Die "wilden" 70er Jahre

"Der Traum vom Besuch aus dem All: UFO-Glaube in Deutschland", so die Schlagzeile einer Berichterstattung durch Hans-Joachim Noack in der Frankfurter Rundschau vom 31. Dezember 1970. Hier sein Bericht:
"Im Juli 1946, während der Zeit seiner Kriegsgefangenschaft, entdeckte der Steuerbevollmächtigte August Wörner aus Pillig bei Koblenz ein seltsames Flugobjekt über den Dächern von Moskau. Der Körper, der einige Minuten am Firmament verharrte, ehe er sich in rasender Geschwindigkeit davonmachte, wurde für den deutschen Landser zum Schlüsselerlebnis.
Seither hat er nicht mehr aufgehört, den Himmel nach wundersamen Erscheinungen abzusuchen; und, wie er behauptet, mit rauschendem Erfolg: Er registrierte im Laufe der Jahre Undefinierbares 'in Massen'." Fast ein Vierteljahrhundert danach hat sich die Beschäftigung mit der möglicherweise sichtbar gewordenen, aber immer noch nicht bewiesenen quicklebendigen "Über-Welt" in drei erkennbare, wenngleich sehr oft ineinander zerfließende Strömungen kanalisiert. Die einen, sehr wahrscheinlich die meisten, sind im Gestrüpp der mittlerweile unüberschaubar gewordenen Science-fiction-Literatur hängen geblieben und empfinden etwa die Televisions-"Invasion von der Wega" lediglich als spannende Abendunterhaltung. Die anderen, und unter ihnen ernst zu nehmende Wissenschaftler wie der Raketenforscher Hermann Oberth, frönen der Wahrscheinlichkeitstheorie, nach der die Annahme, ausgerechnet das Staubkorn mit Namen Erde sei Mittelpunkt des Universums, als vermessen gilt. Die dritten, die von diesem "realen Denkansatz" ausgehen, sind zu bisher wenig beachteten und allenfalls belächelten Jüngern einer neuen Religion gewachsen, die eine Art interplanetarische Theologie mit festen Glaubensgrundsätzen entwickelt hat.
 
Untertassen sind nun die feste Überzeugung beispielsweise jenes Steuerbevollmächtigten, die August Wörner's sind unter uns und überall. Ihrer Logik nach werden die UFOs  als eine Realität die Welt verändern, wie kein anderes Ereignis in der Menschheitsgeschichte zuvor. Wörner zählt die UFOs in der Vordereifel quasi vor seiner Haustüre aus durch. Gerade im Juli und August 1970 hatte er seine letzten Sichtungen. Wörner: "Die UFOs sind selbst hierzulande zu häufig erschienen, als dass man sie nicht als Rarität gelten lassen könnte." Zuhauf erhalte er Meldungen aus dem Raum Ludwigshafen/Mannheim und der Pfalz (?). Über Ramstein AFB soll eine "riesige Zigarre" die dortigen Aktivitäten beobachtet haben. Derweilen mehrten sich auch Berichte von Observationen aus dem Schwarzwald, Harz, von der Waterkant und aus Südhessen, die von Wörner's Außen-Posten hereinkämen. Die Eifel-UFOs sorgten sogar dafür, das im Sommer 1970 TV-Übertragungswagen des Südwestfunks und des Saarländischen Rundfunks bei Wörner postiert wurden, weil dieser deutliche UFO-Manifestationen vorausgesagt hatte, die leider nicht zustande kamen. Kein Wunder, wenn die Welt borniert über die sonst nur von UFO-Fans beobachteten himmlischen Erleuchtungen schwieg. Dies bedauern gerade die "UFO-Nachrichten" in ihrer September 1970-Ausgabe sehr, weil die Welt immer noch nicht wahrhaben wolle, dass es das universelle Problem der UFOs gäbe, welches eine Welle des Verständnisses zu uns auf Erden trägt und immer mehr Menschen infiziert. Der Kunstmaler Karl Ludwig Veit ist als Chefredakteur für die UN verantwortlich, er hat sich zum Ziel gesetzt, "beharrlich die Wahrheit über eine immer wieder verketzerte Wissenschaft zu verbreiten" - seine inniggeliebte und verfochtene UFOlogie ist mit der "verketzerten Wissenschaft" gemeint. Dennoch ist er bewundernswert selbstsicher in seiner Einschätzung, dass die "UFOlogie" dereinst vielleicht die Mutter aller anderen Wissenschaften sein werde! Und der Kosmos-Journalist verweist auf seine enge Zusammenarbeit mit Hermann Oberth und auf "aufmunternde Worte" in Briefen von Filmstar O.W. Fischer oder Schauspieler Wolf Schmidt (Kultfigur: "Babba Hesselbach"), welche Leser der Ventla-Publikationen und der UN sind. Ja, dies korrespondiert mit einer Umfrage der TV-Zeitschrift TV Hören und Sehen vom Juni 1970, die feststellte, dass die UFO-Gläubigkeit auch unter dem Prominenten des Showgeschäfts grasiert und dort eine grundsätzliche Anfälligkeit für Mystifikationen vorherrscht. Geoutete UFO-Fans: Joachim Fuchsberger, Hellmut Lange, Inge Meysel, Eva Pflug (vom Raumschiff "Orion"), Maria Schell, Roy Thinnes, Cassius Clay und die Sängerin Margit Schramm. 

