The German UFO-chronicles - Die deutschen UFO-Chroniken.

Neue Folge (Teil 8): Modern Times - Moderne Zeiten

Bildergalerie zu Kapitel 8 - Modern Times


Der Fall UFO-(Auf)Schneider

Nachfolgender Beitrag ist nicht nur eine bemerkenswerte Fallschilderung, sondern gleichsam auch eine Art "Zustandsbericht" einer ganzen Epoche der "paranormalen Wirrnis" in Deutschland - sowie ein ungeahnter Blick hinter die Kulissen. Dies ist bedeutsam in Anbetracht der vorausgehenden Jahrzehnte, in welcher die "Deutsche UFO/IFO-Studiengemeinschaft e.V." (DUIST) von Wiesbaden aus unter dem Ehepaar Karl & Anny Veit die esoterische UFOlogie hierzulande prägte und es in jenen Jahren Mitte/Ende der 80er es einen alterbedingten Durchhänger von dort gab und neue, frische Impulse die Eso-UFOlogie dringend benötigte. Anhand der Entwicklung eines UFO-Kontakt-Schwindlers können wir auch sehen, wie sich dessen 'Erfolg' aufbaute und er seine (kurze) Karriere nahm und dabei immer wechselseitig mit der Szene agierte. Einsteigen möchte ich nachfolgendem Zeitungsbericht: UFO über Malaga fotografiert? hieß es in einer Meldung der Neuen Presse aus Hannover und anderen Zeitungen am 21. Januar 1984: "Das soll ein UFO sein: Eine Fliegende Untertasse wie aus dem Bilderbuch wollen mehr als 30 Menschen am Donnerstag über der südspanischen Stadt Malaga gesehen haben. "Wir sind absolut sicher, dass es sich nicht um ein Flugzeug oder etwas anderes Vertrautes gehandelt hat", sagten Augenzeugen gestern. Das unbekannte Flugobjekt soll plötzlich über San Carlos, einem Vorort von Malaga, aufgetaucht sein. Das UFO sei nicht länger als zwei oder drei Sekunden zu sehen gewesen. Der 18-jährige David Romero will das UFO sogar fotografiert haben.

Sein Foto soll jetzt von spanischen Experten ausgewertet werden. Begleitet wurde der Artikel von einem großformatigen Foto mit einem typischen Kinder-Schabernack: Ein Stückchen schwarzes Papier wurde in Untertassen-Gestalt ausgeschnitten, an ein Fenster geklebt und dann mit passendem Hintergrund (gegenüberliegende Häuser, unscharf abgebildet) abfotografiert. Es ist verwunderlich, wie ein solches Foto plötzlich um die Welt gehen kann. Wir fragten zwecks dem Geschehen in Spanien bei der Forschungsgruppe ADEFEX nach und Francisco Aguillera klärte uns alsbald auf: In Spanien war die Story sehr groß herausgekommen, will heißen, dass die spanische Presse (sowie das spanische Fernsehen) überall großaufgemacht über die UFO-Sichtung von einem durch die Gegend schwebenden schwarzen Gebilde in Form eines "kleinen Punktes" am Himmel berichteten. Nur zwei Jugendliche hatten mit einem kleinen Fotoapparat der Firma Kodak das "Glück" gehabt dieses UFO nahe und als Fliegende Untertasse kontuiert zu sehen und zu fotografieren. Sie nahmen sofort mit dem berühmten UFOlogen J.J. Benitez Kontakt auf, der der Foto in Umlauf brachte und damit dem Sichtungsfall Schub gab. Aber nicht nur das Foto wurde gezeigt, sondern auch eine Untertassen-Skizze, die David Romero angefertigt hatte kam in der Presse in Umlauf und wurde im spanischen TV gezeigt. Auf dieser Skizze war nun das in Spanien berühmte Zeichen der Wesen vom Planeten "Ummo" zweifach neben Lucken an der Untertasse aufgemalt.

Fast schon eine Reminiszenz an die berühmte und vielgesehene Fliegende Untertassen-Fotoserie von San José de Valderas bei Aluche! Der Franzose Claude Poher von der in Toulouse beheimateten Raumfahrtbehörde CNES berichtete in der dänischen UFO Nyt Nr.1/1978 über seine Untersuchung zum Fall "Ummo" und dem Fall der Fotoserie von Aluche von 1967, die ein junger Mann aufgenommen hatte - und von denen behauptet wird, dass das dort zu sehende Objekt auch von einer Reihe Zeugen gesehen wurde. Das Bildmaterial wurde später dann mittels Computer-Analyse von der amerikanischen Gruppe Ground Saucer Watch (GSW) untersucht und man kam zur Auffassung, dass das Ummo-Objekt nichts weiter als ein großer Betrug ist. Man stellte fest, dass das "Ding" nur eine flache Scheibe (wahrscheinlich ein aufgehängter und ins Bild gehaltener Pappteller) war, auf der man das "H"-förmige Ummo-Symbol aufmalte. Das Gebilde befand sich nahe an der Kamera und war kaum größer als 20 Zentimeter. Die Aufnahmen wurden aus der Hocke heraus geknipst, um mit der Perspektive Distanz und Größe zu suggerieren. Schlußendlich wurde durch die Kantenverstärkung des Bildmaterials eine hochführende lineare Struktur sichtbar, an der das "Modell" aufgehängt war. Ein weiterer Beweis für die Nähe des Objektes und seiner geringen Größe - alle weiteren sichtbaren Objekte auf dem Bild, wie ein Pfahl auf der Wiese und die dahinterliegenden Bäume und Büsche, sind unschärfer als das eigentliche "UFO" ausgefallen.

Die GSW: "Diese Fotos stellen unter keinen Umständen ein ungewöhnliches, flugfähiges Objekt außerirdischer Herkunft da." Auch Poher untersuchte das Bild mit seinen Mittel an der CNES - und kam zum selben Ergebnis. Da die Schwindel-Enttarnung aber so gut wie nicht in der UFO-Literatur vermerkt wurde (was für sie typisch ist und die Vertuschung der Wahrheit durch die UFOlogie selbst nachweist) betrachtete man den Fall weiterhin in Spanien und anderswo als echten UFO-Klassiker. 1979 erschien von Antonio Ribera das Buch "El Misterio de Ummo" in Spanien, 1982 wurde es als TB aufgelegt und der Journalist Francisco Padron hatte in Teneriffas größter Tageszeitung (Diario de Avisos) 1981 ausführliche Foto-Reportageserie zum Fall Ummo abgedruckt. Dies sorgte in ganze Spanien in allen Fällen für großen Medienwirbel. Vor allem deswegen, weil hier der Fall noch als authentisch gehandelt wurde. Gerade passend zum Film "E.T." von Steven Spielberg, der alle ufologischen Kindheitsträume vom außerirdischen Freund verwirklicht - genauso wie es bei unserem Protagonisten geschehen sollte. Davon ausgehend wird nachfolgende direkt darauffolgende Entwicklung bedeutsam und interessant, weil man durchaus davon ausgehen kann, dass die nun aufgezeichneten Ereignisse durch unsere vorausgehende Schilderung genährt wurden bzw hier ihren aktuellen Auslöser haben: Wer kennt sie nicht, Deutschlands populärste Jugendzeitschrift BRAVO als Wegbegleiter unzähliger Generationen junger Menschen? In der Ausgabe vom 8. März 1984 erschien der Artikel Andreas aus Neu-Isenburg behauptet: Nachts holen mich Außerirdische mit dem UFOs ab von Sissi Tränkner. "Ich habe fast jede Nacht Kontakt mit Wesen von einem anderen Stern. Sie haben mich dazu auserwählt, die Menschen vor einer Naturkatastrophe zu retten. Sie kommen mit einer Art UFO auf die Erde und wollen uns helfen. Es sind kleine, braunhäutige Wesen, kahlköpfig und den Menschen ähnlichen Gesichtern. Und sie sind viel intelligenter als wir..." Das behauptet der 15-jährige Andreas aus Neu-Isenburg. Totale Spinnerei? Nur ein Wichtigtuer? Hat er das alles bloß geträumt oder stimmt seine Story wirklich? Lest selbst, was Andreas zu erzählen hat...

"Es war im November 1982 [später wurde daraus 1981]. Ich lebte damals mit meinen Eltern schon vier Jahre auf Teneriffa, in einem Ort in der Nähe von Santa Cruz. Mein Vater besaß dort ein Restaurant. UFOs und ähnliches, das tat ich als Quatsch ab. So was gibt's doch gar nicht, dachte ich. Das heißt, ich habe mich nicht mal näher damit befasst, für mich war das Humbug, aus. Dann kam diese Nacht. Ich konnte nicht schlafen, obwohl ich dazu keinen Anlaß hatte - weder Sorgen noch Krankheit oder sonstwas. Schon den ganzen Tag über war ich so unruhig gewesen. Und dann, nachts, stand ich auf und ging auf den Balkon vor meinem Zimmer. Es war, als würde mich irgendetwas dorthin lenken. Mir wurde dann ganz komisch. Ich kann das Gefühl nicht beschreiben. Jedenfalls sah ich plötzlich etwas am Himmel, was nichts mit einem Flugzeug zu tun hatte. Das Ding leuchtete, rot, blau und grün. Und von dem Moment an, als ich es genau sah, überfiel mich plötzlich eine Art Ohnmacht oder tiefer Schlaf. Ich öffnete eine schwere Eisentür - und plötzlich war ich in einer anderen Welt! Ich erlebte das alles ganz genau, so als wär´s Wirklichkeit. Mir ist heute noch komisch, wenn ich daran denke. Ich sah jedenfalls viele kleine Wesen um mich, so etwa 1,50 m groß. Sie hatten dunkle Haut, etwa olivfarben, keine Haare, keine Kleidung. Aber auch keine Geschlechtsteile. Sie sprachen nicht, und trotzdem verstand ich alles, was sie mir mitteilen wollten. Die Botschaften waren deutsch, also jedenfalls verstand ich sie. Sie sagten, dass sie mich ausgewählt hätten, ihre Botschaft an die Menschen zu übermitteln. Und zwar diese: Es wird eine riesige Naturkatastrophe kommen, noch vor dem Jahr 2000. Die Erde wird aus ihren Angeln gehoben, es gibt Überschwemmungen, Orkane und Erdbeben. Aber sie könnten die Menschenheit retten. Jedoch nur, wenn wir an sie glaubten. Bis jetzt sei das aber nicht der Fall - man würde nur lachen über sie und ihre Raumschiffe sogar angreifen und darauf schießen. Und deshalb können sie uns nicht helfen. Ich solle ihre Botschaft an die Öffentlichkeit bringen, sagten sie. Wenn die Menschheit dann an ihre Existenz glauben würden, dann könnten sie anfangen uns zu helfen. Denn das sei nur möglich, wenn ihnen Sympathien, also positive Strömungen, entgegenkämen. Die Wesen von diesem Stern, der 'Humo' heißt, kommen oft auf die Erde. Bevorzugt landen sie im Bermuda-Dreieck. Dort sind ja auch schon oft Menschen spurlos verschwunden; ihre Schiffe wurden leer aufgefunden. Die Verschwundenen sind nicht ertrunken, sondern die Leute von 'Humo' haben sie zu sich geholt. Sie wollen ihnen zeigen, wie man die Welt noch retten kann. Wenn sie das gelernt haben, schicken sie sie zurück zur Erde..."

