Eine weitere Tagung & weitere Aktionen

Am Samstag, den 23. Februar 1991, setzten sich auf Antrag von Leon Brenig die SOBEPS- Verantwortlichen mit etwa vierzig Forschern und Ingenieuren aller Fachrichtungen zu einer Fachtagung (genannt ein internationales Kolloquium, getragen übrigens von der EG!) zusammen. Man wollte darüber diskutieren, wie man der wissenschaftlichen Gemeinschaft die von der SOBEPS ermittelten Fakten der belgischen UFO-Fälle weitergeben könne, damit man auch Auswertungsprobleme und Methodenfragen erörtern kann. Darüber sollte man sich zuvor schon klar sein und nicht erst zu Ende der Ermittlungen.
Gleichsam einher ging die Diskussion von angewandten Erhebungsmethoden und der Gewinnung von wissenschaftlich auswertbaren Daten. Im weiteren ging es um die Einrichtung eines Koordinationsausschusses, um den Meinungs- und Informationsaustausch zu organisieren, "da man nicht an einer Massenhysterie vom Typ UFO-Jagd interessiert sei" (S. 411), auch hier kam man zu spät, diese De BrouwerMassenhysterie war bereits mehrmals über den Berg gekommen, SOBEPS hat dies bereits dokumentiert. So beschloss man hier eine neue Beobachtungskampagne ins Leben zu rufen (ohne die Medien und Öffentlichkeit darüber zu informieren!), wozu man einmal mehr Kontakt zu General De Brouwer aufnahm (gleichsam aber auch mit Premierminister Wilfried Märtens, da die "derzeitige Sichtungswelle Phänomene mit großer Fremdartigkeit zeige") und die belgische Luftwaffe stellte dafür ihre Richtfunktürme in ganz Belgien bereit - acht Stück (Fernmelde-Relaisstationen, die vom zivilen Fernmeldenetz unabhängig betrieben werden). Einer dieser Türme steht in Solieres, in unmittelbarer Nähe zu dem Gebiet, aus dem viele Sichtungen am 12. März 1991 gemeldet worden waren. Dieser Turm wurde als zentraler Standort für die SOBEPS ausgewählt. Über diese Aktion war bisher nichts bekannt geworden. Knapp einen Monat lang lösten sich einige Dutzend Mitstreiter in sechs Türmen regelmäßig ab und sie hatten einiges Material aus Militärbeständen sechs Monate lang als Leihgabe erhalten. Darunter: Neun Stablampen mit großer Reichweite und neun Nachtsichtgeräte. Dabei ergab sich leider nichts besonderes. Bis auf weiteres sind Beobachtungskampagnen ausgesetzt.
Parallel dazu gab es jedoch einen Stimmungsumschwung in den Medien. So hatte z.B. die Zeitung La Derniere Heure den Astronomen Andre Köckelenbergh im April interviewt, der da seine Meinung vertrat: "Man kann sagen, dass die Phänomene gewissermaßen eine uralte Erwartung des Menschen ansprechen. Von daher kann alles mögliche zum UFO werden: der Mond, ein Flugzeug, ein Hubschrauber oder Katzenaugen im Dunkeln. Wir haben das Bedürfnis, an etwas zu glauben. UFOs sind so etwas wie die Feen und Drachen der Neuzeit. UFOs entstammen so einer unablässig sich selber überholenden Ratio und einer fantasiereichen Vorstellungs- kraft, basierend auf zwei Grundpfeilern: zum einen die tatsächlichen Observationen der für die Betrachter erstaunlichen Himmelserscheinungen (unter der Maske der Nacht) und zum anderen der sozio-kulturellen Konditionierung durch den UFO- Aberglauben, die Erscheinungen seien als Besucher aus dem Kosmos zu verstehen. Durch den Anspruch der Wissenschaft, das Unbekannte zu erforschen und zu suchen, gibt sie parallel der Irrationalität Vorschub, wo man dann dem Erfindungsgeist, der Phantasie und der Freiheit des Geistes breiten Raum belassen muss, sodass dann auch die Pseudowissenschaft aufblüht und als solche kaum zu durchschauen ist. Hier kommen dann neue Gedanken und Konzepte auf, die populär sich vertreiben lassen und sich alsbald im Unbewussten unverrückbar festsetzen, gepaart mit all den intellektuellen Kräften des einzelnen und der Gesellschaft als Ganzes.
