The German UFO-chronicles - Modern Times

Die Ausgabe Nr. 80 (März 1989) des Magazin 2000 hatte Andreas Schneider als Aufmacher gar auf dem Titel: "Andreas Schneider über seine UFO-Kontakte und die Botschaft der Außerirdischen". Hierin wurde als Stellv. Chefredakteur Andreas Schneider im Impressum extra ausgewiesen. Der kaputte Typ hatte also einen weiteren Job gefunden - Michael Hesemann stellte ihn als damaliger Herausgeber des M2000 ein und positionierte ihn höher als ehemals nur als Telefonist. "Wir sind Sternenkinder" nannte sich das Editorial von Hesemann und er führte aus, dass seit der "Harmonischen Konvergenz" am 16./17. August 1987 sich viel unter den "144.000 Regenbogenkindern" getan habe: "Wenn ich all das, was sich 1988 innerhalb der New Age- und Nichtarbeiter-Bewegung getan hat, betrachte, so bleibt der Eindruck, dass es sich hier um 'das Jahr der Transformation' gehandelt hat. Das wichtigste was die beiden 'Channeling'-Konferenzen uns gebracht haben, war die Begegnung, die Gewißheit, nicht alleine zu sein, war ein Netzwerk der Liebe und des Lichtes. Und es war das Wissen, dass viele von uns aus einer besseren Welt als dieser stammen, um hier, auf der Erde, ein Neues Zeitalter aufzubauen...die Erde ist damit reif, in die 'Galaktische Union', den Verband der spirituellen Welten, aufgenommen zu werden... Sechs Jahre lang, von 1979 bis 1985, hat Magazin 2000 in unzähligen Beiträgen dokumentiert und bewiesen, dass diese fremden Raumschiffe eine Realität sind." Die Redaktion erfasste nämlich den "verstärkten Hunger nach Informationen zu diesem Thema". Im selben Heft interviewte Magazin 2000 (= Michael Hesemann) Andreas Schneider nachts gegen 2 h auf einem Balkon eines Hotels auf Teneriffa als gerade am Horizont ein unbekanntes Flugobjekt vorbeiflog. Hier erfahren wir, das Schneider "zufällig" in der Vorbereitungsphase der ersten Channeling-Konferenz zu Murnau Hesemann anrief und seine starke Bereitschaft durchblicken ließ, auch hinter den Kulissen mitzuwirken um ein Lichtarbeiter zu werden, noch besser bei Magazin 2000 mitzuarbeiten. Murnau war dann seine Bewährungsprobe - und er kam an. Er bekam so als organisatorischer Leiter den Job, die Garmischer "Konferenz" auf die Beine zu stellen.

Er konnte sich bewähren, auch wenn er in seiner "Familie schon immer der Spinner war". Hier erfuhren wir folgendes über die ufoforscherischen Aktivitäten, jener die UFOs in Deutschland untersuchen: "Johannes von Buttlar schließlich, der als Astrophysiker und Psychologe gewiß der kompetenteste Untersucher war, hypnotisierte mich am 29.9.1984 vor laufender Kamera für das RTL-Fernsehen. Später wurden Ausschnitte aus dieser Hypnosesitzung auch noch in Jürgen von der Lippes Talkshow 'So isses' gezeigt." Uns, die die ersten UFO-Phänomen-Untersucher bei Schneider überhaupt waren, nannte er hier "Gauner" und "fanatische Miesmacher", die seine Geschichte zerrissen. Genauso interessant ist aber auch zu erfahren, das Schneider Hesemann informierte, dass diese Gegend deswegen interessant sei, weil es hier Heiler, Kraftorte, Erscheinungen, esoterische Gruppierungen und UFO-Phänomene zuhauf gäbe. Und am 22.Juni 1980 hatte es hier die "Operation Unidad Planetaria" gegeben, eine Meditation von etwa 5.000 Menschen um den ersten Kontakt zur galaktischen Union einzuläuten. Quasi vor der Haustüre von Schneider. Wahrscheinlich hat ihn dies damals schon als kleiner Junge beeindruckt und die damit verbundenen Geschichten beeinflußt. In ihrem Hotel spuke es und ein Kellner war ein Channel-Medium. Die beiden waren Gäste im Hotel Europe, von wo aus sie fast jede Nacht "geheimnisvolle Lichter" ("das Raumschiff") sahen - was kein Zufall war. Hesemann: "Überhaupt wurden wir während dieser Reise offenbar begleitet von der anderen Welt. Tatsache ist, dass unser Flugzeug auf dem Hin- und Rückflug jeweils über dem Gebiet von Südfrankreich von einer silbrig-metallisch glänzenden Scheibe begleitet wurde, die schneller flog als unsere Boeing 727." Zudem hätte Hesemann an Ort die Ummo-Raumschiffe selbst fotografiert und stellte mir das Bildmaterial zur Verfügung - nichts weiter als a) Langezeitbelichtungen von Flugzeugspuren und b) verwackelte Aufnahmen an anfliegenden Flugzeugen mit ihren Landescheinwerfern. Via Channeling wurde auch ein "Interview" von Hesemann mit Schneider´s Alien-Kontaktperson Neser vom Planeten Ummo geführt. Während dieses Interviews am 4.8.1988 flogen laufend Leuchtobjekte über der Bucht. Hierbei gab Neser zu verstehen, dass er und seine Mannen ein Teil des Ashtar-Kommandos sind. Damit wurde Ummo in die in Deutschland eher beliebte Ashtar-Story überführt, die auch von Helga Kahnert als Leiterin der "Uranus-Schule" in Ziegenhahn hierzulande gefördert wurde und während der Murnauer-Channeling-Tage dem Publikum Einblicke hierzu bot. Sie hatte hier gar in der ersten verbalen Kommunikation mit "Atar" gestanden, "Mitglied des Flottenverbandes von Ashtar und Kommandant des Raumschiffes, das diese Konferenz durch ein elektromagnetisches Schutzschild abschirmte". Ab Januar 1989 übernahm sie auch "offiziell den Auftrag, im deutschsprachigen Raum die Adler, Sternenmenschen und Lichtarbeiter zu sammeln und auszubilden". Und in der Rubrik "Raummenschen" schob das Magazin 2000 auch sofort den Artikel "Ashtar - Ein Geistlehrer des Wassermannzeitalters" nach um die Sache auch richtig rund zu machen.

Über George van Tassel hin zu Ethel P.Hill und dem Medialen Friedenskreis Berlin von Herbert Viktor Speer sowie der "Ufonen-Literatur-Zentrale" von Karl Schönenberger in der Schweiz oder "dem wohl wichtigsten deutschen Ashtar-Kanal, der reutlinger Diplom-Ingenieur Hermann Ilg, der ebenfalls Verfasser einer Reihe bemerkenswerter Broschüren ist". Es ist bemerkenswert, welche Rolle die Ashtar-Legende im Neuen Zeitalter spielt. In Murnau allein meldeten sich vier Channels, was viele Anwesende beeindruckte und ihnen einen Brennpunkt gab. So gab es zu jener Zeit in Deutschland vielleicht 100 Gruppen und Grüppchen, die sich mit dem UFO-Phänomen und seiner Bedeutung für uns auseinandersetzten - damit war ein Markt erkannt worden. Später verharmloste Hesemann die ganze Sache. Die Titelstory war nur eine Art Zufallsprodukt und basierte auf einer lustigen "Wette". Hesemann habe selbst nur Schneider interviewt mehr nicht, er habe sich nie zu Schneider gestellt. Dabei bezog er sich geschickt auf das Impressum, dass "die von den Autoren der einzelnen Beiträge aufgestellten Behauptungen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion entsprechen". Formal-jouristisch mag dies stimmen, vergessen wird dabei aber etwas ganz ganz wichtiges zu erwähnen, was einfach so unter den Teppich gekehrt werden sollte: Schneider war in dieser Zeit kein Irgendwer, sondern Hesemanns Geschäftspartner und eben ganz dick in die Redaktion eingebunden und reflektierte als stellv.Chefredakteur also genau das was damals opportun war! Was Schneider vorgebracht hatte, war von Hesemann schließlich 'politisch' genutzt worden. Hier versuchte er sich also in aller Scheinheiligkeit, um ja recht schnell den Dreck von den Fingern zu bekommen, den er sich durch Schneider eingehandelt hatte. Jeder der genauer hinschaut durchschaute dieses Manöver des Reinwaschens. Das waren esoterische Boom-Zeiten damals gewesen, wer die Anzeigenstreckte des genannten Heftes sich heute betrachtet kann dies nur bestätigen. So eine Fülle gab es seither nie wieder.

Bereits in diesem Heft wurde "die große internationale New Age/UFO-Konferenz" D.U.-Dialog mit dem Universum angekündigt: Veranstalter "World Institute of Light, Andreas Schneider, Schloß Possenhofen, in Zusammenarbeit mit Magazin 2000". Erwartet wurden 2.000 Besucher. Kongressgebühr: 450 DM. Großzügigerweise erhielt ich von Schneider im April für diese Veranstaltung sogar zwei Pressekarten, scheinbar um uns zu 'beruhigen', jene die er schon "Gauner" nannte und "fanatische Miesmacher". Wie sich zeigen sollte, war dies nur eine formale Floskel, da wir keineswegs einfach 'Ruhe' geben wollten in Anbetracht der bereits zum Jahreswechsel gestarteten Hetzkampagne. Unsere eigenen Bemühungen um die UFO-Forschung zu versachlichen und ernsthafter betrachten zu lassen sahen wir durch die Großveranstaltung aufs äußerte gefährtet. Alsbald zog die alte Channeling-Crew nach München um und M2000 (Adresse ident mit der des World Institute of Light) kam immer wieder unter zeitlichem Erscheinungsdruck, weil "ich das Blatt mit zwei Mitarbeitern mache" bekannte Hesemann in der Doppelnummer 81/82. Zudem hatte er Ende März bei seinem Umzug einen Unfall erfahren und verbrachte Wochen oder gar Monate im Rollstuhl. In Los Angeles besuchte Schneider inzwischen die so genannte "Whole Life Expo", auf der neue Trends festgesetzt werden - die Zukunft sollte heißen "Schamanismus und UFOs". Kein Wunder also für nachfolgendes Stück. Als ich am Abend des 22. April 1989 von der UFO-Forscher-Arbeitstagung aus dem sauerländischen Lüdenscheid zurückkam meldete sich Hesemann bei mir um "Die Sensation!" vermelden: Im spanischen Fernsehen wurde in der vorausgegangenen Woche offiziell von der spanischen Regierung zugegeben, dass es Fliegende Untertassen und Besucher aus dem Weltraum darin wirklich gäbe - und Vertreter der Regierung (eben General Cavero) hätten ihre ureigenen Untertassen-Sichtungen öffentlich vorgestellt! Dies habe er durch seinen Spezl Schneider an diesem Tag direkt aus Spanien erfahren, wo sich jener gerade aufhalte und sich offenbar von den Channeling-Veranstaltungen erholte. Merkwürdig kam mir dies trotzdem vor, weil bisweilen daraus noch keinerlei Schlagzeilen und Meldungen in den Medien gemacht wurden. Da gerade in BILD eine Serie von Artikeln des Johannes von Buttlar lief, war dies um so merkwürdiger - man würde sich doch nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, wenn daran etwas wäre! Zu verdächtig kam mir der Zusammenhang mit Hesemann´s Artikel in den UN vor und kontaktierte deswegen den Luftwaffenattaché an der Spanischen Botschaft zu Bonn.

