UFOs - Der X-treme Kult

 

U.F.O. steht für unidentifiziertes Flug-Objekt, nicht für "unbekanntes Flugobjekt" und "unerklärliches Flugobjekt" oder gar "Fliegende Untertasse" - wie es so gerne dargeboten wird. UFOs sind vom Beobachter einfach nicht erkannte Erscheinungen im Luftraum, punktum - wenn wir sachlich bleiben wollen, aber wollen Sie dies wirklich? Zumeist handelt es sich hierbei um ungewöhnliche Lichtgebilde am nächtlichen Himmel, die sich die Betrachter nicht erklären können, ihnen mysteriös und geheimnisvoll erscheinen - doch wer will schon alles kennen, was sich da nächtlings in unserem Luftraum bewegt oder abzeichnet? Sie merken es schon, mit den bildschönen Fliegenden Untertassen-Aufnahmen am hellen Tage der populären ufologischen Spekulativ-Literatur hat dies gar nix zu tun. Der Alltag des UFO- Phänomens schaut schon ein bisschen anders aus, als Sie es sich als Leser der UFO-Literatur vorstellen mögen. Auch nicht mit den UFO-Konzepten, die uns die Filmschmiede Hollywood anzubieten hat. Dennoch: Die unheimlich- erscheinenden Lichter sind der Kern des UFO-Phänomens, des UFO-Problems. Es mag Ihnen gefallen, oder nicht - dennoch ist es so. Nicht die aluminiumblitzenden Fliegenden Untertassen irgendwelcher Fototrickkünstler sind Vertreter der wirklichen UFO-Realität, sondern schlichte Lichterscheinungen am dunklen Abendhimmel sorgen für den ganzen Spuk, der zu einem Kult wurde. Verrückter Weise aber nicht um einen Kult zu den eigentlichen UFO-Phänomenen, sondern zu einem Kult um das Kunstprodukt der "Fliegenden Untertassen" und ihrer ach so beliebten Interpretation als Raumschiff fremder Kosmonauten.


 

Nun, seit 1973 bin ich in die UFO-Story verwickelt, begonnen habe ich als blind-naiver Gläubiger der Fliegenden Untertassen-Besucher und habe mich als Aktivist der UFO-Forschung dazu durchgerungen, sehr viel Geld, `ne Menge Zeit, unendliche Energie und viele Mittel aufzuwenden, um den einzelnen Meldungen über außergewöhnliche Himmelserscheinungen nachzugehen und die Gesamtproblematik zu studieren. Im Zuge der Zeit wurde ich deswegen vom glühenden, dumm-jugendlichen, naiven UFO-Anhänger zum gereiften UFO-Skeptiker und UFOlogie-Kritiker, der überall mitreden kann - aber nicht immer will, ganz einfach weil mir manche Themen inzwischen zu dumm sind. 
Diskutiert man das UFO-Phänomen, dann diskutiert man (wie selbstverständlich) über außerirdische Besucher in ihren ko(s)mischen Kisten, die tatsächlich bestens auf der Kino-Großleinwand rüberkommen und unsere Herzen im Sturm zu erobern imstande sind - auch dies ist eine Wahrheit des UFO-Phänomens, was einmal mehr die emotionale Seite der ganze Auseinandersetzung aufzeigt und belegt, wie stark die Affäre von populären Bildern im weiteren Sinne besetzt ist. Wie auch immer, im Kino, auf Video und im heimischen Glotzkasten sind die außerirdischen Flieger bereits zum "Kult" geworden, zum "X-treme cult". 

 

Das Fliegende Untertassen-Konzept hat damit zu tun, jene verbale Erfindung eines Pressemannes nach der berühmten Arnold-Sichtung vom 24.Juni 1947, die sich plötzlich verselbständigt hat und als Archetyp die ganze UFO- Auseinandersetzung kontaminierte, quasi als UFO-Aids der Moderne uns Menschen befiel. Um es in Erinnerung zu bringen: Arnold sah für sich seltsame "sichelförmige Objekte", die ihm wie seltsame "Flugzeuge" aussahen. Doch unter Vernachlässigung der historischen Daten entwickelte sich ein ganz und gar anderes Konzept - jenes der Fliegenden Untertassen, wie es die Presse, Hollywood und die entstehende UFOlogie nicht nur liebte, sondern mit allen Kräften förderte. Nicht umsonst sage ich hier und da, dass die Medien, Hollywood und die UFO-Promoter Traumverkäufer sind. Fliegende Untertassen sind so etwas wie "Opium für das Volk"...Verbunden mit den Fliegenden Untertassen als UFO-Ausprägung ist natürlich eine ganz bestimmte, faszinierende und utopische Konzeption, die uns irgendwo im Herzen und in der Seele rührt: Die Fliegenden Untertassen sind die Raumschiffe von zuerst interplanetarischen und später dann interstellaren oder gar extragalaktischen Besuchern. Je weiter wir selbst uns in den Weltraum hinausbewegen, je weiter rücken die ufologischen Vorstellungswelten der Kult-Anhänger in den Kosmos zurück. Das UFO- Phämomen wurde deswegen zum X-tremen Kult, der zur rechten Zeit, nämlich dem Anbruch des "Space Age" (Weltraumfahrt-Zeitalters), ansetzte.

