Diskussion um himmlische Dreiecke

Nachdem wir in der Zeitschrift Flug Revue vom September 1993 einen interessanten Beitrag über den ersten Besuch von F-117-Maschinen in Europa auf dem niederländischen Fliegerhorst Gilze-Rijen am 8. Juni 1993 gefunden haben, dachten wir die aktuelle Lage in Sachen ostbelgische Dreiecks-UFOs weiter zu betrachten. Zweifelsfrei waren Tarnkappen-Maschinen für die Ereignisse 1989 -1991 nicht verantwortlich zu machen. Wir hatten an SOBEPS eine Anfrage gestellt, um festzustellen, wie die Gruppe sich heute zu den Ereignissen der Vergangenheit stellt und zudem baten wir darum, die vorliegenden Videoaufzeichnungen übermittelt zu bekommen. Leider hat man uns aus Brüssel nicht geantwortet, die Herrschaften scheinen sich deswegen zu fein zu sein. Natürlich haben wir auch unseren Kollegen Wim van Utrecht in Antwerpen kontaktiert, um den aktuellen Stand zu erfahren. Er antwortete selbstverständlich am 16. September 1993 zurück, auch wenn er nicht viel zu sagen hatte. Seit 1992 sind die UFOs in Belgien scheinbar auf dem totalen Rückzugsgefecht, Berichte kommen nur selten herein, mit Ausnahme eines kleinen Flap am 21. Januar 1992 und Ende Juli 1992 - zu beiden Gelegenheiten sahen unabhängige Zeugen rund um Liege ein großes, schwarzes Objekt mit farbigen Lichtern.

Am 9. Januar 1993 wurde Wim Van Utrecht ins SOBEPS-HQ eingeladen, um mit den Hauptuntersuchern des belgischen Flaps zu konferieren. Grund war van Utrecht's Monografie "Triangles over Belgium - A Case of Uforia?", die wir im CR vorstellten, und seine Meinung, wonach das Farbdia von Petit-Rechain eine Trickaufnahme darstelle. Obwohl die Zusammenkunft fünf Stunden dauerte, blieben die Fronten soweit verhaertet und eine gewisse feindliche Stimmung lag in der Luft. Wim erfuhr Unterstützung durch seinen Kollegen Dr. Ronny Blomme vom Royal Observatory of Belgium. SOBEPS war vertreten durch Lucien Clerebaut, Patrick Ferryn und Jean-Luc Vertongen, ebenso durch Dr. Leon Brenig, Prof.Auguste Meessen, Prof. Marc Acheroy sowie Prof. E. Schweicher. Den größten Teil der Auseinandersetzung führte Prof. Meessen in einem langen Monolog, um zu erklären wie man seiner Meinung nach UFO-Berichte in wissenschaftlicher Art und Weise untersucht, als wenn man dies unter diesem Gremium von Fachleuten nicht wüsste. Leider kamen dadurch die anderen Teilnehmer der Runde kaum zu Worte, was Van Utrecht verständlicherweise erzürnte.

