Das Ergebnis war schließlich die Minuteman-Rakete aus amerikanischer Produktion, die ich bereits erwähnte. 1958 begann die Produktion der Minuteman - Tausend Minuteman werden in den nächsten Jahren in gehärteten Silos aufgestellt, jede mit einer halben Megatonne Sprengkraft. Das Raketen-Silo-Zeitalter begann damit endgültig. Parallel wurde alles daran gesetzt deren Zielgenauigkeit erheblich zu verbessern, um einigermaßen zielsichere Interkontinentalraketen bauen zu können - sonst waren sie wenig von Wert und würden im Nebel herumstochern wie einst die V-2. Dies führte zu einem mächtigen Schub in der elektronischen Entwicklung von 1961 bis 1965. Jeder neue Transistor und jede neue Schaltung auf diesem Gebiet entsprang direkt dem Raketenprogramm Washingtons. Kaum 20 Jahre nach der V-2 erlaubte die elektronische Miniaturisierung eine nie gekannte Zielgenauigkeit der amerikanischen ICBMs. Ein neues revolutionäres, elektronisches Navigationssystem für die Minuteman eröffnete eine neue Ära für die Raketentechnologie allgemein. Vier Jahre nach dem SPUTNIK war die erste dieser Raketen einsatzbereit. Damit war Moskau überflügelt und die Fähigkeit des Kremls zum Erstschlag mit 8 km Punktabweichung durch einen bis auf 150 Meter genau fixierten sofortigen US-Zweitschlag unterminiert worden. Boris Tschertok als Chef der sowjetischen Raketenentwicklung konnte erst gar nicht glauben, welche technische Daten die Minuteman mitbringen soll, als der KGB ihn darüber informierte. Man versuchte Minuteman unter totaler Geheimhaltung nachzubauen. Moskau war von einer Minute zur anderen gegenüber Amerika um Jahre zurückgefallen, da man die eigenen Raketen mit Funksteuerung ausgerüstet hatte, die man aber gut stören konnte, und schwere Flüssigkeits-Treibstoffraketen verwendete, die ein unübersehbares Trägheitsmoment besassen. 

Die UdSSR war nun gefordert und mobilisierte die letzten Reserven im Kalten Krieg der Laboratorien. Innerhalb von fünf Jahren bauten die Russen die RT-1 als erste eigene Festtreibstoffrakete zum Gegenstück der Minuteman. Die amerikanischen Wissenschaftler konnten ihren teuer erkauften Vorsprung nicht lange halten. Beide Seiten konnten sich nun mit wirksamen ICBMs vernichten, eine Verteidigung dagegen aufzuziehen schien beiden Parteien dagegen unmöglich. Man verließ sich alleine darauf, dass die Furcht vor nuklearer Vergeltung einen Angriff verhindern kann. Theoretisch könnten Anti-Raketen-Raketen entwickelt werden, aber man wußte, dass das in der Praxis eher ein Glückspiel ist und nicht verlässlich funktionieren kann. Trotzdem versuchte man sich in Raketen-Abwehr-Raketen, was die Eskalation weiter vorantrieb. Man lernte hier das große Offensichprogramme zu großen Defensiv-Programmen führten, was alleine schon eine üble Sache ist. Spätere Politikergenerationen sollten einige Jahrzehnte zumindest die Finger von defensiven Raketenprogrammen lassen. Politische Verhandlungen und Rüstungsbegrenzungen standen im Mittelpunkt. Eine Pattsituation entstand also recht früh während ab 1959 die sowjetische ICBM R-7 Angara auf der ersten ICBM-Basis in Plesetsk hoch im Norden der Sowjetunion (und mit dem kürzesten Flugweg über den Pol nach Amerika!) stationiert wurde, wo man vier große Abschußkomplexe aufzog und wo aufgrund der Kuba-Krise vom 11. September bis 21. November 1961 Alarmstufe Rot vorherrschte. Amerika versuchte alles um festzustellen was dort lief, man setzte sogar U-2-Fernaufklärer ein, doch niemand konnte wirklich in Erfahrung bringen welche Bedeutung Plesetsk hatte. Erst nach der Kuba-Krise konnte ein CIA-Doppelagent in den Sowjetstreitkräften 'auspacken' und schockierte damit das Pentagon. In der Folge zogen die Atomstrategen des Kreml die Notbremse und holten die ICBMs wieder ab, um sie woanders zu stationieren. Plesetsk wurde daher für die Weltraumfahrt weiter genutzt - und weiterhin geheimgehalten, vor allem auch vor dem eigenen Volk. 1983 gab Moskau die Existenz von Plesetsk offiziell zu, 1989 durften bereits erste West-Journalisten dort frei arbeiten - noch zehn Jahre zuvor hätte man sie dort wegen ihrer Arbeit verfolgt und erschosssen. Aber allein schon, weil da eine merkliche Drohung im Raume schwang, entzündete sich eine neue Nachrüstungsspiralen-Debatte rund um den Entwickler von Amerikas H-Bombe, Edward Teller, und seinem Team welches den Kalten Krieg für gewinnbar hielt, wenn Amerika nur genug Geld in die Aufrüstung pumpte - am Ende sollte Reagan´s gescheidertes SDI-Programm und das Raketenabwehsystem NMD im Jahr 2000 (welches genauso die selben Pleiten aufweist, wie die ersten Programme dieser Art) stehen. Defensivprogramme führen aber automatisch zu großen Offensiv-Programmen - der Rüstungswettlauf setzte jetzt richtig ein. 