Dabei wissen wir gleichsam, dass jede Erkenntnis begrenzt und jede Information partiell ist, schlussendlich läuft alles auf eine Entscheidung in Sinne von Pro oder Kontra auf eine Art Wette hinaus. So ist es auch verständlich, warum die UFOlogie ein Themenbereich ist, in der man all das vorfindet, was wissenschaftliches Handeln ausmacht: wissenschaftstheoretische Debatten, ideologische Konfrontationen, methodologische Probleme und theoretische Kontroversen. Getrieben von der Neugier, auch wenn sie ein hässlicher Makel sein mag, ist die wissenschaftliche Forschung ohne sie allerdings nicht vorstellbar. Für jedes größere wissenschaftliche Unterfangen ist jene Mischung aus Courage, Enthusiasmus und Realismus erforderlich - was dazu führt, dass die Liebhaber des Phantastischen sich auch unserem Thema widmen." Ob aber ufologische Zauberlehrlinge mit Umsicht und echtem wissenschaftlichem Anspruch umgehen können, wagen wir zu bezweifeln. Nicht umsonst werden zahlreiche Fehlalarme ausgelöst, die durch Sterne, Flugzeuge und andere bekannte Luftfahrzeuge, die im Dunkeln ein ungewohntes Erscheinungs- bild bieten, entstehen. So erkennt es auch Leon Brenig auf S.475 für die Allgemeinheit, aber leider nicht für den Fall im konkreten Beispiel. Liegt es vielleicht daran, so ist es legitim zu fragen, weil Brenig (wie er selbst auf S. 477 zugibt) zu keiner Zeit seiner bescheidenen professionellen Arbeiten zur nicht-linearen Dynamik einen derartigen Bekanntheitsgrad erfuhr, als er sich nun als "der Wissenschaftler" entdeckte, der neben Sportstars und den Größen dieser Welt plötzlich in den Zeitungen fand?
Dies zu einer Affäre, zu der De Brouwer öffentlich eingeräumt hatte, dass am Himmel über Belgien nicht erklärliche Dinge geschehen und man sich veranlasst fühlte, sie durch Erkundungsflüge von Jagdflugzeugen aufzuklären...
Brenig hat eine erstaunlich abenteuerliche Sicht auf jene Ereignisse entwickelt, die sich in der Nacht des 30./31. März 1990 abspielten. Auf S. 478 schreibt er da, dass die Gendarmen am Boden Flugmanöver von acht nicht identifizierten Flugobjekten observierten und als die belgischen F-16-Flieger herbeikamen, sie gesehen hätten, wie diese acht UFOs ein Fluchtverhalten entwickelten, dies in schwindelerregenden vertikalen und horizontalen Beschleunigungsphasen. Die Bewegungen des UFOs waren für ein Flugzeug unvorstellbar, eine militärische Analyse überzeugte dann die Militärs von der Realität des Phänomens, schreibt er im Gegensatz zu dem bisher bekannt gewordenen Geschehen. Schwindelerregend alleine ist die Darstellung des "Wissenschaftlers". Enthusiastisch streichelt er nochmals das Wohlgefühl des UFOlogen, wenn er betont, dass die belgische Luftwaffe, das Kommunikations- und Innenministerium der SOBEPS eine Unterstützung gewährte und man der SOBEPS einen Flughafen (Bierset) als HQ zur Verfügung stellte [was man sicherlich später bereute, da noch Tage danach Tausende dort anriefen und alle Leitungen blockierten, S. 480, was sicherlich nicht auf besondere Belustigung gestoßen sein kann, da man ähnliche Erfahrungen bereits im Sommer 1952 in Washington, DC machte und sich deswegen sogar die CIA einschaltete, was im Januar 1953 zum bekannten Robertson-Panel führte; dies wieder war Anlass für aufwendige Verschwörungs-Spekulationen in der ufologischen Welt], zwei Flugzeuge und militärisches Fachpersonal einbezogen. Zweifelsfrei: Noch nie hatte eine Armee solchen Mut gezeigt, aber es war keine pure Selbstlosigkeit gewesen, was man sicherlich nicht vergessen darf. Ausserdem waren die Resultate soweit "ziemlich dürftig, die wissenschaftlichen Teams konnten sich keinem UFO nähern". Und im Gegenteil: Das UFO-Jagdwochenende vom 13. bis 17. April 1990 hatte "eine Unmenge von Anrufen eingebracht, die sich auf Phänomene bezogen, die nichts mit dem gesuchten Objekt zu tun hatten. Wie oft hatte man uns angerufen, um etwa einen besonders hellen Stern zu beschreiben, da einem größten Teil der Bevölkerung die Bewegung der Sterne in bezug zur Erde nicht bekannt ist!" Nicht nur ein paar Fehldeutungen hatte es gegeben, sondern eine UNMENGE. Erstaunlich, wie das belgische Archetypus Dreiecks-UFO in Unmengen durch helle Sterne hervorgerufen wurde, leider fehlen dazu markante Beispiele im ganzen Buchwerk!