Ob der UFOs und ihrer "lebenswichtigen These für eine Glaubensgemeinschaft" ergäbe dies eine Formel, wonach das lebendige Universum als erwiesen anzusehen ist. Folglich müsse der Mensch zu einer "viel größeren Vorstellung von Gott kommen". Er argumentiert so am liebsten mit der Offenbarung des alt-testamentarischen Johannes und dem Schlusskapitel der biblischen Apokalypse, wenn er über die "Entfaltung eines praktischen und esoterischen Christentums sowie die Evolution einer echten, erleuchteten Wissenschaft" namens UFOlogie schwelgt. Kein Wunder, wenn er zugibt, dass genauso wie beim Gottesglaube auch bei der interplanetarischen Theologie kein schlussendlicher Beweis zu erbringen ist, auch in Sachen UFOs sei der Realitätsbeweis nur schwer auszumachen. Genauso scheinen seine Leser zu denken, die in die "Tausende" gehen und als "fromm" und "frei" zu betrachten sind. In Balingen bestätigte Ortgruppen-Leiter Reinhold Herrmann, promovierter Jurist und praktizierender Rechtsanwalt, den theologischen Hintergrund, aber darüber mag er nicht so recht sprechen, nur soviel: "UFOlogie geht über die Dimensionen des Christenglaubens weit hinaus." Der FR-Mann besuchte offenbar in Balingen die UFOlogen-Gemeinschaft: "Der Eindruck drängt sich auf, dass die Studiengruppe neben Männern und Frauen mit gestanden, nüchternen Berufen von Leuten beherrscht wird, die von jeher zwischen Himmel und Erde mehr zu entdecken glaubten, als er gewöhnliche Sterbliche mit durchschnittlicher Phantasie und beschränktem Sehvermögen: Es sind Kreative aller Gattungen, Angehörige freier Berufe, Schauspieler und Werbemanager, Bildhauer und Heilpraktiker. In Balingen hängt eine ganze Reihe von UFOlogen einem Herrn namens Lorber an, der sich als Seher im 19. Jahrhundert einen Namen machte." [Nicht nur Herrmann's Truppe hing übrigens dem österr. Visionär Lorber an, auch die DUIST-Führungsspitze in Wiesbaden sah sich fast schon als Reinkarnationen dieses pseudoreligiösen Spinners, auf jeden Fall widmeten Karl und seine Frau Anny, übrigens ein ehemaliges Berliner Schreibmedium, sich dem Propheten Jakol Lorber: "Durch diesen Propheten wurde unser Lebensweg bestimmt zum Dienste für den HERRN und die Menschen. Dazu wurden wir freiwillig auf die Erde gesandt." UFOlogie als versteckte Mission für pseudoreligiösen Fanatismus? Wie auch immer, von Mitte der 50er bis Mitte der 70er Jahre konnten die Veits das öffentliche Vorstellungsbild betreffs UFOs hierzulande alleinig und weitgehend ungestört prägen - und das ist ein wichtiger Punkt, wenn man die Nährboden deutscher UFOlogie kennen lernen will.]

FR-Journalist Noack vermerkte also so die "Merkmale einer Sekte". In den deutschen Zirkeln, wo sich die UFOlogen treffen wird der Gott des Universums manchmal beim Namen hinter vorgehaltener Hand genannt: Ashtar Sheran, der alte Alien-Sack. Diese Zirkeln geben sich genauso exotische Namen wie ihre Weltraum-Oberhäupter: "Space Club" in Heilbronn oder "Universeller Freundeskreis" in Salzburg. Die Fans treffen sich in Hinterstübchen von Gaststätten oder Kaffeehäusern. Wörner trommelt gar so viele Leute zusammen, dass eine ganze Gastwirtschaft nur von UFO-Begeisterten übernommen werden kann, von wo aus im Sommer "eifrig Ausschau nach Himmelsflitzern gehalten und über die Ergebnisse Protokoll geführt wird". Noack: "Auch wenn die UFOlogen es nicht wahrhaben wollen: sie tragen alle Merkmale einer Sekte, in der Arroganz und Demut nahe beieinander wohnen - Arroganz und zugleich märtyrerhafte Demut gegenüber den Ungläubigen, Verstiegenheit in der Beurteilung vermeintlich engstirniger Wissenschaftler wie Albert Einstein, den der Naturforscher Wilhelm Martin aus Mannheim auf dem letzten UFO-Weltkongress in Mainz einen 'armen Irren' nannte, betonte Unterwürfigkeit im Verhalten zu den 'höheren Wesen' in den Raumschiffen, von denen die Erlösung aus dem irdischen Jammertal erhofft wird. Diese Heilserwartung ist es insbesondere, die die versteiften Anhänger der Fliegenden Untertassen und der ihnen unterschobenen Bedeutung alle Anfechtungen ertragen lässt. Innerhalb der Zirkel blüht indessen die Toleranz in einem Masse, die Science-fiction aus der untersten Schublade ebenso ernsthaft zur Kenntnis nimmt wie das 'Ringen' mancher distanzierter Mitglieder 'mit dem Zweifel'. UFOlogie ist ein weites Feld, auf dem sich mit den unsicheren Schritten eines gealterten Mannes der seriöse Raketenforscher Oberth in gleicher Weise bewegt wie jener Mister Keel aus Südamerika, der in Mainz als gefeierte Kontaktperson detailliert über sein Treffen mit Wesen vom Gestirn GOI berichtete."
UFOlogie ist ein spektakulärer Zusammenfluss von "halber Wissenschaft und halber Religiosität", bestehend aus Elementen die so bunt zusammengewürfelt sind, wie die Menschen, die ihr huldigen. Die UFO-Funktionäre erliegen ihren unterschwellig selbsteingebrachten Verlockungen, die sie jenen Personen weitervermitteln, die dieser neuen Sache wegen sie zu unterstützen versuchen.
 
Diese Gruppe benötigt personifizierte Alibis wie Hermann Oberth für den wissenschaftlichen und den Pater Grasso für den theologischen Zweig. Sie klotzen, wenn jener Herr Grasso um die 'Erweiterung des irdischen Jesusbildes in den kosmischen Christus-Begriff' kämpft, als sei damit schon alles bestätigt - und sie kleckern und unterschlagen, wenn irrwitzige Positionen wie die Behauptung von leben auf dem Mond aufgegeben werden müssen. Die Lehrer des Universellen haben kleinkarierte Probleme:
Sie haben den Generationen-Konflikt wie Vereinigungen von dieser Welt, weil nicht zu übersehen ist, dass vornehmlich Damen von sechzig an aufwärts zum avantgardistischen Kerntrupp gehören. Bereits C. G. Jung hatte kurz vor seinem Tode die UFOs einen "modernen Mythos" genannt, spontane Phantasiegebilde, die auftauchen, wenn der Mensch eine emotionale Krise durchmacht. Für den Tiefenpsychologen Dr. Gerhard Bartning von Starnberger MPI spielt "die Sehnsucht nach einem Kontakt mit der Mächtigkeitsaura" die tragende Rolle im ufologischen Aberglauben, während für ihn gleichsam die UFOlogie "die Quittung auf ein Versäumnis der christlichen Theologie" ist, "die ihre kosmische Relevanz durch die Jahrhunderte vernachlässigt hat". 