Wen würde es interessieren, wenn die UFO-Debatte sich nur um Erdbeben-Lichter und Kugelblitze aufbauen würde? Ein paar Leutchen sicherlich, aber keineswegs die Masse. Der Kult-Status der UFOs ist der Ausdruck des Wunsch des Menschen nach den Außerirdischen. Im Zeitalter der Weltraum-Exploration durch uns selbst, hat die Option der außerirdischen Visitors alle öffentliche Begeisterung für sich, weil wir als Kollektiv einfach nicht "Allein im Kosmos" sein wollen, genauso wenig wie als Individuum. Daher ist es verständlich (?), dass die UFO-Diskussion sich im Kern nicht um die Einzelfallauseinandersetzung sogenannten UFO-Sichtungen dreht, sondern um die leidliche Frage, ob es Außerirdische gibt oder nicht. Dies ist schon seltsam genug. 

Seitdem die UFOs also auftauchen gibt es Menschen, die sich einer selbsternannten "UFOlogie" verschrieben haben. Sie geben vor, sich für die Erforschung des UFO- Phänomens einzusetzen, geben sich als "UFO-Forscher" aus - doch dies ist ein großes Wort, eine Worthülse. Um es auf den Punkt zu bringen: Die allerwenigsten "UFOlogen" sind tatsächlich daran interessiert, einzelfallbezogene Erhebungen, Ermittlungen, Recherchen und Untersuchungen durch- zuführen. Ganz zu schweigen von detektivischen oder gar wissenschaftlich-kritischen Angehensweisen und "Philosophien". In aller Realität wurde die UFO-Frage von Esoterikern, Sinnsuchern und Vertretern des New Age besetzt, also von "Gesinnungs-Gefolgsleuten" einer phantastischen Konzeption oder neuen kosmischen Religion im weitesten Sinne. Schauen Sie sich nur eine x-beliebige Talkshow rund um unser Thema an: Hier geht es nur um die "persönlichen Erfahrungen" und die Botschaften, die es rüberzubringen gilt, verpackt in diese oder jene Nebelkerze. Mit Forschung, Auseinandersetzung und wissenschaftlicher Debatte hat dies alles gar nichts zu tun. Ersetzt wird dies durchweg durch Philosphie, Weltanschauung und kosmische Ideologie, wenn nicht gar durch Pseudo-Religion. Mit Wissenschaft hat all dies überhaupt nichts zu tun.

Ich weiß hier ganz genau, von was ich rede, war ich doch selbst schon oft genug Teilnehmer solcher mir unsäglichen und unerträglichen Sendungen, um als Alibi-Skeptiker den Anschein für den jeweiligen Sender zu wahren oder als einsamer Außenposten der Vernunft zu dienen! In meinen Jahrzehnten als UFO-Phänomen-Untersucher habe ich eher selten Menschen aus unserer Mitte getroffen, die die UFO-Frage als intellektuelle, wissenschaftliche Herausforderung angesehen haben und selbst bereit sind, entsprechende Vorfalls-Untersuchungen durchzuführen. Also das zu tun, was ich unter Erforschung des UFO-Phänomens ursächlich verstehe. Überhaupt fällt mir auf, dass die ufologische Gemeinschaft an der Praxis kaum Interesse hat, sondern viel lieber am Stammtisch schwadroniert und hier die Debatte führt. Viel eher ist abzusehen, dass die UFO-Gemeinde sich von den abenteuerlichen UFO-Werken sogenannter "UFO- Experten" vollsäuseln lässt, um auf den kosmischen Trip zu gehen. Natürlich ist die Abfütterung eines bereitwilligen, offenen Marktes auch eine Nische im Geschäftsleben. Und im medialen Zeitalter von "Akte X" wird dieser gewaltige Markt abgefüttert, geradezu massenbefriedigt. Wechselseitige Strukturen sind bei genauerer Begutachtung ersichtlich, aber dies ist hier nicht das Thema.
Aus Unwissenheit, Wunschdenken und aufgrund prä-dispositionaler Einstellung entstand ein weltweiter UFO-Kult. Besetzt wird dieser im Kern von Anhängern des Okkultismus, des Spiritismus, der Esoterik und des New Age.

Die UFOlogie ist KEINE Wissenschaft, sie ist ein Gesinnungs-Ausdruck mit intensiv besetzten pseudoreligiösen Elementen und Fraktionen. Ihr Grundprogramm ist schnell zusammengefasst und erkannt: Hochentwickelte und uns überlegene Aliens kommen fast engelsgleich daher und sind von Gott geschickt, um uns zu beraten, zu führen und uns einzuweisen. Oftmals sogar mit dem angeblichen Vorsatz, uns armen und irregeführten Menschen aus der selbstproduzierten Misere zu befreien, wenn die Zeit reif dafür ist.
Erstaunlich ist dabei folgender Umstand: Obwohl weder die Fliegenden Untertassen noch ihre kosmischen Steuermänner wissenschaftlich bewiesen sind, glaubt eine Unzahl von empfängnisbereiten Menschen an sie, ganz intensiv und vom Herzen. Und zwar in einem religiösen Sinne: Errettung wird erwartet, Seelenheil und Erlösung vor irdischer Ungemach. Wie bei jeder religiösen Bewegung gibt es dann "UFO-Päpste" und obskure Gurus, die ihre jeweilige ufologische Ausrichtung anführen. Entweder sind dies Kontaktler, Präsidenten von UFO-Studiengemeinschaften, UFO-Zeitschriften- Herausgeber oder "Entführungs-Opfer" auf dem Sprung hinüber zum klassischen Kontaktler. 

 

The message is all! 