Zu Reibereien war es im Vorfeld gekommen, als ein Steven M. Greer in der April 1992-Ausgabe des MUFON UFO Journal von seinem Besuch bei SOBEPS berichtete, um der Gruppe zu helfen, telepathischen Kontakt mit den extraterrestrischen Intelligenzen aufzunehmen, die seiner Meinung nach hinter den bekannten UFO-Dreiecken ständen; bei belgischen UFO-Experten stieß dies sauer auf. Greer hatte auch das umstrittene Foto als "authentisch" hingestellt, welches auch von SOBEPS als bester Beweis für die Welle angesehen wird. Kollege von Utrecht hatte daraufhin MUFON einen Brief geschickt und erklärt, das Greer voreilig gewesen war und man das Foto derzeit noch analysiere und mit einer Einschätzung vorsichtig sein muss. Van Utrecht selbst hatte Experimente durchgeführt, um die “Anomalien" des Fotos nachzumachen, mit Erfolg (wir berichteten). Er legte für MUFON sogar eine Kontaktaufnahme hiervon bei, leider hatte Herausgeber Denis Stacy nicht den Mut, die Aufnahme abzudrucken. SOBEPS dagegen war böse geworden und nahm den Brief von unserem Kollegen von Utrecht übel.
Kein Wunder auch, bisher erschien kein skeptischer Bericht zur Welle in der SOBEPS-Publikation Inforespace. Dafür aber wurde in Belgien mit dem Bild von Petit-Rechain viel Werbung für SOBEPS in Magazinen und im Fernsehen betrieben. Prof. Acheroy hat sich aufwendig mit dem Bild beschäftigt, wie bekannt. Aber niemand bei SOBEPS nahm van Utrecht's Imitation für ernst.
Sicher, es gibt bei der Aufnahme einige Befremdlichkeiten, die sich aufgrund der Computer-Analyse einstellten, sicher ist aber auch, dass der Rechenknecht kein Wunderding ist. Vielleicht muss Prof. Acheroy auch sein Gesicht bewahren, da eigentlich es nicht die Aufgabe einer Militärschule sein kann, sich mit UFO-Fotos zu beschäftigen, besonders dann nicht, wenn sie unter Verdacht stehen mit Hilfe eines Modells aufgenommen worden zu sein. Dabei könnte sich Prof. Acheroy geschickt aus der Affäre ziehen, hat er doch schon zugestanden, dass das Bild nur deswegen Verwendung fand, weil er a) die Möglichkeiten des Computers testen wollte und b) seinen Schülern mit etwas konfrontieren wollte, was aktuell war und im Zeitgeist schwamm, die Schüler mehr als sonst anhand stumpfen Schulungsmaterials motivierte.
Auch der Astrophysiker Pierre Magain sowie SOBEPS-Mann Ferryn versuchten sich mit der Nachahmung der Aufnahme, waren dabei aber nicht so geschickt, weshalb SOBEPS beschloss, dass die Aufnahme nicht reproduzierbar sei.
Ferryn ließ jedoch durchblicken, dass so manches SOBEPS-Mitglied froh wäre, wenn sich das Petit-Rechain-Dokument als nichts als ein Schwindel entpuppen würde. Die SOBEPS-Kernmannschaft jedoch stoppte jene, die sich zu stark auf die Schwindel-Hypothese fokusierte; viel lieber habe man es, wenn man sich um "mysteriöse Plasma-Jets" kümmern würde, um eine tragende Theorie über den UFO-Antrieb zu entwickeln...

Leicht scheint man bei SOBEPS zu übersehen, dass in den letzten Jahren viele der sogenannten authentischen UFO-Fälle platzten, oftmals genug als Schwindel. UFOlogen haben es schwer, sich mit dieser Tatsache anzufreunden.
Der argentinische Trancas-Fall ist ein Beispiel hierfür: Er war einer der stark publizierten Fälle, die besonders die technisch-orientierten UFOlogen begeistern, da sie sich dann freien Raum schaffen können um darüber zu spekulieren, was die UFOs angeblich alles bewerkstelligen mögen. In diesem gutbekannten Klassiker von 1963 haben nicht weniger als sechs diskusartige Objekte eine ganze Familie terrorisiert, als sie "solid lights" direkt in ihr Haus schickten. Auch wenn die ganze UFO-Gemeinde den Fall als authentisch handelte, so hat dennoch der Psychologe Roberto Banchs den Trancas-Fall zur Hölle geschickt: Dr.Banches entdeckte, dass die Zeugen militärische Bodenmanöver für die Landung von Besuchern aus einer anderen Welt hielten. Anstelle der Lösung wegen dankbar zu sein, stellen sich UFOlogen in aller Welt quer und wollen dies nicht wahrhaben.
Ähnlich verhält es sich mit Prof. Meessen, welcher immer noch die von CNRS- Ingenieur Bernard Teston gefundene Erklärung für eine "UFO"-Audioaufnahme von einem zehnjährigen französischen Zeugen zurückweist. Nach langen Gesprächen mit dem jungen Zeugen stellte UFO-Untersucher Renaud Marhic fest, dass der Junge völlig unglaubwürdig ist. Aber Meessen will davon nichts hören und lehnt die ansonsten überall anerkannten Forscher Teston und Marhic ab. Meessen selbst hat mit dem Zeugen nie gesprochen, was ihm aber nichts ausmacht und er weiter bunte Fäden zu Parallelfällen spinnt, um darüber spekulieren zu können, wie die UFOs wohl betrieben werden. Jetzt stellt er sich insbesondere wegen dem Foto von Petit-Rechain sturr.