Zur Datenanalyse hatte Brenig eine wunderbare Idee: er wollte die Methoden der Satelliten-Fernaufklärung einsetzen und konsultierte hierzu Prof. Schweicher vom Ecole Royale Militaire, Luftwaffenoffizier und international bekannter Spezialist für Radartechnik, den er bei den Bildanalysen von Patrick Ferryn kennen lernte, als dieser im Labor von Prof. Acheroy (renommierter Spezialist auf dem Gebiet der Bildanalyse) an der Ecole Royale Militaire de Belgique seine Untersuchungen durchführte.
Die Idee ist simpel: Die Umlaufbahnen ziviler und militärischer Satelliten führen mehrmals täglich auch über Belgien; dabei werden Bilder in verschiedenen Wellenbereichen aufgenommen: sichtbares Licht, Infrarot und Radarwellen. Radarwellen ermöglichen unter Zuhilfenahme des sogenannten SAR-Verfahrens (Synthetic Aperture Radar) eine Bildauflösung von unter 1 Meter - am Tage wie in der Nacht und unabhängig vom Bewölkungsgrad!
Angesichts der Häufung von UFO-Sichtungen über Belgien seit mehr als anderthalb Jahren bestand eine vertretbare Wahrscheinlichkeit dafür, dass eines von ihnen von einem Satelliten aufgezeichnet wurde. Bei der Bearbeitung der Daten ist zudem ein gezielter Zugriff auf die zu untersuchende Region möglich. Doch dieses Projekt wurde nicht realisiert und durch finanzielle und administrative Blockaden verhindert. Satellitenbilder sind so teuer, dass sie für eine nicht subventionierte Organisation wie die SOBEPS unerschwinglich werden. Zudem kommt ein heikler Aspekt auf. Die von den militärischen Fernaufklärungssatelliten gewonnen Bilder befinden sich in den Händen der NATO bzw. des inzwischen aufgelösten Warschauer Pakts. Das NATO-Mitglied Belgien beherbergt deren neuralgisches Zentrum. Das Eindringen nicht identifizierter Flugobjekte in dieses Land kann die Organisation nicht gleichgültig lassen. Es besteht demnach Anlass zu der Vermutung, dass die NATO eine eingehende Untersuchung durchgeführt hat. Da sie über die präzisesten Satellitenbilder, Radardaten und genügend Fachleute verfügt, muss der NATO über die UFOs einfach mehr bekannt sein als den Normalsterblichen. Doch es herrscht das große Schweigen vor, als wenn dort keine Informationen erhältlich seien.
Soweit also Brennig auf S. 486. Doch damit kann man es nicht einfach belassen, sonst geht wieder der Verschwörungs-Mystifizismus um!