 

Die traditionellen biblischen Wunder wurden durch Fliegende Untertassen-Alien-Magie in technischer Form ersetzt, die gottgesandten Engels eben durch die großen, blonden und blauäugigen Kosmosfahrer namens Orthon, Seth oder Ashtar Sheran und wie sie alle heißen sollen. An diesen imaginären Emissären richten sich unzählige Menschen individuell oder in kleinen bzw. größeren Kollektiven auf, der Gottesglaube wurde durch den Glaube an die wunderbaren außerirdischen "space brothers" ersetzt. In beiden Fällen gibt es eine große Gemeinsamkeit: Nicht die wissenschaftlichen Beweise zählen so recht, sondern nur der heftige Glaube daran. Im Zuge von mehr als zwei Jahrzehnten praktischer UFO-Erkundung begegnete ich zahllosen Menschen, die vom UFO-"Kult" irgendwie archetypisch in ihrer Seele infiziert wurden, da die Muster überall die gleichen sind. Dabei war eine Geschichte verrückter als die andere, natürlich immer ohne physikalischen Beweis. Und wenn dann doch "Devotionalien" ("UFO"-Fotos oder unendliche schriftliche Durchgaben der Alien-Geistführer zum Beispiel) angeboten wurden, dann hatten sie eher rein persönlichen Überzeugungs-Charakter, als das sie wissenschaftlich akzeptabel und diskussionsfähig sind! Dies ist ganz wichtig, auch wenn es die UFOlogie überhaupt nicht juckt und sie als selbstbestätigendes System überlebt.
Zuviel Subjektivität, zuviel kollektives Unwohlsein in diesen Zeiten und manche Frustration über unsere Zivilisation spiegeln sich in den diversen Ausprägungen der UFOlogie und des UFO-Kults, machen vielleicht sogar erst den Kult möglich, eine Art kulturellen Okkultismus. Der "psychische Duft" des Space Explorations-Zeitgeistes wird von den Vorstellungen über Fliegende Untertassen und außerirdische Besucher geprägt. Dieser "psychische Duft" ergreift das kollektive Unbewusste und wird selbst von den UFO-Gläubigen verändert, bis sich die Realität selbst derart verändert, um plötzlich ein neues Bewusstsein in der Öffentlichkeit entstehen zu lassen. Das Brot fällt ins Wasser, zerkrümelt und verteilt sich. Kieselsteine werden zu Schneebällen, die eine Lawine auslösen. Und auf einmal werden überall Phänomene der ganz besonderen Art beobachtet. Meine Beobachtung ist: UFOlogen sind weitgehendst ehrliche "Überzeugungs-Täter" mit dem "Willen-zum-Glauben" als größtes und selbstregulierendes Bestandteil ihrer Existenz. Nicht die wissenschaftliche Angehensweise, sondern die Bereitschaft hin zur Öffnung gegenüber dem Unwahrscheinlichen ist die Triebfeder - und sich als eine Art Auserwählter zu sehen, dem sich neue Weisheiten eröffnen (auch wenn es nur neuer Wein in alten Schläuchen ist, kurz gesagt: Die Verpackung macht's!). 

Sorry, dies ist meine Erfahrung nach mehr als 20 Jahren intensiver Auseinandersetzung mit UFO- Fällen, der UFO-Gläubigen-Gemeinschaft und dem ganzen UFO-Kult - der zweifellos besteht und weitaus realer ist als so mancher sogenannte UFO-"Beweis". Natürlich ist mir bewusst, dass dieses Buch nur die Oberfläche kratzen kann, wenn es besondere Kult-Gruppen im pseudoreligiösen Lager aufgreift und an die Wand stellt. Aber es wird sicherlich nicht imstande sein, auch wenn es Ansätze dazu geben mag, die breite Fläche des UFO-Aberglaubens zu projizieren. Dies ist keineswegs von mir negativ gemeint, sondern resultiert einfach aus der Erkenntnis, dass die ganze Sparte weitaus komplexer und komplizierter ist, als zunächst der schlichte Geist sich erwarten würde.
Es hat wenig Sinn den Finger auf bestimmte Krebs-Metastasen zu legen, wenn bereits der ganze Körper der UFO-Bewegung von körpereigenen Giften durchzogen ist. Dies wird zwar wieder viele UFO-Jünger wie unter einem Peitschenschlag zusammenzucken lassen, aber es ist dennoch die bittere Realität. Kümmert man sich um das UFO-Phänomen im Kleid des Kult-Charakters, dann geht es hauptsächlich den Vertretern der sogenannten "breiten Masse" um pseudoreligiöse Aktivitäten und Bekundungen, alles andere wäre schlichtweg eine schillernde Seifenblase. Da wird an Stammtischen dumm-dahergequatscht, was in der populären Literatur an Unfug verbreitet wird und was die inbrünstig geliebten Gralshüter und Helden der UFOlogie als die letzten News feilbieten. Eine UFO-Gemeinschaft trifft sich zu "Konferenzen" und Seminaren, Workshops und regionalen Meetings in denen Yoga, Channeling und Vegetarismus genauso wichtig ist, wie Aura-Fotografie und unendlich aneinandergereihte Vorträge von all jenen, die persönlichen Erfahrungen dieser oder jener Art mit den Himmlischen machten. Dabei habe ich immer den Eindruck, es würde ein ganz entscheidendes Element fehlen: Weihrauch in den Gängen! Nun gut, so mancher UFO-Führer kommt uns dann auch wie ein Prediger von der Untertassen-Kanzel vor und will man wirklich mit diesen führenden Köpfen diskutieren, ergeht sich dies bald in einen ewigen Monolog. Wer solche Massen-Veranstaltungen für teures Geld schon besuchte, der weiß ganz genau, von was ich hier rede. Dabei folgen jene Veranstalter und Promoter ihrer eigenen Agenda namens Bank-Konto-Auffüllung mittels der Träume des Publikums. Verkauft werden kann nur, was die Kundschaft will - ich weiß es genau, bin ich doch von Beruf her Einzelhandelskaufmann und stehe deswegen bodenständig direkt an der Front. Ich muss Ihnen nichts in Sachen UFOs verkaufen, ich kann unabhängig und frei meine Feststellungen und Urteile abgeben. 