Das klingt ja abenteuerlich. Ist das nicht alles deiner Fantasie entsprungen, Andreas? "Ich kann mir denken, dass ihr mich für einen kompletten Idioten haltet", sagt Andreas cool. "Aber so ist das leider. Auch in der Schule lachen sie über mich. 'UFO-Freak' ist noch das netteste, was mit nachgerufen wird. Die meisten verarschen mich total. Aber ich lasse mich nicht beirren. Übrigens: Als ich damals in teneriffa von meiner Reise auf diesen anderen Stern zurückkam, da stand ich bibbernd auf dem Balkon. Ich dachte, ich würde jetzt gleich verrückt werden. Hatte ich das nun erlebt oder geträumt? Da sah ich auf meiner Hand ein blaues Zeichen: das Zeichen des Sternes 'Humo'. Meine Freunde dort sagten mit, ich solle es immer wieder aufmalen oder bei mir tragen, es würde mich schützen. Und es würde die Kontakt-Aufnahme mit ihnen erleichtern. Seither habe ich zwei-, dreimal in der Woche Kontakt mit ihnen. Ich lebe ja jetzt in Neu-Isenburg seit einem knappen Jahr, weil sich meine Eltern scheiden ließen. Die Kontakt-Aufnahme mit den Wesen von diesem andern Stern geht so: Ich lege mich ins Bett und konzentriere mich ganz stark auf sie. Dann spüre ich plötzlich, wie ich hochgehoben werde und dann bin ich bei ihnen. Es geht alles über Energie. Sie haben eine unwahrscheinliche Energie und Intelligenz, mit der übermitteln sie alle ihre Botschaften. Oder ich gehe auf eine einsame Wiese - es dürfen keine anderen Leute dabeisein - und konzentriere mich auf einen Gegenstand - zum Beispiel auf eine Uhr oder einen Schuh. Dann kommen sie auch. Aber nur nachts, denn sie können nur nachts kommen. Wenn bei uns Tag ist, schlafen sie." Glaubt das eigentlich jemand, was Andreas da erzählt? "Ja, meine beiden Freunde zum Beispiel. Die glauben mir ganz fest. Und meine Mutter glaubt mir auch. Sie weiß, dass ich so was nie erfinden würde. Und dann geben mir die Humo-Wesen ja auch Beweise dafür, dass es sie gibt: Zum Beispiel sagen sie konkrete Dinge voraus. Den Tod von dem russischen Staatschef Andropow zum Beispiel. Das haben sie mit eine Woche vorher gesagt, und auch, dass sein Tod sehr schlecht für die Menschen sei..." "Stimmt", bestätigt René, Andreas bester Freund. "Andreas hat das erzählt, bevor es überhaupt im Fernsehn oder so kam. Drei Tage vorher. Das ist doch Wahnsinn..." Was sagen die Humo-Leute noch? "Zum Beispiel, dass jeder Menschen siebenmal geboren werdenb muß, siebenmal auf der Erde leben muß. Ich sei bereits im siebten Leben, sagen sie. Und deshalb habe ich nach diesem Leben die Freiheit, auf einen anderen Stern zu gehen. Zum Beispiel auf den ihren. Das tu ich natürlich." Wo ist denn dieser Stern "Humo"? "Er befindet sich nahe dem Planeten Pluto. Mehr sagten sie nicht. ich habe auch nie was von der Landschaft dort gesehen, immer nur die Wesen. Aber ich weiß, dass wir dort leben könnten, wir Menschen. Es gibt also Sauerstoff und Nahrung und so. Bloß müßten wir uns eben total umstellen... Sie sagen, sie stammen selbst von den Menschen ab. Sie hätten bereits in der Steinzeit mit ihnen Kontakt gehabt. Aber dann sei der Kontakt abgerissen, und erst jetzt, bevor die Erde untergeht, melden sie sich wieder. Weil sie uns retten wollen. Sie sind sehr positiv eingestellt, und bei ihnen gibts keinen Krieg und so."

Kann denn jeder Kontakt mit den Humo-Wesen aufnehmen? "Ja, eigentlich schon. Man muß sich eben total konzentrieren darauf, muß zum Himmel sehen und sie sozusagen beschwören, sich zu melden. Dann kommen sie. Sehr gern zu Jugendlichen, denn die - so sagen meine Humo-Freunde - sind offen, sind ihnen positiv gesinnt. Aber wenn sie merken, dass man nicht an sie glaubt und sie nur testen will, kommen sie nicht. Sie haben nämlich Zugang zu unseren Gedanken. Spüren, wer es ernst meint und wer nicht. Man kann übrigens auch einen Kassettenrekorder neben sich stellen. Manchmal sind dann Stimmen auf dem Band zu hören." Hast du so ein besprochenes Band? "Nein", sagt Andreas. "Das heißt, das zeige ich niemand..." Und warum nicht? "Weil die Menschen ohne Beweise an die Humo-Wesen glauben sollen..." Nun ja. So kann man´s natürlich auch sehen. BRAVO fragte dann "Was haltet Ihr von der Story, die Andreas von den Humo-Wesen erzählt? Ist das alles eine dreiste Lüge? Oder doch nicht? Hat einer von Euch auch schon mal ein UFO gesehen? Schreibt Eure Meinung an die Redaktion BRAVO..." Begleitet wurde der zweiseitige Artikel von einigen Fotos: Zum einen wurde die Hand von Andreas gezeigt, auf dem er ein "H"-förmiges Zeichen aufgemalt hatte, dann ein ein Großbild mit entblößter Brust auf der er ebenso mit Wasserfarbe dieses Symbol aufgemalt hatte... Roland Gehardt von CENAP-Heilbronn unterrichtete mich von dem Artikel und Jochen Ickinger sorgte für den ersten Kontakt zur verantwortlichen Redaktion, um nähere Angaben über die Adresse des Buben zu bekommen und zu erfahren, das er Andreas Schneider heißt. Wir waren natürlich neugierig, da offenkundig der Bursche die in Spanien beliebte Ummo-Story abgekupfert hatte und sie nun wieder nach Deutschland importierte. Später bewies er, das er exzellente Kenntnisse über diese Story hatte. Das Ummo-Symbol selbst taucht auf einer Trickfotoserie einer angeblichen Fliegenden Untertasse in Spanien auf und ist dadurch eigentlich weltbekannt. Schüler hatte Kontakt mit der "dritten Art": Bewohner von Humo retten uns berichtete Peter Krebs am 14. März 1984 in der BILD: Vulkane speien Lava, Erdbeben zerreißen die Kontinente. Die Erde explodiert noch in diesem Jahrhundert! Andreas Schneider (15), Schüler aus Neu-Isenburg: "Das haben mir die Bewohner vom Planeten Humo vorhergesagt. Aber sie werden die Menschen retten." Die unglaubliche Geschichte begann im November '81 auf Teneriffa. Andreas lebte dort mit seinen Eltern: "Irgendetwas zwang mich nachts auf die Terrasse. 500 Meter über mir leuchtete ein UFO. Mein Geist wurde in das 5 x 5 Meter große, runde Raumschiff gesogen. Dort waren kaffeebraune haarlose Wesen, etwa 1,50 Meter groß, mit langen Armen und kurzen Beinen. Einer erklärte mir, dass die Menschheit sich selbst zerstört, aber gerettet werden kann." Andreas Schneider flog im UFO über Afrika. Er kann alles genau beschreiben. Nach seiner "Begegnung der dritten Art" hat er ständig Kontakt mit den Außerirdischen, sagt er.

Spinnerei? Andreas Mutter Roseli (40): "Mein Sohn würde nie lügen, irgendetwas muß dran sein." Heute abend (ab 17:05 h) werden Millionen Fernsehzuschauer mehr über die abenteuerlichen Geschichten in der ZDF-Teleillustrierten erfahren. Bereits am 15. März 1984 machten sich Ickinger, Köhler und ich auf nach Neu-Isenburg, wo wir im Restaunrant von Andreas neuem Stiefvater auf den Jungen trafen, vorher hatten wir uns die Gegend mal näher angeschaut. Wir hatten uns auch nach dem Jungen bei Erwachsenen erkundet, aber denen sagte er überhaupt nichts und ein Tankstellenpächter meinte, den Jungen zwar schon mal gesehen zu haben, "lauter Gestörte laufen hier rum". Andreas Schneiders Stiefvater hielt sich deutlich auf Distanz zu dem Buben und meinte: "Der Junge muß das alles allein durchstehe, ich denke er träumt das alles nur." In der Schule ließe er alles hängen und habe nur noch UFOs im Kopf. Andreas Schneider begrüßte uns ganz eigenartig: "Glauben Sie an Gott?" Er war nämlich gewarnt worden mit niemanden zu sprechen, der nicht an Gott glaubt. Sichtlich bestärkt von dem Medienrummel durch die Jugendzeitschrift sowie BILD und dem damit verbundenen besonderen Status seiner Person berichtete er von seinen Erfahrungen und das die BRAVO inzwischen wohl um die 1.000 Leserbriefe erhalten habe und viele dort von gleichartigen Sichtungen und Erlebnissen berichteten. Die ZDF-Teleillustrierte habe sich inzwischen bei ihm gemeldet und wollte ihn kurzfristig nach Mainz holen, aber das habe aus Zeitgründen bei ihm schließlich doch nicht geklappt. Wir erfuhren, dass Schneider erstmals 1976 auf den Kanarischen Inseln eine UFO-Erscheinung in der Abenddämmerung gesehen habe und damals schon glaubte, dass dies ein Raumschiff von einer Ummo-Unterwasserbasis bei Gran Canaria sei, womit er deutlich die Mär der bekannten Legende um die Kanarischen Insel-UFOs (vom U-Boot startende Raketen) aufgriff und sich als doch in dieser Thematik informiert zeigte. Nur sponn er dies für seine eigene Story um und brachte sogar das Alien-Motiv aus dem Film "Unheimliche Begegnung der dritten Art" mit ein. Alle anderen Verbindungen mit den Außerirdischen laufen eigentlich auf telepathischer Basis, also rein geistig.