1978 behauptete ein Lt.Col.Keagan vom USAF-Geheimdienst, dass die UdSSR tief im asiatischen Hinterland an einer Teilchenstrahlenwaffe arbeite, mit der man amerikanische Satelliten vom Himmel putzen könnte (und damit eine Weltraum-Superwaffe wie in SF-Filmen bald besitzen könnte!). Dies sorgte für mächtige Aufregung und öffentliche Hysterie in Folge des Filmerfolgs von Star Wars, auch wenn leider erst viel später der CIA hierfür keinerlei ernsthafte Beweise finden konnte. In der Carter-Administration drehten einige durch und in Black Budget-Projekten verschwanden Riesensummen von Geldern um Gegenstrategien zu entwickeln. Damit legten die Amerikaner also das Fundament für die folgende Strategische Verteidigungs-Initiative, dem Star Wars-Programm womit ein äußerst riskantes politisches Spiel begann. Politisch versuchten die US-Präsidenten sich in Verhandlungen und Rüstungsbegrenzungen, weil sie einsahen, dass es keine wirkliche Verteidigung gab. Abschreckung durch Macht wurde zum Ziel. Doch die Leute um Teller waren der Überzeugung, dass dies nicht ausreichte und sie mehr leisten könnten, wenn man ihnen nur die Mittel gab. In Reagan fanden sie 1980 einen Förderer, der der Überzeugung war, das "nur Amerikas Wissenschaftler das Reich des Bösen besiegen könne". Reagan war als ehemaliger Westernheld-Filmschauspieler noch ein Denker der alten Garde, die man seit Kennedy überwunden glaubte. Seine Einstellung stammte noch aus der hohen Zeit des Kalten Krieges und der damit verbundenen Paranoia. So ließ sich Reagan von der Story Keagan´s anstecken. Eine große Forschungs-Offensive setzte ein um die Strategische Verteidigungs-Initiative (SDI) voranzutreiben, Militärs und Industrie rieben sich die Hände. Reagan hatte einen großen Glauben an die jungen Leute, an die Wissenschaft und den Fortschritt. Er glaubte sich noch Menschen gegenüber wie sie Amerika während des Zweiten Weltkriegs erlebt hatte und die damals den Sieg ermöglichten. Doch die Zeiten hatten sich geändert, selbst in den USA ging ein ablehnender Aufschrei durch die Massen, trotzdem zog der Präsident sein Ding soweit möglich in seiner Amtszeit durch. Angreifende Raketen sollten hierdurch so bald wie möglich nach dem Start vernichtet werden. Dahinter stand niemand anderes als Edward Teller selbst, genauso ein Falke wie Reagan. Mit einem Schlag standen über $ 50 Milliarden für die Forschung in dieser Richtung namens STAR WARS* bereit. Doch durch das Programm wäre das "Gleichgewicht des Schreckens" aufgehoben gewesen, zudem sah die amerikanische Öffentlich keit nur mit wenig stolz auf das Programm und in den Kreisen der Wissenschaft gab es geteilte Stimmen - die einen freuten sich unendliche Mittel in Händen zu halten, die anderen kritisierten das SDI-Programm grundsätzlich und nannten die Forscher daran "vom Pentagon gekauft". 

Dies war in der Grundeinstellung des Volkes eine neue Situation. Von der Konzeption her war Star Wars als US-High Tech-Schutzschild im Weltall brilliant gedacht, in Wirklichkeit aber wurde er zum Flop. Unsummen wurden verschlungen, doch einige grundlegende Fehler konnten nicht behoben werden. All das aufgrund eines bloßen Verdachtes, der sich als Fantasiegebilde herausstellte. Die hochgeheime russische Strahlensuperwaffe, so weiß man heute, hat nie existiert. Manches was sich da theoretisch auftat sah wie Science Fiction aus und wurde so ernsthaft behandelt, als sei dies im Bereich der "Schwarzen Forschung" schon morgen Wirklichkeit. Die Folge war eine sich ebenso abenteuerlich entwickelnde Phantasie zunächst im Bereich der amerikanischen UFOlogie - Roswell kam auf, MJ-12 ins Gespräch und der ganze Rattenschwanz der sich aus der Bennewitz-Story später entwickelte - bis hin zu Bob Lazar, einem neuen ufologischen Keagan. In den SDI-Zeiten war also bei einigen UFOlogen der visionäre Impuls gesetzt worden um eine neue Ära der UFOlogie (ich würde dies ein weiteres "Dunkeles Zeitalter der UFO-Forschung" nennen) einzuläuten, wohl eingebettet mal wieder in den kulturellen und sozialen Kontext der Zeitepoche. Moskau war sich dagegen unsicher was möglich und unmöglich bei SDI war - und die Folge ein Rüstungswettlauf wäre, der nicht zu bezahlen war. In den sowjetischen Zentren für Rüstung waren die Experten von Reagan´s Plänen entsetzt und der in Entwicklung befindliche Tarnkappen-Bomber ließ nur noch offene Münder zurück. General Machmut Garajew vom sowjetischen Anti-Raketen-Projekt fiel nichts mehr ein - und alsbald brach auch die UdSSR zusammen und der Rüstungswettlauf war zu Ende. Die alte Sowjetunion konnte allein aus wirtschaftlichen Gründen hier nicht mehr mithalten. Danach war die Lage völlig anders und das Waffen-Raketenzeitalter war zu Ende und Reagans SDI-Projekt von den politischen Ereignissen überholt worden. Nicht die Naturwissenschaft hat die Raketenforscher überflüssig gemacht, es war die Politik... *= Doch so neu wie man denkt ist das Sternenkriegs-Projekt gar nicht. Bereits in den späten 50ern gab es ein streng-klassifiziertes US Air Force-Programm namens "Project SAINT" (SAtellite INTerceptor) über dem die traditionelle Raketen-Technologie zum Abfangen, Verfolgen und Zerstören feindlicher Raumfahrzeuge geplant war. Eingebunden war darin eine Atlas D/Agenda B-Rakete bzw später eine Atlas Centaur. Lookheed sollte einen Aufklärungskopf entwickeln, der eine Fernsehkamera beinhaltete. SAINT sollte sich an feindliche Satelliten heranmachen und diese zunächst mit den dem Kameraauge ausspionieren. Über den dann einzusetzenden Killer-Mechanismus war man sich aber unklar, weswegen das Projekt auch im Oktober 1962 wieder aufgegeben wurde. Zwischen einer Kollision bis hin zum Versprühen schwarzen Lacks auf den Feindsatelliten war alles angedacht worden. "Early Spring" war mit dem Gedanken verbunden von Bord eines U-Boots der US-Marine eine Polaris-Rakete zu fremden Satelliten hochzuschießen. Das U-Boot sollte unter die himmlische Satellitenposition fahren, um dann die Rakete auf das Ziel abzufeuern und dann den Raketenkopf mit dem Satelliten in Kollision zu bringen. Im US-Kongress wurde im März 1961 erstmals diese Idee präsentiert und bis 1964 durchdachte man verschiedene Optionen für dieses System, aber Ende der 60er Jahre wurde es wieder aufgegeben. 