Rückblickend war 1970 ein ufologisch-durchsetztes Jahr in der deutschen Medienlandschaft, da die Fliegenden Untertassen auf breiter Front zum TV-Einsatz bliesen, nachdem der erste Mensch im Sommer 1969 seinen Fuß auf den Mond gesetzt hatte und damit sowieso eine neue Bewusstseins-Ära für die Menschheit angebrochen war. Hör Zu (Nr. 25/1970 unter der Schlagzeile "Gibt es Leben im Weltall?": "Binden Sie Ihren Fernsehapparat fest, damit er nicht mit den vielen Fliegenden Untertassen in die Luft geht! Eine Welle von Weltraum-Fahrzeugen überflutet die Bildschirme. Nach Invasion von der Wega und Professor Habers Brüder im All werden bald weitere Herren vom anderen Stern auf der Mattscheibe landen. Zum Beispiel in den Fernsehspielen UFO, Die Delegation, Im Auftrag von Ikarus, Besuch auf einem kleinen Planeten. Damit die Flut nicht abreißt, wurde bei der Münchner Bavaria, die schon das RAUMSCHIFF ORION zu fremden Sternen schickte, gerade eine Spezialabteilung für Science fiction, also für utopische Film- und Fernseh-Produktionen, gegründet." Ja, am 9. September 1970 lief die fiktive Reportage von Autor und Regisseur Rainer Erler im ZDF, welche Spiel und Wirklichkeit, Phantastisches und technisch Mögliches vermischte - auf der Jagd nach außerirdischen Astronauten und ihren UFOs in allen Teilen der Welt. Die Sendung machte damals soviel Wirbel, weshalb sie alsbald nochmals wiederholt worden ist. In dieser Zeit wurde immer wieder die UFO-Frage in Deutschland öffentlich debattiert, sie wurde hier richtig populär gemacht und als Folge hieraus erhielt Rainer Erler sogar die Publikumsauszeichnung "Goldene Kamera" für Die Delegation, weil er eine neue Form des Fernsehspiels fand: Die utopische Reportage, ein Pseudoreport als raffinierte Mischung aus Spiel und Fernseh-Magazin. Der Mann bediente sich aller Möglichkeiten, die ihm das Medium bot. Wirklichkeit und Phantastik, echte und manipulierte Dokumentation verwob er zu einer Einheit. Durch Moderator, Reporter und Experten täuschte er eine Glaubhaftigkeit vor, der nicht nur UFO-Gläubige unterlagen. Wenn man so will: Die Akte X-Stilmittel wurden bereits mehr als 20 Jahre vorher erfunden!
 
BILD am 3. August 1971: "Die UFO-Leute wollen uns nichts Böses tun – Das sagt Raketen-Professor Oberth". In Deutschland erfuhr der Fernsehzuschauer mittels der TV-Serie "UFO" scheinbar mehr über Fliegende Untertassen und Lebewesen aus dem Weltall. Dies stellte der "Deutsche UFO-Verein" aus Wiesbaden fest. Dort kamen immer mehr Leute an, die mehr über UFOs in Erfahrung bringen wollten und sich über "Lebewesen aus dem Weltall aufklären lassen wollen". Schon damals hatte das Medium Fernsehen als Massen-Erfahrung die Menschen zielträchtig auf eine bestimmte UFO-Auslegung hingeführt, wenn auch nur in einer phantastischen Spiel-Reihe. Auch der damals 77jährige Herrman Oberth meldete sich als Mitglied der DUIST zu Wort: "Die UFO-Serie entspricht nicht den Tatsachen; denn die fremden Wesen aus dem Weltall sind friedlich. Wären sie nämlich
aggressiv, hätten sie uns schon angegriffen." Veit: "Sie kommen nur auf die Erde, um uns vorzuführen, was sie alles können." Allein 400 UFO-Meldungen gingen in den vorausgegangenen 15 Jahren bei der DUIST aus Deutschland ein. 'Zahlreiche' dieser UFOs seien sogar auf Fotos festgehalten, "sogar die Insassen sind darauf zu erkennen" (?). Und wieder der Hinweis auf die ufogläubige Prominenz wie Maria Schell, Inge Meysel und Eva Pflug: "Die UFOs sind kein Märchen."

Im 'Arsch- und Titten-Blatt' (so der journalistische Insider-Jargon für derartige Sex & Crime-Gazetten) Wochenend veröffentlichte Hermann Oberth sogar in jener Zeit eine "weltexklusive" UFO-Serie, Sie werden staunen wozu sich der Dean deutscher Raumfahrt-Kultur hat alles hinreißen lassen. Er sprach hier von einem "eigenen Forschungszweig" namens UFOlogie, die sich mit "der Klärung dieser merkwürdigen und geheimnisvollen Erscheinungen" beschäftige. Doch leider wird die "UFO-Forschung von offizieller Seite dadurch erschwert, dass von der amerikanischen Luftwaffe alle Meldungen über UFOs bewusst fehlgesteuert, die Erscheinungen als ganz natürlich abgetan oder ganz unterdrückt werden", schrieb er da im total ufologischen Irr-Glaubens-Jargon nieder. Weder sind die UFOs oder besser Fliegenden Untertassen merkwürdig noch geheimnisvoll für seinen Wiesbadener UFOlogen-Club, noch wird die UFO-Forschung durch die USAF "erschwert", sondern eher umgekehrt wird ein Schuh daraus: Die US-Luftwaffe bekam durch die amerikanischen UFOlogen und Medien Feuer unterm Hintern gemacht und neben ihren eigenen PR-Handhabungs-Problemen stand sie ob des öffentlichen Interesses oftmals so unter Druck, das sie sich selbst in Identifizierungen verrannte, die nicht ganz haltbar sind. Außerdem konnte die US Air Force nichts "unterdrücken", weil sie selbst von der UFO-Hysterie namens UFORIA überschwemmt und eingeholt wurde, die zweifelsfrei externer Natur war und für die USAF oder dem CIA jenseits aller Kontrolle lag. Oberth behauptete sogar, dass "die UNO begonnen hat, sich mit der Realität der fremden Flugkörper auseinander zu setzen". Eine weitere Stilblüte: "Ein beträchtlicher Teil der Berichte aber konnte nicht geklärt werden. Diese können nicht als Lügen oder Schwindel abgetan werden, da alte verantwortungsbewusste Air-Force-Offiziere, Radaranzeigungen oder Fotografien aus zuverlässigen Quellen dabei eine Rolle spielen." Von wegen beträchtlicher Teil, sondern ein geringes Minimum bleibt als Rest über und aus diesem UFO-Restmüll entpuppen sich immer wieder Fälle als genau das, was sie nicht sein sollen: Lügen oder Schwindel. Natürlich auch als nicht erkannte normale IFOs.
 