Der Junge erklärte ein gläubiger Christ zu sein und die Meditation zu beherrschen sowie "out of body"-Reisen vornehmen zu können! Dank dieser Technik reise er zu den UMMO-Raumschiffen hoch, "ohne das sie sich über Neu-Isenburg wirklich zeigen müßen". Für uns war klar, woher der Junge seine Inspirationen hatte - eben dem originalen Kanaren-UFO-Fall von 1976 und der in Spanien beliebten Ummo-Story, gemixt mit esoterischen Durchsetzungen. Darüber hinaus entlieht er sich aus der Anomalistik-Literatur Konzepte wie z.B. über das Bermuda-Dreieck. Auch Regierungs-Vertuschungen und UFO-Abstürze hatte er drauf, eingekleidet in Informationen die er von den "Humos" bekommen habe. Eigentlich all das, was Jugendliche in dieser Ära begeisterte. Und im weiteren Gesprächsverlauf kam auch tatsächlich heraus, dass er die typischen UFO-Bücher zwischen Erich von Däniken und "UFO-Entführungen" kannte. Zudem wußte er von Frankfurter UFOlogen und einer UFO-Zeitschrift in Deutschland (damals gabs da nur die UFO-Nachrichten). Zudem wußte er über die Existenz einer ganzen Reihe von UFO-Gruppen und ließ durchblicken von den Frankfurter UFO-Fans gewarnt worden zu sein, weil es da eine "UFO-Gruppe gibt, die alles madig macht und denen man nichts geben und sagen dürfe". Dazu muß gesagt werden, dass sich Ickinger nicht als CENAP-Vertreter bei ihm angemeldet hatte und Schneider nicht wußte, dass wir genau die waren, vor denen er gewarnt worden war. Direkt uns anschauen oder länger einen Blick standhalten konnte er bei seinem routinierten Abspulen seiner emotionslos vorgetragenen Story nicht. Er ließ auch durchblicken, gerne mit jüngeren UFOlogen zusammenarbeiten zu wollen, aber von den älteren Herrschaften in Frankfurt nicht begeistert zu sein, sie waren ihm einfach zu alt. Wie wir erfuhren war er an der Schule ein Exot und gleichsam als "Spinner" verrufen, deswegen habe er sich aufgrund eines Klassenkameraden an die Jugendzeitschrift gewendet, um mehr Achtung zu erfahren - und er wolle weitermachen, weil auch sein Idol, die Punkerin Nina Hagen, Ummo-Kontakte habe und das Nina überhaupt der Star unter den Jugendlichen derzeiten war. Ja, sie habe ihm sogar selbst geschrieben... Tatsächlich habe ihm die BRAVO- und BILD-Story geholfen und er werde inzwischen selbst als "Berühmtheit" unter seinen Schulfreunden angesehen. Ganze Gruppen von Schülern liefen damals auf den Schulhöfen umher, die sich das UMMO-Symbol auf die Handfläche gemalt hatten. Die damalige Jugend-Okkultismuswelle wurde von Andy Schneider mit augelöst, wie er im März 1989 selbst im Magazin 2000 eingestand. Aufgrund der Berichterstattung in der Bravo bekam er rund 10.000 Briefe "und als ich am Bravo-Telefon zu hören war, riefen 500.000 Jugendliche an".

Im Herbst 1984 trat Schneider an Erich von Däniken auf der Frankfurter Buchmesse am Bertelsmann-Stand heran, wo er auch Michael Hesemann begegnete. Am 13. Januar 1985 erschien Schneider in einer Art 'Han Solo'-Kostümierung zusammen mit Johannes von Buttlar in der TV-Sendung "So isses" von Jürgen von der Lippe, wobei Buttlar erklärte, "dass es ein Ereignis ist, in das er sich hineingesteigert hat und das so für ihn eine subjektive Wirklichkeit geworden ist." Schneider erzählte hier monoton seine Geschichte und holte sich damit immer wieder Lacher vom Publikum während von der Lippe mit seinem süffisanten Lächeln nur sagte: "Ich sag dazu nix." "UFO-Kontakt mit Außerirdischen" hieß die Schlagzeile vom 15. Mai 1986 in der österr. Badener Zeitung: "UFO" - dieses Wort spricht jedermann an. Die Frage, ob es andere Lebewesen irgendeiner Form im All gibt, wurde erst in unserem Jahrhundert aktuell. Da meldeten sich Personen, die solche "Fliegenden Untertassen" gesehen haben wollen und manche behaupten, mit "ihnen" in Kontakt getreten zu sein. Im Badener Jugendzentrum im Kolpingheim findet am 30. Mai um 20 h ein Vortrag statt, der sich mit diversen Fragen rund um dieses Thema auseinandersetzt. Andreas Schneider aus Neu-Isenburg (BRD) wird seinen Vortrag mit einer Reihe von Dias und Fotos auflockern. Andreas ist einer von jenen, die fest an außerirdische Lebewesen glauben: "Ich habe Kontakt mit Wesen von einem anderen Stern. Sie kommen mit einer Art UFO auf die Erde und wollen uns retten, ehe die Erde untergeht. Die Wesen sind klein und braunhäutig mit menschenähnlichen Gesichtern. Sie sind auch intelligenter als wir..." Selbstverständlich wird Andreas Schneider auch die Möglichkeit bieten, über dieses Thema zu diskutieren. Eintritt 30 Schilling. Als Folge des Zeutungsartikels schrieb Hansjürgen Köhler einen aufklärenden Leserbrief an die Zeitung, die wiederum mit den Verantwortlichen des Kolpinghauses Kontakt aufnahm und die Veranstaltung "kurzfristig absagte". Am 5.J uni 1986 erschien mit der Überschrift "Erfundene Geschichte" hierzu ein Beitrag. Die deutsche UFOlogie erfuhr Ende der 80er Jahre einen Aufschwung sondersgleichen, nachdem das Magazin 2000 zur öffentlichen PR-Maschine für UFOs und Mystik im Bereich der Esoterik und vor allem im New Age geworden war. Dies hatte auch mit dem schicksalträchtigen 40. Jahrestag der Fliegenden Untertassen 1987 zu tun. Während die UFOlogie sich wunderte, warum sie gegen Ende der 90er Jahre in eine tiefe Talsohle geriet, schlug die Paranoia Wurzeln bis hinein in Weltverschwörungstheorien um eine "Neue Weltordnung" von rechten Kräften und funkte kräftigste Lebenszeichen in der UFO-Szene* von sich - was natürlich normal denkende Menschen mehr und mehr abschreckte. Die Wurzeln hierfür gehen z.B. auf das Jahr 1987 zurück (dem 40. Jahrestag der UFOs!), welches in Amerika allein 12 UFO-Bücher einbrachte, die höchste Zahl nach 1969 als der berühmte Condon-Report erschien. Diese Spät-Achtziger-Werke waren auf sensationelle und kontroverse Aspekte der UFOlogie gemünzt, die der UFOlogie zwar einen neuen Schub gaben, gleichsam aber dunkel-graue Nischen besetzte.

Hall hatte bereits damit prophezeit: "Obgleich diese Bücher potentiell wichtige Werke sein könnten, werden wir mit ihnen unser Wissen über das fragliche Kernthema UFOs kaum erweitern, vielleicht werden wir uns später wundern, welchen Einfluss sie auf interessierte Personen und Öffentlichkeit nehmen werden. Vieles werden wir dann SO nicht gewollt haben und bedauern. Gut, UFOlogen werden diese Bücher willkommen heißen, aber ihr Einfluss auf die Gesellschaft wird problematisch werden." Und um was ging es dabei speziell? Um Whitley Striebers "Communion: A True Story", Budd Hopkins "Intruders" und Gary Kinder mit "Light Years". Aber auch die beiden Verschwörungs-Klassiker "Clear Intent" von Fawcett/Greenwood sowie "Above Top Secret" von Timothy Good - wodurch die MJ-12-'Dokumente' und der damit verbundene Kreis Roswell und Area 51 enorme Unterstützung auch nach außen erhielten. Hinzu kam "Night Siege" von Philip Imbrogno, Bob Pratt und Allen Hynek über die Hudson Valley-Boomerang-UFOs (die auf Formationen von Cessna-Kleinflugzeugen zurückgingen, was man einfach nicht akzeptieren wollte obwohl alle Beweise dafür klar auf dem Tisch lagen), die direkt über die Geheimwaffen-Theorie (Tarnkappen-Bomber B-2) in die Area 51 führten. Auf einem anderen Dampfer fuhren die Rindvieh-Verstümmelungen mit. *= Diese 'Szene' ist die esoterisch interessierte Öffentlichkeit in der Kontaktberichte und dergleichen in rein literarischer Form zirkulieren, z.B. als Broschüren oder Buchpublikationen von Prophetinnen und Propheten eines herrannahenden ufologischen Millenniums, - sie können darüber hinaus aber auch zur Formierung ganzer UFOlogen-Gruppen oder ufologisch inspirierter neureligiöser Bewegungen beitragen. Das "religiöse Spektrum der UFOlogie" erstreckt sich nicht nur meiner Beobachtung nach von ufologisch interessierten Einzelpersonen in der allgemeinen Öffentlichkeit über relativ unorganisierte esoterische Lesezirkel bis hin zu soziologisch greifbaren Gruppenbildungen mit unterschiedlich starken ufologischen und millenaristischen Akzenten, siehe so z.B. DUIST (siehe hierzu auch "The German UFO-Chronicles" auf der CENAP-Kern-Internethomepage bei http://www.alien.de/cenap), Heaven´s Gate, Ashtar Command, Fiat Lux oder auch Scientology. Esoterik-Messen, Eso-Buchläden, Bildungsstellen wie z.B. der Frankfurter Ring und Zeitschriften wie Magazin 2000, Esotera, UFO-Nachrichten oder Das Neue Zeitalter dienten/dienen praktisch als Anlaufstellen, Plattform, Informations- und Kontaktmöglichkeiten für Interessierte der ufologischen Berufungsvisionen. Schon 1987, man muß es aus heutiger Warte sprachlos anerkennen, warnte Hall vor einem Ausbruch der Paranoia im Feld.