"Als aktives Mitglied der UFO-Gemeinde seit 1974 weiß ich aus Erfahrung, wie schwer man sich tut einen sogenannten 'guten' Fall begraben zu müssen, wenn er sich als schlichter Schwindel oder als Fehlwahrnehmung herausstellt. Jeder UFOloge, der etwas anderes behauptet ist nicht ehrlich zu sich selbst", stellt van Utrecht fest. Und an eine unbefangene UFO-Forschung glaubt er inzwischen schon gar nicht mehr, selbst wenn SOBEPS dies für sich in Anspruch nehmen will und Prof. Meessen dies wiederholt bei diesem speziellen Treffen betonte. Meessen denkt besondere Glaubwürdigkeit zu erlangen, wenn er wieder und wieder erklärt, es interessiere ihn nicht woher die UFOs kommen, er aber andererseits sich für die Ergründung des Antriebs jener Objekte stark macht, die von einer "außerirdischen Intelligenz" stammen sollen. Die Worte sind zwar andere, der ideologische Inhalt ist jedoch eindeutig der gleiche: Meessen ist ein ETH-Gläubiger in Sachen UFOs. Wie man sieht, ist die Parawissenschaft UFOlogie ein besonderes Ding. Hier werden alsbald unirdische Erklärungen für bislang unerklärte Phänomene herbeigezogen, so als wäre Wissenschaft gleich Religion. Auch wenn Prof. Meessen so tut, als hege er keine sonderliche Sympathie für die ETH, so muss er sich doch an seinen eigenen Text in der Inforespace Nr.70 erinnern, wo er eindeutig die OVNIS als von außerirdischen Wesen gesteuert anbot. Nicht nur dies, er betonte sogar die Fälle des direkten Kontakts als Schwerpunkt dieser Anschauung! van Utrecht wie andere Forscher haben dagegen gerade jene Fälle als Schwindel erkannt oder als hypnopompische und hypnogogische Halluzinationen (ganz zu schweigen von Fällen wo gewöhnliche Erdenmenschen in ungewöhnlicher Kleidung als Außerirdische angeboten oder verkannt wurden).

Während des 9. Januar-Meeting wies Prof. Meessen alle seine eigenen Erklärungen als aus dem Kontext gegriffen zurück, selbst eine TV-Diskussion auf RTL sei zurechtgeschnitten worden und seine Beiträge im SOBEPS-Buch verstümmelt. Haben schließlich die geheimnisvollen MIB-Dunkelmänner das SOBEPS-Buch geschrieben und authorisiert? Wie wir wissen beschäftigte sich Meessen insbesondere mit den F-16-Radartapes.
Befremdlich ist es jedoch, warum er diese Aufzeichnungen nicht an Philip Klass schickte, Klass als ehemaliger Chefredakteur der Fachzeitschrift Aviation Week & Space Technology beschäftigte sich für das anerkannte Fachblatt fast 35 Jahre lang speziell mit Radartechnologie und ihren Problemen. Seine diesbezüglichen credentials sind ausser Frage in der Fachwelt. Doch dieser Luftfahrt-Spezialist ist auch als der Welt führender UFO-Skeptiker bekannt, der schon einige Radarfälle im ufologischen Kasten knackte. Damit war er scheinbar die letzte Person, die man mit diesem belgischen Beweismaterial konfrontieren sollte (?). Der Professor schickte Klass die Unterlagen "aus Respekt vor dem Militär" nicht und weil "der Mann eine besondere Reputation besitzt". Dennoch zeigte Klass die zwei Radar-Displays, welche in der Paris Match abgedruckt worden waren, einem ehemaligen USAF- Piloten der nun bei Westinghouse (dem Hersteller der F-16!) arbeitet. Der Flieger antwortete ohne Kenntnis des ufologischen Hintergrunds, dass die Displays wahrscheinlich Computer-Fehlfunktionen zeigen, hierdurch würden sich verrückt gebärende Blips generiert. Aber nicht nur dies, auch Lt. Col.Salmon vom "Centre de Guerre Electronique" in Belgien hieb in die gleiche Kerbe (unabhängig): "Es würde mich nicht wundern, wenn das Radar selbst künstlich dies erzeugt hätte".
Prof. Meessen hat dennoch seine Schwierigkeiten dies schlussendlich anzuerkennen.