Oberst F. Coscullueale antwortete mir am 12. Mai 1989: "General Castro Cavero war tatsächlich bis zum Jahr 1976 Kommandeur des Luftbereichs Kanarische Inseln, kurz darauf kam es zu einem Dienstpostenwechsel wegen Erreichung der Altersgrenze; der General ging in Ruhestand. Ich gehe davon aus, dass die von Ihnen zitierten Erklärungen des Generals zu einem früheren Zeitpunkt gemacht wurden. In jedem Fall sind sie als private und persönliche Äußerungen zu verstehen und geben in keinem Fall die offizielle Position der Regierung oder der spanischen Streitkräfte wieder." Manuel Borraz Aymerich aus Barcelona berichtete mir am 30.Mai, dass tatsächlich der Sender TV-1 in der Reihe En Familia eine Talkshow brachte zu der Piloten, Soldaten und Luftverkehrs-Kontrolleure, Wissenschaftler und ein Vertreter der spanischen Luftwaffe sprachen. "Aber wie immer bei solchen Sendungen war auch diese anekdotisch und oberflächlich - und viele der vorgestellten 'mysteriösen' Fälle kannten wir schon als IFO-Fehldeutungen, worüber man natürlich nicht sprach, schon gar nicht J.J.Benitez, auf dessen Arbeit der Hauptteil der Ausstrahlung zurückging. Es ist nicht wahr, dass das spanische Militär hier offiziell erklärten, dass die UFOs außerirdischer Natur sind, sondern es gab nur ein paar Leute die ihre persönliche Meinung vorbrachten, wonach sie daran glaubten, dass dem so sein könnte. Ganz im Gegenteil erklärte Lt.Col.Ivan Trindad Espinosa vom Führungsstab der spanischen Luftwaffe, dass die UFO-Affäre weiterhin klassifiziert ist und vertraulich behandelt wird. Aber es könnte sein, das in der nächsten Zeit Unterlagen veröffentlicht würden, die man ansammelte. Lt.Col.Espinosa betonte extra, dass es keinen Beweis dafür gibt, dass die UFOs außerirdische Raumschiffe sind. Benitez sagte darauf, dass die Vertraulichkeit wohl zur Vorbeugung einer Massenpanik in der Bevölkerung diene und diesen Eindruck ließ man stehen, weil dann der Moderator der Show auf ein anderes Thema wechselte und der Luftwaffen-Vertreter nicht mehr vor der Kamera antwoirten konnte."

Luis Alfonso Gamez Dominguez aus Bilbao schrieb mir am 24. Juni: "Benitz, auf dessen Buch die Sendung zurückgeht, ist nicht unbedingt das was man einen UFO-Forscher bezeichnen könnte. Benitez ist der 'spanische Berlitz' und er schreibt über alle mögliche Spekulativ-Themen, die ihm interessant erscheinen um damit Geld zu verdienen. Er wurde schon mehrfach als Scharlatan von echten UFO-Forschern überführt und mag uns daher nicht. Auch in dieser Talkshow hat er wieder die Gran Canaria-UFOs als monströse Weltraumschiff-Erscheinungen bezeichnet. Er gehört zu jenen die leichtfertig über Außerirdische sprechen ohne jemals ernsthafte Untersuchungen durchgeführt zu haben. Was man Dir da zutrug ist völlig falsch." Julio Arcas Gilardi von der spanischen UFO-Zeitschrift Cuadernos de Ufologica aus Santander meldete mir am 25.10.89, dass die genannte TV-Sendung ein Beitrag über und von Juan Jose Benitz war, "der aus verschiedenen Gründen im Zwielicht steht. Seine Bücher haben ihn zwar sehr populär gemacht, aber wir nehmen seine Arbeiten nicht ernst da seine Arbeit in der Ansammlung von Berichten besteht, von denen viele nur Meinungen, Mutmassungen und Auslegungen sind." Gilardi bezeichnete Benitz nur als "Windmacher wie Berlitz oder von Buttlar". "Was man Dir da gemeldet hat stimmt nicht, der Luftwaffen-Vertreter sagte nur noch, dass es wohl einige Fälle gibt die bisher noch nicht befriedigend aufgeklärt worden sind. Und das war schon alles." Damit war auch dieser Versuch auf die anstehende UFO-Konferenz hinzuarbeiten geplatzt, aber außer den bestens informierten Lesern des CENAP REPORT bekam dies kein UFO-Freund mit, also konnte die Show mal wieder ungehindert weiterlaufen. PS: Zur Arbeitstagung deutscher UFO-Forscher Ende September 1989 im odenwäldischen Weitengesäß (veranstaltet von Roland Horn) lag die Videoaufzeichnung der Sendung vor und da Josef Garcia, geboren in Spanien, anwesend war konnte er uns synchron die Aufzeichnung übersetzen. Hiermit wurde schließlich ganz deutlich, dass der so genannte Durchbruch ein Flop war auf den Hesemann reingefallen war.

Mit Datum des 8. Mai 1989 schrieb Hesemann "herzlichst" an den "lieben Werner" in Sachen "Angebot einer Wette": am "31. Dezember 1989 werden Millionen Menschen in aller Welt in einer synchronen Meditation an 144 'heiligen Plätzen' die außerirdischen UFO-Piloten einladen, endlich zu landen und uns bei der Lösung unserer globalen Probleme zu helfen. Wir rechnen für den 1.Januar und die ersten Monate des Jahres 1990 mit einer massiven Antwort der galaktischen Verbände auf diese Einladung, für 1992/93 -nach Zusammenbruch der Weltwirtschaft- mit den ersten offenen Landungen außerirdischer 'Entwicklungshelfer'. Ich würde gerne mit Dir um eine Flasche besten Champagners -den ich gerne knallen lassen, wenn eintrifft, was wir zu erwarten hoffen- wetten, dass diese Antwort auf unseren Kommunikationsversuch eintrifft. Das heißt: ich sage eine weltweite UFO-Sichtungswelle für Januar 1990 voraus. Maßstab: Mindestens 3 Berichte über aktuelle Sichtungen in der BILD-Zeitung. Bei Nichteintreffen bekommst Du den Schampus, bei Eintreffen ich. Wir können noch weiter gehen: Wenn bis 1993 nichts passiert (i.S. einer offenen Landung), ziehe ich mich aus der UFO-Szene zurück, wenn es zu dieser offenen Landung kommt, wird CENAP aufgelöst. Wir werden sehen! Bis dahin 1.Gebot: Fairness & Toleranz!" Ich nahm das Angebot an, inzwischen sind viele Jahre ohne die prophezeiten Ereignisse vergangen, CENAP existiert immer noch, auf die Flasche besten Champagner warte ich immer noch und Hesemann versucht sich nach wie vor unermüdlich im Feld, wenn auch nicht mehr seit Mitte 2000 bei seinem "Kind", dem M2000. Soviel zum Motto: Wettschulden sind Ehrenschulden. Einmal mehr gilt: Wie stets in hektischer Zeit verschiebt sich die Analyse auf eine spätere Rückschau, die findet nun statt.

Für die UFOs war die Zeit wie selten zuvor in Deutschland reif. Hierzu einige Beispiele. Aufgrund der Vermittlung von Edgar Wunder hielt ich in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule an der Sternwarte Hof am 2. Juni 1989 den Vortrag "UFOs über Deutschland". Der dortige Sternwarten-Leiter, Kurt Hopf, hielt "das Thema reif für einen Vortrag, weil wegen der New Age-Bewegung auch die UFO-Szene wieder Leben bekommt". Die Reaktion des Publikums war überwältigend: der für 20 h angesagte Vortrag mußte wegen totaler Überfüllung bereits um 19:45 h an der Kasse für die anflutenden Mengen gesperrt werden. Etwa 120 Interessierte verstopften geradezu die Veranstaltungsräumlichkeit! Selbst aus dem 80 km entfernten Coburg waren Leute herbeigefahren. Viele Menschen mußten abgewiesen werden: Wie selten zuvor in der Geschichte der Hofer Volkshochschule war das öffentliche Interesse an einem Vortragsangebot so groß gewesen. Für alle Veranstaltungs-Verantwortlichen war dies eine völlige Überraschung gewesen - mit diesem gigantischen Interesse hatte niemand gerechnet. Nach Einschätzungen der Vertreter von VHS und Sternwarte waren mindestens 50 % der herbeiströmenden Gäste niemals in ihren Einrichtungen zuvor gesehen worden. Dies wies ein gesellschaftliches Stimmungsbild nach. Vom 30. Juni bis 2. Juli 1989 fand das alljährlich MUFON UFO-Symposium in Las Vegas, Nevada, statt - veranstaltet von "MUFON State Director" John Lear. Und dies gerade zu einer Zeit als in Folge der MJ-12-Papiere die Verschwörungs-Paranoia, zu der Lear selbst einiges beitrug, eine Hochkonjunktur in den USA erfuhr und diese rund um den Erdball trug. Lear behauptete es gäbe geheime, unterirdische ET-Stützpunkte und Aliens würden mit dem CIA zusammenarbeiten um einen Hochtechnologie-Computer mit künstlicher Intelligenz zu entwickeln. Im Gegenzug dazu dürften die Greys ihre Entführungen durchführen ohne von der US-Regierung daran gehindert zu werden. Jim Melesciuc aus Maryland hatte in seinem Bulletin Orbiter bereits in Nr. 20 (Sept./Okt.1989) in seinem Artikel "A Futurist Perspektive: Out of Focus" festgestellt, dass "die UFOlogie in den letzten Jahren immer mehr die Erscheinungsform von Science Fiction annimmt.

Man schaue nur einmal genauer auf die Rednerlisten von UFO-Konferenzen oder die Inhalte der sogenannten UFO-Bestseller an - überall der gleiche Trend. Der neue Trend heißt: Geh mit dem Wind und stell keine Fragen. Die Öffentlichkeit sieht sich mit einer reißerischen UFOlogie konfrontiert [namentlich MJ-12, Gulf Breeze, die Lear- und Bennewitz-Storys sowie der daraus sich entwickelnden Paranoia sowie die Entführungen]. Aber wie lange wird sie Phrasen wie 'eine wahre Geschichte', 'echte Dokumente' und 'die besten Fotos' wieder und wieder für später zusammenbrechende Geschichten hinnehmen? Mir ist deutlich, dass aus Gründen des Profits, der Sensationsgeilheit und der Lust auf Abenteuer die UFO-Forschung den Säuen vorgeworfen wird - während sie gleichsam ins Abseits der wissenschaftlichen Anerkennung wegen der vorherrschenden Irrationalität rückt." Verblüffend solche Worte vor etwa einem Dutzend Jahren zu vernehmen - zwar ein richtiger "eye opener", aber niemand wollte hinhören. Mal wieder - und schon gar nicht von den "Dinosauriern" der Szene. Im selben Zeitraum nämlich hatte der heutige MUFON-Zar (damals noch "Deputy Director") John Schuessler im MUFON UFO Journal (Oktober 1989) seinen Artikel "Unidentified Flying Objects: A Futurist Perspective" eingebracht und dieser war eine offene Verteidigung für William Moore und John Lear! Wichtig: Moore war der Fälscher der ersten MJ-12-"Dokumente" (Melesciuc sprach davon, dass "wenn jemand Moore noch ernstnimmt, er dann genauso gut Nixon als einen seriösen Politiker bezeichnen kann") und Lear ein Spinner (Melesciuc nannte ihn einen "Schock-UFOlogen" weil er u.a. behauptete, dass die US-Regierung 30 bis 100 Aliens auf der Wright Patterson AFB untergebracht habe und mit ihnen zusammenarbeite, verheimlicht mit den Mitteln, die die Regierung über geheime Drogengeschäfte einnimmt). Schuessler schlang die Arme um die Schultern der beiden Herren und konnte z.B. nicht begreifen, warum man Lear als "verrückten Kautz" betrachtet. Er verteidigte Lear wegen seiner beruflichen Laufbahn. Ihm kam es überhaupt nicht in den Sinn, das man trotz einer solchen Laufbahn ein Spinner sein kann. Dies scheint mir ein erkenntnismäßiges Grundsatzproblem in der UFOlogie zu sein.