Und tatsächlich griffen damals auch deutsche Zeitungen wie der Schwarzwälder Bote (Juli 1987) in Artikeln wie "Amerika und die Außerirdischen - Wieder einmal ist das UFO-Fieber ausgebrochen/Neue 'Beweise'" den "erneuten Vormarsch der Besucher aus dem All - zumindest in der öffentlichen Diskussion" auf um auf genau die von Hall erwähnten Büchern einzugehen, die sich als "Verkaufsschlager" der Verleger entpuppten. Mehrfach wurde bereits hier der neue Alien-Standardtyp vorgestellt: "Sie sind 120 Zentimeter groß, haben einen Kopf wie eine Blase und große, ovale und schrägstehende Augen" ("eigentlich genau so, wie ein Millionenpublikum sie in dem Film 'Unheimliche Begegnung der dritten Art' erlebt hatte"), sie entführen Menschen in ihre Raumschiffe und untersuchen sie dort... Die Heim und Welt Nr.52/1987 brachte zum Jahresausklang den sensationellen Artikel "Vor meinem Haus wartete eine Fliegende Untertasse" und fragte gleich vorweg: "Schwappt das UFO-Fieber von den USA nach Europa über?" genau dies passierte und bot Hesemann und Co die Chance ihres Lebens. Für geraume Zeit wurden also wieder alle Themen rund um Außerirdische trendy. Mit dem Einzug des okkulten Channeling begann eine neue Runde für die UFOlogie, nachdem bereits ab etwa Anfang der Achtziger durch den Jugend-Okkultismus erste Alarmzeichen aufkamen. Im Channeling haben Menschen (Medien) plötzlich das Bedürfnis Botschaften aus anderen Sphären mental zu empfangen und sie werden dann zu den Sprachrohren Gottes, höherer Mächte, kosmischer Meister, Außerirdische etc. Konkret kommt dabei nie etwas herum und man hört immer nur den gleichen Schamott anstelle von wirklich neuen und bahnbrechenden Erkenntnissen. Im Channeling sind banale Predigten der hauptsächliche Inhalt, Glaube braucht eben keine Beweise. UFO-Kontaktberichte genauso wie das Kontakt-Channeling haben keine große Bedeutung für die Gesellschaft insgesamt, sie bestätigen aber den Glauben der bereits überzeugten Junger der Bewegung. Ihre soziale Funktion entspricht wohl der der Marienerscheinungen und ist das Bindemittel für die "Kosmische Bruderschaft". Um was es geht ist mit Wissenschaft nicht zu vergleichen (auch wenn bestimmte Elemente der UFOlogie dies zwanghaft versuchen doch noch zu bewerkstelligen, zumindest in schönen Wortspielereien): es geht um religiöse Botschaften theosophischer Prägung, um Reinkarnationsglaube, um esoterische Christusfiguren, aufgestiegene Meister und die Loslösung der Seele von irdisch-materiellen Verstrickungen, sowie die Umwandlung in eine "höhere Schwingungsfrequenz" in der alle miteinander verwoben sind, die sich diesem Bereich mit vollen Herzen und Seelenhingabe angenähert haben. "Channeln ist ein Vorgang, bei dem ein geistiger Kanal geöffnet wird, durch den telepathische Nachrichten empfangen werden", definiert ein Esoterik-Autor dieses "Phänomen". Tatsächlich beruht das Phänomen des Channelings auf einer Art Trance, die entweder per Selbst- oder Fremdhypnose oder aber durch eine bestimmte Atemtechnik namens Hyperventilation hervorgerufen wird. Pausenloses tiefes, beschleunigtes Atmen führt durch einen Abfall der Kohlendioxid-Spannung im Blut und durch eine massive Störung des Säure-Basen-Haushaltes zu Schwindelgefühlen und zu Bewußtseinsstörungen. Dabei verengt sich das Wahrnehmungsfeld, während zugleich eine enorme Phantasiefähigkeit freigesetzt wird - so sehen es die Mediziner.

Wie auch immer, mediale Botschaften waren schon immer dazu geeignet, um labile Menschen von einer Lehre zu überzeugen - heutzutage muß dies natürlich showgerecht aufgemacht sein. Trotzdem: diente der alte Koboldglaube noch als universelles Erklärungsmittel im Mittelalter so ist der UFO-Glaube mit seinen unterschiedlichen Facetten von einer solchen universellen Akzeptiertheit weit entfernt. Dies muß man auch gleich mitschicken. Sicher, UFOs als solche haben es zu einer modernen Folklore wie Nessie, der Geisteranhalter oder die alte Geige, die in Wirklichkeit eine Stradivari ist, geschafft. Kontakte, Channeling-Kontakte und Entführungen sind aus historischer Sicht immer nur Durchlauferhitzer gewesen und als Absurdheit schließlich von der Öffentlichkeit auch erkannt, was natürlich nicht gleichbedeutend sein muß, dass diese Aspekte in ihrer Zeit nicht (amüsiert) begleitet wurden. Die auffälligen Ähnlichkeiten der angeblich "außerirdischen Lehren" mit bereits historisch greifbaren "irdischen" esoterisch-theosophischen Vorstellungen ist seit der Zeit Adamskis dokumentiert, einem "apostolischen Felsen der Kontaktler-UFOlogie". Der damals junge Michael Hesemann übernahm das Ruder (wortgewaltig und scheinbar selbstüberzeugt beim M2000 sowie wgn. dessen Auflage in der Szene) und wurde zur leuchtenden Gralsfigur der neuen, 'jungen' (?) Bewegung. Ein junger Chef-Redakteur und selbstberufener Konferenz-Veranstalter mußte die Themen so aufbereiten, dass die gesamte Palette miteinander verknüpfbar ist und einen roten Faden hergibt, um alles miteinander zu vereinen und vor allen Dingen es gut klingen zu lassen, wozu ein roter Faden des Phantastischen und Absurden geknüpft wird. Dies ist schon eine wenig bewundernswerte geistige Leistung, zu welcher wohl kein normaler Mensch imstande ist, dazu muß man aber auch die Augen verschließen und nur den Erfolg als Ziel im Auge haben. Schon ein Mensch kann mit einem fundierten Wissen zu einem Spezialthema ausreichendes Gehirntrainig absolvieren, aber wenn dann ein Redakteur noch derart viele Gebiete abhandelt, dann wohnen in ihm viele Seelen. Erklären kann man es vielleicht damit, dass unser ehemaliger M2000-Promoter schon 1969, im zarten Alter von immerhin 5 Jahren (!), zum von Däniken im elterlichen Bücherregal griff, um dann mit 15 Lebensjahren schon den DUIST-UFO-Kongreß zu besuchen, was sicherlich für eine heranreifende Persönlichkeit nur schwer verdaulich ist. 

Hesemann sieht es sicherlich anders, schließlich fand er darüber Zugang zu Magazin 2000 und wurde "fortan ständiger Mitarbeiter", da er ja bereits mit 12 Jahren seine "Erkenntnisse" über Atlantis "in einem Buch zusammenfasste" (was nie veröffentlicht wurde, welch ein Cover Up!). Und mit 19 Jahren hatte er seine "Lebensaufgabe gefunden", indem er von John Fisch das Magazin 2000 übernahm um es "dem Zeitgeist anzupassen" (will wohl heißen: Dem Volk nach dem Munde zu schreiben), was ganz ernsthaft keine reine Marketingentscheidung gewesen sein soll. Die Klientel des M2000 ist auch eher speziell an weltanschaulichen Perspektiven interessiert. Nehmen wir doch Leserbriefe im M2000 als Beispiel. Giesela Schneier hat in Nr.93 das Thema "Destilliertes Wasser" drauf, Jochen Fischer wieder "Das Geheimnis der Zahlen" und M.Digel "Wernher von Braun aus dem Jenseits". Oder in Nr.94 der Brief von Peter Litz: Jener erbost sich darüber, dass der Herr von Buttlar im vorausgehenden Heft "brennende Asylantenheime zuoberst erwähnen mußte", um die Schrecken unserer Zeit aufzuzählen. Für 2000-Leser Litz ist dies unverständlich, da "wo bitte schön auf der Welt es den fremden Eindringlingen so gut wie hier bei uns geht?" Konkret, er hat es vom "multikulturellen Gesindel". Gut, Hesemann und von Buttlar distanzieren sich von diesem Leser, dennoch - es ist ein M2000-Leser, der ja mit seinem Interessenschlag von M2000 irgendwo bedient werden muß. Hier weist sich vielleicht nach, dass das "Neue Bewußtsein" gelegentlich auf ein "Altes Bewußtsein" trifft und hier eine unheimliche Allianz eingeht (die sich in einem weiteren Leserbrief von Karl Wenk in Nr. 98 ausdrückt, weshalb Hesemann nur aufstöhnen kann). Eigentlich wäre hier die Verantwortung eines Herausgebers gefragt, genauso wie in Nr. 96, wo wir von Herta Hürkey einen Leserbrief zum Thema "Der Mann, der AIDS erfand" vorfinden, der vielleicht besser erst gar nicht abgedruckt worden wäre, da die Frau eine gefährlich-entfremdete Vorstellung hat. Ihrer Ansicht nach sei AIDS nicht ansteckend und HIV ein völlig harmloser Virus, ein Bakterium auf der Basis von Syphilis, welches durch Fasten eingeht. AIDS bekäme man durch Antibiotika, durch Koffein, Nikotin und Alkohol. Herta Hürkey sieht sich hier in einer Linie mit solchen "Volksaufklärern" und "Wahrheitspredigern" wie Claude Burger, Frankreich. Während Hesemann sonst überall seinen Senf hinzufließen läßt, ist hier keinerlei Kommentar zu finden! Peter Hoeft ist nach "eingehendem Bibelstudium sowie dem Lesen vieler Berichte" zu dem Ergebnis gekommen, dass die Außerirdischen in Wirklichkeit Dämonen sind; die immer mehr auftretenden UFOs sind "klare endzeitliche Zeichen, dass Jesus Christus bald wiederkommt, um diese Welt zu richten". Und "ein lernender Mensch" schreib anonym, wie er mit Interesse Magazin 2000 liest. Mark O.Fischer findet nirgends so viele "kosmische Neuigkeiten" wie im M2000.