Erst wieder in den 70er Jahren griff die Navy diese Idee im Konzept für den "Space Cruiser" wieder auf. Hierbei handelte es sich um eine einsitzige mehr als acht Meter lange und 4500 kg schwere Kapsel, die für "wissenschaftliche und militärische Zwecke" gedacht war. Die Kapsel sollte insgeheim von einer ballistischen U-Boot-Rakete in einen Orbit hochgeschossen werden, dann über das Frühwarnsystem binnen maximal zwei Orbits an einen feindlichen Satelliten herangeführt werden, um wie auch immer zuzuschlagen. Danach sollte die Kapsel, ausgeformt wie die Poseidon MIRV-Sprengköpfe, als Re-Entry zurückkehren. Was daraus wurde ist bis heute nicht ganz klar, aber kann davon ausgehen, dass das Projekt aufgegeben wurde, weil man mit den späteren Space Shuttles weitaus bessere Möglichkeiten zur Hand hatte. Das sowjetische 'Fractional Orbital Bombardment System' (FOBS). Hierbei handelte es sich um ein orbitales Nuklearwaffen-System, welches die USA über die "Hintertüre" attackieren sollte, d.h. über den Südpol anstelle über den näheren nördlichen Korridor über den Nordpol, wo ein intensives Radar-Frühwarn-System die Effizienz unterlaufen hätte. In der sowjetischen Regierung wurden die ersten Überlegungen hierzu bereits 1959 diskutiert. Zwischen 1962 und 1963 gab es hierfür erste Tests, drei Stück an der Zahl. Der Idee nach sollten Nuklearwaffen in den Erdorbit gebracht werden und dort dann auf den richtigen Moment warten, um als Re-Entrys durch die Atmosphäre zu gehen und im Kernland der USA aufzuschlagen, die mit einer Macht von 2,2 Megatonnen. Der Kreml nannte dieses System einfach "global missiles', was alles und nichts bedeuten konnte. Dahinter stand niemand anderes als der sowjetische Raketen-Chefdenker Sergei Koroljow - ein wahres Genie. Der Ministerrat im sowjetischen Zentralkomitee stimmte dem Projekt am 24. September 1962 zu. Koroljow nahm die Chance wahr, weil er sich hoffte, daraus später die N-1 als Mond-Superrakete mit 30 Triebwerken bauen zu können*. Mit diesem Traum stand er mit Wernher von Braun in Konkurrenz, ohne das beide voneinander wirklich wußten. Wie auch immer, der Planung nach sollten die ersten Testflüge mit FOBS bis 1964 stattfinden. Doch das war nicht zu bewerkstelligen gewesen, da die Trägerraketen SS-8 hinter dem Plan liefen. Dummys von ihnen wurden zwar bereits auf den traditionellen 1.Mai-Paraden durch die Strassen gezogen, aber einsatzfähig waren sie noch nicht. Startplatz für FOBS war Tyura-Tam, auf der Halbinsel Kamschatka unter Lt.Gen.Fedor P.Tonkich, ebenso Kommandant der berühmten Militärakademie F.E. Dscherschinski. Insgesamt gab es 24 FOBS-Tests. Am 19. Oktober 1968 meldete das Militär dem Zentral-Komitee und dem Minsterrat das System mit dem 20. Versuch über dem UdSSR-Kernland als einsatzbereit, nachdem mit Cosmos-139 am 25. Januar 1967 der erste wirklich erfolgreiche Versuch durchgeführt wurde. Weitere erfolgreiche Versuche konnte der CIA im April 1968 bestätigen und alarmierte damit das Weiße Haus. In der UdSSR selbst sorgten die streng-geheimen FOBS-Tests für eine große UFO-Sichtungswelle. Die FOBS liefen bis zum 8. August 1971. Danach wurden durch internationale Verträge diese Versuche als unstatthaft gebrandmarkt und eingestellt. 

*= Weder das System noch seine Triebwerke haben je zuverlässig funktioniert. Deswegen wurde das Moskauer Mondlandeprogramm endgültig zu Grabe getragen. Die Amerikaner hatten den lunaren Wettlauf längst gewonnen und alle N-1-Raketen wurden 1974 auf Befehl ihres Konstrukteurs vernichtet bzw die praxisnahen Russen haben aus den verbliebenen Einzelteilen das Beste gemacht, um ihre Lebensqualität zu verbessern: Wasserbehälter, utopisch-anzuschauende Spielplatzdekorationen, Laubendächer, Garagen oder Schuppen. Die US Army dagegen versuchte sich im "Programm 505" in ähnlicher Weise mittels Nike Zeus DM-15S-Raketen auf dem Kwajalein Atoll sowie White Sands im Jahr 1962. Bis 1965 gab es mehrere Tests dieser Art, die recht erfolgreich waren. Schließlich dachte man sogar daran, in diesem System Nuklearsprengköpfe einzubinden. Theoretisch wäre man imstande gewesen Satelliten bis in einer Höhe von 560 km damit zu erreichen. Ersetzte wurde dieses System durch "Programm 437" als Amerikas zweites "operational anti-satellite system" mittels Thor LV-2D-Raketen aus der Hand der US-Luftwaffe auf dem Johnson Atoll. Die Thor war dort bereits für Weltraum-Nukleartests vorbereitet worden. Doch es gab einen gewaltigen Nachteil - all diese Systeme hatten eine zweiwöchige Vorlaufzeit bis man sie einsetzen konnte. Viel zu lange um wirklich praktisch dienlich zu sein. 1972 schließlich gab man das ganze System auf, nachdem ein Hurrikan das Johnson Atoll fast völlig zerstörte und ein Neuaufbau aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr in Frage kam. Zudem wurde im selben Jahr der SALT-1-Vertrat unterschrieben, womit sich solche Waffensysteme verboten. Ein weiteres Raumabwehrsystem war in den 70ern das "Project SPIKE", wobei man einen konventionellen Sprengkopf namens ASAT (Air-Launched Anti-Satellite Missile) von Vought mittels einer Rakete von einem F-106-Abfangjäger in seiner Gipfelflughöhe auf einen Satelliten in niedrigem Orbit abschießen konnte, alle Mittel hierfür stellte das Missile and Space Defense Program zur Verfügung. Später wurde das Konzept auf die moderne F-15 übertragen und ist heute praktisch noch nicht überholt. Der erste erfolgreiche Abschuß eines Satelliten mittels dieses System erfolgte am 13. September 1985. Zurück zur Geschichte der friedlicheren Nutzung des Weltraums: Am 29.Juli 1958 wurde die National Aeronautics & Space Administration (NASA, von Insidern scherzhaft "Niemals absolut sichere Angelegenheiten" bezeichnet) in den USA unter Eisenhower gegründet, um unter ziviler Verwaltung das Raumfahrtprogramm voranzubringen, weil er auch die Militarisierung des Weltraums nicht wünschte und sah, dass die getrennt laufenden Programme der Navy und Army unproduktiv waren. Braun setzte hier nun alles auf eine Karte, nämlich die Russische - und drohte von der Gefahr, dass die Sowjets die Kontrolle über den Weltraum gewinnen wollten und wer diesen kontrolliere, der beherrsche auch die Erde; was die Entscheidungsträger in Washington zusammenzucken ließ. Ihr erstes bemanntes Weltraum-Projekt war MERCURY, um den ersten Menschen mit dieser Kapsel in den Weltraum zu schiessen. Dazu wurden verschiedene Raketen getestet: Redstone, Little Joe und Atlas. Aus 56 Risikopiloten wählte man 7 Mercury-Astronauten aus, den "The Right Stuff" für den Flug in den Weltraum, aber auch die "Mercury Seven" genannt. Begleitet wurde dies alles mit einer gigantischen PR-Aktivität, weswegen die 7 Astronauten augenblicklich zu nationalen Helden wurden - bereit sich als Kämpfer des Kalten Krieges dem Kommunismus im Weltall zu stellen und ihn dort zu stoppen. Doch sie wußten nicht, was insgeheim im Langley-Forschungszentrum der NASA in Virginia ausgebrütet wurde: Die "Space Task Group" träumten bereits vom Flug zum Mond. Hinter allem stand schlußendlich nicht nur Wernher von Braun, sondern hauptsächlich Maxime Faget, der maßgeblich am Entwurf jedes amerikanischen Raumschiffs bis hin zum Space Shuttle beteiligt war! Es setzte ein Strategiespiel ein, bei dem von Braun den Sieg davontrug. 