Oberth, das Aushängeschild, forderte die Beschäftigung mit der UFO-Forschung auch deswegen ein, weil es eine Reihe von Fällen gibt, in denen die Landung von Fliegenden Untertassen gemeldet wird, ja Menschen wie der "Hauptpionier der UFO-Forschung, der Amerikaner George Adamski" sogar Begegnungen mit ihren Insassen hatten! Da staunt man nur und kann sich eines gewissen Würgreizes im Hals nicht erwehren ob des Scheuklappen-Blicks des Manns. Kopfschütteln reicht da schon lange nicht mehr. Aber hier weist sich nach, wie auch eine ehemalige Kapazität und wissenschaftliche Galionsfigur sich im Irrgarten verlieren und jegliche Rationalität ablegen kann. Oberth verglich die UFO-Forschung in ihrer öffentlichen und wissenschaftlichen Anerkennung mit den Ausgrabungen von Heinrich Schliemann vor Troja, der auch erst als intelligenter Außenseiter belächelt worden war und schließlich der Geschichtsforschung einen beträchtlichen Schub gab, weswegen er von ihr schließlich ausgezeichnet wurde. Oberth: "Deshalb sollte uns nichts davon abhalten, das UFO-Problem weiter zu untersuchen und nach allem zu forschen, was man nicht von vorneherein beweisen kann. Je besser jemand eine Gegend kennt, desto geringer ist die Gefahr, dass er sich verirren wird, und je mehr die Menschheit weiß, desto weniger muss sie befürchten, in die Irre zu gehen." Da ist ein gewaltiger Schuss Scheuklappen-Schmiere enthalten, der das Fass voller ufologischer Selbstbeweihräucherung zum umkippen bringt. Die DUIST'sche Ansammlung von ungeprüften UFO-Meldeberichten kann man kaum "Untersuchung" nennen und die pseudoreligiöse Esoterik-Versammlung namens DUIST-UFOlogie schon zwei Mal nicht. Oberth der davon spricht, die Gegend kennen zu lernen, in der man sich bewegt, ist selbst schon in einem von ihm nicht erkannten Irrgarten unterwegs gewesen, wenn er Adamski als "Hauptpionier der UFO-Forschung" verstand. Der Blinde führt den Lahmen...
 
Das damals populäre "X-Magazin" (Untertitel: "Magazin für Naturwissenschaft und Technik") hatte in Nr. 1/1972 ein Gespräch mit Erich von Däniken abgedruckt: "Kamen unsere Väter aus dem Weltraum?" Dies war notwendig geworden, weil wie selten zuvor eine Buchveröffentlichung (EvD hatte mit "Erinnerungen an die Zukunft" und "Zurück zu den Sternen" aus dem Econ-Verlag für eine Sensation im Verlagswesen gesorgt) so viele Leser der Zeitschrift zu Briefen an die Redaktion veranlasste, um sich mal der Dänikenitis anzunehmen: "Wir haben die Fragen unserer Leser gesammelt, um sie bei der ersten sich bietenden Gelegenheit an den umstrittenen Autor zu stellen. Inzwischen ist von Däniken wieder auf freiem Fuß. Er reist durch die Lande, um in Vorträgen die Thesen seiner Bücher zu stützen." EvD gab im Interview zu: "Unwissenschaftlich kann und darf ein
Nicht-Wissenschaftler arbeiten. Meine Bücher erheben nicht den Anspruch, wissenschaftliche Literatur zu sein. Und unerlaubte Gedankenverbindungen gibt es überhaupt nicht: jede Gedankeverbindung ist erlaubt." Auf den Vorwurf, er habe die Wissenschaft der Archäologie bei seinen Thesen übergangen, wies er zurück: "Daran sind die Archäologen selbst schuld!"
Da hat er wohl recht und konnte somit im Trüben fisch gehen, weil die Archäologie in Sachen Prä-Astronautik genauso versagte und die Augen verschloss, wie es die Astronomie in Sachen UFOs tat. Im Kern war dieser Beitrag recht skeptisch gehalten.

 In dieser Zeit etwa konstituierte sich in Bamberg, der von Detlef Fritze geleitete Club Stern, eine neue UFO-forscherische Aktion von Amateurastronomen. In dieser Zeit etwa konstituierte sich in Bamberg, der von Detlef Fritze geleitete Club Stern, eine neue UFO-forscherische Aktion von Amateurastronomen. Die Begeisterung der Beteiligten ging auf die SF-TV-Serie namens "UFO" zurück, die im Jahr 1971 ausgestrahlt wurde. Die Gründung des Clubs durch die Freundes-Gruppe erfolgte als direkter Anlass der UFO-Sichtungsmeldung von Wiener Neustadt, der Fehldeutung eines Stratosphären-Ballons, wie sich bald herausstellte.
  
Im Februar 1972 erschienen bei der Wiesbadener DUIST drei UFO-Dia-Serien, die sich allseits großer Beliebtheit erfreuten und gerne gekauft worden sind, um sie bei örtlichen UFO-Treffs vorzuführen. Sie waren quasi die Fortführung der bereits vorher erschienen UFO-Postkarten-Fotoserie, die ebenfalls ein großer Erfolg gewesen war. All dies diente der sogenannte "ifologischen Propaganda".
 