Beeindruckt über die M2000-Berichte zu Wilhelm Reich und das Plocher-Energiesystem ist A. Schürmann. A.& J.Vanegas Luna regen sich wegen dem "Polizeiterror in Wien gegen die Azteken" auf, von dem sie sonst nirgends etwas gehört hatten (!) und froh sind, von M2000 darüber informiert worden zu sein. Für Christiane Mucharski ist der "Augenblick gekommen, wo die Wesen von anderen Sternen sich zu erkennen geben". Ihre Beweise: Omnec Onec und Raumflotten-Commander Ashtar Sheran, sowie einige Bibelzitate. Peter Nassner wünscht Hesemann weiterhin den Mut, "zu Wahrheiten und Erkenntnissen vorstoßen zu können". Und für Sören Wilkening ist alles wahr und zutreffend, was über Existenz und Aktivitäten von außerirdischen Rassen auf der Erde berichtet wird. Ein weiterer lernwilliger Leser kann nur gratulieren, mit welcher Offenheit M2000 die "unbequemen Themen" angeht, ja die persönlichen Recherchen des Herrn Hesemann sind nicht mehr zu überbieten, die Aktualität sucht deshalb ihresgleichen. Dipl.-Phys. L. Boesten entdeckte das Kornkreis-Geheimnis: Es ist die Kraftwirkung der Graviphotonen. Irene Ziegler und Dr. Jens Martin Möller haben es alt-esoterisch mit den Freimaurern, nachdem im Heft zuvor in bewährten Stil darüber berichtet wurde. In Nr. 102 wird dann enthusiastisch George Wiese deutlich und erklärt M2000 zu "100 x Stoff aus dem die Träume sind; 100 x jeder Bericht für die Öffentlichkeit voll guter Informationen; 100 x Top Qualität und immer Exklusives aus den geheimen Archiven von Regierungen." 2000 sei ein Menschheitswerk! In Nr. 69 (Juli 1987) stellte Hesemann das Ergebnis einer Leserumfrage vor, an welcher 11 % der Abonnenten (292 Leute) teilnahmen. Das Durchschnittsalter der Leser war 45 Jahre, zwei Drittel der Teilnehmer hatten das Abitur, fast die Hälfte einen Hochschulabschluss, ein Drittel ist selbstständig/freiberuflich tätig und 58 % verdienten mehr als 2000 DM netto im Monat. Jeder zweite Leser war Single. "In der Politik sind 2000-Leser unkonventionell, unbequem, selbstständig. Nur 10 % sehen sich durch staatstragende Kräfte, durch Kirche, Staat und Gewerkschaften vertreten. zwei Drittel sehen sich 'durch niemanden' vertreten. Dagegen sind sie selbst in zahlreichen ganz verschiedenen Projekten der 'alternativen Szene' außergewöhnlich aktiv, zwei Drittel in einer spirituellen Gemeinschaft oder Selbsterfahrungsgruppe. 39 % wollen etwas bei sich verändern. Dabei dient M2000 als Orientierungshilfe, denn unsere Thematik ist für 56 % unserer Leser 'lebensbestimmend'. 78 % unserer Leser sind auf dem Weg zu sich selbst, meist durch Yoga und Meditation. 55 % unserer Leser besitzen mehr als 50 Bücher zum Thema, jeder Vierte besucht Kongresse", war zu erfahren um einen Einblick auf die Leserschaft zu vermitteln.

Der Zeitgeist hatte eine neue Ära eröffnet, in der das Unglaublich scheinbar nicht nur denkbar, sondern auch beste Chancen hatte, Wirklichkeit zu werden. Dann überschlugen sich die Ereignisse, die UFOs wurden zum Super-Thema. In der Bunten startete Johannes von Buttlar ("er ist Astronom und Physiker sowie anerkannter Experte für Parapsychologie") mit der Serie "Sie waren da" durch, um Werbung für sein aktuelles Buch "Supernova" zu machen. In Belgien gab es die Fliegenden Dreiecke ab 1989 und in Woronesch waren im September 1989 ebenso die UFOs aufgetaucht. Die ersten Entführungsberichte kamen auch in Old Germany auf und das Privatfernsehen legte sich mit Rainer Holbe auch die überirdische Sphäre so zurecht wie es den Quoten gut tat. UFOtainment wurde zu einer Art neuen Branche, aber zumindest so einer Nische am grenzwissenschaftlichen Markt der Anomalistik. Die alte ufologische Garde um die Wiesbadener Familie Veit und der "Deutschen UFO/IFO-Studiengemeinschaft" (DUIST) war in die Bedeutungslosigkeit abgetaucht während der UFO-Glaube und insbesondere seine esoterische Ader nie ganz von der Bühne verschwunden waren. Es war die Zeit geradezu reif, dass die deutsche UFOlogie wie Phönix aus der Asche stieg und eine neue Galionsfigur als Lichtgestalt sie zu neuen Ufern führen würde. Unter der Regie von Michael Hesemann´s Magazin 2000 als publizistisches Reitpferd erlebte die Szene eine neue Blüte, wenn auch nur das Kontaktlertum mittels neuen Begrifflichkeiten und neuen Showelementen sowie neuen Größen reanimiert wurde. Plötzlich hießen die Spacebrothers "Sternenbrüder" und die Gläubigen-Gemeinschaft bestand nicht einfach nur aus UFOlogen, sondern aus Lichtarbeiter, Starpeople und Sternenkinder auf neuer Mission. Die Bewegung der Erhellten und Ausgewählten hatte einen neuen göttlichen Auftrag: Holt die Außerirdischen aus der Finsternis der Regierungs-Tressore und bringt sie ins Licht, um die Erlösung zu erfahren. Ein neues Kapitel im Kompendium der irrationalen Esoterik-Lehren wurde aufgeschlagen, um vielerlei kosmisch-komischem Unsinn zu huldigen. Eine neue Ära des engstirnigen Glaubens an wirren Unsinn setzte ein. Ihre Anhänger sind der unerschütterlichen Überzeugung, absurde Geschichten entsprächen der Wahrheit. Im Bereich der UFO-Esoterik konnte mancher nicht mehr zwischen Wahn und Wirklichkeit unterscheiden, irgendwelche Schwingungsebenen und Energien wurden zum Zauberwort für Alles. Esoterisch veranlagte Menschen glauben eben manchen Unsinn, ohne Fragen zu stellen. Und wenn Fragen aufkommen, sind es die falschen um sich zu immunisieren. Es ging der Gemeinde um neue ufologisch-abenteuerliche Offenbarungen, die zum Grundstein für die neue Esoterik-UFO-Gemeinschaft wurden und geheimnisvolle Namen wie "Roswell", "Greys" oder "Area 51" hatten.

Die MJ-12-"Dokumente" wurden zur ufologischen Bibel. Alles miteinander verbunden wurde durch mysteriös-anzuschauende und wunderschöne Zeichen in britischen Kornfeldern - den Crop Circles, die zu den heimlichen Symbolen der neuen spirituellen Bewegung wurden. Zig Newcomer in der Szene, viele aus den USA, hatten neue Geschichten anzubieten, die die alte UFOlogie unter der Prägung von Keyhoe oder Hynek vermissen ließ und alle Bestandteile und Facetten aufgriff, die es viele Jahre später ermöglichten, Chris Carter´s berühmte TV-Serie The X-Files (zu deutsch: Akte X) zu einem Mega-Knaller mit Kultstatus werden zu lassen - die grellen Schlagzeilen aus der Welt des Wunderbaren der Boulevardmedien wurden hier zu einter mehr als unterhaltsamen Wirklichkeit. Science fiction wurde offenbar zur Wahrheit, die angeblich irgendwo da draußen in den Sternen liegt und nun herabgekommen war. Tatsächlich, zumindest war der Eiserne Vorhang gefallen und aus der Sowjetunion an der Schwelle zur GUS kamen neue Beigaben, die die Köpfe schon verwirren lassen können. So mancher Bär konnte nun zusätzlich aufgebunden werden. Kritische Nachfragen aus den eigenen Reihen sind sowieso traditionell die Ausnahme. Der Wille zum Glauben beherrscht das Reich des Obskurantismus, so war es schon zu Adamski´s Zeiten und in der Epoche der DUIST gewesen. Doch die Freunde des UFO-Phantastischen wollten nicht nur mittels Zeitschriften, Büchern und Videos abgefüttert werden - nein sie wollten ihre Führer auch einmal hautnah erleben, koste es was es wolle. So ergriff Michael Hesemann das Zepter und folgte dem Ruf seiner Gemeinde - ein bahnbrechendes Ereignis (Event) wurde angesetzt und mit der Broschüre "UFOs: Die Beweise" schon mal vorgeheizt. Dafür wurde dann auch in der Eso-Szene wie nie zuvor getrommelt, um die Menschen auf eine andere Realität aufmerksam zu machen. Und plötzlich hörte man wieder etwas von Andreas Schneider (nachdem er bereits von Rainer Holbe im Buch "Unglaubliche Geschichten" 1985 und von Erich von Däniken 1987 in dessen Buch "Wir alle sind Kinder der Götter" erwähnt wurde), dieses Mal im fünfteiligen "BRAVO-Schicksals-Report", wo es z.B. in der Bravo Nr.10 vom 3.März 1988 unter der Schlagzeile "Wo bleibt er eigentlich, der liebe Gott?" hieß, das Andreas Schneider aus Frankfurt/Main vom Aids-Virus infiziziert ist und deswegen in der Kirche meditiert. Der 19-jährige junge Mann hat sich seinen Kummer von der Seele geschrieben und Bravo druckte Auszüge aus dem Tagebuch ab. Daraus wird klar, dass Schneider inzwischen wieder auf Teneriffa gewesen war und danach nach Deutschland zurückkehrte, doch dort hatte er "kein Geld, keinen Job, keine Freunde. Sitze rum, vertreibe mir den Tag. es ist ein verdammt ödes Leben. Ach, verdammter Mist!" Und, "welcher Arbeitsgeber will einen kaputten Typen wie mich haben? So jobbe ich halt ein bißchen - zog tagelang mit Kumpels durch Kaufhäuser oder streunte in der Stadt und in der Bahnhofsgegend herum. Wir haben auch ziemlich viel Bier getrunken. Kratze Geld zusammen für eine Reise in die USA. Irgendein Ziel braucht man ja. Ich habe über die Sache mit den außerirdischen Wesen nachgedacht, sich sich ja nie mehr gezeigt hatten.*"

Und zur familiären Situation gabs diese Auskunft: "Mein Stiefvater hatte gerade meine Mutter verlassen, ich hatte mich mit ihm ohnehin nicht sonderlich gut verstanden. Auch meine Mutter war nicht besonders beieinander - zwei kaputte Ehen, zwei Kinder zu versorgen, so toll ist das ja nicht. ich war nun depressiver als vorher schon. Die ganze Welt schien mir bösartig, heuchlerisch. Ich dachte an Selbstmord und beschäftigte mich mit Tarot - ein Schicksalsspiel mit seltsamen Karten." Der junge Mann war offenbar seelisch entwurzelt und suchte nach Orientierung. *= Schon bald darauf sollte er in Magazin 2000 Nr. 80 erklären, dass er "bis zu zwei oder dreimal in der Woche" mit seinen Alien-Freunden in Kontakt stehe, seitdem er von ihnen zum "Kontaktler" erwählt worden war. Ein offener Widerspruch, gerade auch in anderer Hinsicht: Hesemann sollte dies später dann als eine "unsinnige Behauptung" ausgeben, obwohl er aufgrund der Schlußredaktions-Verantwortung dies selbst unkommentiert damals abgedrucken ließ ("Tatsache ist schließlich, dass uns schon immer Ungereimtheiten seiner Geschichte auffielen, die wir einfach in den Raum gestellt ließen"). Von den unterschiedlichen Darstellungen im Zuge der Zeit mit facettenreichen Details mal ganz abgesehen. Von UFOs und Außerirdischen-Kontakten in Zeiten des Jugend-Themas Aids keine Rede mehr. Nach dem Flop in Österreich vielleicht kein Wunder. Wichtig aber zu wissen ist auch, das der junge Mann 1986/1987 sich als "Jenseitsmedium" in Frankfurt bei einer Wahrsagerin namens "Madame Nashold" versuchte und für teures Geld Kontakt mit den verstorbenen Ehemännern ihrer Klientinnen aufzunehmen, also alle Nischen abklapperte - und damit auch den Puls der Zeit spürte und sicherlich viel 'lernte' (man könnte sagen, dass dies die Zeit seiner praktischen und theoretischen 'Ausbildung' war. Erst dort hörte er etwas von Channeling. Darüber berichtete BILD-Frankfurt und sogar der Hessische Rundfunk in seinem dritten TV-Programm in einer Regionalsendung mit dem Titel "Hinter verschlossenen Türen", wobei sogar Schneider bei einer spiritistischen Sitzung als in Seance befindliches Medium gezeigt wird. Dies war vielleicht kein besonderes Wunder, wenn man bedenkt das in jenen Tagen gerade die US-Schauspielerin Shirley MacLaine mit ihrem Buch "Zwischenleben" für Beachtung des Channelings auf breiter Front sorgte. Es war also an der Zeit die größten "galaktischen Weisheitslehrer seit den Tagen von Atlantis" (so ein Werbeplakat) erstmals einem deutschen Publikum vorzustellen, ja die erste internationale Konferenz als ein öffentliches Symposium für Channeling auszutragen. Das Datum wurde astrologisch ausgewählt: In jener Zeit standen sechs Planeten (Merkur, Venus, Erde, Mars, Saturn, Uranus und Neptun) in einer Reihe: "Aus esoterischer Sicht bedeutet dies, dass verstärkt Energien aus dem Zentrum der Galaxis auf die Erde strömen. Zudem ist die Konferenz eine Vorbereitung auf die Sommer-Sonnenwende am 21. Juni". In Bio Special Magazin Nr. 6/1987 veröffentlichte er seine "wahre Lesergeschichte" wonach ein "Wunderheiler auf Teneriffa mir ein neues Leben schenkte". Doch noch während der Artikel in der Jugendzeitschrift erschien war Schneider lebhaft in der esoterisch-angehauchten UFO-Szene eingestiegen und fand bei niemand anderen als Michael Hesemann Unterschlupf, der ihm zunächst 400 Mark im Monat für Telefondienste und Mitarbeiterkoordination zahlte.