Kurz zuckte aber die "Astronautik" zusammen, als die Explorer-Satelliten einen Strahlungsgürtel (der Van-Allan-Gürtel) in 2400 km Höhe entdeckten, dessen Grenzen man erst ausloten mußte und sich Gedanken über eine etwaige Abschirmung für Menschen innerhalb einer Kapsel machte. Der Weg zu den Sternen war also von "dornigen" Stufen gezeichnet. Erst mit der "Pionier IV"-Mondsonde gewann das US-Heer wieder neuen Optimismus und Generalmajor John Mendaris von der Pentagon-Weltraumabteilung verkündete, das man noch bis Ende 1959 eine Rakete nebst Sonde zur Venus schicken werde. Grundsätzliches: Damit ein Astronaut im Weltraum überleben kann benötigt er den Schutz eines Raumschiffs oder einer Kapsel. Selbst eine kleine Kapsel kann nur durch die Schubkraft einer riesigen Rakete ins All befördert werden. Um die Schwerkraft zu überwinden ist außerdem eine Menge Treibstoff erforderlich. Deshalb unterteilt man die Rakete in einzelne Brennstufen. Sobald eine ihren Treibstoff verbraucht hat, fällt sie ab, um das Gewicht zu verringern. Wenn die Kapsel schließlich ihr Ziel erreicht, ist die Rakete ganz verschwunden. Von Anfang an stellt das Gewicht ein Problem für die Raketeningenieure da. Es beeinflußt jede Entscheidung, die sie treffen müßen. Für einen Flug zum Mond ersonnen zunächst amerikanische Raumfahrt-Pioniere die Rakete namens NOVA für den Direktflug zum Mond. Doch dieses Raketenmonstrum war einfach unpraktikabel und stellte zudem eine gewaltige Gefahr da. Sollte ihre Zündung schieflaufen, würde eine gewaltige Explosion sie begleiten. Wernher von Braun kam dann auf die Idee des Rendezvous in der Erdumlaufbahn - darunter hat man sich zwei Raketen vorzustellen: die eine schickt das Raumschiff hoch, die andere den Treibstoff. Im Orbit koppelt man dann beide Objekte und sie nehmen von dort aus Kurs Mond. Bis dahin war man sich zumindest in der Konzeption einig, dass ein komplettes Raumschiff von etwa der Größe einer Atlas-Rakete als komplettes Mutterschiff auf dem Mond landen sollte. Doch bereits 1959 kam der außenstehende Raketeningenieur John Houbolt auf einen genialen Gedanken: Das Hauptraumschiff sollte gar nicht auf dem Mond landen, sondern nur eine Art "Mond-Taxi", um Treibstoff zu sparen und das Gewicht zu reduzieren - entscheidende Parameter um wieder vom Mond wegzukommen, was oftmals von den Denkern vergessen wurde. Genau dies war das Konzept für die Mondfähre, die tatsächlich zehn Jahre später auf Luna aufsetzen sollte. Bereits im Herbst 1958 wurde der geheime Beschluß in Moskau gefaßt, die Phase der bemannten Raumfahrt in Angriff zu nehmen. 

1959 nahm die UdSSR erfolgreich den Mond ins Visier und die Sonde Luna 2 (auch Lunik II genannt) glückte die erste unbemannte, wenngleich harte Mondlandung am 13.September im Gebiet des Mare Tranquillitatis. Man sprach bereits vom "Blitzkrieg um dem Mond", da die Eroberung des Mondes in greifbare Nähe gerückt war (und man diskutiert darüber, das man Atommüll zur Sonne schicken wolle, um ihn dort zu entsor gen). Die Sowjetunion schlug vor, dass die Vereinten Nationen eine internationale Weltraumbehörde einrichten solle, die kontrolliere, dass der Weltraum nicht für militärische Zwecke genutzt werde. Moskau bot dem Westen an, die von Luna 2 festgestellten Tatsachen mit ihm zu teilen. Und im selben Jahr noch nahm Luna 3 das erste Bild von der für uns unsichtbaren Mondrückseite auf - eine weitere Sensation und es kam gerade recht, um als Propaganda-Instrument beim ersten Besuch Chruschtschows in den USA zu dienen. Und Dr. Levitt, Direktor des Planetariums am Franklin-Institut von Philadelphia, kündete an das um 1980 bereits Dörfer die Oberfläche des Mondes bedecken würden - gebaut nach dem Muster von Domen, die dem Erdbewohner Schutz bieten. Die Wiederspiegelung der Sonne auf diesen Kuppeln werde man von der Erde aus sehen können! In der UFOlogie sponn man sich bereits erste weiterführende Verschwörungsideen zusammen, weil die Bilder der erdabgewandten Mondseite den Angaben von den Planetarier-Kontaktlern Adamski und Menger widersprachen und nannte die veröffentlichten Bilder "manipuliert" um ja nicht die dort vorherrschenden Außerirdischen-Siedlungen zu zeigen. Russland schickte diverse Hunde erfolgreich in den Kosmos und machte damit Punkte. Und Moskau kündigte an, den ersten Menschen in den Weltraum zu bringen sowie den Mond zum "siebten Kontinent" der Erde machen zu wollen. Zum Jahreswechsel 1958/59 schoß eine sowjetische Rakete eine Sonde in eine elliptische Bahn um die Sonne und der sowjetische Astronom Kosirew behaupetete im Dezember 1958 einen Vulkanausbruch auf dem Mond fotografiert zu haben und sicher zu sein, dass es auf dem Mond Öl gibt. Der Atomforscher Dobronorawow sagte im sowjetischen Radio, dass im September 1959 Russland entweder Menschen zum Planeten Venus oder zum Mars schicken wolle, wozu man bereits Crews trainiere. Niemand wußte im Westen so richtig was Wirklichkeit und was Desinformations-Propganda war, wenn es um Meldungen von jenseits des "Eisernen Vorhangs" ging. Amerika legte sich ins Zeugs, aber eine Raketenstartpanne nach der anderen war das Ergebnis. Dann aber bekam man die Probleme in den Griff. Zum Ärger der US-Astronauten war jedoch an Bord einer Redstone mit einer Mercury-Kapsel an der Spitze, die am 31.Januar 1961 starte, kein Mensch, sondern vorsichtshalber der Schimpanse HAM (stand für Holloman Aerospace Medical Center), den die Nation spöttischerweise "Schimponaut" nannte. 