Die Neue Revue war sich in Nr. 22/1972 sicher: Fliegende Untertassen gibt es doch! Es ging zunächst um August Wörner aus der Eifel, einem "UFO-Sonntagsforscher", der seine ganze "Freizeit und Taschengeld in die Wissenschaft steckt". Er ist auch UFO-Fotograf, nächtlings zieht er los in die Natur, um den Nachthimmel mit Langzeitbelichtung abzulichten. Auf dem fotografischen Endergebnis sind dann gelegentlich helle Flecken und Streifen zu sehen, "mit denen gewöhnliche Sterbliche nichts anzufangen wissen", für Wörner aber der untrügliche Beweis darstellen, dass die Eifel von fremden Raumschiffen heimgesucht wird. Es ficht ihn nicht an, wenn der amerikanische Luftwaffenminister bei der Schließung des USAF-Projektes Blaubuch, also 1969, erklärte: "Die Luftwaffe hat 12.618 UFOs untersucht. Ein Hinweis auf Raumschiffe von anderen Planeten gibt es nicht." Ein Jahr zuvor verwies auch die Moskauer "Prawda" die Existenz Fliegender Untertassen ins Reich der Phantasie. "Dessen ungeachtet forschen die UFOlogen weiter. Sie behaupten: Die Regierungen halten ihr wirkliches Wissen über UFOs streng geheim, um eine Panik zu verhindern", schrieb das Blatt und verwies auf Ilse von Jacobi, die alles ganz genau wisse, so z.B. über den Absturz eines außerirdischen Raumschiffes 1949 in Mexiko. Das fremde Raumschiff nebst toter, sechzehnköpfiger Crew werde im Pentagon aufbewahrt. Zudem übten die Außerirdischen einen starken Druck auf die USA aus, damit endlich der Vietnamkrieg beendet wird, auf ihre Veranlassung hin fuhr Nixon nach China - so wird auf der Erde also Politik gemacht. 
Von der jüngsten Begegnung zwischen außerirdischen Weltraumfahrern und einem Erdenbürger berichtete von Jacobi jetzt ihren Münchner UFO-Freunden. Sie hatte persönlich mit dem Sizilianer Eugenio Siragusa gesprochen, der auf dem Ätna schon neunzehnmal mit Planetariern zusammengetroffen und eine Friedensbotschaft erhalten haben will. Die Außerirdischen wurden so dargestellt: "Sie waren von athletischer Figur, mit blondem Haar, das auf ihre Schultern fiel. Ihre herrlichen Augen waren leuchtend blau. Sie trugen Armbänder, auch an den Fußgelenken, einen phosphoreszierenden Gürtel und seltsame kleine Scheiben auf der Brust."
Ganz anders beschreibt der Berliner UFOloge Franz Philipp (73) seine außerirdischen Freunde der Neuen Revue: "Sie sind nur mittelgroß, bucklig (weil Höhlenbewohner) und haben eine fliehende Stirn. Knochige Hände, lederartige Haut, Augen seitwärts, watschelnder Gang." Doch "Professor Dr. Gentium, Dr.Ing." (die Titel legte er sich zu, um glaubwürdiger zu erscheinen) Franz Philipp gab auch an, dass er mit eignen Raumschiffen schon seit Jahren durch das All fliege. In einem Buch namens "Raumflug ab 1934", welches er damals mit Erfolg an UFO-Fans verkaufte, offenbart er sein abenteuerliches Wissen über Fliegende Untertassen, Raumstationen und Planetariern. In den vom ihm verschickten "Weltraumbriefen" bietet der Berliner "Professor" gar Mondflüge (Tagestouren oder Zeittouren mit Aufenthalt) an. Über soviel Phantasie kann die UFO-Forscherin Anny Baguhn (71) aus Hamburg allerdings nur lächeln. Die Architektenwitwe hat in vielen Jahren mehr als 750 Fotos und Zeichnungen von UFOs und Planetariern und zahllose Berichte von Augenzeugen, Wissenschaftlern und Kontaktlern gesammelt. Sie ist stolz auf das größte "UFO-Bild-Archiv" Europas und korrespondiert mit der ganzen Welt, um es immer auf den neuesten Stand zu bringen. Wer sich über UFOs informieren will geht zu Anny Baguhn. So auch der Schweizer Bestseller-Autor Erich von Däniken, dessen Thesen der UFOlogie neuen Auftrieb gab.
 
Mit einem Titelaufreißer meldete sich "X-Magazin" mit der Juli-Nummer von 1972 nochmals augenfällig zu Worte: "UFOs - Science fiction oder Wirklichkeit?" Bis dahin hatte noch kaum ein UFO-Literatur-unabhängiges Massenorgan, schon recht kein populärwissenschaftliches wie "X-Magazin", eine Fliegende Untertasse als eye catcher auf den Titel gehabt. Dies ist insbesondere bemerkenswert, da aus dem "X-Magazin" Bild der Wissenschaft wurde. Der zum Titel passende Artikel fiel eher hilflos aus und ging am UFO-Thema vorbei und diese Hilflosigkeit dokumentiert der Kerninhalt bei dem es einfach nur um die "geringe Chance" geht, mit unseren nächsten Nachbarn in der Milchstrasse in Verbindung zu treten: "14 Jahre müsste man dazu im Raumschiff verbringen, 42 Jahre würden indessen auf der Erde vergehen. Eine technisch gleichwertige oder überlegene Kultur aufzusuchen - das allerdings dürfte uns für immer versagt bleiben. Dies gilt ebenso für die 'Anderen'. Auch sie müssten 300 Jahre drangeben, wollten sie einen Ausflug zur Erde unternehmen. Schon aus diesem Grund darf man den 'Augenzeugen' von UFOs oder den 'persönlichen Vertrauten' von Außerirdischen getrost einen Irrtum unterstellen." Ja, das war's auch schon gewesen und ging am Inhalt des UFO-Problems vorbei. Für die UFO-Beobachter ist es nämlich zunächst völlig wurscht, welche Probleme die interstellare Raumfahrt aus heutiger Sicht mit sich bringt, da sie doch außergewöhnliche Himmelsphänomene am Firmament ausmachten. "X-Magazin" hatte hier vieles simplifiziert dargestellt und UFOs auch gleich als außerirdische Raumschiffe verstanden. 

Wie auch immer, in Ausgabe 9/1972 wurde das Rätsel der UFO-Titelseite aufgelöst: Es handelte sich um eine mit Silberpapier bespannte Fahrradfelge, welche an einer durchsichtigen Nylonschnur an einem Baum gehängt, durch Schaukeln und Drehen zum Fliegen gebracht wurde und dabei fotografiert worden war. Der Aufwand: knapp 54 DM - "so billig lassen sich UFO-Fotos machen". Manfred Lies aus Dahlheim-Rödgen nannte den Bericht zu "negativ" und bezog sich auf die Vereinten Nationen und den Vater der deutschen Raketenforschung, Professor Hermann Oberth, die dem Problem der UFOs ihre Aufmerksamkeit widmeten und weshalb für Lies es klar ist, dass die UFOs "mehr als pure Wahn- und Wunschvorstellungen einiger wenigen Menschen sind". Monika Irlinger & Sabine Keller, Berlin, meldeten sich ebenfalls zu Wort: "Mit großem Interesse lasen wir Ihre Querschnittreportage. Als Mitglieder des NICAP UFO-Clubs, Washington, begeistern wir uns sehr an diesem Thema. Am meisten interessieren uns die Aufnahmen der UFOs. Würden Sie uns bitte mitteilen, wer fotografiert hat und wo die Bilder entstanden? Haben Sie noch mehr Bilder dieser Art? Nach unserer Meinung sollte man UFOs nicht als Science-Fiction abtun." V. Germans, Wiesbaden, nannte den Beitrag "ein Musterbeispiel an Manipulation mittels pseudowissenschaftlicher Halbwahrheiten".
 