Meines Erachtens nach ist der Kommerz-Faktor im UFO-Kult ein elementares Grund-Element, weswegen sich eine ganze Reihe von UFO-Publishers das Hirn verbiegen, um ihrem Publikum entgegenzukommen. Ich erinnere daran, dass bereits Johannes von Buttlar in einer TV-Sendung zugestehen musste, dass er 85 Prozent der UFOlogen (also sein Publikum!) für "unseriös" hält. Der selbe UFO-Blockbuster-Autor, so muss gesagt werden, hat mit sich das Problem wie der Fisch: Vom Kopf her auszudünsten.

Bereits im größten deutschen Nachrichten-Magazin, Der SPIEGEL, wurde er als "Scharlatan" geoutet. Konsul Weyer diente als Adeliger-Macher, mittels eines falschen Doktortitels für fast 10.000 DM sollte der Ruhm des Herrn für Ewigkeiten nützlich sein und das künstlich geschaffene Renommee als UFO-Baron polieren. Der amerikanische Ur-Kontaktler George Adamski ließ sich auch gerne als "Professor Adamski" ansprechen, auch wenn er nur Koch in einem Restaurant war.
Dennoch, genau solche Typen sorgen mittels ihrer bunten Biographien im Vorsatz ihrer Werke für den UFO-Kult, weil das uneingeweihte Publikum auf Plattitüden und Schaumschlägerei hereinfällt. Dies ist nicht nur in Old Germany so, sondern weltweit! Gerade auch die größten Vertreter der UFOlogie haben den meisten ideologischen Dreck am Stecken. Ungeachtet dessen sind sie die unerreichten, unangefochtenen Helden der Szene... 

Und ihnen liest man ihre Botschaften wie von den Lippen ab und versteht sie als Ausdruck der neuen ufologischen Weltordnung. Ihnen und ihren Weisheiten über UFos und Aliens wird schier bedingungslos gefolgt, ihnen wird fast schon gehuldigt. Mit glänzenden Augen finden bei Vorträgen und Autogrammstunden die Anhänger des UFO-Kults ihre persönliche Begegnung mit den Stars der UFOlogie. Ja, eine Menge UFO-Fans schauen zu einigen wenigen Antreibern des sanften Wahns empor - und machen diese Promoter reich. Darüber hinaus immunisieren die UFO-Traumverkäufer ihr Publikum noch gegenüber nachdenklicher Kritik, indem sie falsche Parolen ausstreuen. Was ich schon so alles über mich selbst hören musste, lässt mich immer wieder den Kopf schütteln. Aus meiner Sicht ist dies nicht mehr als Welt- und Realitätsflucht, Ausdruck einer Angst der Menge vor der Begegnung mit der Wirklichkeit. Die beiden Autoren dieses Werks weisen es anhand einiger Beispiele nach. Verblüffend dabei ist jedoch, wie viele Menschen sich aus unserer zivilisatorischen Gemeinschaft und unserer Kultur ausgeklinkt haben und dem "sanften Wahn" bereitwillig verfallen. Die Kern-Frage dabei ist: Sind es nur Irregeführte oder sind es im breitesten Sinne einsame "Aussteiger" unserer Gesellschafts-Ordnung und ihrer Werte hinüber in eine neue Welt-Religions-Gemeinschaft mit einem Alien-orientierten Kollektivwahn?

Betrachtet man diese "Szene" genauer, dann stellt man schnell fest, dass die ufologischen Vertreter das Opfer von Gurus sind, die ihr eigenes Spiel mit den Entwurzelten unseres Systems treiben - sie abzocken, materiell und/oder geistig. Erstaunlich dabei ist, mit welcher Bereitwilligkeit dies geschieht. Wir haben hier "Führungspersonal" mit mehr oder minder ausgeprägten Charisma, welches imstande ist eine populäre Agenda zu setzen, der sich mancher verbunden fühlt und sich ihr deswegen anschließt. Weshalb dies geschieht ist relativ schnell zu erkunden: Die Gurus der Bewegung haben eine Botschaft für ihre Klientel. Diese Klientel ist auf der Suche nach neuer Erkenntnis und nach Erfüllung in ihrem individuellen Leben, ein Aufbruch aus dem bisherigen Otto-Normal-Bürgertum findet hier statt oder gar soziale Rebellion unter dem Deckmantel der verinnerlichten Außerirdischen. Sozusagen sind es Aussteiger aus der bekannten und gleichgeschalteten (unerträglichen) Norm unserer Gesellschaft, ich will sie hier mal die "gesellschaftlichen UFO-Extremisten" bezeichnen. 