Wissenschaft und UFOlogie

Ein Großteil der 9. Januar-Debatte drehte sich um wissenschaftliche Methodologie. Eine vernünftige Auseinandersetzung war deswegen nicht möglich, da man sich an der Basis entzweite. Dabei wird doch jedermann darin übereinstimmen, dass der erste Schritt hin zu jeglicher wissenschaftlichen Untersuchung es ist, klar das Objekt der Studie zu definieren. UFOlogen denken dagegen anders. Hiernach sind UFO-Berichte Stücke eines Puzzles und erst wenn man die Einzelteile zusammensetzt, wird man am Ende ein klareres Bild von "dem UFO-Phänomen" erhalten. Dabei vergisst man allzu leicht, dass die Daten für das Zusammensetzen eines Puzzles nur dann Gültigkeit haben können, wenn man die Garantie hat, dass alle zum selben Phänomen gehören. In der UFOlogie ist dies deutlich nicht der Fall, wir haben es hier mit Teilen vieler Puzzles zu tun. Mischt man diese Teile der verschiedenen Puzzles durcheinander, dann erhält man tatsächlich ein gänzlich bizarres Endprodukt und man erlebt die Geburt eines fiktionären Phänomens (und die Geburtsphase dieses fiktionären Phänomens ist längst beendet, dieses Phänomen ist inzwischen längst erwachsen geworden und bekam erste graue Haare!).

Schlagen Sie nur die UFO-Literatur auf, Sie erfahren hier ein breites Spektrum von Darstellungen, leuchtende Gebilde, Fliegende Untertassen aus Metall, dreieckige Plattformen, Menschen entführende Graue, Untertassen-Lager auf Wright-Patterson AFB etc. Und jeder erfahrene UFO-Phänomen-Untersucher weiß genau, dass er es fast täglich mit anderen Stimuli zu tun hat, die die UFOs hervorrufen. Verschiedene Typen von Berichten, verschiedene und unterschiedliche Phänomene! Ehrlich gesagt, wie will man hier dann eine klare wissenschaftliche Definition des zu studierenden Körpers abgeben?

Verschiedentlich wurde bereits versucht, die UFO-Phänomenologie zu vereinheitlichen. In Belgien waren dies Overal, Bonabot und Van Utrecht selbst, Figuet versuchte es in Frankreich, Hynek und Smith in den USA - alle derartigen Versuche scheiterten kläglich. Oftmals alleine schon deswegen, weil es nicht genug wirklich befremdliche und gut-dokumentierte Fälle gibt, bei denen alle gleichsam zustimmen würden und niemand einen Flecken im Hemd findet. Statistische Analysen versuchte schon Projekt Blaubuch, mehr als schöne Dokumente mit einigen Unsicherheitsfaktoren waren es nie. Und es gibt Statistiken, die das ganze UFO-Problem aus den Angeln heben können... - sie lassen die UFOs im IFO-Sumpf verschwinden. Es ist für den sorgsamen, erfahrenen Forscher recht schwer eine Serie wechselseitig sich bestätigender Fälle mit bemerkenswerten Nebeneffekten und absonderlichen UFO-Charakteristiken unter einen Hut zu stopfen. Nur jene können mit dem leichten Händchen dies machen, die da glauben, dass die UFO- Literatur durchweg wissenschaftlich fundiert, an Tatsachen orientiert und eine höchst seriöse Tatsachendarstellung sei, deren Einzeleintragungen quasi messtechnisch nachgewiesen sind und Realitäts-Nachweise objektiv vorliegen würden. Diesem ist (leider) nicht so, wie fortgesetzt daran zu sehen ist, dass ein Fall nach dem anderen platzt - egal, wie gut er sich jahrelang als "authentisch" hielt.