München hatte überirdische Gäste meldete Brigitte Zander in der Abendzeitung vom 16. September 1972: An den XX. Olympischen Spielen in München nahmen offenbar nicht nur irdische, sondern auch überirdische Sportler teil. Der UFO-Experte August Wörner enthüllte nämlich, dass auch die Fliegenden Untertassen vom 25. August bis 9. September ihre Olympischen Spiele abhielten. Während die Menschenwesen unten auf dem Oberwiesenfeld um die Wette sprangen und rannten, übte eine UFO-Brigade Blitzflüge, Zickzacksprünge und Kurvendrehen. August Wörner verfolgte das Sportfest der "interplanetarischen Objekte" nächtelang, denn: "Nachts sieht man die Brüder aus dem All am besten! Die Kommandostellen der überirdischen Raumfahrzeuge spielten ein großes und phantastisches Spiel." Als die bundesdeutsche Glückfee Heide Rosendahl die erste Goldmedaille ersprang, beobachtete Wörner gleich 27 "Sternschnuppen" beim olympischen Wettkampf. Und als Ulrike Meyfarth sich unerwartet auch eine "Goldene" erhüpfte, flogen oben sechs mysteriöse Raumschiffe um die Wette. Allen irdischen Olympia-Fans, denen die UFO-Olympiade entgegen sein sollte, versprach Wörner für den Herbst 1972 die Landung eines "außerirdischen Mutterschiffes" von 70 Meter Länge...

 Der 10. Interkontinentale interne Kongress der UFO-Forscher, Wiesbaden 1972 fand vom 29. September bis zum 1. Oktober 1972 statt und hatte als Generalthema die "Interstellare Raumfahrt" anzubieten. Gewidmet war die Veranstaltung Prof. Dr. Hermann Oberth, der ohne Scheu sich seit Jahrzehnten bereits für das Studium der "außerirdischen Flugobjekte" eingesetzt hatte und damit "zur verehrungswürdigen Symbolgestalt" der DUIST geworden war und deswegen "ein historisches Denkmal gesetzt" bekam. Wichtig war die Veranstaltung auch ob der "Sammlung geistiger Kräfte", da das Jahr 1972 "von entscheidender Bedeutung für die Welt-UFO-Forschung" gewesen sein soll. Die Streiter der DUIST sahen sich nämlich bisher "einem harten und ehrbaren Kampf um die Ideale und Zieles des neuen Menschentyps - des homo cosmucis" ausgesetzt, weswegen sich die Freunde der UFO-Forschung nun als "Mitgestalter des NEUEN KOSMISCHEN WELTBILDES" sahen. Wieder waren als Ehrengäste zwei Kontaktler geladen, aber dieses Mal durften Presse, Rundfunk und Fernsehen nicht teilnehmen, "um den Schutz der Kontaktler zu gewährleisten", wie es in der bereits am 15. Juni 1972 an die Mitglieder in Form einer Einladung hiess. Ort des UFO-Treffs war dieses Mal dar Casino-Sall der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden.
 
Bei der Eröffnungsrede verwies Karl Veit darauf, dass inzwischen "eine ganze Reihe neuer, meist jugendlicher Mitglieder der DUIST beigetreten sind" - so mancher zählt heute noch zur aktiven Szene. Weswegen die Medien in diesem Fall nicht zugelassen wurden, ist hier ebenfalls erklärt worden: "Weil Kontaktler für die Massenmedien in den deutschsprachigen Ländern merkwürdigerweise noch immer wie ein rotes Tuch wirken" und die Formulierungen der Reporter "oftmals zu deutlich den Stempel negativer Empfehlung und Entstellung oder der Desinformation tragen" und die DUIST daran keinerlei Interesse hat. "Durch Verschweigen der Negativ-Gruppen wird der Fortschritt und die Kreativität des Menschengeschlechts zwar etwas aufgehalten, kann aber auf die Dauer nicht unterdrückt werden. Wir haben auf diesem Kongress einen neuen Stein uns Rollen gebracht und sind stolz darauf", verkündete Veit als Kongress-Resümee. In einem "Wiesbadener UFO-Manifest" wurde verkündet, dass die UFOs durch die anwesenden "kompetenten Untersucher" und ihrer "primär gründlichen und objekten" Forschungsarbeit nun als extraterrestrische, interstellare resp. galaktische Flug-Objekte deklariert wurden. Als "solarisches und galaktisches Konföderationsziel" der DUIST-Arbeit wurde nun die lang "ersehnte bessere Welt" ausgerufen, um die "langerwarteten Freundschaftsverbindung mit Außerirdischen und einer soziologisch gerechten höheren Gesellschaftsform" zu erreichen. All dies wurde einmal mehr durch die "die wissenschaftlich-technischen Vorträge" von "zehn Wissenschaftlern, Physikern und Ingenieuren und drei Kontaktpersonen" auf dieser Konferenz geleistet, worunter folgende Beiträge genannt sein sollen: Dr. Wolfram Fragner mit Die Flugphysik der Uraniden, Artur Berlet mit Achttägige Planetenreise 1958, Anny Veit mit Dank an den Schöpfer, H. Ilg mit Wir sind Kinder des Kosmos oder Horst Raps mit Raumflug zu fernen Planetengebieten.
 
Zu obigen "historisch bedeutsamen Ereignis" hatten sich rund 300 Personen eingefunden. Wieder einmal war es für viele Teilnehmer "ein echtes, tiefgreifendes Erlebnis" gewesen, da die Referenten eine "Fülle von Wissen und Erfahrung" ausbreiteten und in den toll verkauften Fachbüchern weitergaben. Freilich gab es eine ganze Reihe Dankschreiben nach der Veranstaltung, so auch von H.-W. Peiniger des UFO-Jugendclub Lüdenscheid (heute GEP).