Steven Spielberg hatte 1977 bereits für seinen Blockbuster-Kino- Spielfilm "Close Encounters of the third kind" den Werbeslogan "Wir sind nicht allein" auf genialer Weise gefunden, der auch für große Teile der esoterischen UFO-Fraktion übergreifend gültig ist und ihre (intellektuellen wie auch gemeinschaftlichen) Sehnsüchte auf den Punkt bringt. Wir brauchen Brüder (und Schwestern) im Kosmos, um nicht alleine zu sein und diesen blauen Erdball in einem unendlichen Nichts des Kosmos vielleicht sinnlos zu erfüllen - ihm Bedeutung zuzumessen. In seiner Gesamtheit ist der Mensch nicht imstande es zu ertragen, alleine im Kosmos zu sein - genauso wenig wie es ihm intellektuell unmöglich ist im Leben allein zu sein. Wir suchen nach Erfüllung durch den Kontakt mit den "Anderen" nebenan, egal wo, aber hauptsächlich wichtig ist er für unsere Herzen und Seelen, kosmisch gesehen wie auch im Individualleben. Die populäre flying saucer-story ist der ideale Aufhänger für unsere
himmlischen Projektionen geworden, für manche unter uns zu einem scheinbar realen Einschnitt in ihr Alltagsleben. Nicht als TV-Kinderstuben-Phantasie im Sinne von "Star Trek" oder "ALF", sondern beinahe schon handgreiflich als Alltagsfluchtort himmlischer Natur. Geführt- oder verführt von ganz bestimmten Führungs-Typen dieser Bewegung, die es durchweg verstehen, direkt oder indirekt als Gurus akzeptiert zu werden. Frei nach dem Motto: "Wenn Du meinst, es geht nicht mehr, kommt vom Himmel ein Lichtlein her."

Der UFO-Kult in Deutschland begann nach dem Zweiten Weltkrieg recht spät und wurde aus Amerika befruchtet. Erst Mitte und Ende der 50er Jahre entstand die ufologische Bewegung rund um die in Wiesbaden gegründete "Deutsche UFO/IFO- Studiengemeinschaft" (DUIST) des Ehepaars Karl und Anny Veit (er ein ehemaliger Kunstmaler, sie ein ehemaliges Schreibmedium eines spiritistischen Zirkels; beide Anhänger des österreichischen Visionärs Jacob Lorber und vormals Begründer der "Urgemeinde"). Mittels der BILD-Zeitungs-formatierten "UFO-Nachrichten" (UN) und einer Menge spezialisierter Druckerzeugnisse aus dem anhängenden Ventla-Verlag wurde in Old Germany der UFO-Aberglaube auf- und ausgebaut. Die allermeisten deutschen UFO-Schriftsteller und Prä-Astronautik-Romantiker haben hier oder in esoterischen Zeitschriften wie "Esotera", "Huters Neue Weltschau" oder dem "Neuen Zeitalter" ihre ersten Sporen verdient und sich dem Publikum bekannt gemacht. Selbst ein Mitbegründer der MUFON-CES entstammt dieser ufologischen Ursuppe und neuerdings scheinen sich einige Popular-Autoren ihren ideologischen Wurzeln wieder zu erinnern und veröffentlichen in den "UFO-Nachrichten" ihre aktuellen Vorgaben.
Es ist vielleicht für Sie interessant, einen entsprechenden Rückblick zu erhalten, weswegen ich einmal in meinem umfangreichen Archiv geblättert habe. Ich will mich hier nur einmal einem besonderen Jahr annehmen, als alles hierzulande begann, um aufzuzeigen, wie in einer konzertierten Aktion von Wiesbaden ausgehend das Land auf UFOs und friedvolle außerirdische Brüder und Schwestern eingeschworen wurde und hieraus die deutsche UFO-Bewegung sich konstituierte. Sie werden auch sehen, wie der UFO-Kult hierzulande einsetzte, ohne dass das Personal an seiner Basis sich großartig mit wissenschaftlicher Fall-Untersuchung mühte und voll in pseudoreligiöse Ebenen entschwebte, was genau seinen Erfolg ausmachte:

Am Samstag, den 30.März 1957, 18:15 h, brachte der Hessische Rundfunk in der Sendung "Zeit im Funk" eine UFO-Reportage von Gottfried Hoster mit dem Studiogast Karl Veit. Themen: "Unbekannte Flugobjekte im Rhein-Main-Gebiet", "Ein Erdenmensch sah die Rückseite des Mondes" und "Landung eines Marsmenschen am Hochwedel/Österreich". In den UN rief Veit dazu auf, dass die Leser sich an die Sendeleitung wenden sollen, um ihren Wunsch nach weiteren UFO-Reportagen auszudrücken. Gleichsam wird bekannt, dass die Buchhandlung für Religions- und Geisteswissenschaften in Berlin-Halensee, ab sofort UFO-Vorträge durch "ausgezeichnete Redner und Kenner der Materie" organisierte. Am 2.Mai 1957 hielt Herr G. Neidhart von der DUIST-Zweigstelle München einen Dia-Vortrag mit dem Titel "Unbekannte Flugobjekte über der Erde" in München. Im Veranstaltungsraum mussten sich 130 Leute zusammenquetschen, der Saal war nur für 80 Menschen dimensioniert. Aufgrund des großen Erfolgs wurde eine Wiederholung für Mitte Juni 1957 angekündigt. Karl Veit hielt auf dem "4.Kongress der Universellen Wahrheit" in Bad Sachsa einen UFO-Vortrag, wozu er "dankbaren Beifall" erfuhr und ihn selbst veranlasste, weitere Vortragsveranstaltungen durchzuführen. Aufgrund dieser Veranstaltung erhielt Veit zahlreiche Schreiben von Besuchern, die es wünschten, auch bei ihnen zu Hause er einen öffentlichen Vortrag halte, um die Menschen über die Fliegenden Scheiben der Herren Kontaktler aufzuklären. Karl Veit schrieb so in UN Nr.10, Juli 1957, S.2, aus, dass die entsprechenden Personen bitte regional tätig werden, um das Poential der "Vegetarier, Zimmermann-, Mardaznan-, Lorber-, Antroposophen-Kreise etc" zu nutzen, die bitte die Anmietung der Räume sowie die örtliche Werbung vornehmen sollen, nach Möglichkeit gleich für zwei Abende hintereinander. Auch auf dem "7.Vegetarier-Kongress der Ideale" in Freudenstadt mit 600 Besuchern hielt Veit einen Vortrag, um die Menschen dort über die ufologischen "Schöpfungsgeheimnisse" einzuweihen. Wie Veit in den UN Nr.9, Juni 1957, S.3, anmerkte, wurde dadurch für diese Leute die Existenz der Fliegenden Untertassen zu einer "selbstverständlichen Realität". Am 9.und 10.September 1957 gab es in Stuttgart zwei UFO-Vorträge im Festsaal der der Höheren Mädchenhandelsschule durch Karl Veit. Dr.Otto Hess berichtete in den UN Nr.14, November 1957, darüber enthusiastisch. Etwa 250 Personen besuchten den ersten Vortrag, 300 gar den zweiten und Veit erntete im Abschluss jeweils "starken Applaus". Organisation der Vorträge: Sprach-Ingenieur R. Rall, Dr.Otto Hess und Sigurd Schwerdtfeger aus Stuttgart, die auch den Kern der Stuttgarter DUIST-Zweigstelle bildeten. Unter den Besuchern: Wissenschaftler, Herren der TH sowie ein Reporter des Fernsehfunks. Als Folge gab es am 26.September 1957 eine Fernsehsendung des Südfunk im Rahmen der Abendschau, bei der Karl Veit im Studio als Gesprächspartner anwesend war. Damit wurden noch mehr Menschen auf die Untertassen- Vorstellungswelt der Veits und ihrer Anhängerschaft aufmerksam gemacht. Der Jubel in den UN fiel entsprechend aus. Am 13.September 1957 gab es in Augsburg einen UFO-Vortrag durch Karl Veit im Weißenburgerhof. Thema der Lichtbildveranstaltung: "Besuchen Planeten- Menschen unsere Erde?"
Ergebnis: 300 Besucher, die teilweise sogar von weiter her angereist waren. Organisator: Willi Hartmann. Unter den Besuchern befanden sich auch Journalisten von Sieben Tage und Heim und Welt sowie anderer "aufgeschlossener Zeitungen" [sic], die die "UFO-Tatsachen objektiv und ihrer vollen Bedeutung gemäß zu würdigen" wussten (so UN Nr.14,November 1957, S.2), aber da war auch der Journalist Siola, der in der Schwäbischen Landeszeitung einen derart "infamen Artikel" schrieb, weswegen Veit an dessen "gesunden Menschenverstand zweifeln musste", da der Artikel von "blamabler Skepsis" gezeichnet war und es unbegreiflich für die UN- Chefredaktion ist, wie Siola das "geradezu erdrückende Beweismaterial" und die "Forschungsergebnisse der Kontaktberichte" von derart hochgeachteten, ja höchstgestellten Persönlichkeiten wie z.B. Prinz Philipp von England, Lord Dowding, Prof. Oberth, Prof. Nahon, Prof. Rampa, Dr. Bühler, Dr. Martin etc. anzweifeln konnte. 