Prof. Meessen kritisiert lautstark die kleine Fraktion der skeptischen UFO-Gemeinde. Sie erkläre zwar isolierte Fälle, löse aber damit nicht den Gesamt- komplex auf und es bleibe immer ein bemerkenswerter Rest unerklärlicher Fälle übrig. Mit dieser Positionsnahme impliziert er jedoch, dass es ratsam sei sich auf Quantität zu stürzen, als auf Qualität zu achten. Warum wirft er sich dann exklusiv auf Fälle wie den F-16-Radarfall, wenn es doch nur um die Quantität der UFOs geht? Außerdem müsste es dem aufrichtigen UFO-Forscher selbst darauf ankommen, die Guten von den Schlechten zu trennen, schließlich geben die UFOlogen doch selbst gerne an, dass da mehr als 90 % der Fälle IFOs sind und nicht mal ganz 10 % echte UFOs. Aber, wer die UFO-Literatur liest, lernt gänzlich anderes in den Darstellungen kennen: Der Himmel hängt voller UFOs! Und was heißt hier schon "isolierte Fälle", die von Skeptikern geknackt wurden? Dies hört sich an, als wären dies Geschehnisse der UFO-Art, welche unbedeutend und vernachlässigbar sind. Ganz das Gegenteil ist der Fall! Gerade hardcore-UFO-Fälle der authentischsten Art sind geknackt worden und lassen das ufologische Gebilde bedenklich schwanken. Es wird immer deutlicher, irgendetwas stimmt an der sogenannten "wissenschaftlichen" UFOlogie nicht.
Außerdem scheinen UFOlogen kein Verständnis für Lernfähigkeit zu besitzen. Sonst würde man doch aus der Erklärung von jenen "isolierten Fällen" lernen und diese Erkenntnisse auf andere, ähnliche Berichte anwenden, was man jedoch nicht tut. Es gibt eine Reihe von Erscheinungen, welche bereits UFO-Alarm auslösten, aber dennoch werden die selben ungewöhnlichen visuellen Erscheinungen beim nächsten Mal wieder als "authentische" UFOs gehandelt. Eine verwissenschaftlichte UFOlogie kann doch nicht ihre Basis in der Ignoranz finden! (?)
Van Utrecht und Dr. Blomme waren frustriert nach dem Treffen mit SOBEPS. Man war keinen Schritt weitergekommen und die meisten SOBEPS Chefs bevorzugten es, das UFO-Mysterium am Leben zu erhalten, als sich um eine rationale Erklärung zu kümmern. "Ich bin nun überzeugt, dass die meisten SOBEPS-Leute tief im Innern daran glauben, dass die Masse der UFOs auf extraterrestrische Wirkungen zurückgehen. Einmal meldete sich Dr. Brenig zu Worte und verglich die skeptische Einstellung mit der der Inquisitation.
Mit diesem Vergleich hat Brenig unbewusst zugestanden, dass er die außerirdische Hypothese wünscht und sie mit Glauben und nichts mit Fakten zu tun hat", bedauerte Van Utrecht abschließend. Wer will sich ihm verweigern?

Im Dezember 1993 erschien die # 1 des englischsprachigen NUFOC-Flash!, dem neuen Newsletter des "National UFO Center Belgium". Im Editorial hieß es damals:

"Heutzutage neigen wir dazu anzunehmen, dass unsere Welt immer kleiner wird - dabei scheint die Welt so groß wie das Sonnensystem zu sein, sobald es um korrekte und glaubwürdige Informationen geht, nach denen man oftmals genug verzweifelt sucht. UFO-Abstürze in den USA; 3 Meter hohe Giganten laufen in Russland herum; Entführungen und Rindvieh-Verstümmelungen wieder in den USA; Kontaktler selbst in Süd-Afrika; schließlich die Dreiecke von Belgien. Das Publikum, welches UFOlogen zuhört wird immer größer, der Markt an UFO-darstellenenden Inhalten explodiert. Hat dies uns weitergebracht, dem UFO-Nachweis näher? Wohl kaum. Irgendetwas läuft da falsch. Liegt es vielleicht daran, dass da jeder UFOloge nach seinen eigenen Motiven und Motivationen Informationen aussucht, also selektiert?
Nur wenige Sachverständige scheint es zu geben, die auch nach Glaubwürdigkeit dieser Informationen fragen. Was die ufologische Welt am dringlichsten benötigt, so NUFOC, sind aktive und kritische Forscher:
"Untersucher mit einem neutralen Standpunkt, nicht Leute die einfach nur andere davon überzeugen wollen, sie müssten sich ihren Ideen anschließen und ihre Bücher, Videos etc. kaufen und für teures Geld sogenannte UFO-Kongresse besuchen." Solange diese Art der UFOlogie nach Vorrang hat, wird die UFO-Forschung auf dem selben Level wie seit 40 Jahren und mehr bleiben. Und wie weit sind wir gekommen, wenn man zurückschaut? Keinen Schritt weiter, trotz aller sensationellen Yellow-Press-Storys, die das Publikum geradezu aufsaugt. Wir können noch lange über den Roswell-Incident diskutieren, es werden immer neue Zeugen an uns herantreten und uns ins Nirgendwohin entführen.