Hätte die Stabsführung der belgischen Luftwaffe tatsächlich weitaus tiefergehende Informationen durch solche Radarbilder erhalten, hätte sie im Nachhinein ja nicht mit SOBEPS auf weitaus niedrigerem Niveau die Beobachtungskampagne tragen müssen, sondern hätte es erst gar nicht soweit kommen lassen und De Brouwer hätte sicherlich zum vorgenannten Themenkomplex etwas durchblicken lassen, was aber im ganzen Band nicht erwähnt wird. Zudem dient die Radarüberwachung durch Satelliten aus dem erdnahen Raum alleinig der Früherkennung von fremden Objekten und bei Auftauchen zur sofortigen Reaktion darauf, eine Aufgabe, die die belgische Luftwaffe tragen müsste, da ihr Hoheitsgebiet betroffen wäre. Dies ist aber nicht bekannt, was nur folgern lässt, dass die Dreiecks-UFOs auf den Satellitenortungen gar nicht auftauchten (obwohl sie teilweise als gigantisch und monströs in ihren Dimensionen dargestellt wurden!) und damit auch keinen Grund gaben einen NATO-Alarm auszurufen, wie es in Deutschland die Neue Revue vom 16. Februar 1990 übereilig tat! Der flüchtige Wiedereintritt der sowjetischen Raketenstufe vom 5.11. ist uns noch in Erinnerung, dieser wurde sofort von der NATO-Aufklärung registriert, die Dreiecks-UFOs (wenn sie wirklich fremdartig gewesen sein sollten) dagegen scheinbar nicht und doch waren sie unzweifelhaft da gewesen. Haben sie einen Anti-Ortungsschirm um sich aufgebaut oder wurden sie vom Aufklärungsschirm der NATO-Satelliten-Verfolgung als das erkannt, was sie wirklich waren und damit als harmlos eingestuft? Auf jeden Fall war nicht das angesagt, was die BILD vom 12. Februar 1990 schrieb: "Bereiten die Außerirdischen die Invasion der Erde in Belgien vor?"
Die Radaraufzeichnungen: Kapitel 6. Auf diesen Report haben Sie gewartet, obwohl bereits eine Menge Luft davon raus ist. Wie bekannt, hat sich August Meessen darum gekümmert. Radarortungen von UFOs üben ja eine Faszination ohne Gleichen aus, weisen sie doch deren Existenz nach, scheinbar. Auch das SOBEPS- Mitglied ist davon angetan, ohne Frage. So kennt er alleine den Bericht eines Leutnant der Royal Navy aus dem Jahre 1963, als dieser dabei war, wie man UFOs durch Radar und SONAR beobachtete! Wieder einmal war es "eines Nachts", da tauchte auf einem für große Höhen reservierten Radarschirm ein Echo auf. Anscheinend handelte es sich um ein materielles Objekt, das die Radarwellen stark reflektierte; es war unvermittelt erschienen und bewegte sich nun praktisch nicht von der Stelle in 10.500 Metern Höhe. Der Zeuge suchte daraufhin mit dem Feldstecher den Sternenhimmel ab, konnte aber kein besonderes Licht entdecken. Und hier werden Parallelen deutlich - zwei Jagdflugzeuge der RAF kamen herbei und das Radarecho wich ihnen blitzartig nach unten aus, in zwei bis drei Sekunden war es unter Wasser verschwunden... mit etwa 12.000 km/h. Daraufhin nahmen die Sonar-Operateure einige deutliche "pings" (Sonarimpulse) aus der Richtung auf, in die das UFO verschwunden war. Es setzte seinen Kurs mit einigen hundert Knoten unter Wasser fort. Der Sonarkontakt brach dann ab, als sich das "Objekt" hinter einem Bodenhindernis in knapp 650 m Tiefe versteckte. Unglaublich, werden Sie nun rufen - ich kann es verstehen. Von einem Aufschlag des Radarobjektes wird uns nichts bekannt, davon wird nichts berichtet, so als gäbe es einen solchen gar nicht. Wer will dann von einem materiellen "Objekt" sprechen? Außergewöhnliche Radarwellenausbreitungen haben mancherlei Hintergrund, vielerlei Ursache.
Das Radar ist nicht immer narrensicher und ob der uns unbekannte "Zeuge" wirklich das gesehen und erfahren hat, von dem uns Meessen berichtet, sei auch einmal in Frage gestellt. Alleine schon wegen den beiden unterschiedlichen physikalischen Medien, mit denen Radar & Sonar arbeiten. Radar auf Funkwellenbasis (elektromagnetisch), Sonar auf Schallbasis (akustisch). Mutig erklärt aber Meesseb: Es gibt keine Mittel und Wege, solche Ereignisse totzuschweigen und für immer unter Verschluss zu halten.
Da hat er wohl recht, mischt er doch tüchtig im Verwirrungsspiel mit und solange sich Blätter finden, die halbseidene Tatsachenbehauptungen drucken sind die Mittel und Wege da, diese Tatsachenbehauptungen nicht totzuschweigen.