Veit vergaß dabei in all seinem enthuastisch-aufgeheizten Seelenzustand, dass die genannten Herren durchweg nur UFO-Interessenten sind und keine UFO-Forscher und sie ebenfalls keineswegs "geradezu erdrückendes Beweismaterial" vorlegten, außerdem auch keine "Forschungsergebnisse" der Kontaktlerberichte einbrachten, sondern nur Glaubensbezeugungen. Als Folge der Veranstaltung bildete sich die "UFO-Studiengruppe Augsburg" unter Willi Hartmann, die sich dann regelmäßig in der "Goldenen Gans" versammelte, um immer wieder die von Anni Hagen, Bregenz, gechannelten Botschaften von SETA zu empfangen. Die erste Zusammenkunft am 2.Januar 1958 wurde von 55 Personen besucht.
Am 20.September 1957 gab es in Zürich, Konzertsaal des Konservatoriums, einen UFO-Vortrag durch Karl Veit, auf Einladung des UFO-Aktivisten Paul Häusle und in Mitverantwortung durch H.J. Ragaz vom "Weltraumboten" und Prof.Dr.h.c. W. Zimmermann. Thema der Lichtbildveranstaltung: "Besuchen Planeten-Menschen unsere Erde?" Zwischen 550 und 600 Menschen besuchten die Veranstaltung, die total überlaufen war - etwa 50 Notstühle mussten aufgestellt werden und zig Leute saßen auf dem Boden. Über 300 Menschen mussten heimgeschickt werden. Aus diesem Grund gab es einen Anhängevortrag am Abend des 21.September 1957, der ebenfalls total ausverkauft war.
Aufgrund des gewaltigen Interesses wurde im Volkshaus Zürich ab sofort an jedem ersten Samstag im Monat ein UFO-Diskussionsabend eingerichtet, der gleich bei seiner ersten Veranstaltung im anschließenden Oktober von ca. 50 Personen besucht wurde. Häusle stellte sogleich Pläne für weitere Ortsgruppen in der Schweiz auf. Deutsche Freunde der Planetarier veranstalteten vom 2.-4.November 1957 ihre Zweite Internationale Jahrestagung in der Kongresshalle zu Wiesbaden unter der Veranstaltungsleitung, dem Herausgeber der UFO-Nachrichten, Karl L. Veit. Hierüber berichteten die UN in Nr.15 vom November 1957. Durch "unseren hochgeschätzten George Adamski" war der "dringende Wunsch unserer lieben Planetarierbrüder" übermittelt worden, dass sich auch in Deutschland Arbeitsgruppen bilden, die aus ihnen "freundschaftlich-brüderlich zugetanen Erdenmenschen" bestehen. Sie, die Planetarierbrüder, mochten "mutige Aktivisten" anspornen, nun ihren Teil dazu beizutragen, dass sie ihre Mitmenschen über die Fliegenden Untertassen aufklären. Cirka 120 UFO-Freunde folgten also dem kosmischen Ruf, "dem Zug ihres Herzens", wie es pathetisch hieß. Akademiker, Wissenschaftler verschiedenster Fakultäten, Ärzte, Ingenieure und Künstler waren zu der internationalen UFO-Tagung gekommen, um für die "interplanetarische Förderation" tätig zu werden. Der Mannheimer Dr. Wilhelm Martin (Naturwissenschaftler und Lichtforscher) berichtete über seine "bahnbrechenden Erkenntnisse", wonach "nachweislich" alles falsch sei, was die Einstein'schen Lehre, astronomische Hypothesen, Sonnentheorie, Planetenatmosphären der Wissenschaft beinhalte. Er forderte auf, endlich die "Über-Physik" unter Einbringung der Telepathie und Meta-Physik sowie Esoterik in die Gänge zu bringen, um damit der wissenschaftlich-weltlichen Stagnation entgegenzutreten und endlich die Evolution voranzutreiben. Zahnarzt Eugen Köberle, Berchtesgaden, hatte eine "mitreißende Darstellung" für einen geradezu klassischen Lebensweg für den suchenden Menschen zwischen Natur und den Religionslehren östlicher und abendländischer Prägung anzubieten, um "psychische Kraftvorgänge" freizusetzen, um damit das Christus-Erleben erfahrbar zu machen. Eine Vorlesung von Hermann Grettler über das "Ultimation des Weltalls" war so erhaben, dass sie "wundersame Schwingungen" freisetzte, denen man sich ob des "Licht- und Friedensbringers" nicht entziehen konnte. Herr K. Christian, Speyer, leistete ebenfalls seinen wertvollen ufologischen Beitrag mit der Rede über "ethische Belange und Zusammenhänge zwischen Planetariern und Vegetarismus". Frau Sigrid Brandt, Darmstadt, Herausgeberin der deutschen Fassung der Flying Saucer Review brachte Neuland in Sachen UFOs auf und schlug vor, die UFOs fortan IFOs zu nennen, d.h. "nicht mehr 'Unerforschte Flug-Objekte' [sic!], sondern 'Interplanetarische Flug-Objekte'", was eine überaus eigenwillige und mit System betriebene Verfremdung sowie fehlführende Mutatation der ursprünglichen Sinngebung der Kürzel U.F.O. und I.F.O. ist - IFO steht hier für identified flying object. Dies wurde dann von der Versammlung angenommen, genauso wie die von Frau Brandt überbrachten Grüße von Ashtar, "dem Befehlshaber von zehn Millionen Wesen aus dem Weltraum, die ihre Stützpunkte im Bereich der Erdbahn bezogen haben" (hierzu gab es im Ventla-Verlag bereits eine Broschüre namens In kommenden Tagen). Der Veranstalter zeichnete mit der "goldenen UFO-Nadel" sowie einem "vergoldeten Abzeichen" die verdienstvollsten Aktivisten, die "wahren Idealisten", der Gruppe unter Applaus aller Teilnehmer aus: Frau Fabrik-Direktorin Dr. K. Müller (die engste Mitarbeiterin von Herrn Veit), K. Christmann, Paul Häusle, Dr. Martin, Dr. Köberle, H. Grettler, Studienrat Maier und Frau Brandt. Gleichsam gab es einen Aufruf, dass man bitteschön sein Schärflein ("pekuniäre Unterstützung") dazu beitragen solle, um Adamski's Buch "Im Innern der Raumschiffe" finanzieren zu können. Herr C.A. Hohenberg ersteigerte sich sogar, dass die Redaktionsleitung bitte dafür Sorge trage, dass die Stadt Wiesbaden zur "Weltfriedensstadt" erhoben werde, um ihrer "kosmischen Bedeutung" gerecht zu werden. Die Teilnehmer schieden in dem Gedanken, den Samen für die Zukunft ausgebracht zu haben, der bald Früchte tragen solle und zur "Ehre des ALLERHÖCHSTEN" sowie zum Segen unserer Generation der gesamten Menschheit gereiche, damit die "interplanetarischen Freundschaften des anbrechenden neuen Zeitalters" gedeihen. Eine "beglückende Harmonie" voller guter Schwingungen stand auf der vor "Freudigkeit strahlenden Gesichtern" der Gäste zum Abschluss der ufologischen Predigt. Hier konnte man schon sehen, unter welchem pseudo-religiösem Diktat sich die deutsche "UFOlogie", ausgegeben als UFO- Forschung, die nächsten Jahrzehnte entwickeln würde. Paul Häusle hat es in seinen "Gedanken über die Tagung" mit der Aufgabe der UFOlogie so zusammengefasst: "Die weltanschauliche UMSCHULUNG der Menschen durch die TATSACHEN-BEWEISE" wie sie z.B. der tiefgläubige Christ Dr. Martin vortrug! Verblüffend dagegen ist, dass es scheinbar nie Gegenströmungen gab, die kraftvoll genug waren, um sich dagegen zu behaupten, und die tatsächlich die rein wissenschaftlich-orientierte Untersuchung des UFO-Komplexes einführen konnte. 