Aufs äußerste entschloßen den Vorsprung der Sowjets wettzumachen, appellierten die US-Amerikaner an die Jugend ihrer Nation: Zu wenige Studenten hätten sich für Natur- und Ingenieurs-Wissenschaften eingeschrieben und zu viele hätten die "weichen Fächer" belegt. So wurde der National Defence Education Act wurde erlassen, um die "richtigen" Studienzweige zu fördern. Damit lag die Jugend im Weltraum-Fieber und viele Studenten sahen es als ihre nationale Pflicht an in die Ingenieurs-Laufbahn einzusteigen. Nebenbei: Ende 1958 ging die Meldung um, wonach die Internationale Akademie für Sanskritforschung in Mysore (Indien) Sanskrit-Manuskripte übersetzt habe, wonach ein gewisser Maharshi Bharadwaja in prähistorischer Vergangenheit Berichte und Pläne über eine Luftfahrt einer längst versunkenen Kultur verfasste. Danach gab es damals Flugzeuge, die weit über das hinaus gingen, was die Menschen selbst zu Beginn des 21. Jahrhunderts kennen. Die Alten konnten sonach bereits den Bannkreis der Erde verlassen und andere Planeten mit solchen Flugobjekten besuchen.... Aber das Thema ging irgendwie unter und sollte sich erst in den späten 60er Jahren und vor allen Dingen in den 70ern durch die Prä-Astronautik wieder beleben. 1959 reiste Vize-Präsident Richard Nixon nach Moskau um dort eine amerikanische National-Ausstellung am 25. Juli zu eröffnen. Dabei versuchte er Chruschtschow mit der Errungenschaft des amerikanischen Farbfernsehens zu beeindrucken, als er dort den Knopf drückte um die Farbfernseh-Ära in den USA zu eröffnen, um damit die Raketenschlappe versuchweise wettzumachen. Chruschtschow aber gab sich leutselig und machte sich noch lustig: "Wir haben euch bei den Raketen überholt und wir werden euch auch beim Farbfernsehen überholen..." 1959 war auch das Jahr in welchem die Russen ihren "Right Stuff" zusammenstellten: Unter jungen Piloten der roten Armee wurden 19 Kosmonauten bestimmt, die aber zunächst nicht wußten, wofür sie ausgebildet wurden. In einer unvorstellbaren Trainings-Tortur wurden sie im neugebildeten "Sternenstädtchen" nahe Moskau für den Weltraum fit gemacht. Die amerikanische Öffentlichkeit sah dagegen in jener Zeit nur einen "missile-gap" (eine Raketen-Kluft) zugunsten der So wjets und darin eine Bedrohung, wodurch die Spirale des Wettrüstens nochmals angezogen wurde. Amerika sah in der UdSSR dagegen in Sachen Weltraumfahrt keinen ernsthaften Gegner, weil es so schien, als könnte der Kreml sich ein solches Engagement gar nicht leisten, eben viel zu teuer. Doch die westliche Welt sollte sich täuschen. Chruschtschow sah in der Raumfahrt ein mächtiges Propagandawerkzeug und dieses wollte er sich nach Sputnik nicht mehr aus den Händen nehmen lassen. Es ging um die technische und ideologische Überlegenheit und diese auch zu demonstrieren, die Siege im Weltall sollten auf Erden die Kapitalisten dazu führen, das sozialistische System aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Eisenhower wollte Klarheit und schickte zur Aufklärung die U-2 in den Einsatz, da sich das größte Land der Erde total abschottete und man Washington völlig im Unklaren ließ, was nun tatsächlich hinter dem Eisernen Vorhang lief. Dann geschah der Zwischenfall um Gary Powers... 

Die Russen hatten Powers U-2 mit einer Raketenwaffe am 1. Mai 1960 abgeschossen, kaum jemand hatte im Pentagon daran geglaubt, dass die Roten schon so weit waren, um Boden-Luft-Raketen verwenden und einsetzen zu können. Erneut hatte sowjetische Raketentechnik die Welt verblüfft. Chruschtschow ließ die Falle zuschnappen und konnte den USA Spionage vorwerfen. Amerika hatte den U-2-Flug zunächst als eine Wetter-Forschungsmission auch gegenüber den eigenen Bürgern ausgegeben, mußte aber später aufgrund der gegenteiligen Beweislage eingestehen gelogen zu haben und zugeben, dass die U-2 der Spionage diente (was im übrigen eine Analogie zum Mogul-Crash bei Roswell anno 1947 darstellt, hier war 1947 das abgestürzte Objekt ebenso als Wetterbeobachtungsinstrument dargestellt worden, während es in Wirklichkeit ein Spionage-Ballon und damit ein Vorläufer der U-2 war!). Chruschtschow reagierte äußert scharf und forderte, dass die USA sich a) entschuldigten und b) erklärten, dass derartige Flüge nicht mehr stattfanden. Als Eisenhower auf einer schon lange vorbereiteten Gipfelkonferenz der Großmächte in Genf am 16.Mai 1960 sich weigerte zu entschuldigen, ließ Chruschtschow diese platzen und sorgte für ein Medienspaktakel indem er Powers in Moskau einem demütigenden Schauprozeß aussetzte. Wie auch immer, die U-2-Flüge bis dahin hatten kaum etwas von der russischen Raketen-Überlegenheit gezeigt und Chruschtschow fürchtete genau darum, dass sein Bluff durchschaut worden sein könnte oder alsbald durchschaut würde. Deswegen spornte er die Leute am geheimen Cosmodrome Baikonur an, eine neue Interkontinentalrakete zu bauen. Dort ging es hektisch zu, es konnte der UdSSR nicht schnell genug gehen, um zum Jahrestag der Oktoberrevolution ein neues mächtiges Raketengewicht in die Waagschale des Kräftemessens zu werfen. Dabei gab es einen schrecklichen Unfall am 24. Oktober 1960 und die Rakete verwandelte sich in einen Feuerball, der 126 Menschen (darunter dem Marschall der strategischen Raketentruppen Nedelin) das Leben kostete, während sie noch an der Rakete gearbeitet hatten. Tödlicher Leichtsinn war hier die Hauptursache gewesen, der Explosionsflammenball war noch 20 Kilometer weit weg zu sehen gewesen. Zahlreiche Menschen verbrennen bis zur Unkenntlichkeit im flammenden Inferno von 150 Tonnen Raketentreibstoff, nachdem die zweite Raketenstufe urplötzlich auf dem Startgerüst zündete. Von dieser bis Dato größten Katastrophe in der Historie der Raumfahrt erfährt die Weltöffentlichkeit nichts (obwohl die an den großen Lichtmasten hängenden Kameras solange alles filmten bis sie selbst unter der Hitze zusammenbrachen), nur einige Gerüchte und Spekulationen kursieren. Die Rampe, die nie wieder aufgebaut wurde, entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einer allgemeinen Gedenkstätte für alle verunglückten Raumfahrer - das Kosmodrom lebte seither mit dieser Geschichte. Die UdSSR baute ihre Raketenindustrie massiv aus und die technischen Probleme mit der bemannten Raumfahrttechnik waren eine enorme Herausforderung, weil hierbei natürlich viele neue Systeme notwendig waren: Ein Stabilisierungssystem für den freien Fall, eine rückführbare Druckkabine, ein Bremsraketensystem, der Trennungsmechanmismus zwischen Rakete (die R-7) und Nutzlast etc. Techniken die teilweise heute noch Verwendung finden. 