Dabei ist spätestens seit Jacques Vallée Buch "Enthüllungen" (Zweitausendeins, 1994) klar geworden, dass z.B. der hohe Rang eines Soldaten noch lange nichts über seinen seelischen Zustand verrät. Vallée hatte zwei der höchsten Beamten der Defense Audiovisual Agency (DAVA), nämlich General Glenn E.Miller und sein Vorgesetzter General Robert Scott, Direktor der DAVA auf der AFB Norton, kennengelernt, die ihm und Hynek ehemals das Blaue vom Himmel herunter versprachen - nämlich die Freigabe von geheimen Regierungsfilm-Dokumenten über UFOs aus gelandete Außerirdische. Sowohl Miller als auch Scott glaubten nicht nur fest an UFOs und sahen sich selbst sogar als "Kontaktpersonen"! Miller hatte sogar mehrmals Fliegende Untertassen gesehen, die letzte war gerade 1984 in der Nähe der USAF Vandenberg geschehen. Er und einige andere Leute wurden auf ein UFO aufmerksam und Miller konnte es fotografieren; Vallée bekam das Foto gezeigt und nannte es "eine ganz gewöhnliche dicke runde Wolke". Miller (ein ehemaliger Angehöriger von General Pattons persönlichem Stab!) war nicht davon abzubringen, dass das Bild ein UFO zeigte. Die UFO-Flieger kämen Miller´s Meinung nach von Mars oder Venus. Wie hat Vallée die Situation beschrieben: "Ich hatte Mühe, mich daran zu erinnern, dass ich nicht im Hinterzimmer eines New Yorker New Age-Buchladens einem Pseudomystiker gegenübersaß, sondern dem stellvertretenden Direktor einer Behörde des Pentagons, der in der Normandie für die Befreiung meines Heimatlandes gekämpft hatte." Miller war kein angeblicher Ex-CIA-Mann, kein zwielichtiger Ex-Marine und keine "anonym zu wünschen bleibende hohe Quelle", sondern ein Mann mit offenem vorgetragenen Rang und Namen im aktiven Dienst auf einer USAFB, ohne Stimmverzerrer und ohne Balken vor den Augen. Auch DAVA-Chef Scott war überzeugter UFO-Sichter und UFOloge, der glaubte, dass die Erde von mehreren Arten von Wesen besucht werde und die Zivilisationen von Atlantis und Lemuria durch feindlich gesonnene Aliens vernichtet worden waren. Positiv eingestellte UFO-Wesen wollten die Menschheit vor einer neuen derartigen Bedrohung warnen, aber "leider verhindert die Geheimhaltungstaktik der Regierung, dass die Botschaften gehört werden". Starker Tabak, meine Herren, außerdem barer Unfug. Hunderte von Zeitschriftenartikel, Bücher, Filme und Fernsehshows hatten bereits genau diesen Inhalt in unsere Kultur transportiert gehabt, als Scott diese Aussage gegenüber Vallée machte. Scott und Miller hatten keine Ahnung, sondern brachten nur persönliche Überzeugungen ein, wie sie jeder halbwegs belesene Esoteriker auch hat.

Bereits in der Juli/August 1989-Ausgabe des International UFO Reporter hatte Jerome Clark in seinem Editorial "Flying Saucer Fascination" gefordert, dass es eine Abspaltung zwischen ernsthafter UFO-Forschung und ufologischer Schwärmerei geben solle, weil "sonst die Zukunft düster ausschaut". Er beklagte, dass die Szene in jenen Tagen voller Gerüchte war, "die keinerlei Joda mitbringen, um irgendetwas von diesem Mist beweisen zu können. Noch gibt es offenbar kaum jemand, der sich berufen fühlt, diesen wilden Geschichten Einhalt zu gebieten, zumal all diese Phantasien und Lügen mit rechten Verschwörungs-Theorien untermauert werden". Ohne Zweifel nannte er dies alles eine Paranoia, "die zerstörende Gefahren mit sich bringt und die UFO-Forschung an den Rand des Abgrunds führt". Er rief alle verantwortungsbewußte Forscher auf die Bremsen zu treten und alle dämonischen Spekulationen heftig zurückzuweisen und "irres Material nicht mehr zu veröffentlichen, jeder moralisch handelnde und intellektuell-unabhängige Herausgeber muß sich selbst prüfen, ob er aus kommerziellen Gründen nicht viel zu leicht der Faszination des Außerweltlichen erliegt und damit eine naive Gefolgschaft in Sphären aufspringen läßt, die man nicht verantworten kann. Einige unter uns scheinen nicht Nachdenken zu können - und die die es betrifft haben nichts mehr in unserem Feld zu suchen. Die UFOlogie darf nicht weiter zu einer Provinz der verrückten Kautze verkommen - das Feld war schon immer voller Lügner, Paranoide und Scharlatane. Diese dürfen nicht wieder das Ruder übernehmen." Harte und herbe Worte der Selbstkritik, die damals aufkamen - aber nichts änderten. Im Gesamtkontext gesehen ist ein solches Verhalten nur bei Sekten zu beobachten, wo alle Rationalität und Vernunft versagen sowie auf Durchzug geschaltet wird. Es wird wohl kaum wundern, wenn all diese warnenden und dringlichen Worte durch die ufologischen Großkopferten nicht weitergetragen wurden - und sie auch gar nicht darauf reagierten und mit dem üblichen Mittel des Todschweigens dem begegneten. Hier wurden brandgefährliche grundsätzliche Probleme von alten Hasen aufgeworfen, die die UFOlogie in scharfer Bedrängnis aus sich selbst heraus sahen, aber die Kommerzialisten schwiegen dazu und machten weiter als sei nichts gewesen. Wo das reale Cover up zu suchen ist wird dadurch schnell klar - es wird von jenen selbst betrieben, die aller vernünftiger Einsicht und Rationalität entgegen ihre wirren Geschichten weiterhin verbreiteten und so taten als sei alles im Lot. Soetwas muß sich einmal rächen...

Am 4. Juli 1989 strahlte der ORF aus Wien seine legendäre Club 2-Talkshow erstmals zum UFO-Thema aus. Die längste UFO-Talkshow mit knapp drei Stunden Sendezeit überhaupt, in einer der populärsten europäischen Talkshow-Reihen überhaupt. Übertragen auf 3sat auch nach Deutschland und die Schweiz. MUFON-CES-Mitbegründer Adolf Schneider hatte den UFO-Kontaktler Walter Rizzi (von Beruf Mechaniker) hierfür vermittelt, weil der Sender händeringend Menschen mit "Selbsterlebtes" suchte - so spektakulär wie möglich eben. Hierzu sollte auch Andreas Schneider geladen werden, aber man fand dann selbst in Österreich eine Frau Horacek mit eigenen UFO-Erfahrungungen. Als CENAP-Vertreter war Rudolf Henke anwesend, aber ebenso Johannes von Buttlar als Pro-UFO-Forscher und Nina Hagen als Vertreterin der "Star People", die vorher im selben Club 2 für einen handfesten Skandal gesorgt hatte als sie fingerfertig Masturbations-Techniken vorführte. Hier hatte sie es weitaus harmloser vom "Dritten Geheimnis von Fatima", welches ihrer Sicht nach die "Auswirkungen atomarer Katastrophen und den Gefahren für die Seele" behandelt. Heute wissen wir, dass das "Dritte Geheimnis" ein ganz anderes und weitaus banaler war. Wie auch immer, Hagen erklärte ziemlich bald nach ihrer eigenen UFO-Sichtung in "einem Traum Jesus getroffen" zu haben und hatte allerlei halbverdaute Lebensweisheiten über oder von einem indischen Heiligen namens Babaschi sowie vom Medium Sai Baba einzubringen - und mit der UFO-Thematik gar nichts zu tun hatten. Als Wissenschaftler fungierte Prof.Dr.Riedler aus Österreich, der den ersten österr.Astronauten betreute aber in bezug auf UFOs es sich aufgrund seiner gesellschaftlichen Position es sich leisten konnte teilzunehmen, obwohl er von UFOs keinen blassen Schimmer hatte. Frau Psychologin Giera-Krapp kam als 'Jungianerin' daher, konnte aber aus dieser Position heraus das Feld auch nicht 'lüften'. Kurz und gut, sobald es um verobjektivierbare Aspekte des UFO-Phänomens ging, auf die Henke als CENAP-Vertreter hinauswollte, spielte sich das ganze ins Subjektive hinein und Buttlar übte sich fleissig darin herabsetzende Bemerkungen über Henke, den er immer mit "Henker" ansprach, zu machen.

Zudem war jener sichtlich nervöser als bei seinen TV-Auftritten bei Freund Holbe, wo er ja nie 'Feuer' erwarten mußte und in Freundeslager sich befand. In einem kleinen 'fight' zwischen Henke und Buttlar über angebliche echte UFO-Bilder in seinen Büchern, die eindeutig als Fälschungen bwz natürliche Erscheinungen identifiziert seien, machte der Bestseller-Autor eine demaskierende Feststellung: "Das spielt doch gar keine Rolle." Ihm mag soetwas egal sein, aber wie viele Leute die naiv seinem Wort in den Büchern folgten, waren vom Gegenteil überzeugt worden, nur weil er es als 'Astrophysiker' und als Entscheidungsträger ob seiner vorgeblichen Kompetenz so schrieb? Gleich am Tag nach der Ausstrahlung rief mich Hesemann an und kochte. Er zeigte sich als Verbalerotiker und sponn sich in einer Hasstirade etwas von diversen Sexgeschichten nach der Sendung aller Beteiligten zusammen, wobei "jeder mit jedem ins Bett gestiegen" sei und Henke "doch gestunken haben muß, wie ein Bock". Auch sein Zweckfreund von Buttlar ließ er dabei mit diversen und besonderen Sexpraktiken nicht unerwähnt. Was dass sollte...? Ausgeflippt war dies auf jeden Fall. Offenbar war er wütend, weil keiner der Teilnehmer und seiner Freunde den Konvent "Dialog mit dem Universum" erwähnte und sein (bis dahin-) Kumpel Schneider ausgeladen worden war. Nachdem ich dies im CENAP REPORT vorstellte, reagierte er völlig wütend und aufgebracht mit Schreiben vom 14. August 1989: "Da merkt man, wohin Eure kranken Gehirnwindungen hingehen. Die einzige Bettyparty, die nach der ORF-Sendung stattgefunden hat, war die zwischen Euch drei Schwulen: Henker, Walter und Köhler". Dies war einer der ersten Ausfälle Hesemanns, von denen weitere folgen sollten um zu beweisen wie wenig er sich unter Kontrolle hat und unter emotioneller Spannung steht, wenn es um das Thema geht. Auf jeden Fall lagen vor der großen Veranstaltung seine Nerven blank. Interessant ist, dass der ORF noch während der Sendung von 230 Personen angerufen wurde - mehr als der vierfachen Zahl der üblichen Club-2-Anrufer! Nach der Sendung erreichten etwa 400 Briefe den ORF betreffs dieser Sendung - seit langer Zeit ebenso ein Rekord an Zuschauerreaktionen.