Erst Mitte der 70er Jahre sollte sich dies ändern, auch mit dem Aufkommen des in Mannheim gegründeten CENAP-Netzwerks. Das Wiesbadener Tagblatt berichtete so am 4.November 1957 groß aufgemacht: Schon die Römer kannten "fliegende Schilde": Gibt es die "Fliegenden Untertassen wirklich? Internationale Arbeitstagung in Wiesbaden befasst sich mit der neuen Wissenschaft "UFOlogie": Fast hundert Teilnehmer aus Deutschland, Schweden, Österreich, Holland und der Schweiz fanden sich zur ersten internationalen Arbeitstagung der UFO-Studiengemeinschaft in Wiesbaden in der Rhein-Main-Halle zusammen. Höhepunkt der Tagung war die Vorführung von achtzig dokumentarischen Original-Aufnahmen aus verschiedenen Ländern und Erdteilen. Es sind Naturwissenschaftler, Philologen, Techniker, Ärzte, ernsthafte Männer und Frauen der verschiedensten Berufsgruppen, die sich in der UFO-Studiengemeinschaft zusammengeschlossen haben. Sie befassen sich mit einer neuen Wissenschaft, "UFOlogie" genannt, die durch das Phänomen der UFOs, der "Unbekannten Flugobjekte" oder ihrer Form nach "Fliegenden Untertassen" entstand. In Amerika wurde jetzt die erste Hochschule für UFOlogie gegründet [?]. Die Beschäftigung mit UFOs ist ein weltweites Unterfangen und keineswegs ein privates Hobby [?]. Im Pentagon, dem amerikanischen Kriegsministerium, gibt es eine eigene Abteilung für UFO-Forschung, bei der täglich bis zu 300 Meldungen [?] über UFO-Sichtungen eingehen. Offiziell sind bisher 40.000 anerkannte Sichtungen registriert worden [?]. Die Luftwaffenstäbe der amerikanischen, englischen und französischen Streitkräfte haben UFO-Untersuchungsausschüsse. Für alle Piloten sind Fragebogen bereitgestellt, die nach UFO-Sichtungen ausgefüllt werden. Aber die UFOlogie ist nicht in erster Linie auf die militärische Perspektive ausgerichtet, sondern auf die wissenschaftliche Betrachtung [sic!]. Der wissenschaftliche Stoff ist nicht neu, denn Berichte über UFOs sind bis in älteste Zeiten zurückzuverfolgen. Es existieren beispielsweise derartige Berichte vom älteren Plinius, von Livius und Seneca. Es existieren viele Schriftstücke aus dem Mittelalter, darunter ein päpstliches Edikt, das sich mit den zuerst von den Römern "Fliegende Schilde", später "Tanzende Scheiben" genannten Flugobjekten befasst. Die geschichtlichen Nachweise sind darum wichtig, weil zur damaligen Zeit keine Verwechslung mit "Flugzeugen, Wetterballons und Zeppelinen" möglich war. Damals gab es auch noch keine Astronautik, eine Wissenschaft, die eng mit der UFOlogie verknüpft ist.
Während die Astronautik sich mit dem Flug in den Weltenraum hinaus befasst, befasst sich die UFOlogie mit dem Einfluss aus dem Weltenraum. Daher überraschte es die UFOlogen nicht, dass auf der Jahrestagung der Weltraumforscher in Frankfurt der Wissenschaftler Dr. Heinrich Faust von der Forschungsabteilung des Deutschen Wetterdienstes erklärte (25.Oktober 1957), dass es im Weltall bereits künstliche Satelliten wie Sputnik gäbe, die von anderen Planeten aus in den Weltenraum geschickt seien. Die UFOlogen sind mit dem berühmten Psychologen Jung der Ansicht, dass es an der Zeit wäre, mit dem "läppischen Spiel der Geheimniskrämerei aufzuhören" und dass die Behörden nicht zögern sollten, ihr Material zu veröffentlichen. Der erste Schritt der Veröffentlichung wurde bereits getan. Die amerikanische Regierung gab die Vorführung eines 92-Minuten-Dokumentarfilms über UFOs frei [wie jeden anderen Hollywood-Schinken übrigens auch, da in Amerika auf die Filmkunst der privaten Industrie keinerlei Zensur ausgeübt wird und der hier erwähnte Film namens "U.F.O." eine derartige Produktion war - deswegen allein ist es schon irreführend gewesen, was man hier zusammenschrieb]. Die "Wiesbadener UFO- Studiengemeinschaft", die unter Leitung des Privatgelehrten und UFO- Wissenschaftlers Karl L. Veit steht, und die Zentrale der deutschen UFO-Forschung ist, bemüht sich um diesen Film, der bisher nur in den USA und England gezeigt wurde. Es bestehen zur Zeit 15.000 UFO-Studiengesellschaften [?] in allen Ländern und Erdteilen. Hunderte Bücher sind in englischer Sprache erschienen, mehr als vierzig Fachzeitschriften werden regelmäßig herausgegeben. Der Wiesbadener UFOloge Veit bereist mit Lichtbildervorträgen Europa und sprach im Rundfunk und Fernsehen über die kritische Forschung [???] und Wertung auf diesem Gebiet.
Die Tagung wurde mit einem "Jubiläums"-Anlass verknüpft. Vor zehn Jahren wurden erstmals UFOs gemeldet, die seither in großer Zahl eingeflogen sein sollen. Allein über Rom wurden 1954 nach einem Bericht von Dr. Alberto Perezo, Rom, zweihundert UFOs gemeldet. Die präzise Meldung ging von der römischen Sternwarte an die Vereinten Nationen. Wie im amerikanischen Kriegsministerium selbst, wie auch in der Leitung der britischen Luftwaffe und in Stellungsnahmen führender Wissenschaftler bestätigt wird, besteht kein Zweifel mehr an dem planetarischen Ursprung der Flugobjekte [eine verblüffende Selbstsicherheit wurde damals an den Tag gelegt, eine Sicherheit die vierzig Jahre später immer noch in Frage stehen sollte].

 

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