Ein besonderes Problem ist die Landung. Von vorne herein konzentrieren sich die Ingenieure aufgrund der riesigen Ausdehnung der Sowjetunion auf eine Landung auf dem Festland während sich die Amerikaner auf 'Wasserungen' im Meer spezialisierten. In Amerika dagegen lief das Raketenprogramm endlich auf Hochtouren an der Vandenberg AFB, da Eisenhower das Budget auf weitere 12 Milliarden Dollar aufgestockt hatte. Der Luftwaffenstützpunkt Vandenberg am Point Arguello befindet sich 240 km nordwestlich von Los Angeles an der kalifornischen Küste und wurde zum Startplatz militärischer Raketen. Dieser Weltraumbahnhof, der speziell zum Start von Satelliten in polare Umlaufbahnen um die Erde geeignet ist, wie sie in der amerikanischen Satellitenaufklärung bevorzugt werden, in Bahnen also, die über die Polargebiete der Erde führen, wurde später unter der Bezeichnung "Western Test Range" bekannt. Der zivile Weltraumbahnhof auf Kap Canaveral wird analog dazu "Eastern Test Range" genannt. Atlas, Thor, Minuteman und Polaris wurden sämtlich mit Erfolg getestet und die US-Sonde "Pionier V" war im Frühjahr 1960 auf den Weg zur Venus mittels einer Thor-Trägerrakete gebracht worden, ihren Kurs kontrollierte man über das Radioteleskop von Jodrell Bank im britischen Cheshire. In den USA verkündete der Kontaktler Claudas, dass die Planetarier sich bei Annäherung der Sonde an die Venus zu erkennen geben würden, um die Erde dann in den interplanetarischen "Bund der Drei" aufzunehmen, Dick Miller schloß sich dam an nachdem er von seinem außerirdischen Freund "Mon-Ka" gleichartiges durchbekommen hatte. Der Alien erklärte auch, dass das Wettrennen zu den Planeten eindeutig nur damit zu tun habe, weil die irdischen Mächte endlich mehr über die Piloten der Fliegenden Untertassen und ihre interplanetarische Heimat herausfinden wollten. Die USA schickten im August 1960 ihre seit geraumer Zeit geplanten Echo-Satelliten hoch, riesige 30 Meter durchmessende Stratosphärenballons, die mittels dreistufiger Thor-Delta-Raketen von Kape Canaveral in einem Paket hochgeschossen wurden, um dann automatisch aufgeblasen zu werden und sich in die Ballons zu verwandeln. Den USA gelang es zudem zwei Kapseln aus hochgeschossenen Raketen zu bergen, die im Orbit ausgestoßen worden waren und ohne Bruch niedergingen. Gleichsam besuchten die ersten Weltraumreisenden den UFO-Kongress vom Oktober in Wiesbaden - die beiden Planetarier-Kontaktler Reinhold O.Schmidt und Carl A.Anderson. 1961 gab es einen neuen US-Präsidenten: John F.Kennedy. Er hatte Eisenhower vorgeworfen für den sowjetischen Vorsprung in der Raketentechnik verantwortlich zu sein und es versäumte eine überlegene nukleare Raketenstreitmacht aufzubauen. Kennedy hatte versprochen, dass er mit seinen Verteidigungsexperten dieses Problem aus der Welt schaffen werde. Das sogenannte new frontier-Programm lief an. 

Doch dann brachte Moskau einen weiteren, wohlgehüteten Trumpf ins Spiel: Juri Gagarin (28, Jahrgang 1934), der erste Mensch im Weltraum war 108 Minuten mit seiner Wostok unterwegs und umrundete dabei einmal die Erde, ein Bauernsohn aus Smolensk sollte den USA großen Druck machen. Hochgeschossen von einer R-7, die über die nächsten Jahre hinweg die sowjetische Standard-Rakete als Raumfahrtpackessel werden sollte. Erst 1967 wurde auf der Pariser Airshow von Moskau eine R-7 der westlichen Welt vorgestellt. Warum? Nun die R-7 war inzwischen ein alter Hut und die neue Proton-Rakete (UR-500) war noch leistungsfähiger, deren Weiterentwicklungen bis heute noch eine sehr große Rolle in der russischen Raumfahrt spielt (die Proton sollte 18 Jahre lang der Welt verborgen bleiben bis die Energiya-Rakete die nächste Runde der russischen Raketen einläutete). Der Start Gagarins war ein Staatsgeheimnis gewesen, da man im Kreml um das hohe Risiko wußte - wäre die Rakete z.B. beim Start explodiert oder hätte es ein anderen Unglück gegeben, die Welt hätte damals davon nichts erfahren. Kennedy war stinksauer und wollte wissen, "was wir tun können, um die Russen zu schlagen - wir müssen Moskau überbieten". Der präsidentiale Beraterstab entschloß sich hier bereits das Ziel der bemannten Mondlandung ins Auge zu fassen. Für von Braun war dies die Gelegenheit sich zu beweisen und sich wieder in Erinnerung zu rufen indem er öffentlich nur eine Möglichkeit sah, den Wunsch des Präsidenten zu erfüllen: die bemannte Mondlandung. Zwischenspiel: Auf dem Internationalen Weltraumkongress in Nizza, an dem 280 Raumfahrtwissenschaftler aus 20 Ländern teilnahmen, erklärte der amerikanische Biochemiker Joshua Lederberg, die ersten Menschen, "die in 10 oder 15 Jahren" Mars oder Venus erreichen würden, könnten möglichwerweise ihr Leben unter besonderen Schutzvorkehrungen fortsetzen müssen, da eine Rückkehr nicht gesichert sei. Es könne als sicher angesehen werden, dass auf Mars und Venus in irgendeiner Form Leben existiere. Es sei jedoch auch möglich, dass diese Organismen dem Menschen oder umgekehrt schaden werden. Die Rückkehr einer Raumexpedition, die derartige "fremde Organismen" auf die Erde mitbringe, könnte sich auf die Gesundheit der Völker katastrophal auswirken. (Nach Neue Ulmer Zeitung, 4. Juli 1960)