Am 17. Juli 1989 strahlten alle Fernsehsender des Globus erstmals sagenhafte Bilder des Jungernfernflugs des bisher geheimgehaltenen neuen Tarnkappenbombers B-2 aus und gelegentlich wirkten Sequenzen des atemberaubenden Fluges wie Aufnahmen aus einem Science Fiction-Film, da im Flug das Objekt von Vorne gesehen wie eine perfekte Fliegende Untertasse ausschaut. Im August 1989 nahm sich sogar das Enthüllungsjournal Playboy den UFOs an und stellte Johannes von Buttlar mit den geheimen MJ-12-Papieren groß heraus: "Die UFO-Papiere". Roland Horn, der am 3. August 1989 ins Studio des RTL-Regionalfenster´s RNF geladen wurde, machte dort diese Story platt: "Solche Geschichten sind doch längst aufgeklärt." Horn war vorher aufgrund einer dpa-Meldung vom 1.August groß als "regionaler UFO-Sichtungsermittler" und Hobby-Astronom herausgekommen, da er mithalf das UFO-Rätsel zu lösen: "Mit seinen Bemühungen, den Mitmenschen die UFOs aud em Kopf zu treiben, steht Horn in der Bundesrepublik nicht allein. Dem selben Ziel widmen sich die 'Gesellschaft zur Erforschung des UFO-Phänomens' (GEP) in Lüdenscheid und das 'Centrale Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene' (CENAP) in Mannheim. Beiden gehört Horn an." Im Editorial des Playboy für Oktober 1989 hieß es dann: "Wie die UFOs bei den Playboy-Lesern landeten: Johannes, was hast du angerichtet? Ganz Deutschland im UFO-Fieber! Kaum war der August-Playboy im handel, setzte eine intergalaktische Flut an irdischen Reaktionen auf den Bericht Die UFO-Papiere von Johannes von Buttlar ein. In unserer Redaktion liefen die Drähte heiß - und nicht nur dort: RTLplus verbreitete in seiner Nachrichtensendung aktuell den Beweis für die Existenz unbekannter Flugobjekte (nämlich unser Heft), TV Weiß-Blau holte Erfolgsautor von Buttlar zum Interview vor die Kamera, und in einer Talkshow von Tele5 [22.August in der Sendung 'Live um 5' mit Schneider/Hesemann'] stritten sich menschliche Geister um Sein oder Nicht sein von Außerirdischen." Das Neue Zeitalter begann mit Nr. 32/89 am 2. August 1989 als "Das erste Magazin für ganzheitliches Denken" die kleine Reihe "UFO-Supergau 1947" aus der Feder von Michael Hesemann und forderte entsprechend dem Leitmotto der Zeitschrift die Leser "zum Mitdenken" auf als er die "Operation Majestic-12" vorstellte: "Das grösste Geheimnis des Weissen Hauses enthüllt - US-Regierungsbeamte in Kontakt mit Außerirdischen" hieß es in einer schier acht Zentimeter hohen Schlagzeile. Vorneweg natürlich mit dem Hinweis: "Vom 26.-29.Oktober dieses Jahres findet in Frankfurt/Main eine internationale Expertenkonferenz zur UFO-Frage statt, auf der erstmals der Öffentlichkeit Beweise vorgelegt werden, dass die Regierung der Vereinigten Staaten seit 40 Jahren in Kontakt mit außerirdischen Wesen steht. Was wie Science Fiction klingt, wird von Geheimdienstexperten längst als 'das größte Geheimnis des Weißen Hauses' bezeichnet. Freigegebene Regierungsdokumente belegen die Behauptung von UFO-Forschern und Ex-Geheimdienstlern, die sämtlich in Frankfurt zu Wort kommen."

Also, nix wie hin. So also macht man eine (Werbe-)Kampagne und in der Werbung sind Fakten weniger wichtig. Hesemann muß wohl so gedacht haben, schließlich nannte er hier den Steven Spielberg-Kinofilm "Unheimliche Begegnung..."* sofort einen "Dokumentarfilm", dies in dem Bestreben "geheimes UFO-Wissen versteckt an die Öffentlichkeit dringen zu lassen". Doch im August 1989 erschien auch in der Reihe Heyne Filmbibliothek der Band "Steven Spielberg - Eine Erfolgsstory" von Tony Crawley. Bekam Spielberg wirklich geheimes Wissen vermittelt? Sein Biograf schreibt etwas anderes. Nämlich das Spielberg´s Filme uns "seine Traumwelt zeigen, wie er sie als Jugendlicher in den Drive-ins ken nengelernt hatte. Kinderprogramme, Abenteuerserien, Piraten, Cowboys, Aliens, Raumfahrer, Supermänner, Schmuckstücke aus Disneys Schatzkästlein und banale B-Movies - sie alle waren für ihn von einer unglaublich erfrischenden Phantasie. Reine Unterhaltung, keine intellektuellen Abhandlungen: der Stoff, aus dem die Träume waren und in 'Unheimliche Begegnung' hängt er seinen UFO-Träumereien nach." Nr.35/89 vom DNZ gar hatte einen wunderschönen UFO-Alien-Titel. Falcon: "Die Außerirdischen stammen aus der Sternengruppe Zeta Reticuli!" All dies sei, so Hesemann, "mittlerweile als historische Tatsache zu betrachten". Es ist wichtig diese Zeitschrift zu erwähnen, da sie zu jener Zeit praktisch an jedem Kiosk auslag! *= John & Anne Spencer berichteten in einem der letzten großen UFO-Bücher, "50 Jahre UFOs" (Heyne, 1997), auf S. 98: "Ende der siebziger Jahre, während der Werbekampagne vor dem Kinostart von 'Unheimliche Begegnung' und in den ersten Monaten danach, gingen bei BUFORA mehr Mitgliedschaftsanträge ein als je zuvor. Außerdem wurden in dieser Zeit weitaus mehr Sichtungen als sonst gemeldet. [Solche] Filme führen häufig dazu, dass ganz gewöhnliche Objekte falsch identifiziert werden, denn erst wenn die menschliche Fantasie beflügelt wird, fangen viele Menschen an, sie auch zu benutzen." Dies gilt aber nicht nur für Spielfilme, sondern erst recht auch für vorgebliche 'Dokumentationen' oder Magazinbeiträge in denen IFOs als echte UFOs falsch dargestellt werden - bestes Beispiel die unsägliche ARD-Reportage vom Oktober 1994 ("UFOs: Und es gibt sie doch!"). Die Spencer´s weiter: "Darüber hinaus hatten die Medien, insbesondere die Boulevardpresse, einen legitimen Grund, Berichte über UFOs zu veröffentlichen, und wie nicht anders zu erwarten, wurden dabei viele Geschichten aufgebauscht."

In Folge dessen gab es einen "Wendepunkt für die Überzeugungen innerhalb der UFOlogie". Innerhalb eines Jahres machten wüste Geschichten über Bergungen von Fliegenden Untertassen und politische Verschwörungen die Runde. Die Quellen waren meistens Gestalten wie "Deep Throat" (= ein Insiderinformant, der die Lügen und Korruptionen der Regierung den Nachforschern zuspielt) aus dem Watergate-Film "Die Unbestechlichen". Die UFOlogie erhielt ein neues starkes Spekulations-Konzept, welches die X-Files vorwegnahm. Roswell war die direkte Folge davon und machte das UFO-Thema erneut "salonfähig" nachdem sich die Aufregungen um die Herbst-1973-Welle gelegt hatten. Die Schleusen waren für zig "friend-of-a-friend"-Storys geöffnet. Der handfeste, nachprüfbare Bericht dieser Gattung steht dennoch nach wie vor aus; die Stories beruhen immer noch nur auf gut dargebotenen Gerüchten, denen es an Substanz mangelt. Folklore-Forscher sehen darin inzwischen längst das Volksmärchen-Motiv von der "zufälligen Entdeckung". Die Spencer´s: "Es herrschte keineswegs allgemeine Freude über die Publizität, die Bergungsgeschichten zuteil wurde. Vermutlich ahnten viele instinktiv, dass es sich dabei lediglich um Gerüchte und aufgewärmte Ammenmärchen handelte. Wie Leonard Stringfield hinsichtlich seines Vortrags bei der MUFON-Konferenz 1978 sagte: 'Ein enger Freund, der seit 1954 mit mir Forschung betreibt, bekam einen Wutanfall, als er von meinem Thema erfuhr, und sagte, das sei Unsinn und würde der Forschung und mir nur schaden.'" Stringfield´s voraussehender Freund konnte nicht widerlegt werden, Stringfield selbst verstarb wie viele andere UFO-Forscher auch, ohne dass sich sein Ziel in der Wirklichkeit manifestierte. In der Abschlußfolge der Serie mit Nr.36/89 hieß die Schlagzeile zu Hesemann´s Serie gar "NATO-General kommunizierte mit Außerirdischen: UFO-Landung auf US-Luftwaffenstützpunkt in England". Hierbei handelt es sich um den Rendlesham Forest-Fall zwischen Weihnachten und Neujahr 1980. Abgeschlossen wurde das Ganze mit einer Werbung für Hesemanns Material in Form einer Videoaufnahme der US-Fernsehsendung "UFO Cover-Up, Live" (DM 98,-) und den Band "UFOs: Die Beweise" (DM 22,-), der schon auf Tele 5 vorgestellt worden war und die überarbeitete sowie erweiterte Neuauflage von "UFOs gibt es - Ein Memorandum an die Bundesregierung" von 1983 darstellte. Natürlich kein Wort darüber, was bereits im März in der Kolumne 'Media Watch' des California UFO-Magazins geschrieben stand. Herausgeberin Vicki Cooper hatte sich die Sendung "UFO Cover-Up, Live!" vom 14. Oktober 1988 von dem ehemaligen ausführenden Assistenten des stellvertretenden CIA-Direktors, Victor Marchetti, kommentieren lassen, der als Autor des Insiderbuches "The Cia and the Cult of Intelligence" gerade weltweite Schlagzeilen gemacht hatte.