Genauer im Schloß Possenhofen in Pöcking, wo nun das Magazin 2000 seinen offiziellen Sitz hatte, weil der Laden lief. Beim ersten Internationalen Channeling-Kongress in Murnau (16.-19. Juni 1988) namens "Kanal zum Kosmos" von einem 'HORUS-Institut' unter einem Dr. Thomas Pfeiffer (der im Impressum des M2000 aber gleichsam als Mann für den M2000-Leserservice & für die M2000-Anzeigenredaktion genannt wurde während Hesemann selbst als Gründer von HORUS fungierte - hier lief also alles in eine 'Kasse') mit ebenso Residenz auf Schloss Possenhofen in Pöcking trat dann Schneider erstmals in einem öffentlichen Vortrag vor 800 Teilnehmern (an anderer Stelle hieß es dann nur noch 600) und er konnte sie bei DM 350,- Kongressgebühr "vollkommen von seiner Integrität überzeugen" (wie Hesemann mir am 29.6.88 schrieb), was man als Bewährungsprobe sehen kann. Hesemann noch weiter: "Auch auf der Konferenz haben wir Euch sehr vermißt. Wir erlebten vor 800 Teilnehmern den ersten Direktkontakt mit Außerirdischen*, während das UFO über dem Konferenzzentrum schwebte." Kein Wunder, war die Veranstaltung sogleich auch "das erste öffentliche Symposium irdischer und galaktischer Weisheitslehrer seit den Tagen von Atlantis" - welch ein Geschwafel. Wie auch immer, die "eingespielten Gewinne" waren Fünfstellig, doch Hesemann bekam davon nichts ab, weil sein Geschäftspartner Pfeiffer diese in "private Anschaffungen" steckte und nichts mehr übrig blieb. Daraufhin trennte er sich von ihm und machte weiter, das sich das M2000 "prächtig entwickelte". Gleich danach ging Schneider am 24.6.1988 im Deutschen Museum, München, für das 'HORUS-Institut' auf Vortrag "UFOs - sie sind da!" hieß es, wozu sogar in der BILD-München vom 24.6.88 eine Anzeige geschaltet wurde. Schneider bot so über sein Ein-Mann-Unternehmen "World Institute of Light" sofort "Channeling-Workshops" für DM 250 an und es gab auch "private Sessions mit Andreas". Etwa zu dieser Zeit tauchte aus Hamburg plötzlich Eva Groenke im Alter von 29 Jahren auf, um in einem "UFO-Förderkreis" Channel-Botschaften der Außerirdischen in den Vordergrund zu bringen (weil sie "eigentlich vom Orion kommt") - wobei die Ashtar-Botschaften des US-Ehepaars April und Steven White im Mittelpunkt stand. Dies passierte nachdem sie auf dem DUIST-Kongress 1987 April und Steven White kennenlernte, wobei sie Steven "als Projektion von Ashtar" erkannte. Daraufhin gab "UFO-Eva" die deutsche Ausgabe der White-Zeitschrift "Eagle Verse" heraus und bekam hierfür schnell 300 Abonnenten.

*= Konkret heißt dies: Unter Mitwirkung von Rainer Holbe und Johannes von Buttlar wurde der sogenannte FIRESTAR ORBITER von Fred Bell auf der Showbühne demonstriert - eine lächerliche, drachenkastenartige Rohrskulptur aus der ein Laserlicht auf einen Quarzkristall fällt. Bell erklärte das "wissenschaftliche" Prinzip um dieses Ding als galaktisches Funkgerät zu nutzen: "Licht ist Energie und besonders durch den Laserstrahl haben wir die Möglichkeit, Energie von der astralen Ebene hier auf die körperliche Ebene herabzuziehen. Diese Energie müßen wir in einem Kristall einfangen, hier verwenden wir einen Quarz. Die Wesen von den Plejaden haben eine Definition für die Quarzwirkung: Materie und Geist werden in Null-Komma-Nix zu Einem." Alles klar? Der FIRESTAR ORBITER wurde eingeschaltet und vier Channels (darunter Schneider) setzten sich auf ihre Stühle, um dann die Botschaften der Außerirdischen der Kongreß-Öffentlichkeit vorzusprechen. Dies ist natürlich eine absolut glaubhafte Referenz. In den Nächten der Veranstaltung wollen "rund 40 Kongressteilnehmer" selbst außerirdische UFO-Raumschiffe über Murnau gesehen haben: eine runde helle Scheibe mit Kuppel im Zick-Zack Flug, weitere leuchtende Scheiben und gar "ganze UFO-Flotten". Ein schnelles Objekt soll sogar von gleich sieben Abfangjägern der Luftwaffe verfolgt worden sein! Kein Wunder wenn Flottenkommander Ashtar dann durch den Mund von Kanal Janet McClure schließlich verkündete: "Wir sind hier - und ihr werdet uns die nächsten Monate vermehrt über eurem Land sehen." Zudem sei über dem Kongresszentrum in 10 km Höhe ein "unsichtbares Raumschiff stationiert, um diesen Kongress mit guten Energien zu versorgen". Als dann einmal am wolkenverhangenen Himmel der selbrige aufriß wurde dies sofort als Wirkung des UFOs verstanden.

Das Boulevardblatt TZ vom 29.Juni 1988 berichtete ebenso über UFOs und ET in Murnau: Die "Enterprise" am Nachthimmel. Sonach sind Unheimliche Begegnungen der dritten Art der Alltag für Andreas Schneider, so jedenfalls behauptete er es auf dem Kongress "Kanal zum Kosmos" in Murnau, wo es um Kontakte mit höheren Ebenen ging. Auf einem begleitenden Foto wurden die "UFO-Spezialisten" Andreas Schneider und Kongreß-Organisator Michael Hesemann abgebildet. RTLplus berichtete dann natürlich in seinen "Unglaublichen Geschichten" mit Rainer Holbe (dem ehemaligen ZDF-Starparaden-Moderator) vom 9. Juli 88 von dem großen Erfolg der Veranstaltung und das es aufgrund des großen Erfolgs und der großen Nachfrage eine weitere Channeling-Konferenz alsbald geben werde. Der erste Channeling-Kongreß Deutschlands hatte gerufen und hauptsächlich amerikanische Missionare kamen als die "Stars der Szene" herbei, um es den "Krauts" so richtig zu geben und den Boden für weitere Aktivitäten zu bereiten. Holbe bereitete damit ebenso den Weg und spielte dem Veranstalter in die Hände, der in seinem M2000 es vom "Energie-Happening" hatte und sich schon "in das 21. Jahrhundert versetzt" fühlte (Nr. 76). Doch die Esotera war da vorsichtiger und weniger enthusiastisch, als sie im August-Heft 1988 sich fragte weshalb es mit der Identifizierbarkeit der angerufenen unsichtbaren Quellen so weit her ist: "Kaum verwunderlich bei einem Redeschwall von absoluter Sinnlosigkeit. Wie sollte man selbst bei wohlwollendster Betrachtungsweise unterscheiden können, ob es sich bei dieser medialen Trance und ihrer Botschaft um einen dummen Jux handelte oder vielleicht doch um übermenschlich Kluges von einem anderen Stern?" Parallel einher notierte man, dass die Veranstaltung eine für "zu groß geratene Egos" gewesen war. Dazu zählte wohl auch der New Yorker Geschäftsmann Frank Alperts, der sich als "Kanal" auftat und wie eine Mischung aus kleinkariertem Showmaster und Laienprediger wirkte als er Grüße von "Mervin", "Kommandeur der Jupiter-1", übermittelte. Irgendwie hatte Holbe recht behalten als er in seiner RTLplus-Moderation sagte: "Die wahren Abenteuer unseres Daseins spielen sich ohnehin in unseren Köpfen ab." Eigene Wirklichkeiten des New Age durch eigene Traumerlebnisse, die dann als Anregung für andere dienen - und damit kann man auch noch geld verdienen. Kaum zu glauben, aber wahr! Niemand wird sich wundern, wie ehrlich dann der "große amerikanische Kanal zu Seth" Jane Roberts verkündete: "Ihr schafft Euch eine eigene Realität. Könnt Ihr euch etwas Besseres vorstellen?" Damit wurde auch klar, was wirklich Murnau für die Besucher einbrachte: Eine Loslösung von einem oft unerfüllten Alltag, das mit Gleichgesinnten Erleben einer wahrhaft unendliche Geschichte der Phantasie, Freude und Fröhlichkeit.