Der Eifel-UFOloge August Wörner sollte am 6. Dezember 1972 nochmals durch Roland Dammers im hiesigen Mannheimer Morgen [sic!] gewürdigt werden:
"Eifel hat Kontakt mit Außerirdischen - Mayener Steuerberater hört Untertassen-Funk - Schlacht zwischen negativen und positiven UFOs!" Wörner hatte damals im Alter von 58 Jahren eine gutgemeinte Warnung via hektographiertem Rundschreiben in die Welt hinausgeschickt, weil er sicher war: "Feindselige UFOs haben uns angegriffen." Doch den Erdenbürgern wohlgesinnte "positive Außerirdische" hätten ihm verkündet: "Wir sind fähig, das gefährliche Problem zu meistern." Wörner, der schon seit Jahren UFOs über düstere Eifelmaar flitzen sah, war sicher: "Negative UFOs fliegen seit Anfang Oktober 1972 gegen uns Aufklärung." Deswegen hatte der die Kommandeure verschiedener NATO-Flugplätze informiert, dass eines der UFOs bei Breitenheim (Eifel) gelandet war und 25 Minuten dort auf dem Boden gestanden habe. Die negativen Raumschiffe hätten auch drastisch durchgegriffen und die Flugzeug-Unglücke vom 13. Oktober 1972 bei Moskau (170 Opfer) und der Absturz einer Phantom-Maschine am 24. Oktober 1972 in der Nähe des Flugplatzes Spangdahlem herbeigeführt. Sonach tobe also bereits der Krieg der Welten. Dies lässt den vernünftig denkenden Menschen schon stutzen, aber als dann August W. noch nachschiebt, selbst schon mit den bösen Brüdern aus dem All am 19. Juli 1972 gleich zweimal telefoniert zu haben (damals gab’s noch keine Handys!), weil ihr Raumschiff, die Escelt Tobuk, günstig über Südfrankreich stand und sich via automatischem Selbstwählverkehr einklinkten, wird so mancher der Militär-Oberen (und nicht nur die) lächelnd den Kopf geschüttelt haben.
Auch Wörner's Behauptung, wonach während dieser außerirdischen Telefonate gleich 40 weitere Telefonverbindungen zwischen Mainz/Frankfurt zusammenbrachen, wird ihm keine größere Glaubwürdigkeit verliehen haben.


Wörner's Außerirdische sind seit 10.000 Jahren auf der Erde versteckt, in der Sahara oder Südamerika. Zudem: "Die sprechen ein ausgezeichnetes Deutsch." Doch die bösen Alien-Buben bekommen eines durch die positiven Fremden aufs Haupt, die zum Glück für Old Germany, "in zehn Kilometern Höhe über der Bundesrepublik operieren" während sie in anderen Ländern dagegen "in 500 Kilometern" kreisen. Der Eifel-UFOloge weiß dies alles allein schon deswegen, weil er eines der freundlichen Wesen bereits persönlich kennen lernte: "Ein sehr gut angezogener Herr, außerordentlich sympathisch." Aha. Der seit 1957 auf Erden weilende Extraterrestrier habe sich ausgerechnet einen 'Graphologen' aus München ausgewählt, um ihn zur Kontaktperson für die Erdenmenschheit auszubilden. August Wörner vermutet im Gespräch mit dem MM sogar, dass der Alien "eine Wohnung in München hat, aber es kann auch sein, dass er immer wieder in sein Raumschiff zurückkehrt. Er kann sich nämlich unsichtbar machen." Die wahre Herkunft des Herrn: "Sirius im Sternbild des Orion." Jetzt sind Sie aber ganz neugierig darauf geworden, wie die nice and bad guys from outer space sich nun bekämpfen. Sicherlich schweben Ihnen nun Bilder von George Lucas "Star Wars" vor. Falsch, total falsch - "Star Wars" gab’s damals noch lange nicht, also müssen Sie simpler denken, genauso wie August W.: "Mit Wolken- und Regenvorhängen. Die verfügen nämlich über gewaltige elektromagnetische Kräfte, mit denen sie unser Wetter beeinflussen können." Ja, dies erinnert irgendwie verteufelt an den in jener Zeitepoche gerade in bestimmten Kreisen aktuellen Wilhelm Reich und seine cloud buster-Maschine rund um sein Orgon. Der total normal abgedrehte Ober-UFOloge, bei dem sich seinerzeits auch die Lüdenscheider GEP-Kollegen als UJCL (UFO-Jugendclub Lüdenscheid) mit ihren ersten ufologischen Schritten als eines von Wörner's UFO-Beobachtungsteams versuchten, sieht den Maßstab für den Erfolg der Kämpfe im Weltraum anhand des Pegelstands des Rheins. Er selbst addierte täglich die Pegelstände aus dreizehn Städten zwischen Koblenz und Emmerich. Bei einer Richtzahl von 5000 und mehr sei die Gefahr gebannt.
Besonders sicher konnten sich die Erdenbewohner am 23. November 1972 fühlen, da gab’s den hausgemachten Pegelstand von 7440, auch wenn entlang des Rheins so mancher Anwohner am Flussufer wütend in hohen Gummistiefeln gehüllt gerade einmal mehr seinen Keller ob des Rhein-Hochwassers pumpte und in diesem Moment wohl kaum  einsehen konnte, das dadurch die Erdenmenschheit gerade durch engelsgleiche Fremde vor einer Alien-Invasion bewahrt worden war. Aber Wörner gab auch Ratschläge, wie der Einzelne sich vor dem Angriff böser UFOs erwehren kann: Das Blinken mit einer handelsüblichen Taschenlampe genügt und schon lässt "ein angreifendes, negatives UFO sofort von einem ab".

Frohlockend die Leser bei der Stange haltend, verkündete Frau Käthe Niessen in der Wochenzeitschrift Das Neue Zeitalter Nr. 51/1972: "Die UFO-Forschung steht vor einer sensationellen Wende - Offiziell wird bestätigt: Fliegende Untertassen gibt es doch!" Frau Käthe Niessen, die bereits durch "zahlreiche eklatant bestätigte Voraussagen im verklingenden Jahr mehrfach großes Aufsehen erregte", hatte für 1973 eine spektakuläre Vorausschau, injiziert durch andere Dimensionen, gemacht: Mehr oder weniger (!) offiziell werde zugegeben, dass es drei verschiedene Arten von UFOs gibt:  1) Irdische Flugscheiben, deren Existenz bislang verschwiegen wurde, die aber aus einer deutschen Erfindung [sic!] im Zweiten Weltkrieg mit modernsten Mitteln weiterentwickelt wurden; 2) Weltraum-Flugscheiben von fremden, bewohnten Planeten einer technischen Superzivilisation; 3) Parapsychische Luft-Fahrzeuge, die aus der 4. Dimension hin und wieder für unsere Daseins-Dimension sichtbar werden. In diesem Zusammenhang sei mit der Bekanntgabe bisher totgeschwiegener oder geheimgehaltener Tatsachen zu rechen. Aha, passiert ist freilich offiziell, mehr oder eher weniger, in diese Richtung nichts, da hat die Prophetin eklatant versagt. (Im selben Eso-Heftchen, Nr. 33, wird die gleiche Dame Mitte 1974 ebenfalls verkünden: "Schon im November 1974 greifen UFOs Russland an. Die fieberhafte Aufrüstung Moskaus wird durch den UFO-Alarm von Leningrad in keiner Weise beeinträchtigt...")