Marchetti nannte die beiden angeblichen Geheimdienstler 'Condor' und 'Falcon' "schlechte Schauspieler", "die vielleicht einen Normalbürger oder einen unerfahrenen Journalisten hereinlegen und einlullen können, aber Profis aus dem Gewerbe enttarnen sie schnell als Geschichtenerzähler". Er bedauerte auch, das die Leute aus dem Feld der UFOlogie leicht zu verwirren sind und anfällig wie leichtgläubig in Sachen ihrer eigenen Paranoia in dem der Mythos zur Propaganda wird und zum Futter für die UFOlogie. Klipp und klar: "Ich bin absolut unbeeindruckt von ihnen und ihrer Story. Ich glaube ihnen kein Wort, nichts von dem was sie sagen. Sie erinnern mich an die vielen Leute denen ich begegnete und die behaupteten, ehemalige Nachrichtendienstler gewesen zu sein während sie nur Oberflächlichkeiten berichten." Im Aurum-Verlag, Freiburg, erschien im August 1989 von Harald Wiesendanger das Buch "Die Jagd nach PSI - Über neue Phänomene an den Grenzen unseres Wissens". Kurz gesagt eine Schmonzette, aber das UFO-Kapitel wurde fast nur aus CENAP-Material zusammengestellt, sodass insgesamt gesehen in jenen Tagen CENAP durchaus Erwähnung fand. Inzwischen zog sich im August Schneider nach Teneriffa auf "Urlaub" zurück und Hesemann wunderte sich, das es bei 419 derweilen aufgelaufenen Kongreßanmeldungen nur 1187 Mark auf dem Kongreßkonto gab. Dagegen gab es fast täglich Eurocheque-Abbuchungen aus Teneriffa. Als Schneider zurückkehrte stellte sich heraus, dass dieser so gut wie noch gar nichts in Gang gebracht hatte und auch noch keine der Kosten beglichen hatte, ja überhaupt keine Anstrengunger unternahm, um die Konferenz tatsächlich stattfinden zu lassen. Dann stand Hesemann wieder da, weil sein junger Freund nach Heidelberg mußte, um sich in einem Kosmetikinstitut für 3000 Mark behandeln zu lassen, die Gesichtshaut bedurfte einer Auffrischung. Im Magazin 2000 Nr. 83 (Okt./Nov.1990) machte Hesemann soetwas wie "Klar-Tisch" und nannte seinen Freund bereits "Auf-Schneider", der "das Geld zum Fenster hinausgeworfen hatte".

Karl Grün von der Wiener UFO-Gruppe Interkosmos meldete sich hinsichtlich den Vorgängen in diesen Tagen innerhalb der UFOlogie und ihrer 'Verbrüderung' mit dem Channeling: "Wenn wir auch nicht immer einer Meinung sein sollten, umso mehr sollten Einigkeiten hervorgehoben werden. Sind die pseudoreligiösen Kontaktler-Storys nicht genug, so stellt diese Symbiose (oder besser 'parasitärer Befall') zwischen Channeling und Fliegenden Untertassen eine mehr als zweifelhafte Bereicherung der Szene dar. Unlängst bekam ich wieder das Magazin 2000 zugesandt. Hauptthema war UFOs. Selten so gelacht und noch seltener so geärgert. Ich hoffe, dass Sie, Herr Walter, in Deutschland ein waches Auge auf diese kosmologischen Haschies halten." "UFOs über Deutschland - der Lösung eines Mythos auf der Spur" hieß ein Vortrag von mir am 19. September 1989 im Leibnitz-Saal des Deutschen Museum von München* (den selben Vortrag hielt ich am 12.9. in der Volkshochschule Göppingen** vor 30 Personen in einem "großen Saal" für 40 Personen - wenn man bedenkt, dass der D1-Astronaut Ulf Merbold ein halbes Jahr zuvor anwesend war und sich hierfür nur zehn Menschen interessierten, zeigt dies einmal mehr auf wie heiß das UFO-Thema in jenen Tagen war). Diesen hatte der Dipl.-Phys. Ralf Wambach als damaliger Regionalleiter der GWUP organisiert. Gleichsam brachte Edgar Wunder in den ABV-Mitteilungen (ABV*** = Arbeitsgemeinschaft bundesdeutscher Volkssternwarten und astronomischer Vereinigungen) vom 14. August 1989 den Artikel "UFO-Entlarver bieten Mitarbeit an" ein. Hierin wurde die UFO-Hotline 0621-701370 auch der astronomischen Welt als Anlaufstelle für UFO-Meldungen angetragen, ebenso wie als "wertvolle Quelle von zuverlässigen und kritischen Informationen zum 'UFO'-Phänomen". Gleichsam wurde das Angebot von öffentlichten Vorträgen vorgestellt um "wahrhaft gründlich mit der UFO-Legende aufzuräumen". *= Hierzu erschien auch Hesemann in Begleitung einer jungen "Dame", die sich ziemlich zickig verhielt und sich zappelig zeigte. Schon nach einigen Minuten meldete sie sich lautstark mitten in den Vortrag und rief aus: "Ach, ist das langweilig hier!" und lümmelte sich wieder breit ausgestreckt hin. Ich rief ihr daher zu: "Wenn es Ihnen langweilig ist, da vorne ist die Tür!" Leider machte sie es nicht und versuchte zusammen mit Hesemann immer wieder den Vortrags zu stören, was schließlich dem Publikum im vollen Saal total missfiel und man immer wieder Rufe hörte, dass die beiden doch endlich Ruhe geben sollten. In der anschließenden Debatte ging es dann recht chaotisch zu und ich genoss einfach nur die Selbstentblössung aller Streithähne vor und rund um mir herum.

Schließlich rief jemand lautstark "Dies ist doch alles psychopathologischer Wahnsinn hier!" und als Hesemann seinen Band über "UFO-Beweise" einer Dame reichte flog dieser mit "Alles Unsinn!" hochkant in die Ecke. Hesemann´s Begleiterin entpuppte sich schließlich als die "Westentaschen-Nina (Hagen)" Miko (alias Petra Mikolajczak-Keusch aus Bochum, gelernte und gescheiterte Schauspielerin/Sängerin die sich hier in der Szene zu etablieren suchte), die sich als "Priesterin der Göttlichen Mutter, Isis, der Schutzgöttin der Liebe" outete. Später sollte sich herausstellen, das sie auch eine Mittlerin des Asthar-Commands war und Channeling betrieb. Der Versuch Stunk zu machen ging schief. Am 16. Oktober 1989 tauchte sie wieder im "Schlachthof" auf BR3 mit Hesemann auf, bei der sich laut Ponkie in der AZ "die neue Geistesarmut" zeigte, als eine "showbegabte Schöne aus dem esoterischen Bauernfänger-Elysium namens MIKO sich ein Publikum mit Botschaften ihrer außerirdischen Hilfstruppen suchte, um sie auf den pseudoreligiösen Tripp zu locken". Hier gab sie sich als Außerirdische vom Asthar-Kommando aus und mit 30 Jahren Erdenalter habe sie bereits über 1000 kosmische Jahre auf dem Buckel. Das Neue Zeitalter und Bravo sowie WOM berichteten über sie, weil "sie sich in prominenter Gesellschaft befindet - auch Nina Hagen ist eine Außerirdische". Genauso wie Nina gab es sie auf Platte - ihre damals gestartete LP hieß "Worlds Of Love" (von der man aber in den Hitparaden und der Musikszene niemals etwas hörte). Erstaunlicherweise konnte sie einen eigenen Fanclub um sich herum aufziehen, der in Erlangen von der Schülerin Tanja Bruchner geleitet wurde, die wieder über die Bravo groß herauskam und einen Newsletter namens "Grüsse von den Sternenbrüder, gechannelte Botschaften von Ashtar" herausgab.

In einer Reportage der Funk Uhr vom 9. Dezember 1989, "Die Freundin von E.T. offenbarte im Fernsehen: Ich bin eine Ausserirdische", bekannte sie sich dazu "eine von 144.000 Außerirdischen die seit vielen Jahren auf der Erde leben zu sein". Wenn auch nur als Seele in ganz normalen Menschen. **= Hierbei gab es zwei bemerkenswerte Punkte in der nachfolgenden Diskussion. Eine junge Frau meldete sich Worte und gab zu bereits "Engel und Außerirdische in veränderten Bewußtseinszuständen" wahrgenommen zu haben, was dem anwesenden VHS-Vertreter fast die Socken abrollte da er die Frau kannte, da sie einen Naturkostladen an Ort betreibt, den er als Kunde besuchte. Eine ältere Dame, ganz in Schwarz, meldete sich mit Tränen in den Augen zu Worte und bekannte mit schier brechender Stimme: "Nun, ich habe seit zwanzig Jahren die UFO-Nachrichten gelesen, aber nun haben Sie mit Ihrem Vortrag mir alles zerstört. Ich muß zugeben, einem Wunschdenken nachgehangen zu haben, was auch darin lag weil niemand wie Sie argumentativ und plausibel dagegen hielt und ich dementsprechend einfach alles Glauben mußte, was dort geschrieben steht..." Das Publikum war peinlich berührt und fing die Angelegenheit gut auf, indem es in allgemeiner Zustimmung meine Ausführungen anerkannte und der Frau beistand bevor sie zusammenbrechen drohte. ***= Am 29. September 1989 hatte die dpa in den meisten deutschen Zeitungen einen interessanten Beitrag reingebracht. So schrieb der Mannheimer Morgen unter der Schlagzeile "Flucht vor der Realität - Astronomen einig: Unser Schicksal steht nicht in den Sternen" u.a. über die Tagung der "Vereinigung der Sternfreunde" (VdS) in Berlin: "Unseriöses läßt sich gut verkaufen, wenn man sich einen wissenschaftlichen Anschein gibt", seufzt Edgar Wunder, seines Zeichens Beauftragter für Pseudowissenschaften der Arbeitsgemeinschaft bundesdeutscher Volkssternwarten. Der Sommer 1989 brachte einr runde Sache ins Rollen - "Going Forever Around in Circles" hieß es in einer Schlagzeile für einen Feature-Artikel im Time-Magazin vom 11. September 1989. Seltsame Kreise im Korn südenglischer Grafschaften die zum Rätselraten Anlass gaben. In Deutschland berichteten davon z.B. am 25. August die Zeit und auch der Stern vom 14. September berichtete von dem neuerlichen Spuk, der die große Insel in Aufregung ob der Zauberringe versetzte die invasionsartig auftauchten. Billy Meier aus der Schweiz lieferte dazu eine bestechende und elektrisierende "Erklärung": Die Kreise entstünden durch magnetische Strudel unter den Bäuchen gelandeter Fliegender Untertassen. Er wisse dies ganz genau, weil ihm dies die ihn besuchenden Plejadier gesagt haben.