Claus Schwing von der (ausgerechnet) Arzneimittel-Zeitung vom 8. Juli 1988 titelte: "Mit der ersten internationalen 'Channeling'-Konferenz in Murnau erwacht die New-Age-Bewegung in der Bundesrepublik zum Leben". Er berichtete, das sich mehrere Hundert "Lichtarbeiter" versammelten, um beim spirituellen Kontakt mit höheren "Geistwesen" dabei zu sein, viel weniger war vorweg auch nicht versprochen worden. Die Begeisterten und Erweckten heilen mit Quarzkristallen und glauben an die Aura. Sie drapieren ihr Haupt mit wohltuenden pyramidenförmigen Gebilden und wehren sich mit Bronze-Amuletten zu DM 240,- gegen unheilvolle Strahlen. Die Weisheitslehrer vor Ort, hauptsächlich Leute aus der nordamerikanischen New-Age-Bewegung, teilten etwas gleich einem Sakrament mit: "Alles ist möglich wenn ihr es zulaßt, denkt positiv." Genau das also, was heute in hochteuren Kursen von "Motivationstrainern" weitergeführt wird. Über Feuer zu gehen oder über Glasscherben ist beiden gemeinsam. Für Schwing klang dies alles nach einer Anhäufung von Banalitäten, phrasenhafte Versatzstücke aus etablierten Erkenntnissen der Psychologie und Philosophie: "Doch auf die Schar der Gläubigen wirken sie wie eine transzendentale Offenbarung." Mitten drin der wahre Organisator, Michael Hesemann, mit einer Plattheit sondersgleichen: "Wir schaffen uns unseren eigenen Realitätstunnel." Und dieser be steht aus der Übermittlung von Inspirationen aus vielfältig gearteten übersinnlichen Quellen, die schlußendlich eine "universelle Wahrheit" vermiutteln und sowieso die "kosmische Erlösung". "Fantasiereisen waren wesentlicher Bestandteil der Konferenz", erkannte Schwing. Dazu zählte natürlich auch ein Markt an spirituellen Azessoirs, "die Reiseutensillien für den Weg ins neue Zeitalter. Obskure Apprate zur Biorhyhtmusberechnung, Erdstrahlenprotektion oder Bioresonanz-Therapie werden nicht weniger entbehrlich wie Videofilme zum Thema UFO-Begegnungen etc. Man erinnere sich: zu dieser Zeit wurden bereits 10 % des Buchhandelsumsatzes durch spirituelle Literatur erzielt. Magazin 2000, Esotera, Astrologie heute, Hologramm und Bio Spezial bedienten zu diesem Zeitpunkt den Markt und sie alle warben für diese Veranstaltung und dem was kommen sollte. Ganz schön happige Seminare warfen in diesen Tagen "kosmische Gelder" ab. Seminare und Vorträge, so konnte jeder Opportunist erkennen, wurden zu einem einträglichen Geschäft. Die Gunst der Stunde wurde genutzt, von Murnau ausstrahlend. UFOloge Bell ging sofort auf Vortragstour und nahm 250 Mark für ein Seminar namens "Pyramidenenergie, UFO-Begegnungen und Raum-Zeitreise". Schwing erkannte in Murnau: "Der übersinnliche Markt ist profitabel, denn die Klientel ist gut betucht. Dabei fallen auffallend häufig gebildete Menschen, ja naturwissenschaftli ausgebildete Personen, etliche mit Promotion, dem kosmischen Geraune anheim."

"Dialog mit dem Kosmos" nannten sich "Private Sessions" mit Andreas Schneider, die er sich über sein Ein-Mann-Unternehmen World Institute of Light selbst in Starnberg vermittelte. Dieser Channeling-Workshop fand am 3./4.September 1988 zu DM 250,- statt. Dies war möglich geworden, weil die Channeling-Konferenz "alle Erwartungen übertraf" (das zahlende Publikum kam in großer Masse herbeigeströmt) und dort "ein Energiefeld geschaffen worden war, in dem jeder ein Gefühl davon bekam, wie die Welt vielleicht in hundert Jahren sein könnte...niemand verliess die Konferenz, ohne eine Transformation durchgemacht zu haben". Leere Worthülsen wie "Energie-Happening" und "energetischer Höhenflug" wurden verwendet, um die fanatische Begeisterung der Teilnehmer auszuführen, die auch für diesen Unfug noch ihre Brieftaschen willfähig öffneten. Dies will niemand wundern, hatte Hesemann selbst schon am 31.10./1.11.1987 ein Channeling-Seminar von Janet McClure mit ihrem Geistlehrer Vywamus in Hamburg besucht und hier gelernt "selber zu channeln und erhielt den Auftrag von seinem Meister, eine Konferenz zum Thema zu organisieren. Gechannelter Termin: zwischen dem 12.und dem 18.Juni." Danach reiste er nach den Staaten um sich einen Überblick über die dortige Szene zu verschaffen und die ausgedachten Referenten für Murnau in Augenschein zu nehmen. "Denn Channeling ist eine heikle Angelegenheit!" So eröffnete er denn schließlich doch mit einem "tibetischen Ritualdolch zur Abwehr negativer Kräfte in der Hand" die Veranstaltung und überwand "alle Widerstände gegen das Licht" (will heißen alle Skepsis und Kritik). Auch die Zeitschrift Connection berichtete in ihrer Dezember 1988-Nummer vom "Channeling - die neuzeitliche Religionsshow" (!) anhand der Erfahrungen von Klausbernd Vollmar und Dr.Martin Haeusler in Murnau betreffs dem "letzten Schrei aus dem Jenseits", der die sozialen Bedürfnisse der unheimlich netten Euphoriker mit Augen und Ohren im "Light-Age" und einem kuscheligen Nest befriedigt. Für die Autoren versammelten sich in Murnau Menschen die keine intellektuellen Höhen erklimmen wollen, "sondern eine praktische Philosophie des Herzens verkünden. Griffige Antworten auf das, was den Zeitgeist bewegt - Stoff für eine Massenbewegung." Hier wartete man auf Zeichen der Ashtar-Kommandos, auffallend viele ältere Damen waren darunter. Musik und Räucherwerk umrahmten die Show, damit man sich als auserwählter "Lichtarbeiter" verstehen konnte, um zur Heilung der Erde und zur Verbreitung des Lichts beizutragen. Hier ging es um "kosmische Erfahrung auf Bestellung, Sinnvermittlung als Bühnenshow".

Connection: "In der Psychopathologie unserer Landeskrankenhäuser gehören visionäre Erlebnisse zum Alltag. Verblüffend ist die Ähnlichkeit zwischen dem Channeling und dem Krankheitsbild der schizophrenen Psychose mit Wahnbildung. Menschen in religiöser Ergriffenheit gleichen in erstaunlicher Weise denen, die wahnbildende Formen der Psychose zeigen, ohne das daraus ein Argument gegen die religiöse Ergriffenheit abzuleiten wäre." Vom 1.-4.Dezember 1988 gab es in Garmisch Partenkirchen schon die 2.Internationale Chan neling-Konferenz, hier ging es um spirituelle Lichtenergie, Intuitionen und Inspirationen von Lichtwesen. Unter den Hauptrednern befand sich freilich auch "der junge UFO-, bzw. UMMO-Channel Andreas Schneider, der sich zum Organisator und Direktor des 'World Institute of Light' gemausert hat" (identische Adresse wie Hesemann und dem 'HORUS-Institut' auf Schloß Possenhofen), der praktischerweise auch gleich Veranstalter war, um sich zu bewähren. Da brach also Goldgräberstimmung wg der Zeit des neuen Aufbruchs/Umbruchs an. Rhetorisch ziemlich wortgewaltig für einen der eigentlich nur ein Nebenbei-Jobber soeben noch war, keine Freunde hatte und zur Kategorie "kaputte Type" zählte - was ja wirklich kein Geheimnis war, wenn man mal genauer hinschaute. Nun waren Penny McLean (die gerade in Sachen Astralreisen auf Vortragstournee war) und Nina Hagen (die Schneider ihr Lied "Ein UFO und ein Boy" widmete und verkündete, dass all die Gläubigen am Tag der Niederkunft der UFOs "LSD kriegen, eine himmlische Droge"!) in Garmisch erschienen und alles wurde anders, auch weil Michael Hesemann und Johannes von Buttlar dabei waren um die Lage zu prüfen. Selbst UFO-Nachrichten-Herausgeber Karl L.Veit war mit seiner "liebenswerten Frau Anny" erschienen, da sie traditionell schon zu solchen Veranstaltungen einfach dazugehörten. Heute würde man synergetische Effekte herbeirufen, um die Situation zu beschreiben. Und dies war es wohl auch gewesen. New Age - Wendezeit - Zeitwende? Nachschauen, was läuft und wo man sich selbst einklinken kann, um seine Nische zu finden und zu besetzen. Wir dagegen sahen nur das Kommen der spiritistischen UFOlogie, welche wir glaubten durch die immer mehr in den Hintergrund tretende DUIST überwunden zu haben, in neuen Kleidern (eben des New Age) - weswegen es uns wirklich grauste, wenn man Gurus wie Bhagwan Shree Rajneesh etc sah.

Die Ziele des aus Amerika kommenden New Age waren die persönliche Zufriedenheit, das persönliche Glück, eine ökologisch heile Welt, Teilhabe am Weltgeist und Weltfrieden. Dies sind im wesentlichen die Verheißungen des Neuen Zeitalters, als die Ergebnisse der sogenannten "Transformation", der persönlichen und gesellschaftlichen Denkveränderung. Nach Ansicht der New Age-Vertreterin Marylin Ferguson (Autorin von "Die sanfte Verschwörung", Basel 1982) geht es aber um noch mehr, nämlich um die Umverteilung der Macht. Ihrer Ansicht nach geht die Macht durch die gesellschaftliche Transformation von den "sterbenden Systemen" in die Hand der "lebendigen Netzwerke" über. Zuvor muß jedoch der einzelne Mensch eine persönliche Transformation erleben, die mit Hilfe bestimmter Psychotechniken erreicht werden soll: Meditation, Rebirthing-Technik, Körpertherapien. Durch gemeinsames positives Denken kann dann, so die New Age-Anhänger, der Weltfriede erreicht werden - nämlich dann, wenn bei einer bestimmten Anzahl von transformierten Personen eine sogenannte "kritische Masse" des Bewußtseins erreicht worden ist, die dann mittels spiritueller Einflussnahme auf den Weltgeist (die morphogenetischen Felder Ruppert Sheldrakes eben) den globalen Frieden herbeiführen (niemand will wundern, wenn alsbald die britischen Kornkreise wg ihrer Symbolik sowohl mit den Sheldrake-Feldern als auch mit dem New Age gleichgeschaltet wurden). Klar ist, dass die finanzielle Komponente des New Age in den USA bereits stark ausgeprägt war und dieser Aspekt des "american way of life" wie viele andere US-Produkte auch den deutschen/europäischen Markt erreichte, da es auch hier bereits ausgeprägte esoterische Gemeinden als Folge des frühen Okkultismus/Spiritismus gab, die nur auf das neue Glück (so oder so) warteten.