Einige Forscher haben unspektakuläre Fortschritte in ihrer seriösen Arbeit erzielt, weitgehend unbeachtet von der ufologischen Öffentlichkeit, damals wie heute. Ihre Journale sind kaum gelesen, obwohl sie hochinteressante Beitraege einbringen, kritisch die UFO-Frage begleiten.
Dies im Gegensatz zu den Blend-Werken der Glitzermagazine. Die Großen verschließen und verweigern sich den Kleinen und auch der Umgangston wird härter, stellt man in Belgien fest. Man wundert sich als Außenstehender vielleicht, warum es so schwierig ist in eine offene Diskussion einzutreten und sich lieber einen "Faustkampf" liefert. Dies ist wohl so, weil sich ideologische Strukturen gegenüberstehen, die unüberwindlich sind. Jetzt aber auf zur belgischen Welle, um die es nicht so recht still werden will, besonders jenseits der belgischen Grenzen, während man im französischsprachigen SOBEPS-Journal 'Inforespace' nur mühsam dazu noch etwas finden kann. [Dies lässt uns vom CENAP wirklich wundern, denn die hier angeschnittene 'UFO'-Welle war ja zugestandenermaßen von SOBEPS ja noch gar nicht voll verarbeitet worden, als deren dickwändige Dokumentation hierzu erschien - da muss es doch noch mehr als genug Arbeit geben. Außerdem wäre es fatal, wenn man schlichtweg die UFO-Welle unserer Epoche sang- und klanglos auslaufen lassen würde und zum nächsten Fall überginge. Gerade die CENAP-eigene Studie, vorgestellt in der Dokumentararbeit UFOs 2000 - Die Eskalation, zeigte auf, dass diese für europäische Begriffe einmalige Welle hochwichtigen Sprengstoff zur Eruierung des Gesamtkomplexes UFO enthält.]
Was läuft nun tatsächlich in Belgien hinsichtlich dieser Welle von November 1989 bis mitten 1991? Nicht viel! NUFOC selbst stellte die Arbeit irgendwann bis Ende 1991 dazu ein, nachdem man hier feststellte, dass die Überbetonung von SOBEPS nicht mit dem konkreten Fallmaterial korrespondiert, wonach die meisten Fällen in sich übereinstimmten. NUFOC versuchte sich anhand der glaubwürdigsten Fälle an einem stimmigen 3-D-Computer-Modell der gesichteten Objekte und scheiterte. Vanbrabant gab 50 der besten Fälle ein und erhielt 50 variierende Modelle die sich bestens noch auf einer zweidimensionalen Konfiguration als Dreieck darstellten. Wie die Macher der amerikanischen Pseudodokumentation "Unsolved Mysteries" zu ihrem vereinheitlichten Modell kamen ist ein größeres Rätsel als die UFO-Welle für sich. Nach Ansicht des NUFOC-Mannes sind die meisten Berichte im SOBEPS- Archiv wertlos, wobei er nicht sagen will, dass die Arbeit von SOBEPS schlecht war, aber einige wichtige Details fehlen in jedem Bericht.
Und sollte man die fehlenden "Daten" heute noch einmal einholen, wären sie noch unverfälscht und unbeeinflusst? Wohl kaum. Etwas ist über Belgien geflogen, dies ist ohne Zweifel für alle Betrachter der Ereignisse. Man hat sich jedoch Fragen zu stellen.