Und die UFOlogin Ilse von Jacobi war sich in einem Leserbrief an den Stern sicher: "Als alte UFO-Forscherin weiß ich: Dies sind Abdrücke gelandeter Raumschiffe aus dem Weltraum." Die Zeitschrift aktuelle daher am 25. September: "Landen UFOs in englischen Kornfeldern?" Dort wird der UFO-Experte Erich von Däniken zitiert, der mit sicherem Worte erklärte: "Das sind Eindrücke von UFOs. Jedenfalls sind es physikalische Ereignisse, die nicht mit unserer physikalischen Welt in Einklang zu bringen sind." Erwähnt wurden dabei Pat Delgado und Colin Andrews als Autoren eines spektakulären Bestseller-Buches namens "Circular Evidence". Hiernach seien diese Kornkreise "das Werk von Intelligenzen von außerhalb". Das passte ja mal wieder. Niemand bekam die Artikel aus der Fortean Times Nr. 40 & 43 mit, die dem neuen Phänomen seit Jahren aufmerksam folgte und erkannte, das viele der komplexen Kornkreise einfach nur Schwindel waren - mal von Jugendlichen angefertigt, aber auch durch Zeitungsleute aus der Fleet Street in London, dem Zentrum der englischen Boulevardpresse. Im britischen Magonia Nr. 34 (Oktober 1989) fand sich zusätzlich ein Beitrag von John Fuller und Jenny Randles namens "Controversy of the Circles: An Investigation of the Crop Circles Mystery". Hier berichteten sie über Mythen-Macher und jenen unverantwortlich handelnden UFOlogen, "die ständig absurde Kommentare in Revolverblättern und UFO-Zeitschriften hierzu verbreiten". Aber auch dies verpuffte in England und wer liest schon als UFO-Interessent in Old Germany die wirklich wichtigen britischen Publikationen der Szene während er der Überzeugung ist die ufologischen Kiosk-Magazine seien das Gelbe vom Ei? Am 11. September 1989 machte BILD eine mächtige Schlagzeile in 2,2 Zentimeter hohen Lettern für eine schwache Story auf: "UFO explodiert - Vier Außerirdische tot". Hierbei ging es um den Roswell-Zwischenfall, den sich nun Bestseller-Autor Johannes von Buttlar für sein neues Buch "Zeitriß" (Herbig, München) geschnappt hatte um "sensationelle Enthüllungen" vorzustellen. Roswell (in Deutschland durch das Werk "Der Roswell-Zwischenfall" von Berlitz/Moore seit 1980 bereits bekannt) wurde hier mit MJ-12 ("Von Buttlar stützt sich auf Dokumente von US-Präsident Truman an seinen Verteidigungsminister Forrestal") gekoppelt und niemand will es wundern, wenn ab dieser Zeit jenes Kombi-Thema in der UFOlogie hierzulande gefeiert wurde, in dieser Zeit der UFO-Mania war alles recht.

Natürlich las auch niemand die März-Ausgabe des Just Cause, dessen Herausgeber Peter Gersten am 11. Oktober 1988 von FBI-Agent Bill Vinikus erfahren konnte, das man eine FBI-Untersuchung betreffs den MJ-12-"Dokumenten" aufgrund eines Antrags durch Gersten durchführte und feststellte, dass diese "keine echten Regierungsdokumente" sind Fälschungen! Gersten selbst war inzwischen imstande gewesen die "Combined History, 509th Bomb Group and Roswell Army Air Field, July 1 - July 31, 1947" aufzutreiben. Dort stand zu lesen, das zwar das Büro für öffentliche Information auf dem Stützpunkt ziemlich damit beschäftigt war Presse-Anfragen über den "flying disc" zu bearbeiten, aber "das Objekt stellte sich als ein vom Radar verfolgbarer Ballon heraus". Es kam also einiges zusammen, was man sonst selten antrifft. Der Zug rollte also und die Menschen sahen euphorisch einem Durchbruch in Sachen der "UFO-Wahrheit" so wie sie sie sich wünschten auf sich zukommen. Die Verwirklichung dieser Wünsche sehnten sich offenbar viele herbei - die Kulmination stand an als die Welt im UFO-Taumel stand, da nützte auch eine dpa-Meldung nichts mehr die am 25.September 1989 von vielen Zeitungen aufgegriffen wurde: "Fast alle UFOs als falsch entlarvt. Die "UFOs - ein moderner Mythos" war Thema der Herbsttagung des Centralen Erforschungsnetzes außergewöhnlicher Himmelsphänomene (CENAP) in Weitengesäß (Odenwald). Wie CENAP-Sprecher Roland Horn erläuterte, untersucht die Organisation Meldungen über UFO-Sichtungen auf ihren Wahrheitsgehalt. Fast alle seien bisher als falsch entlarvt worden. Die Mitglieder der CENAP hätten häufig nachweisen können, dass es sich bei angeblichen UFOs um Ballons, Meteoriten oder Satelliten handelte. In anderen Fällen seien die Beobachtungen nur der Phantastie der Betrachter entsprungen. Frau mit Herz griff in Nr. 41 (4. Oktober) den Zeitgeist auf und nahm sich in einer Artikelserie namens "Besuch aus dem Weltall" den Untertassen an. In der Frauen-Zeitschrift Neue Welt erschien ab Nr.44 (28.Oktober) die Reihe "Begegnung mit dem Unfassbaren" von Buttlar zu seinem Buch "Zeitriß" um die PR-Kampagne damit abzuschließen. Freizeit Revue meldete ebenso: "UFOs gibts!". Und auch die Bravo-Konkurrenz Mädchen wollte nicht vor der Türe des abfahrenden ufologischen Zuges stehen bleiben und nahm sich in Nr. 25 (21. November) in einem Titelthema "UFOs gelandet?" der Sachlage an. Selbst Wochenend und Praline bot nehmen nackten Tatsachen in ganzseitigen Artikeln UFO-Material um die Frage zu stellen "Hat die Menschheit Besuch aus dem All?"

In Nr. 46 der Bildwoche wurde mein Leserbrief "Opium fürs Volk" abgedruckt: Seit 1976 schon erforschen wir privatwissenschaftlich das UFO-Rätsel, aber trotz 400 Falluntersuchungen kamen uns niemals außerirdische Gesellen in die Hände. Für uns sind diese ETs Phantasie, gesteuert durch Leute wie J.v. Buttlar, der Opium für das Volk verstreut. Im Spätsommer 1989 kam James Cameron´s SF-Film-Klassiker "The Abyss" auf die Leinwände. "The Abyss" tat das selbe als Ausklang der 80er Jahre wie Spielbergs Begegnungen zehn Jahre vorher - die Vorbereitung auf eine neue Zeit. Doch nun war der Weltraum uns noch etwas ferne und Cameron verlegte seine nahen Begegnungen mit positiven Außerirdischen zu den Wurzeln unseres eigenen Ursprungs, an einen Ort, von dem wir alle stammen und den wir erst jetzt, nach Millionen von Jahren fortlaufender Evolution, von Neuem erforschen können - die Tiefen des Ozeans. "The Abyss" war eine Offenbarung im mystisch-biblischen Sinne für die damalige Zeit. Ein Kinofilm zum Staunen und vor allem zum Fühlen, gepaart mit einem Anfall von plötzlicher Euphorie. Auch dies passte in die Zeit. In den deutschen Videotheken brachte die Firma CIC den Film "Unheimliche Begegnung aus dem Nichts" heraus, der als "The UFO Incident" (bereits 1975 im US-Fernsehen gesendet) die UFO-Entführung der Hill´s aufzeichnete. Damit war das Publikum erstmals in der Lage zu sehen, wie soetwas im Sinne von Hollywood abläuft. Für den 22. Februar 1990 bereits wurde der deutsche Kinostart der Verfilmung von W. Striebers Buch "Communion" als "Die Besucher" angekündigt. Der Regisseur Philippe Mora erklärte damals: "Der Film basiert auf einer wahren geschichte, es könnte also sein,d ass wir damit Tausende aufwühlen. Viele Menschen haben tiefverwurzelte Ängste und Befürchtungen in sich und es gibt Filme, die diese dann aktivieren und zum Ausbruch kommen lassen. Erschreckend allein ist die instinktive menschliche Reaktion auf das Unbekannte an sich. Einmal sagte Whitley, dass die Aliens eine Manifestation von dem sind, wie er denke, so müßten sie aussehen*. Doch die Wirkung ihrer Anwesenheit ist schließlich nicht rein visuell, es ist doch so, dass sich vieles auf einem subjektiven Niveau entwickelt" - (nach California UFO vom März/April 1989). Damit rundet sich das Bild mehr und mehr über jene Ära ab, die auch für Deutschland der Ausgangspunkt für die einsetzende Entführungs-Hysterie wurde!

*= Eine be- und nachdenkenswerte Feststellung in diesem Zusammenhang. Frankfurt 1989, "Dialog mit dem Universum" - Die UFO-Show Erstaunlicherweise wurden wir im Vorfeld der Veranstaltung von vielen UFO-Fans kontaktiert, weil sie in München niemanden erreichen konnten um weitere Auskünfte zu erhalten. Ausgerechnet wir, die "spinnefeind" mit Hesemann waren wurden plötzlich zur Anlaufstelle für Interessenten, die beim Veranstalter nicht weiterkamen. Eine völlig paradoxe Situation. Eine Stuttgarter UFOlogin (Ruth Koppenhöfer, Leiterin der örtlichen DUIST-Gruppe) meldete sich gar und erklärte von Hesemann erfahren zu haben, dass dieser "nun alles allein machen muß, weil UFO-Ummo-Andy das Päckel hingeworfen hat". Dennoch, "the show must go on" und schließlich übernahm Hesemann die Veranstaltung mit dem Ziel "den gewaltigen Informationsmangel der Deutschen ein klein wenig zu beheben" (wie die FAZ vom 27. Oktober schrieb). Trotzdem, die Show bekam ihren zusätzlichen, unerwarteten Schub. Das Glück war mit dem neuen Veranstalter. Ab dem 10. Oktober 1989 waren die Nachrichtenorgane wie Presse, Rundfunk und Fernsehen in aller Welt nur noch mit einem Thema beschäftigt: Russen meldeten UFO-Landung! UFOs und der Besuch von Außerirdischen waren zum Tagesthema geworden, eine UFO-Landung amtlich beglaubigt. Greifen wir die damalige Meldung des Kölner EXPRESS auf. Schlagzeile war damals gewesen "UFO landete mitten in der Sowjetunion - Das meldete die amtliche Nachrichtenagentur TASS". Die vollständige Meldung lautete: "Kurz nach Einbruch der Dunkelheit landete es im Park - das UFO. Eine Luke öffnete sich, der ein, zwei oder drei menschenähnliche Wesen und ein kleiner Roboter entstiegen. Kein Science-Fiction-Roman, sondern von der amtlichen sowjetischen Nachrichtenagentur TASS unter Berufung auf sowjetische Wissenschaftler verbreitete Wirklichkeit. Die TASS-amtlich verbreitete Landung des bemannten riesigen Raumschiffs ereignete sich in der zentralrussischen Stadt Woronesch. Mehrere Augenzeugen übereinstimmend: 'Die Außerirdischen waren drei oder sogar vier Meter groß, mit sehr kleinen Köpfen. Sie spazierten nahe der Kugel oder Scheibe, und verschwanden dann darin!' Anschließend sei der 'große leuchtende Ball' wieder verschwunden. Genrich Silanow, Leiter des Geophysikalischen Instituts von Woronesch, berichtete -laut TASS- weiter, dass Wissenschaftler bei der Untersuchung der Berichte eine 20 Meter weite Vertiefung mit vier tiefen Löchern und zwei geheimnisvollen Steinbrocken gefunden haben. Sie seien aus einem Material, das auf der Erde nicht vorkomme."