Meessen leistet sich dann noch einen Kardinalfehler, als er sich auf eine MUFON-Quelle bezieht und den geheimen Fall der 1964 aus der Bahn gebrachten ATLAS- Rakete einbringt, welcher inzwischen als Schwindel belegt wurde - eine der abenteuerlichsten UFO-Begegnungen überhaupt. Eine bisher nicht gehörte Tatsachenbehauptung, die nach Schwindel riecht und ein eingestandener Schwindel als Basis für die Besonderheit von Radarfällen?
Ich habe da ernsthafte Zweifel anzumelden. Wie auch immer, Meessen nahm über General Hollants van Loocke im Dezember 1989 Kontakt zu Oberst De Brouwer auf, der hatte kurzfristig einen Termin frei, wenn auch seine Einstellung zu den jüngsten UFO-Sichtungen eher skeptisch ausfiel. Die Radaranlage in Semmerzake bei Gent hatte am 2.12.89 eine Störung aufgenommen, die allgemeine Verwunderung hervorriefen. Aber nur aufgrund der UFO-Anrufe von Augenzeugen hatte man auf "nicht identifizierte Echos" geachtet. Will heißen, dass ansonsten diese Störung nicht aufgefallen bzw. beachtet worden wäre! Gegen Mitternacht erschienen hier häufig "Störbündel" auf dem Schirm, worüber man sich in letzten Zeit zu wundern begann. In dieser Nacht alleine gab es innerhalb von zehn Minuten gleich siebzehn solcher Störungen. Die naheliegenste Hypothese besagte, dass die Strahlen mehrerer anderer Radars aufgrund einer besonderen Wetterlage zu diesem Zeitpunkt in Richtung auf die Radarstation Semmerzake abgelenkt und dort empfangen wurden.
Die Bündel. Sie stammen in geschachtelter Weise aus drei verschiedenen Richtungen und verfügen jeweils über eine bestimmte Drift. Darüber sprach Meessen mit Major Salmon vom Luftwaffenzentrum für elektronische Kriegsführung, der das Phänomen mit Adj.COR Gilmard ausgehend diskutiert hatte. Die Hypothese der Interferenzen verschiedener Radars schien anfänglich kaum haltbar; sie wird jedoch zunehmend wahrscheinlicher, da einige Länder eine Modifikation ihres Radar vorgenommen haben. Auch Oberstleutnant Billen von der Radaranlage Glons nahm diese Position ein und gestand zu, sie zunächst für meteorologische Störungen gehalten zu haben, denen man normalerweise keine Aufmerksamkeit schenkt. Aber im Zauberreich der belgischen UFO-Dreiecke, wo auch Tarnkappen-Flugzeug- Diskussionen aufkamen, machte man sich plötzlich hinsichtlich neuer Ideen und Konzepte eigene kreative Gedanken. Herr De Greef vom nationalen Flughafen Zaventem führt auf S. 508 uns anschaulich die Arbeitsweise des Radars vor und auch erklärt er uns, wie Radarsignale interpretiert werden. Dank des Generaladministrators des Luftfahrtamtes, Herr Van den Broucke, erhielt SOBEPS schließlich 180 Stunden Videomaterial von Radarbildaufzeichnungen zwischen Februar und Juni 1990, dem Zeitraum von besonderen UFO-Aktivitäten, die man sich nun reinzog und "analysierte", dies durchs Betrachten des Bandmaterials am Familienfernsehgerät. Dieses Material entstammte dem groben Radar des nationalen Flughafens, welches jedoch nichts aufzeichnete, was von den Orts- und Zeitangaben her in einem Zusammenhang mit Bodensichtungen zu bringen gewesen wäre. Meessen sucht seine Entschuldigung darin, dass die UFOs sich unterhalb des Erfassungsbereichs befanden haben müssen oder/und durch Zuschaltung des Moving Target Indicator-Filters sie sich gar nicht abbildeten. Schade, dabei gab es keine verlässlichen Hinweise auf die Anwesenheit von UFOs. Und nochmals ist es Schade, da die Dreiecks-UFOs eigentlich nicht immer unter 300 m Höhe operierten und dann auch irgendwie oftmals genug hoch am Himmel auszumachen waren, sämtliches Videomaterial jedenfalls lässt genau darauf schließen. Vielleicht hätte man sich eher mal die Mühe machen sollen, nach den bekannten Ojekten zu forschen, ob diese auf die UFOs zutreffen könnten, aber dieser wahnwitzige Gedanke kam natürlich niemanden auf, und dies ist wirklich Schade.