 Die ehemals beliebte SF-Heftroman-Serie Terra Astra des Moewig-Verlages hatte im Jahre 1972 in der zweiseitigen "Report"-Sparte von Richard Koch eine Artikelserie über zehn Folgen in Sachen UFOs eingebracht, die mit Band 26 durchstartete. Die Reihe wurde sozusagen ob des damals stattgefundenen 25jährigen UFO-Jubiläums eingebracht. Hierbei verwies der Autor schon darauf, wie schwierig es für den Außenstehenden ist, "sich im Widerstreit der Meinungen zurechtzufinden". Hier wurde davon gesprochen, wie man "vorurteilslos der UFO-Frage nachgehen" werde und "nüchtern" nach Erklärung suche. Wie nüchtern das Unterfangen war, wird schon mit einem Beispielsfall klar: Dem es Captain Mantell, der "den Auftrag erhielt, ein UFO abzuschießen und dabei tödlich abstürzte". Abgestürzt ist er im Wahn der vermeintlichen UFO-Verfolgung, aber einen UFO-Abschussbefehl hatte er nie bekommen. Lustig dagegen jene Meldung: "Auf dem Flugplatz von Marseille landete in den frühesten Morgenstunden ein UFO. Ehe ein verschlafener französischer Zollinspektor richtig wach wurde, war es schon wieder gestartet."
 
Autor Koch schien einiges an Hintergrundwissen zu haben, da er zu recht auf den Schwindel-Fall Monguzzi verwies, der im skeptischen Westeuropa mit seinem Untertassen-Foto-Fall eine schnell Pleite erfuhr. Auch verwies Koch auf Adamski, der in auf einer europäischen Vortragsreise "wenig Gegenliebe fand, er wurde mehrmals ausgepfiffen, und in der Schweiz flogen Bierflaschen um sein Rednerpult, daraufhin wurde sein Vortrag in München kurzfristig abgesagt". Dennoch erzielte sein Buch "Fliegende Untertassen sind gelandet" eine hohe Auflage. Auch der Schwindler Michalek bekam hier nochmals eines ausgewischt. All jene Kontaktler, die die UFOlogie so liebt, wurden hier für das Publikum der SF-Freunde auf das Niveau von Geschichtenerzählern in der Kinderstunde des Fernsehens gerückt, die kaum besser Bücher schrieben, wie "Pippi Langstrumpfs Reise zu den Planeten". Richtig wird hier vermerkt: Als wahres Erlebnis serviert, strapaziert so etwas die Gutgläubigkeit doch zu sehr! "Was uns SF-Lesern bei allen Kontaktreisen besonders auffällt, ist die unglaubliche Phantasielosigkeit dieser Schilderungen. An jedem Zeitschriftenkiosk kann man Hefte mit sehr viel packenderen Schilderungen von fremden Welten kaufen", war der Stempel gesetzt worden. Koch verwies darauf, bereits 1965 einen kritischen Artikel in einer Zeitschrift zu dem Themenkreis UFO-Kontaktler geschrieben zu haben und als Folge deswegen entrüstete Leserbriefe eingingen, was ihm nachwies, dass "auch die unsinnigsten Behauptungen Anhänger und Verteidiger finden".
 
"Da staunten die Zuhörer im Saal: Eine UFO-Besatzung im Pentagon/Ilse von Jaco berichtet von unglaublichen Ereignissen", titelte am 16. Februar 1973 die Augsburger Rundschau. Ilse von Jacobi, die Leiterin der UFO-Studiengruppe München, betürte im Gasthaus "Merkur" die Wahrheit und nichts als die Wahrheit über die UFOs, im Volksmund "Fliegende Untertassen" genannt, zu berichten, auch wenn sich der Vortrag "Die UFOs sind da!" für den Berichterstatter Manfred Gittel "wie ein Ausschnitt aus einem Science fiction-Film anhört". Immerhin kamen 30 Wissbegierige zusammen, die sich aber zumeist als "überzeugte UFO-Anhänger" herausstellten, die ihrer UFO-Ilse den Rücken stärken wollten. Natürlich seien es die Geheimdienste, die daran schuld sind, dass das Wort UFO so oft belächelt werden, wenn man denkt, dass die Begegnungen und Kontakte mit den Venusianern Spinnerei seien. Die Geheimdienste ließen auch alle Beweise beständig verschwinden und die UFO-Zeugen zu schweigen bringen, damit ja keine Einzelheiten bekannt werden. Mit hohen Zuchthausstrafen, 10.000 Dollar Geldstrafe und dem Verlust der Existenz werde all jenen in Amerika gedroht, die den Mut haben, in der Öffentlichkeit über ihre Erlebnisse und Beobachten der fremden Raumschiffe zu berichten. Da sperrte das UFO-Häuflein in Augsburg Augen und Ohren auf, es ging ein Raunen durch den kleinen Saal, als der Dampfhammer des Abend kam: "Aus sicherster Quelle habe ich erfahren, dass im Pentagon in Washington 16 verkohlte Leichen einer UFO-Besatzung aufbewahrt werden. Natürlich tiefgekühlt. Ihr Raumschiff ist Anfang 1950 in Mexiko abgestürzt." Gittel: "Immer aufregender und spannender wurden die Erzählungen der UFO-Expertin," die schließlich verkündete: "Besonders Menschen mit einer hochentwickelten geistigen Frequenz bekommen Kontakte mit unseren älteren Brüdern aus dem Weltraum." Es klang dann auch wie ein Fehlen, ein Ausruf, als Ilse von Jacobi sagte: "Lassen Sie sich von den Wissenschaftlern nicht dumm machen. Alle Planeten sind belebt. Nur wir sind der letztentwickelste Planet des Weltraum, mit einer Technik, die in einer Sackgasse gelandet ist." Während es hierzulande mit den UFOs so eine Sache ist bezog sich von Jacobi auf Brasilien: "Dort wundern sich die Kinder, wenn an einem Tag einmal ein UFO kommt." Doch Frau von Jacobi hatte einen Tipp parat: Wenn man bei klarem Nachthimmel fünf Minuten auf einen Fleck schaut, dann findet man die UFOs schnell heraus."

 

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