BILD stellte den Lesern die Frage aller Fragen: Müssen wir die Gerüchte um UFOs jetzt ernst nehmen? Seit Jahrzehnten hatte das Springerblatt alle paar Monate einmal "authentische", "wirkliche" und "wahre" UFO-Geschichten abgedruckt, die eigentlich keinen Zweifel an der Realität der UFOs ließen, warum sollte nun die konkreteste aller UFO-Beweisführungen nurmehr noch ein Gerücht sein? Am 11. Oktober wußte das Boulevardblatt noch eine Titelseiten-Story nachzuschieben: Neue Zeugen aus Rußland: UFO-Riesen hatten 3 Augen! Die amerikanische Tageszeitung USA Today am selben Tag: Lebender Beweis: Fremde Lebensformen sind mitten unter uns! Der Mannheimer Morgen schrieb an diesem Tag: "Statt Omnibus kam ein UFO! Drei Meter groß, drei Augen, silbern glänzende Anzüge, die großen Füße in bronzenen Stiefeln und bewaffnet - so schildern Augenzeugen außerirdische Wesen, die zu einem Spaziergang im Park der südrussischen Stadt Woronesch ihre Fliegende Untertasse auf dem Rasen landeten. 'Ein dunkelroter Ball von zehn Metern im Durchmesser hat sich aus dem rosa schimmernden Himmel in den Park gesenkt', zitiert die Zeitung Sowjetskaja Kultura gestern einen Zuschauer, der bereitwillig ein Interview gab, nachdem er sich, wie er sagte, von seinem Schock erholt hatte. Aus einer Bodenklappe des unbekannten Flugobjekts seien 'menschenähnliche' Wesen gestiegen, hätten umhergeschaut und seien auf die schreckensstarren Menschen zumarschiert, die auf einen Bus warteten. Ein Junge sei schreiend davongelaufen, bis ihn der Blick einer der schimmernden Gestalten traf und auch er angeblich erstarrte. Nach fünfminütiger Stille im UFO sei einer der geheimnisvollen Gäste den immer noch umherstehenden Parkbesuchern erneut erschienen, allerdings mit einer 50 Zentimeter langen 'gewehrähnlichen' Waffe. 'Er richtete das Ding auf den 16jährigen Jungen, der deraufhin verschwand', berichtete Sowjetskaja Kultura. Der 'Menschenähnliche' sei in den roten Ball zurückgekehrt, der sofort abgehoben habe. Gleichzeitig sei auch der unsichtbare Jugendliche wieder aufgetaucht."

Noch am 15. Oktober 1989 griff sich die BILD-am-Sonntag das UFO-Thema in dem Artikel Was haben UFOs gegen uns? In Deutschland wurde das letzte 1977 über dem Bodensee gesehen! Zur Überraschung aller war dies einer der für BILD-Verhältnisse skeptisch-kritischer Artikel gewesen der bis heute überhaupt erschien. Die Kollegen der GEP aus Lüdenscheid wurden interviewt und kamen so zu Worte. Gerald Mosbleck: "Das Ding in Russland läßt viele Zweifel offen. Zur Zeit der Landung war der Park voller Menschen. Aber nur drei Kinder wollen das UFO gesehen haben. Wir glauben nicht an das Geschehen von Woronesch." Und schon gab es mehrfach Verweise auf UFO-Flops bis hin zu den Fliegenden Untertassen an Nylonfäden von Eduard Meier. Selbst eine eigene UFO-Story der BILD wurde als "Der UFO-Schwindel" hier abgelegt - es handelte sich um die Zufallsaufnahme am Hamburger Michel durch Polizeiobermeister Wilhelm Eisenburger von Anfang 1982. "Ein Dorf in Österreich glaubt an die Außerirdischen - Wir bauen eine Landebahn für UFOs" hieß die Titelzeile zu einem Bericht in der Freizeit Revue vom 26.Oktober 1989. Hierbei ging es um das Örtchen Kautzen (600 Einwohner) im österr. Waldviertel und der Idee von Manfred Stein (und seinem Freund Guido Koch, Gastwirt an Ort), der hier die Landebahn für ein Raumschiff von Alpha Centauri errichten wollte - angeblich die erste UFO-Landebahn der Welt. Aufgewendet werden sollten immerhin 6 Millionen Mark. In den nächsten Jahren wurde immer wieder darüber berichtet, aber bis heute ist daraus nichts geworden. Das Frankfurter Messegelände (und nicht weniger) sollte als Veranstaltungsort für die erste wirklich große UFO-Show der Neuzeit vom 26. bis 29. Oktober 1989 dienen. Ursprünglich veranstaltet vom World Institute of Light (Schneider) und Magazin2000 (Hesemann) unter dem tragenden Titel "Dialog mit dem Universum", die große New Age-UFO-Konferenz mit dem Eröffnungskonzert "Live on Mars" von Nina Hagen. 35 Referenten aus 10 Ländern dreier Kontinente "lösen endlich das UFO-Rätsel und diskutieren Wege der Kontaktaufnahme mit außerirdischen Intelligenzen" (via Channeling). Man war also bereit für den Kontakt mit E.T. - ja man wollte die Öffentlichkeit "auf den offenen Kontakt mit Außerirdischen vorbereiten" und ihn auch "demonstrieren". Schlußendlich sollte der "Weltöffentlichkeit bewiesen werden, das 'sie' hier sind". Und man holte hierfür die Stars einer undurchsichtigen Szene nicht nur ins Blatt und zu Seminar- oder Vortragstourneen, sondern auch zu seinen mehr oder weniger jährlichen Kongreßen unter obigen Namen, wie z.B. Omnec Onec von der Venus, die "Mudras, heilige Gesänge und Tänze aus einer anderen Welt" lehrt.

Schöne UFOlogie des bunten Allerlei, am 17. Oktober 1992 von BILD dann "Unheimliche Konferenz der dritten Art: Undefinierbare Fachleute orakeln" benannt wurde, wo Omnec Onec von der Venus ihre öffentliche Vorstellung in Deutschland fand. Damals hatte sich der WDR einen Gag erlaubt und erschien unangemeldet mit zwei in Astronauten-Kostümen gesteckte Schauspieler, weshalb Veranstalter Michael Hesemann ausflippte und die Leute Kongreß-Saboteure nannte und vor den 400 Gästen "kreischte": "Die wollen unsere ernsthafte Wissenschaft lächerlich machen." Hesemann sah sich einmal mehr als Opfer geheimer Kräfte und nachrichtendienstlicher Verfolgung. Irgendwie erinnert dies an einen Zwischenfall im Herbst 1989 während der ersten D.U.-Konferenz in Frankfurt. Da war Erich von Däniken angeblich von einem Gast* geohrfeigt worden, weswegen Hesemann gleich vor versammelter Meute (bis zu 2.000 Personen) ins Mikrofon schrie, dass dies ein Anschlag von "der CENAP" gewesen sei - obwohl wir gar nix damit zu tun hatten und brav vor den für uns anwaltlich verschloßenen (Hausverbot vom 25. Oktober 1989 durch Rechtsanwalt C. Riebe in München als Interessenvertreter von Hesemann!) Toren standen und Handzettel verteilten**. Aber dennoch, es wirkte, was da an Gülle im Zuge der Zeit über uns ausgegossen wurde. So veröffentlichte der Hanauer Anzeiger vom 28. November 1989 folgenden Leserbrief des UFOlogen Helmut Chodan, DUIST-Mitglied: "Am 28.10.1989 erschien ein Artikel mit der Überschrift 'Geschäftemacher mit den UFOs kritisiert'. Meine Stellungsnahme dazu: Herr W.Walter berichtete, er habe seit 1973 400 Meldungen über UFO-Sichtungen untersucht und keine hätten sich als stichhaltig erwiesen. Dies nehme ich Herrn Walter nicht ab, dass dies nur Heißluftballons, Planeten oder Meteoriten waren. Ich und Millionen meiner UFO-Kollegen meinen, er sagt die Unwahrheit. Wie schon Herr Hesemann in der letzten Fernsehsendung 'Der Schlachthof' sagte: 'Herr Walter maßt sich UFO-Sichtungen von wahren und vermeintlichen unterscheiden zu können, wo doch weltweit bekannt ist, dass Herr Walter überhaupt keine Ahnung von UFOlogie hat und somit nicht das geringste Fachwissen noch Urteilsvermögen!' Die letzten UFO-Landungen von Woronesch in Rußland waren doch wieder eine eklatante UFO-Existenzmeldung aus der jüngsten Gegenwart. Diese Sache ist wahr, UFOs sind existent und es wurde schon oft darüber berichtet, und Herr Walter sagte die Unwahrheit."

Im übrigen hatte ich Hesemann in der genannten Sendung gefragt, ob er wisse, woher die Woronesch-UFOnauten kommen. Hesemann beteuerte sofort von einem peruanischen Channel-Medium versichert bekommen zu haben, dass es sich hierbei um Wesen von Alpha Centauri handelte die auf dem Jupiter-Mond Ganymed eine Zwischenstation errichtet haben... Dies vergaß Chodan leider zu erwähnen. *= Hierbei handelte es sich um Klaus Nicolai aus Niederheimbach, der sich am 23. November 1989 bei mir meldete und eingestand der Ohrfeigende gewesen zu sein: "Bevor es zu dem Zwischenfall kam, habe ich bereits zweimal das zweifelhafte Vergnügen eines Kontaktes mit Herrn Hesemann gehabt. Ich betrat anläßlich des Vortrags von Erich von Däniken den Veranstaltungsort und nahm einen unaufälligen Platz vor dem Rednerpult in der ersten Reihe ein. Neben mir war ein Platz für Andreas Schneider reserviert mit dem ich ein Gespräch führen wollte, bezugnehmend auf den unerklärten Veranstalterwechsel, hatte Schneider doch noch bis September als Verantwortlicher geworben. Kurz vor 17 h traf Herr von Däniken ein und ich begrüßte ihn, ich fragte ihn wo den Herr Schneider bleibe und erfuhr, dass dieser wohl erst kurz vor 17:30 h eintreffen werde und dies trotz angeblichem Hausverbot. Der Vortrags von Dänikens begann und da erschien auch Schneider mit kleinem Gefolge und setzte sich auf den reservierten Platz neben mir. Nach dem Vortrag bekommt von Däniken einen Tisch zum Signieren seiner Bücher in der Nähe des Ausgangs zugewiesen." Hesemann erkannte Schneider und zwischen von Däniken und von Buttlar fiel er diesen "in giftigem Tonfall" an. Nicolai kommt dazwischen und hebt sein Tonbandgerät hin. Dabei verlor Hesemann "die Gewalt über sich, schreit mir Unverständliches ins Gesicht wie 'Her damit' und reißt mit seinen Worten mir das Gerät aus der Hand, wirft es brutal zu Boden und läßt seinen plötzlichen cholerischen Anfall am Gerät aus." Danach griff er Nicolai an, reißt ihm eine Mappe aus der Hand und zerreißt ihm das Hemd. Danach stürmte Hesemann auf die Bühne und rief wüste Anschuldigungen ins Mikrofon: "Dieser junge Mann bekommt Hausverbot. Er gibt sich als Soldat aus, ist aber ein Vertreter von CENAP-Mannheim, die bereits gestern Hausverbot erteilt bekam. Raus mit ihm. Raus mit CENAP-Mannheim!" Inzwischen wurde Nicolai "wie ein Verbrecher" von zwei Ordnern auf die Strasse gestoßen. UFOlogen pöbeln ihn dabei als "UFO-Gegner, Saboteur und CENAPler" an.