Keine Angst, einige merkwürdige Spuren fand der UFOloge doch, wenn zwar nicht auf dem Material des nationalen Zivilflughafens, so doch bei den militärischen Radars von Glons und Semmerzake, die aber wieder eine eigenwillige unufo- logische Erklärung haben, siehe oben. Meessen hatte keine fremden, intelligent gesteuerten Radarecho-auslösenden UFOs gefunden, sondern nur ein meteorologisches Phänomen entdeckt, das ihm einiges Kopfzerbrechen bereitete. Das Phänomen der Engel ist Ihnen sicherlich schon einmal in der Literatur (gerade auch von CENAP) bekannt geworden; heutzutage werden in nahezu allen Fällen (also nicht in wirklich allen) diese Engel durch den MTI-Filter eliminiert. Solche Echos werden technisch allgemein als "Rauschen" betrachtet, die Fluglotsen lassen sich nicht durch sie ablenken, siehe oben als man merkwürdige Bündel aufnahm.
Diese Rauschengel lassen auf kein systematisches Verhalten schließen (S. 510), man sieht lediglich, dass sich diese Engel an bestimmten Stellen häufiger zeigten als an anderen. Ihre Spuren sind durchweg begrenzt, sie sind weder zu nah noch zu weit vom Radar entfernt aufgetaucht. Für Meessen ist klar: Es muss sich um ein meteorologisches Phänomen handeln, das den von ihm konsultierten Radaroperateuren jedoch anscheinend nicht bekannt ist, wie schon gesehen, achteten sie darauf gar nicht. Für uns ist schlussendlich wichtig: 1) Trotz der großen Häufigkeit der UFO-Sichtungen und der Vielzahl der untersuchten Korrelationen wurden von den Radars in Bertem und Semmerzake fast nie UFOs geortet. Es mag kurzzeitig Spuren geben, die einem UFO zuzuschreiben sein mögen, aber Meessen konnte sie als solche nicht identifizieren. 2) Die Fliegenden Engel tauchen auch auf, wenn man die vom Radar Bertem georteten Primaerechos zugrunde legt, die in Semmerzake weniger stark gefiltert werden. Gleichzeitig wies das Radar Semmerzake seine Engel ebenso auf, aber in anderer Reihung, in anderer Art und Weise. Sie sind also nicht miteinander zu verbinden! Solche Rauschengel-Bewegungen dauerten mitunter sogar bis zu einer Stunde, niemals sah man an Ort ein UFO optisch.
Zur berühmten Nacht des 30./31. März 90: Zunächst empfing das Radar von Glons ein dauerhaftes Echo, das sich langsam von Ost nach West bewegte. Der Rechner legte eine "automatische Spur" an, die er mit der Bezeichnung JG446 versah. Diese Spur war um 23:09 h aufgetaucht und blieb beständig bis 0:20 h. CRC Glons fragte nun in Semmerzake an, ob man dieses Echo auch registriere, dem war der Fall: Bewegungsrichtung, Geschwindigkeit und Höhe stimmten überein, d.h. mit 40 km/h mit 3.000 m Höhe zwischen Wavre und Brüssel von Ost nach West. Kommandant Jacxens ist Experte und unterhielt den Bunker von Glons, er nannte das Signal "von sehr guter Qualität". War unser Ultraleicht-Flieger unterwegs gewesen, oder war es ein Ballon?
Zusätzlich zu diesem Echo gab es die uns interessierenden Jagdflieger-Einsatz- Echos, über die wir bereits diskutierten und welche nur kurzfristig festzustellen waren, außerdem fast blitzschnell auftauchten, also gänzlich anders. Die Möglichkeit der Funktionsstörung des Bordradars wird sogar erwähnt, und da diese Funktionsstörung des Bordradars keine triviale Angelegenheit sein kann, ist auch das militärisch-technische Interesse an unserem Phänomen verständlich.
Interne Störungen von Radar und Rechner? Da wird mancher UFO-Fan auflachen, aber wenn er weiterliest, vergeht es ihm. Die UFO-Nacht vom 30./31. März 1990 nämlich wurde vom Radar Bertem nicht verfolgt, obwohl als signifikanter Tatbestand zu melden ist (S.533), dass das UFO eigentlich den Erfassungsbereich dieser Radaranlage durchquert haben musste. Und nicht nur dies: Da das Objekt näher an Bertem als an den anderen Radarstationen vorbeiflog, hätten die reflektierten Radarwellen besonders intensiv sein müssen.
