaube so großer Beliebtheit erfreut und letztendlich, warum der Mensch glaubt. Kornkreise und das Kornkreisphänomen sind eine gesellschaftliche Realität und gleichzeitig deren Spiegel. Dies kann man analog sofort auch auf andere angeblich anomalistische Erscheinungen anwenden. Die SKEPTIKER-Autoren beziehen sich so auf ein Wort von Klausbernd Vollmar: "Mit dem Kornkreis, wie mit jedem magischen Ort, tritt uns das Nichtfassbare entgegen und in der Konfrontation mit ihm erkennen wir uns selbst, denn es spiegelt unseren eigenen Standpunkt perfekt wider. Unsere Deutung der spiralförmigen Bodenmuster in den Getreide- und Rapsfeldern sagt mehr über uns selbst aus als über das eigentliche Phänomen."

Kornkreise fördern in Schweden die Imaginationskraft... so der Titel einer Arbeit von Clas Svahn auf der Internet-Homepage von UFO SWEDEN. Die Kornkreis-Piktogramme zogen im Sommer 1993 in Schweden ein, und zwar mit einem lauten Knall. Es war für die erfahrenen UFO-Forscher auch gar kein Wunder, da bereits vorher in verschiedenen Vorträgen, Artikeln und TV-Sendungen die allgemeine Öffentlichkeit über diese besondere Phänomene in England aufgeklärt wurde. Channel 4 zeigte bereits im März eine zum Quoten-Hit gewordene Dokumentation zur besten Sendezeit und der öffentlich-rechtliche Kanal TV2 hatte in seiner beliebten Talksendung "Night Cafe" am 29.Juli 1993 dieses Thema drauf gehabt - ganz klar, dass nach dieser öffentlichen Konfrontation kaum noch ein Schwede unterwegs war, der von diesem Phänomen nichts wußte. Und schon gab es als direkte Folge gleich ein Dutzend Kreisfälle im Land, während Norwegen und Dänemark davon völlig 'unbelastet' blieb. In Finnland gab es nahe Luumäki gerade einen Kornkreis Anfang August, interessanter Weise gerade an jenem Punkt, wohin das schwedische Fernsehen ins Nachbarland gerade noch hineinstrahlt, was kaum jemand niemand an, dass die Fernsehwellen selbst die Formation erzeugte... Und genauso wie in anderen Ländern, konnten auch in Schweden Kornkreis-Trampler erwischt werden, UFO Sweden selbst erwischte einen 18-jährigen Studenten, der in der Nacht des 4.September 1993 zusammen mit zwei Freunden ein gewaltiges Pitkrogramm außerhalb von Orsa anlegte. Sie hatten vorher bereits in Mora den Bauern Erik Sundin mit einem ähnlichen Kreis genarrt. Er und seine Freunde waren verwundert, wie die Leute auf ihre "land art" reagierten, da gab es doch tatsächlich erwachsene Menschen, die sich in ihre bäuerliches Kunstwerk sich setzten, darin beteten und 'meditierten'. Andere standen davor und sprachen erstaunt davon, dass diese Zeichen nur Außerirdische hervorgerufen haben könnten, da Menschen soetwas nie tun könnten. "Als wir das sahen, wußten wir zunächst gar nicht, wie wir darauf reagieren und was wir hierzu uns denken sollten, dann packte uns aber die Faszination, uns ins Zeug zu legen und weiter zu machen - es ist es gewaltiger Spaß", erklärte der 18-Jährige gegenüber Svahn. Die erste Inspiration erhielten der Spaßvogel und seine Freunde durch Sendungen über englische Kornkreise auf den Satelliten-TV-Kanälen, da dachten sie sich, "soetwas können wir auch und dann legten wir los". Verblüfft waren sie schließlich doch über ihr Ergebnis und wie plötzlich sich erwachsene Menschen kindlich-naiv zeigten, und sogar totale Spinnereien einbrachten, wenn z.B. Wünschelrutengeher auftauchten und andere Leute plötzlich in den Kreisen "kosmische Energien" spürten. Aufgrund ihrer 'Experimente' haben die drei Studenten nun "eine Menge über Psychologie gelernt". Natürlich wäre es wünschenswert, wenn auch die Kornkreis-Enthusiasten und UFO-Fans daraus einiges gelernt hätten, was aber weitgehendst nicht der Fall ist, da hier einmal mehr nur der pure "Wille-zum-Glauben" bestimmend ist.

In Schweden meldete sich damals sofort Bertil Kuhlemann in den Medien zu Wort und erklärte die von dem 18-Jährigen ins Korn gesetzten Kreise sofort als "Botschaften aus dem Weltraum". Kuhleman, der jahrelang an der Seite des Kontaktlerns Sten Lindgren arbeitete, glaubt, dass die Kornkreise den "absoluten Beweis für Außerirdische auf der Erde darstellen". UFO-Gruppen in Stockholm und Gothenburg klopften in die selbe Kerbe und hielten Vorträge in denen sie sich öffentlich positiv zur außerirdischen Natur der Kreise aussprachen. Selbsr Richard Andrews fand dann den Weg, auf Einladung verschiedener Enthusiasten, nach Schweden und erklärte sich in diversen öffentlichen Auftritten die Kreise so: "Sie stehen in direkter Verbindung mit den Feldlinien der Erdenergie und prähistorischer Stellen."