Nicolai: "Was das Verhalten von Herrn Hesemann angeht, so bestätigt es meine Theorie, daß das Beschäftigen mit dieser Problematik nicht immer ohne schwere gesundheitliche Schädigungen ablaufen kann. Hesemann hat eindeutig überreagiert, und die Anwesenheit der UFO-Prominenten lassen den Verdacht einer miesen Schmierenkomödie aufkommen." Erich von Däniken in einem Telefonanruf vom 14. Juni 1997 bei GEAS-Verantwortlichen: "Insbesondere möchte ich hier die Vorreiterrolle des GEAS-Forum bei der Serie 'Vorsicht Falle' hervorheben. Diese Serie ist genial, ich habe mich besonders über die Ausgabe 3/97 mit dem Artikel über die DU-Kongresse gefreut. Hier wurde endlich einmal gesagt was viele denken, so auch ich. Diese 'DU-Kongresse' sind ein Schandfleck für die Gesamtthematik und zerstören mehr als sie vielleicht helfen." **= Dies war eine tief demokratische Protestaktion gewesen, getragen von Mitgliedern des CENAP und der GWUP - zusätzlich gaben wir im Frankfurter Presseklub eine Pressekonferenz, worüber die dpa die Meldung "UFO-Kongreß in Frankfurt - Kritiker: UFO-Befürworter in dringender Beweisnot" ausgab. In Folge der Berichterstattung über unsere Aktion meldete sich gerade auch Martin Buschmann von GAP-Germany (aber dies lies er lieber nicht durchblicken) in einem Leserbrief im Hamburger Abendblatt zu Worte (7.November) um die Veranstaltung schönzureden: "Wer als Unbeteiligter des Frankfurter UFO-Kongresses Ihren Artikel liest, bekommt das Gefühl, als wären dort nur geisteskranke Sektierer vorgeladen. In der Tat waren dort auch pseudo-religiöse Fanatiker anwesend, die von der Real-UFO-Forschung (der ich angehöre) niemals akzeptiert werden und wurden. Die meisten nahmen dort teil, weil sie mit den seriösen UFO-Forschern [sic!] zusammenkommen wollten, die mit New Age u.ä. nichts zu tun haben. Im Ausland hat man die UFO-Forschung längst als neues Forschungsgebiet erkannt [sic!]. Wir in Deutschland verlieren (wegen der plumpen Ableugnungsversuche einiger Besserwissen) immer mehr den Anschluß [sic!]."

Zurück zu unserer Aktivität: Als wir die Flugblätter verteilten mußte ich erstaunt wahrnehmen wie viel Besucher mit "Scheiße!", "Negative Schwingungen" oder "Der Dicke da scheint etwas dumm zu sein" und ähnlichen reagierten und meine ausgegebenen Flugblätter ohne sie näher in Augenschein zu nehmen vor meinen Augen zerrissen. Diesbezüglich ergriff Hesemann das Wort am Mikro im Veranstaltungsraum und erklärte seinem Fandom: "Die stehen da wie damals die SA und verteilen Flugblätter, auf denen sinngemäß steht 'Kauft nicht beim Juden!'" Später gab er mit Schreiben am 1. Februar 1990 zu, dass dieser Vorwurf bestehen bleibt, da er dies als einen Versuch der "Geschäftsschädigung eines Andersdenkenden mit verdammt provokativem Charakter" ansehe. Kein Wunder, wenn er unsere Arbeit als "CENAPschen Schmieren- und Schmuddeljournalismus" ansah, während seine Zeitschrift selbst natürlich auf einem "so hohen intellektuellen Niveau" stehe, als das man ihm das Wasser reichen könne. Den CR selbst nannte er "Das Werk von Fanatikern, von Hetzern, die beim Stürmer gelernt haben könnten". Deutlich wurde das Prinzip von "Ursache und Wirkung" falsch verstanden und hier die Welt mit bunten Wortklaubereien auf den Kopf gestellt. In diesem Zusammenhang wollen wir die Kulturkrititik von Walter Filz auf dem Radiosender Bayern 2 vom 29. Oktober 1989 nicht übergehen, der den Frankfurter UFOlogen-Kongreß begleitet hatte: "UFO-Landungen in der Sowjetunion. UFO-Stationen in Mexiko, UFO-Entführungen im Schwarzwald. UFO-Abstürze in Südafrika. UFO-Kontakte, UFO-Botschaften, UFO-Historie. Jesus Christus und die UFOs, Alexander der Große und die UFOs, Richard Wagner und die UFOs. UFOs, UFOs - allerorten, jederzeit und jetzt in Frankfurt: UFO-Kongreß. Beim ersten Vortrag ist es interessant, beim dritten nur noch amüsant und spätestens beim fünften penetrant. Eine haarsträubende Theorie folgt der nächsten, eine tief bewegte Erlebniserzählung reiht sich an die andere. Immergleich summt das Untertassen-Gerede in den Ohren. Müde möchte man hinwegduseln und schreckt plötzlich auf. Wovon redet der Referent vorne? Von einem einstigen UFO-Meditationszentrum am Obersalzberg? Von einer speziellen UFO-Forschungsgruppe der SS ? Der Mann am Rednerpult sagt es tatsächlich. Und er sagt noch mehr: Hitler und Göring seien reinkarnierte Atlantis-Bewohner, denen es darum ging, die Menschheit wieder ins Universum zurückzuführen. Ihr Fehler sei dabei nur gewesen, zu schnell vorzugehen und zuviel Rassedünkel zu entwickeln. Aber den, meint der Referent, hätten die Juden schließlich auchg gehabt - und man solle die Dinge doch bitte schön einmal neutral sehen. Ebenso wie die Nazi-Symbole. Und darauf läßt der Referent eine kleine Meditationsübung folgen: 'Nehmen Sie das Hakenkreuz in ihr Herz', fordert er das Publikum auf, 'und lassen Sie es dort rotieren. Wenn es sich dreht, können Sie ihren Körper verlassen.' Das rund tausendköpfige Auditorium macht die Verdrehung offenbar willig mit. Kein Zwischenruf, keine Unmutsäußerung, nicht einmal ein skeptischer Blick stört die Hakenkreuzandacht. Im Gegenteil: Am Ende verabschiedet man den Vortragenden mit rauschendem Applaus. Es wird viel geklatscht auf dem Frankfurter UFOlogen-Kongreß. Wer immer die spirituelle Gemeinschaft aller Teilnehmer beschwört, kann sich der lebhaftesten Zustimmung sicher sein. Und wenn - wie bei jenem Hakenkreuz-Guru - der Satz fällt 'Wir sind die Auserwählten', dann findet der allgemeine Jubel so schnell kein Ende. Die Gefühlswogen schwappen, Ergriffenheit greift um sich. Fest steht die Glaubensgemeinschaft zusammen."

Filz hatte die UFOlogen unter sich beobachtet und trotz dem Massenansturm der UFO-Gefolgsleute festgestellt, dass deren Glaubwürdigkeit sich nicht verändert hat: "Wieder einmal präsentiert man angeblich unwiderlegbare Beweise, und wieder einmal lassen sich genügend Ungereimtheiten finden, um diese Beweise zu bezweifeln. UFOlogen - die ewig Verkannten." Die UFOlogen in Frankfurt kamen nicht deswegen zusammen, weil die Beweise in Sachen UFOs stichhaltiger geworden sind, "sondern im Gegenteil, weil sie gar nicht mehr für nötig erachtet werden. Die UFOlogie hat eine Art geistige Wende vollzogen. Weg vom wissenschaftlichen Bemühen hin zu Esoterik und New Age. Für New Ager ist die Existenz von Außerirdischen keine Frage von Beweisen, sondern eine Frage des Glaubens. Und der wirkliche Glaube wiederum beinhaltet keine Fragen, sondern Wissen - übersinnliches Wissen." So gitl dies auch für die "Star-People", die sich hier getroffen haben, menschen die selbst von sich glauben, in einem früheren Leben Außerirdische gewesen zu sein und von dieser kosmischen Vergangenheit noch ein gutes Stück mit sich tragen. Genug, um den Rest der irdisch verbliebenen Menschheit in eine kosmische Zukunft führen zu wollen. Beim "Dialog mit dem Universum" fanden sie sich und betätigten sich als Sprachrohr der Außerirdischen und als Mittler galaktischer Lebenshilfe - oder wie es die mediale Pop-Sängerin Miko unmißverständlich ausdrückt - als Priester. Mit Seher-Blick und emphatischem Timbre verkündete sie der Frankfurter UFOlogen-Gemeinde die Sternen-Botschaft, die da heißt: "Ändert euer Bewußtsein. Hört auf, Euren Lebensraum zu vernichten. Wacht auf, bevor es zu spät ist." dass es für derlei Empfehlungen nicht unbedingt außerirdischer Weisheit bedarf, sondern nur eines Blicks in die nächstbeste ökologische Prognose, ist ebenso offenkundig wie unwichtig. Hier geht es um Religion - und zwar um eine, die im gegensatz zu den traditionellen Konfessionen und Bekenntnissen - den Vorteil hat, dass ihre Götter und Erlöser ständig leibhaftig auftreten. Als Piloten Fliegender Untertassen. Beweisfragen stehen daher nicht zur Debatte. Auch nicht, wenn auf dem Kongreß ein angeblich ehemaliger CIA-Mann -laut Programm- von seiner Teilnahme an der Bergung eines abgestürzten UFOs berichten soll. Der Mann tut nichts dergleichen, sondern fordert dass Auditorium zunächst zu einem gemeinsamen Liebesgebet auf, um im Anschluß daran Hitler als göttliches Instrument zu bezeichnen, der auserwählt war, uns zu prüfen. Durch Hitler, fährt der Amerikaner fort, hätten wir sehr viel gelernt und könnten nun zusammen die Dinge tun, die hier in Frankfurt zu tun seien. Der Mann bekam hierfür rauschenden Beifall.

Filz beobachtete, dass da keine alten oder neuen Nazis im Publikum sitzen, auch keine Rechtsextremen, keine sogenannten Protestwähler, keine Vergangenheits-Beschwichtiger, weder spinntisierende Altdamenkränzchen noch soiritistische Altherrenclubs. Stattdessen hören sich soetwas Familien und Durchschnittsmenschen aller Alters - und meist gehobener Gehaltsstufen an. Menschen, die sich zwischen den Vorträgen für 300 Mark ein pyramidenförmiges Metallgestell kaufen, das -auf den Kopf gesetzt- den Blutdruck senken und die Euphorie steigern soll. Friedliche Menschen, die mit Nazismus nichts im Sinn haben, dafür aber für jedes mythische Raunen hochempfänglich sind. Hier manifestierte sich im UFO-Glauben ein neuer Universalglaube: Jesus und Buddha, Schamanismus und Totemismus, Atlantis, die Sintflut, Walhalla und die Keilschrift der Hethiter. Für diese Gemeinschaft hängt alles irgendwie zusammen - es hat durch die Außerirdischen einen gemeinsamen Nenner bekommen. Die sind es, die jeden Mythos, jede Religion, jeden halbwegs sonderbaren archäologischen Fund zu verantworten haben. Dem universal-esoterischen UFO-Glauben ist alles gleich. Seine Anhänger sind -anders als Angehörige einer orthodoxen Sekte- für alles offen. Und eben das macht sie zu einer idealen Kundschaft. Weil: Auserwähltheit hat seinen Preis. "Denn nicht zuletzt ist die UFO-Frage eben auch eine Frage des Geschäfts. Und wohl deshalb denkt Michael Hesemann nicht daran sich von -gelinde gesagt- anrüchigen Vorträgen zu distanzieren und wünscht stattdessen allen Teilnehmern harmonische Tage. Kontroversen werden sorgsam vermieden. Auf dass auch die UFO-Verkäufer für jede Kundschaft offen bleiben. Wenn bare Münze rolle, darf auch mal ein Hakenkreuz mitrotieren", schloß Filz seinen Feature-Beitrag ab.

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