Meessen befragte den einen Piloten der zweiten Jagdmaschine, ob er schon ähnliche Phänomene ausgemacht hätte, S. 536. Und siehe da, ähnliche schon, aber nur in Bodennähe oder in weit größeren Höhen. Hat sich der Rechner selbst genarrt und der Radarschirm-Anzeige ein windiges Objekt vorgegaukelt? "Die Hypothese irgendeines meteorologischen Effekts, der sich trotz aller Vorkehrungen - bei normal funktionierendem Bordcomputer - eingeschlichen hat, kann und soll nicht ausgeschlossen werden", erklärt das SOBEPS-Mitglied. Meessen gesteht somit zu, wie schwierig es ist, selbst mit Messergebnissen umzugehen, da auch Maschinen nicht leicht begreifliche Eigenschaften haben können. Strafverschärfung. Das zivile Radar in Zaventem hatte für den 30./31.März 1990 tatsächlich Engel aufgezeichnet und die Profis am Schirm hatten darauf wieder einmal nicht geachtet.
Festzustellen gilt außerdem, dass die beiden Militärradars Glons und Semmerzake nicht die verrückten UFO-Echo-Manöver registrierten, wie man es von Bord der F-16 aus tat. Glons und Semmerzake hatten ihr lahmes Echo unter Kontrolle, welches kaum etwas mit dem Bordradar-UFO-Echo zu tun haben kann. Meessen schießt sich so auf das Phänomen der Temperaturumkehr und vor allem einer starken Abnahme der Luftfeuchtigkeit am oberen Rand der Grenzschicht ein, woraufhin es zum Phänomen der anomalen Radarwellen-Ausbreitung in diesem Fall kam, wozu er sich seitenlang auslässt, bitte studieren Sie selbst. Für uns wichtig ist: Zwischen den Beobachtungen durch die Gendarmen und den Radaraufzeichnungen der F-16 besteht keine Korrelation, auch nicht zwischen den Beobachtungen der Gendarmen und dem lahmen UFO-Echo in Glons und Semmerzake, ebenso wenig zwischen den Radaraufzeichnungen am Boden und denen in der Luft, alles passt sowieso nicht zusammen und steht zueinander im Widerspruch, kein guter Existenzraum für ein bestätigtes UFO-Phänomen. Meessen macht es auch nicht leichter, wenn er auf S. 559 erklärt, dass die von den F-16 ausgemachten UFOs zudem noch untereinander nicht identisch waren.
Illobrand von Ludwiger brachte 1995 in der Berliner edition q das Buch "UFOs: Zeugen und Zeichen" heraus. Hierin brachte SOBEPS-Mitarbeiter und UFO- Unterstützer Prof. Dr. August Meessen ab S. 313 das Kapitel "UFOs über Belgien und Forschungsansätze" ein. Prof. Meessen berichtete in dem Unterkapitel "Untersuchung der Radaraufzeichnungen" sehr bemerkenswertes, nachdem er erst 1990 den Radar-Verfolgungsfall unterstützt und verteidigt hatte. Nichts war mit UFO: "Da ich alle Radarechos, die nicht als Flugzeuge zu identifizieren waren, sorgfältig untersuchten musste, bin ich auf meteorologische Effekte gestoßen, auf die man normalerweise nicht achtet. Sie sind verschiedenartig und hängen vom Radartyp ab, aber sie entstehen vor allem durch starke lokale Veränderungen der Luftfeuchtigkeit." Eine Form der altbekannten Temperaturinversion also. In der Nacht des UFOs und der F-16er gab es drei Stunden lang eine solche Grenzschicht im betroffenen Luftraum. Meessen: "Ich hatte schon Anfang 1991 beweisen, dass die Radarsignale, die zum Aufstieg der F-16-Jets führten, einen meteorlogischen Ursprung hatten... Die während des Flugs gemachten Radaraufzeichnungen blieben jedoch noch lange sehr rätselhaft..."
Schließlich erwiesen sie sich als Radarwellen-Interferenzen, mit denen der Bordrechner nicht klarkam.

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