UFO Sweden registrierte danach einen Ausbruch von Kornkreis-Musterfällen in ganz Schweden, aber nur ein Kornkreis in Sala erwies sich schließlich als vertrauenswürdig - vertrauenswürdig dahingehend, dass das Werk perfekt aussah und es keine verdächtige Stellen der Manipulation gab, so wie man sie ansonsten überall gefunden hatte. Das Gebilde wurde unterhalb einer Hochspannungsleitung von zwei Buben entdeckt, von denen einer vorher in der Gegend einen merkwürdigen Lichtstrahl vom Himmel hat kommen sehen... Auch in Säve, nördlich von Gothenburg, war ein Kreis-Piktogramm aufgetaucht, in dessen Nähe am abend zuvor seltsame Lichter kreisend am Himmel ausgemacht worden waren. Doch der Kreis war eindeutig gefälscht und die Lichter stammten von einer outdoor-Discotheken-Scheinwerferanlage. Dies zeigt einmal mehr auf, dass die UFO-Connection nur schwerlich herzustellen ist - und wenn man es dennoch tut, sehr schnell auf den Bauch fallen kann. UFO Sweden machte aber eine erstaunliche Feststellung bei den im Land auftauchenden Kreisen über die Jahre hinweg: Es scheinen immer wieder die selben Personen zu sein, die seit 1993 Sommer für Sommer selbst weiträumig durch das Land fahren, um die Kreise flachzulegen. Deshalb warnt Svahn: "Der einzige Zweck der Kornkreise ist es, dass Menschen andere Menschen damit hereinlegen wollen. Ursprünglich war ich auch bereit, zumindest bei einigen dieser Kreise zunächst eine neue Art von Naturphänomen zu sehen, aber nach all den Jahren bin ich davon weggekommen."

Trotz all dem, es gibt immer wieder Menschen, die sich irritiert fühlen. Wie die britische Zeitung LONDON EVENING STANDARD vom 22.Mai 1999 unter der Schlagzeile "Crackling the crop circle mystery" in einem Bericht von Julian Champkin zu melden wußte, hat nun die neue Saison der Kornmuster-Leger begonnen und Laurence Rockefeller, der schon der Sturrock-UFO-Studie Mittel zur Hand gab, finanziert jetzt auch die "wissenschaftliche Erforschung" der Kornkreise und Piktogramme. Die Landart-Künstler, die hinter diesem Spuk stehen haben auch dieses Jahr ihren Fun, so legten sie bereits die ersten 12 Piktogramme in Hampshire und am Milk Hill, Wiltshire, diese Woche. Rockefeller finanziert Colin Andrews nun eine Studie, die aus regelmäßigen Überwachungsflügen über Wiltshire und Hampshire besteht, um vielleicht einmal das "natürliche Entstehen" beobachten und filmen zu können. Dies alles freilich mit dem Ziel zu beweisen, das eine nicht-menschliche Intelligenz hinter ihnen steht und nicht all jene Scherzbolde die als Crop Circle-Hoaxers neben Doug Bower und Dave Chorley auftreten alleinig für diese wunderbaren und symbolträchtigen UFO-Betten im Kornfeld verantwortlich sind. Na dann, viel Glück! Andererseits hätte sich Rockefeller vielleicht das Geld sparen und damit die Kosovo-Flüchtlinge unterstützen können, wenn er wüßte, dass es da ein überaus bemerkenswertes Video namens "Cropcircle Communique II" von BBC-Mann John MacNish bereits seit 1994 gibt, welches man bei der Firma "Circlevision Produkctions, P.O.Box 36, Ludlow, Shropshire SY8 3ZZ", bestellen kann. Hier kann man schön sehen, wie die Piktogramme durch Menschenhand in der Nacht entstehen und welche IFOs für die UFO-Sichtungen verantwortlich sind.

Wie bei der Macht und Wirkung von Fliegenden Untertassen-Fotos ist es mit den "Symbolnachrichten" im Kornfeld - ihr unterschwelliger suggestiver Einfluß ist gewaltig und fördert den Mythos, wenn der Schwindel erfolgreich ist und die wahre Natur der "Wunder" nicht erkannt wird, aus welchen Gründen auch immer. In beiden Fälle versuchen die Schwindler ihren Werken mittels der Symbolik eine höhere "Echtheit" zu verschaffen, im Fall der Fliegenden Untertassen-Bilder ist dies die fotopsychologische Wirkung der Aufnahme-Perspektive sowie die richtige Größe des Modells und die wirkungsvollste Distanz zur Kameralinse, um eine Fliegende Untertasse "authentisch" wirken zu lassen, bei den Piktogrammen ist es ihre raffinierte Auslegung der Landschaftskünstler ohne Grobheiten und angereichert mit feiner Ästhetik. In beiden Fällen gibt es keine Bilder von Untertassen/Formationen im Kornfeld, die nicht auch von Menschen gefertigt werden könnten. Zweifelsfrei aber steckt hinter den Piktogrammen mehr 'man-power' als bei der Trickserei um UFO-Fotos.

Ende