Juri, der Weltraumheld, auf der Strasse ins Weltall Die Tiere die ins All geschickt wurden wußten nicht was mit ihnen geschah. Sie hatten sicherlich Stress, aber keinen psychischen Druck. Sie hatten weder mit Erwartungen, Furcht und Wahnvorstellungen zu kämpfen. Wie würde ein Mensch die Reise ins Weltall verkraften? Würde der Mensch sich im Weltall normal verhalten können? Daraus wußte niemand eine Antwort, aber man suchte nach ihr. Am 12. April 1961 brach so eine neue Ära mit dem kurzen Satz "Auf gehts!" an... Die Welt war wieder erschüttert, als Radio Moskau an diesem Tag meldete: "Seit einigen Minuten befindet sich ein bemanntes sowjetisches Raumschiff namens Wostok auf dem Flug um die Erde." Nicht nur der Sowjetbürger war elektrisiert, sondern auch der ganze Globus erlebte seinen nächsten "Sputnik"-Schock, weil ausgerechnet der westliche Systemfeind, die UdSSR, einen Menschheitstraum verwirklicht hatte: Ein Mensch war in den Weltraum gebracht worden, unter so geheimen Vorbereitungen, dass noch nicht einmal seine Familie etwas davon wußte und die Meldung verblüfft und überglücklich von Radio Moskau vernahm. Ein grandioser Empfang wurde Juri Gagarin garantiert, die Sowjetbürger hatten einen neuen Stolz, ein neues Idol und demonstrierten die Führungsrolle des Ostens im Weltraum auf dem Roten Platz wo man Menschen mit Plakaten und der Aufschrift "Hurra! Der Kosmos ist unser!" sehen konnte. Nach SPUTNIK, Laika und den Mondsonden war dies ein weiter Schlag für das nationale Empfinden der Amerikaner gewesen, die Presse schäumte. Moskau hatte schnell gelernt, die Erfolge der Raumfahrt als politisches Kapital einzusetzen. Gagarin wurde zum tatsächlichen Weltraumhelden und auf dem Roten Platz beim Kreml gefeiert und der stolze Sowjetbürger konnte seine "Sehnsucht nach oben" ausleben. Nebenbei: Er landete nicht in seiner Wostok-Kapsel an Fallschirmen auf dem Boden, wie man es heute kennt, sondern wurde nach dem Eintritt seiner Kapsel in die Erdatmosphäre mit einem Schleudersitz aus seiner Kapsel in 4000 Metern Höhe herauskatapultiert und Gagarin landete mit dem Fallschirm sicher auf der Erde. Der Grund ist einfach: Das Wostok-Raumschiff hatte damals noch keine Bremsraketen besessen. Damit ist Gagarin´s Flug kein 'richtiger Weltraumflug' gewesen, weil ein solcher auch die Rückkehr im Weltraumgefährt zur Erde beinhaltet - Moskau verheimlichte aber diesen Umstand der Welt. Es war ein großes Wagnis gewesen und die Verantwortlichen für den Gagarin-Flug waren nicht ganz von der Technik überzeugt, sodass ein Unbehagen vorgeherrscht hatte - die Chance für ein glücklich verlaufendes Experiment lag bei 50 Prozent. Dennoch, es ging alles gut und der Gagarin-Flug ging als historisches Ereignis in die Geschichte ein. Sergei Koroljow hatte seinen Traum wahrgemacht, auch wenn im Westen kaum jemand ahnte, wer hinter dem Flug Gagarin´s steckte. Man kann es nicht oft genug wiederholen: zum ersten Mal war ein Mensch in den Weltraum vorgestoßen und hatte damit seinen irdischen Horizont verlassen und eine neue Sicht erfahren. 

Der Mensch war zum Weltraumfahrer geworden. Koroljow, der geniale Ingenieur der das Tor zum Weltraum aufgestoßen hatte, sass aber unbeachtet in der zweiten Reihe und der Kreml beantwortete alle Fragen nach dem russischen Weltraumgenie nur mit "eine Gesamtleistung des sowjetischen Volkes". Moskau bewies, dass der (sozialistische) Mensch im Weltall funktioniert und überleben kann, deswegen lief auch die Propagandamaschinerie sofort auf Hochtouren an. Gagarin selbst wurde zitiert gesagt zu haben, stolz zu sein als Erster "die Strasse in den Weltraum zu bauen" und Probleme dabei zu überwinden, "wie gute Kommunisten es tun". Ein Sowjetbürger war zum Eroberer des Universums geworden, jedenfalls laut Radio Moskau. Der sympathische Juri Gagarin wurde auch zum Symbol des technischen Fortschritts und zum Hoffnungsträger einer besseren persönlichen und politischen Zukunft des Sowjetmenschen in der Zeit nach Stalin, so wurde er stürmisch gefeiert und die UdSSR lag im Kosmos-Rausch, Gagarin wurde zum Repräsentanten des technischen Fortschritts in der Sowjetunion. Mit Nikita Chruschtschow hatte das Volk eine politische Zeit des "Tauwetters" erlebt und da er Gagarin hochgeschoss, partizipierte er grundsätzlich von der Begeisterung des Volkes. Die Menschen des gesamten Ostblock jubelten ihrem Helden zu, die Jugend hatte nur noch ein Thema - Gagarin. Auch wenn im Sowjetsystem die Starrolle eigentlich gar nicht vorgesehen war und niemand aus dem Kollektiv herausragen durfte. Die Begeisterung für die Raumfahrt packte viele, ein neues und gutes Leben sahen die Men schen des Ostblocks für sich kommen. Mancher konnte davon nicht genug bekommen, genauso wie Juri selbst seit früher Jugend davon geträumt hatte, erst Düsenfliegerpilot und dann Kosmonaut zu werden. Für die nächsten zehn Jahren waren die Menschen in Sachen Raumfahrt ganz enthusiastisch. Man glaubte es sei ein ganz logischer Weg, dass man nun die Erde umkreiste, dann zum Mond fliegt, dort landet und dann den Mars besucht, aus dem Planetensystem hinausstößt und Kolonnien im Weltraum bildet und Raumstationen eröffnet. Für jeden, der sich damals nur einigermaßen damit beschäftigte, war dies völlig sicher. Die UdSSR stand im Kosmos-Fieber und Gagarin war zum großen Vorbild der Arbeiterklasse geworden, die Menschen liebten ihn abgöttisch. Chruschtschows Rechnung ging auf und er ließ damit die Überlegenheit des Kommunismus zur Geltung kommen, der Flug Gagarin´s in Wostok I war ein bis heute unvergleichbarerer PR-Erfolg für Russland gewesen. Die Sowjetführung hatte sich ganz genau überlegt, wen sie als ersten Menschen ins All schickt, um einen Propagandasieg schlußendlich auch zur Stärkung der Moral des eigenen Volkes herbeizuführen. 