Warum gerade Belgien? Einige UFOlogen haben ernsthaft darauf verwiesen, dass Belgien eines der hellsten Länder Europas bei Nacht sei und die UFO-Piloten es daher mit der Navigation besonders leicht hätten. Quatsch, wenn man eine außerirdische Hochtechnik besitzt; selbst wir können heutzutage ohne solche visuellen Leitpfade navigieren. Andere UFOlogen brachten die Nähe zur russischen Grenze ins Spiel, dazu braucht es keinen weiteren Kommentar. Man muss wohl tiefer schürfen. Etwa 90 % aller Sichtungen geschahen im südlichen, französisch- sprechenden Teil Belgiens, selbst die Presse kritisierte, dass die Flamen von den UFOnauten diskriminiert wurden. Obwohl die initialen Sichtungen in Eupen, nur wenige Km von der deutschen Grenze entfernt, passierten, kann man nicht sagen, dass Deutschland von einer gleichartigen Welle erfasst wurde.

NUFOC besuchte Ende 1992 Belgiens größten Flughafen Zaventem und bekam Gelegenheit den Kontrollturm zu besichtigen. Herr Sacre, ein Luftverkehrs- Kontrolleur, gab sich Mühe mit seinen Gästen und beantwortete bereitwillig alle ihre Fragen. Für UFO-Forscher sind natürlich die Radarschirme von höchstem Interesse. "Schaut man sich diese Kontrolleinrichtungen und ihre Anzeigen kann, kann man leicht verstehen, wie schwer der Job des Luftverkehrs-Kontrolleurs ist. Auf den Schirmen sieht man unzählige kleine Punkte herumschwirren und man wundert sich als Außenstehender, wie man all diese nur kontrollieren und sinnvoll zuordnen kann", so jedenfalls Vanbrabant's Erkenntnis. Die Flugobjekte des erfassten Luftraums werden symbolisch auf dem Schirm ausgewiesen, mit einem X werden die sogenannten unidentifizierten Echos angezeigt, wenn man so will, die "UFOs". NUFOC stellte überraschend viele X-Zeichen fest. Herr Sacre stellte sich dieser Herausforderung und erläuterte, dass die X-Symbole unterschiedlichen Ursprung haben: kleine Zivilflugzeuge ohne Transponder-Signalanlage bis hin zu Wetterphänomenen, die wiederum verschiedentlich entstehen können. Selbst Flugzeuge, die dann unter dem Radar-Abtastbereich fliegen, können gelegentlich sich in seinen Anomalien 'spiegeln' und als kurze Blitze auf dem Radarschirm erscheinen!
Inversionsschichten spielen mit hinein und man weiß nicht immer, wodurch eigentlich ein solches X-Echo hervorgerufen wird. Da der Computer die aufgezeichneten Einzelechos registriert, wird anhand von 2 oder 3 Einzelpositionen eines Signals die Bahnbewegung festgestellt, ist sie geradlinig, dann weist dies auf die Bahn eines Flugzeugs hin. Aufgrund der Abstände zwischen den einzelnen Punkten wird die Geschwindigkeit des Echos berechnet.

Für unsere Arbeit ist es nun wichtig festzustellen, dass die Luftverkehrs-Kontrolleure kaum diese unidentifizierten Echos beachten. Sie haben wichtigere Dinge zu tun und müssen sich mit dem realen Luftverkehr beschäftigen. Erst wenn mal ein Anruf von einem Polizeiposten oder einer militärischen Radareinrichtung kommt und sich dies auf ein gesichtetes UFO bezieht, schaut man selbst mal nach, ob man ein Echo hat, welches mit dem fraglichen Ziel korrespondiert. Bei diesem informativen Besuch kam bald ein neuer Schwerpunkt auf. Die Straßen des Himmels... Airways im Fachjargon genannt. Diese sind durch internationale Regeln klar & strikt definierte Korridore am Himmel, denen alle Flugzeuge sich einzuordnen haben. Dies macht auch Sinn: Aufgrund der strikten Anweisungen für den Luftverkehr wird es überhaupt ziemlich ungefährtet möglich, diesen aufrechtzuerhalten. Hier bekommt jeder Flugzeugtyp seinen eigenen Luftraum zugewiesen, um keine Bedrohung für anderen Luftverkehr darzustellen. Der Himmel ist für das Militär, für die Passagierflieger und für private Kleinflugzeuge speziell aufgeteilt. Viele Teile des Luftraums sind für den Luftverkehr gar nicht zugänglich und gesperrt. Wie man weiß besitzt Belgien einen der dichtgenutztesten Lufträume Europas. Der meiste Luftverkehr wird über die Korridore Green 1, Red 7 und Red 15 Ost-Süd-Ost abgewickelt, eine Radarbilddarstellung zeigt hier auch das intensivste Aufkommen. Eine Luftverkehrskarte ist ebenso beigelegt. Ist es nun ein Zufall, dass ausgerechnet die meisten UFO- Sichtungen in solchen Luft-Korridor-Zonen nächtlings stattfanden? Und weiter: Ist es nicht dumm, dass die Lichtkonfiguration dieser UFOs sich parallel an die vorgeschriebene Lichter-Anordnung der sich in diesem Luftraum bewegenden Flugzeuge orientiert?