Die sich nun abzeichnende neue Bewegung war nur eine Reaktion auf historisch gewachsene Strukturen und Denkmuster der modernen Gesellschaft und Kultur. Es war nun die Zeit gekommen, wie Esoteriker im New Age gemeinsam etwas Gewaltiges erschaffen wollten... Channeling, UFOs und Außerirdische wurden hierfür zu den beliebtesten Versatzstücken für Alt-Esoteriker und einer jungen Generation im Lichte des Neuen Bewußtseins mit Show und Action (aber auch des schnöden Mammons wegen). Sie wurden in die Verantwortung als die irdischen Multiplikatoren ("Lichtarbeiter") genommen um die Wahrheit von den nahenden Umwälzungen zu verbreiten und die ansonsten ungläubigen Menschen auf die kommenden Ereignisse vorzubereiten. Sie sind also das selbstberufene "Bodenpersonal", das bei der bevorstehenden Landung der Raumschiffe und dem Kommen der außerirdischen Brüder ("Space Brothers") assistieren wird - und sie verstehen sich gleichsam auch als die Vorboten der neuen Menschheit vom Typus "Homo cosmicus". Obiges muß aber noch weiter ausgeleuchtet werden, um zu verstehen, was damals hierzulande passierte - die Veramerikanisierung des deutschen Esoterik-Marktes. Was George Adamski zwanzig, dreissig Jahre vorher schon versuchte und dessen Konzepte bereits in der theosophischen "I Am"-Bewegung von Guy Ballard alias Godfré Ray King zu Beginn des 20.Jahrhunderts um Botschaften von den sogenannten "aufgestiegenen Meistern" fußten (darunter zu dem "Grafen von St.Germain", der heute nach wie vor immer wieder neu 'entdeckt' wird), die man auf vorausgesetzten Fähigkeiten gewißer geistiger Wege empfangen könne, manifestierten, kamen nun durch die Hintertüre und neuem Kleid herbei. Dazu muß man wissen, das selbst nach Ballard´s Tot 1939 seine Frau Edna die Ideen ihres Mannes weitersponn und damit die gesamte US-amerikanische Esoterik erfasste. Dies ist von großer wirkungsgeschichtlicher Relevanz für das was folgen sollte, um zu erkennen, dass dies keineswegs eine isolierte Ausgeburt war, was allein schon durch die "Invasion der Channels" aus den USA belegt ist. Ballard´s Werk inspirierte viele neuen Medien weitere Meister medial zu empfangen - wobei die Methoden technisch untershciedlich ausfallen: Trance, automatisches Schreiben oder eben Challing. Diese amerikanische Bewegung zersplitterte in viele neue Gruppen von "lightworkers" (Lichtarbeitern) die bis heute ein wichtiges Element der amerikanischen Esoterik-Bewegung ausmachen. Daraus erwuchs, und dies ist der Punkt, in den 50ern dann die Kontaktler-Bewegung mit neuen "Botschaftern" die Verbindung zunehmend zu Weltraumpiloten und intergalaktische Weltenlehrer hatten. Die sich hier zentrierenden Lehrinhalte sind lediglich als Fortentwicklung traditioneller Theosophie bzw als Adaption derselben innerhalb des Kontextes ufologischer Kosmologie zu sehen.

Die intergalaktischen Heilsbringer haben gegenüber traditionellen theosophischen Lehren nichts wesentlich Neues zu sagen. Im Zusammenhang mit der UFOlogie ist vor allem das von John Ballou Newbrough 1882 publizierte Buch "Oahspe" bedeutsam, in dem Botschaften aus der Engelwelt zusammengestellt sind, die der Autor während des vorausgehenden Jahres erhalten hatte. Es kartografiert das spirituelle Universum und seine Bewohner, gibt in Form einer mystischen Bibel Anweisungen für die spirituelle "Evolution" des menschlichen Geistes und genoss auch innerhalb der neu entstehenden UFO-Kontaktler-Szene großes Ansehen. Leona/Veit griffen in "Evakuierung in den Weltraum" dies auf: "Wie die Amerikaner das Werk OAHPSE (die kosmische Bibel) haben, so besitzen wir in Europa Göttliche Offenbarungswerke" wie die Lorber und Adamski. (Nach EZW-Texte 2000 Nr.153, Andreas Grünschloß "Wenn die Götter landen... Religiöse Dimensionen des UFO-Glaubens") Parallel einher fand hierzulande das neue Thema der Entführungen Einzug: Bunte, Tempo, Wochenend, Frau mit Herz und Stern stiegen in die Promotion ein. Die Bunte ließ im Herbst unter der Feder von Johannes Freiherr von Buttlar eine Artikelserie "Neue unheimliche Geschichten" laufen und die Freizeit Revue aus dem selben Verlag warf im November 1988 ein Sonderheft auf den Markt: "Die Welt des Unerklärlichen - Packende Geschichten zum Lesen und Staunen!" Der Burda-Verlag startete parallel mit einem neuen Astrologie-Journal namens Jupiter voll durch, nachdem ein Astrologie-Sonderheft bereits im vorausgehenden Sommer super gelaufen war. Für die Menge der Enthusiasten im New Age diente der UFO-Mythos, wie schon Carl Gustav Jung meinte, als "psychisches Wandlungsphänomen", dass das Eintreten der Welt ins 'Wassermann-Zeitalter begleitet. Die UFOs, als Mandala, präsentieren einen in den Himmel projizierten Archetypus, die Hoffnung auf bessere Zeiten. das UFO als solches stellt sonach die Seele, das Göttliche, die Einheit mit dem Selbst dar. Das UFO wird am Himmel gesehen, weil eine "affektive Spannung" herrscht, "die ihre Ursache in einer kollektiven Noptlage oder einem vitalen seelischen Bedürfnis hat". Bemerkenswert daran ist, das Jung dies dreißig Jahre vorher aufgrund der ufologischen Aufregungen zu Anfang der 50er Jahre bereits erkannte, was Ende der 80er immer noch Gültigkeit besaß oder besser vielleicht, gerade jetzt erst recht diese Gültigkeit auswies. Vergessen wir bei unserer Rückschau nicht, dass Ende der 80er Jahre Deutschland in einer Ära lebte, in der "die Geschäftemacherei mit übersinnlichen Phänomenen" Hochkonjunktur hatt (so der Rheinische Merkur am 7.Oktober 1988 in dem Berücht "Gläserrücken löst keine Probleme" von Miriam Neubert). Die Folgen der Okkultismus-Welle füllten den Terminkalender von Wolfgang Hund, Lehrer, Ausbildungsleiter und Aufklärer in Sachen Okkultismus an bayerischen Schulen. Kaum eine Schule an der nicht Gläser gerückt und Pendel befragt wurden. Gebrauchsanweisungen zu solcher Art außersinnlicher Wahrnehmung lieferten damals die Jugendzeitschriften wie Bravo ab. Auch die Sektenbeauftragten der traditionellen Kirchen hatten ab damals alle Hände voll zu tun.

Der Name Friedrich-Wilhelm Haack (Weltanschauungsbeauftragter der evangelischen Kirche in Bayern) ist hier als rüstiger Streiter gegen das Paranormale noch in Erinnerung. Es war also eine wilde Zeit gewesen und ich mühte mich ebenso darum in Vorträgen an Bildungseinrichtungen über UFOs und UFOlogen aufzuklären. Startschuß hierfür war an der Mannheimer Abendakademie am 8. November 1988 gewesen. Zwischen den Jahren brachte auch BILD eine Serie ins Blatt um den neuen Trend aufzubereiten: "Die neuen Propheten". Im Dezember 1988 wurden die Wiesbadener UFO-Nachrichten dagegen eingestellt. Gerüchte gingen um, wonach Michael Hesemann Gedanken anstelle, die Wiesbadener Periodika zu übernehmen. Unbequem und störrend dagegen sah man anscheinend die CENAP-Aktivitäten an, da wir gerade in jenen Monaten auch einen 'Durchbruch' im deutschen Fernsehen erfuhren. So wurde im Magazin2000 für Dezember 1988/Januar 1989 die Gemeinde in einer konzertierten Aktion aufgerufen: "Noch einmal zuviel wird den UFO-Miesmachern von der Gruppe CENAP die Gelegenheit gegeben, alles madig zu machen, was ohne ihre Erlaubnis am Himmel fliegt. Unser Tipp: Protestanrufe bewirken einiges bei den Programmdirektoren." Tolerenz, kosmische Liebe und Großherzigkeit wünschen sich die UFO-Promoter für sich und ihre Vorstellungen, aber als auslebendes Vorbild für diese Etiketten sind sie nicht geeignet. Dies ist zumindest ein charakterliches Manko. In der OMNIA Arcana - Esoterik und Wissenschaft (die Zeitschrift der OARCA, München) für Jan.-März 1989 ergriff Harald Richter von der Uni La Gran Columbia, Bogota/Kolumbien, das Wort und berichtete unter dem Titel "Channeling ist angesagt! Ein völlig neuer Trend im esoterischen Boot!" von genau diesem, auch wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen war. Die damit verbundenen Veranstaltungen mit spirituellen Übermittlungen von Botschaften aus dem Nirgendwo nannte er eine schier "schon olympische Disziplin, die an Peinlichkeiten fast nicht mehr zu überbieten ist. Selbst vor entsprechenden Tourneen schreckt man nicht zurück. Da beweihräuchern sich die Channels auf ihren Veranstaltungen gegenseitig, zeigen Eintracht, demonstrieren Harmonie und lassen für das Publikum Botschaften fliessen. Bei solch einem Meeting vermisse ich nur noch die Scheinwerfer wie in Hollywood. Man tritt sich gegenseitig nicht auf die Füsse, da Pseudo-Spirits, Mini-Gurus und jeglicher Verschnitt von Eingeweihten durch den Kanal die Botschaften fliessen lassen für die ein zunächst noch dankbares Publikum vorhanden ist. Selbstverständlich, es gibt viele Kanäle - aber dieser schon pathologische Rummel ist der Sache selbst sicherlich nicht dienlich. Ob die Verantwortlichen schon einmal durch Channeling geschädigte Menschen erlebt haben? Ärzte, Psychologen, Neurologen übermitteln mir laufend Krankengeschichten von Patienten, die nachweislich durch den sogenannten Kanal psychisch sehr geschädigt wurden. Darüber sollte man sich Gedanken machen, hier wird die ganze Sache nämlich bedenklich. Wenn Menschen an einer Methode Schaden nehmen, dann ist es an der Zeit, dieses System zu überdenken und erforderliche Korrekturen vorzunehmen. In diesem Fall sollte man das in Frage stehende System sogar aus dem Verkehr ziehen. Aber hier - beim Channeling - ist es doch so, dass auch geistig kranke Menschen sich plötzlich berufen fühlen, Kanal zu sein. Wer will da unterscheiden? Aus diesem Grunde sollte man dies alles unterlassen und vermeiden. Eine Auseinandersetzung mit diesem Problem ist nicht nur geboten, sondern ethisch und moralisch auch dringend erforderlich. Es wird Zeit, das sich die Reihen der Kanalmeister lichten."

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