Einige UFOlogen brachten als Gegenargument ein, das viele Sichtungen auch auf der Linie Brüssel-Eupen und südwestlich Brüssel's stattfanden und hier Green 1, Red 7 und Red 15 nicht verlaufen. Dies ist richtig, sie erwähnen dabei aber nicht, dass hier die Luftkorridore Amber 5 und Amber 6 zusammenlaufen und starken Luftverkehr verursachen! Hier sieht man einmal mehr, wie selektiv UFO-Fans um ihren Glaubensinhalt kämpfen. Mit Objektivität hat dies nichts mehr zu tun. Nur 50 von 2.000 Sichtungen verliefen nicht genau in diesen Korridoren, aber sie beinhalten auch keine abweichenden Darstellungen. Egal, anhand der bisher bekannt- gewordenen Fakten schließen viele UFO-Freaks die irdische Erklärung aus und hängen den ganze Zauber an die beliebte ETH auf. Vanbrabant sieht hier den Niedergang seriöser Forschung ausgewiesen. Zu einigen Fällen sieht er die CENAP-dargebrachte ULM-Lösung ganz klar und bringt hierzu noch die Unfähigkeit vieler Observer ein, objektiv zu urteilen und darzustellen.
Sogenanntes "Geheim-Fluggerät" von NATO-Partnern sind zwar beliebte Erklärungen, aber bislang ohne Substanz. Geheim-Flugzeuge sollen so auf der schottischen Basis Machrihanish stationiert sein, aber diese Basis hat nur eine Startbahn und liegt zudem nahe eines Dorfes, von wo aus noch niemand befremdliches Fluggerät starten und landen sah. Dafür aber haben wir eine Reihe von Fällen, wo man den Dreiecks-UFOs folgte und sie dann auf Flughäfen als ganz stinknormale Flugzeuge landen sah! Inzwischen macht sich auch die Erkenntnis breit, dass die Ereignisse aus der Nacht des 30./31. März 1990 gar nicht mehr jenes Gewicht haben, wie es zunächst schien. NUFOC sprach inzwischen mit einigen hochrangigen BAF-Offizieren, die das Radar-Lock-On klar als Resultat eines Wetterphänomens oder einer Computer-Fehlfunktion verstehen.

Die Amerikaner kommen nach Belgien. Die amerikanische UFOlogie beherrscht die Welt-Sicht in nicht nur dieser Affäre. Leider blieben die seriösen Forscher einmal mehr zu Hause und nur die Effekthascher und ET-Promoter machten sich auf den Weg - eben, weil nur sie das Geld haben. Zu allererst waren jene Leute da, die nach spektakulären Sensationen suchten und die Computer-Animationen nach Hause brachten, mit denen sich George Lucas und andere FX-Gaukler erfreuen können. Dann kamen die UFO-Freaks vom Schlage des CSETI-Manns Steven M(missonary man) Greer, welche den Kontakt herstellen wollten (indem sie nächtlings mit Taschenlampen herumliefen und sie zum Himmel richteten) und faszinierende CE-V-Storys heimkabelten. So entstand weltweit rasch der Eindruck: Belgien wird definitiv von außerirdischen Maschinen heimgesucht. Die dazu eingebrachten Observations-"Details" sind durchweg überzeichnet und übertrieben, weit davon entfernt selbst den bizarrsten Darstellungen gerecht zu werden. Dazu werden gänzlich normale Geschehnisse verfremdet eingebracht und in einen neuen Kontext gesetzt. Ja, nur so kann die UFOlogie überleben. Traurig genug.

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