Auf seiner Welttournee wird Gagarin auch zum gefeierten Botschafter einer politischen Idee, überall wohin er kam wurde er von unüberschaubaren Menschenmengen gefeiert - selbst in New York City, wo man ihn gar aus dem Auto zerrte. Juri, der Weltstar, der anfing zum Trinker zu werden, Ausschweifungen mit Frauen und Exzesse sich leistete - also wieder den Boden unter den Füssen verlor. Doch dies durfte niemand wissen, um den modernen Mythos zu pflegen und das perfekte Image zu hegen. Auch wenn Gagarin gerne nochmals in den Kosmos fliegen wollte war dies unter diesen Umständen nicht mehr möglich und die politische Führung sah ihn als zu wertvoll an, um ihn nochmals dieser Gefahr auszusetzen - was auch zur offiziellen Begründung wurde, ohne die wahren Hintergründe bekannt zu machen. Gagarin darf weiterhin im Flugzeug trainieren um auf die neue Sojus-Kapsel für das geheime sowjetische Mondlandeprogramm fit zu werden (wo er aber nur als Teilnehmer der "backup crew" vorgesehen war) und mit ihr eine neue Propaganda-Aufgabe rund um das Weltraumprogramm zu erhalten, wobei er aber am 27. März 1968 in der Nähe von Moskau an Bord einer MiG-15 aufgrund einer Beinahe-Kollision (und dem damit verbundenen Ausweichmanöver) mit einer im selben Luftraum auf ihn direkt zufliegenden MiG-21 abstürzt. Noch heute befindet sich seine Urne in der Kreml-Mauer, ein Ehrenplatz neben den anderen Volkshelden Russlands - eingraviert befindet sich auf der Gedenktafel folgender Satz: "Juri war das Beste der russischen Seele..." Seitdem feiern Raumfahrer zu seiner Ehre den 12. April als den Tag, an dem ein Bauernsohn aus Smolensk den Weltraum eroberte. Einige Zeit später sollte ein Amerikaner namens Armstrong sagen: "Es war Juri Gagarin, der uns alle dazu aufriff, nach den Sternen zu greifen." Die amerikanischen Politiker und die Öffentlichkeit waren (wir wissen es bereits) schockiert, hilflos und man fühlte sich gedemütigt, die westlichen Raketentechniker dagegen nur überrascht, dass die Russen schon soweit waren und nur sie Erfolge im All aufweisen konnten. Schließlich verstanden sie es ihre Erfolge zu glorifizieren und Tragödien zu verschleiern. Konkret gesagt: die Sowjetunion überraschte die Welt mit größeren Raketen und mit größerer Schubkraft. In den USA hatte man bis dahin kaum etwas besseres als die alten V-2 mit ihren Verbesserungen als Nachfolger, aber im Grunde waren die amerikanischen Raketen in den Dimensionen der V-2 ausgefallen. 

Der Sowjetbürger wollte nicht nur Gagarin feiern, sondern auch sehen mit welchem Raumschiff er den Durchbruch schaffte. Moskau wollte auch gerne protzen. Doch das Original konnte man nicht ausstellen und eine neue Wostok wollte man der Welt nicht zeigen, da Ausländer dann technische Details entleihen könnten, die man ihnen nicht in die Hände geben wollte. Zwei wichtige Punkte waren es, die Moskau dazu verleiteten einen nicht ganz korrekten Dummy im Juli 1961 auf einer Luftfahrtausstellung in Tushino auszustellen: 1) man wollte vermeiden zu zeigen, wie man eine bemannte Kapsel als Re-Entry-Körper auszugestalten hatte und 2) niemanden einen Hinweis darauf zu geben, wie man auf der Basis dieses Apparats einen Aufklärungssatelliten bauen könnte (was der Kreml bereits mit der Wostok in Planung hatte). Doch man machte einen Fehler, weil gleichzeitig in den Kinos der UdSSR der Film "Mit Gagarin zu den Sternen" lief, in welchem Fotos der echten Wostok enthalten waren. Offiziell wurde die Wostok aber erst Ende April 1965 auf einer Luftfahrtausstellung in Moskau ausgestellt, un verblümt. Drei Wochen später, am 5. Mai 1961, ist Alan Shepard der erste amerikanische Astronaut unter neuerlichem Zugzwang, der mit der Mercury-Kapsel Freedom-7 ins Weltall befördert und dessen Flug live im Fernsehen übertragen wird - dies im Gegensatz zum Flug Gagarins. Ein Risiko mehr: Sollte er sterben, wird die ganze Welt Zeuge sein - sollte es eine Katastrophe geben, wäre dies das Ende des amerikanischen Weltraumprogramms gewesen. Dies war dem amerikanischen Volk und vor allen Dingen dem neuen US-Präsidenten bewußt... Doch sein Flug verlief problemlos dauerte aber nur 15 Minuten 18 Sekunden, kratzte also nur den erdnahen Raum - Gagarin war aber schier zwei Stunden in einem fast vollen Orbit unterwegs gewesen. Damals war der Schlüssel zum Weltraum das Erreichen einer Erdumlaufbahn gewesen. Voller Spannung begleitete die amerikanische Nation am Radio- und Fernsehgerät den Flug, die Welt hielt den Atem an. Technisch gesehen war Shepards Flug ein Mißerfolg, weil er gegenüber Gagarin nur einen balistischen Flug durchführte, die Redstone auf der Shepard 'ritt' war nur eine bessere V-2 gewesen und die Rakete Gagarins eine überaus überlegene Trägerstufe, der Amerika bisweilen einfach nichts entgegensetzen konnte. Doch was blieb den Amerikanern übrig, der nationale Stolz und die Ehre verlangten es aus psychologischen Gründen, Shepard zum Nationalhelden werden zu lassen. Präsident Kennedy und die First Lady empfingen Shepard und seine Gattin im Weißen Haus. Tatsächlich sollte erst Neil Armstrong im Sommer 1969 mit seinem ersten Schritt des Menschen auf einer anderen 'Welt' diese originale Schlappe wirklich ausbügeln können. Kein Wunder wenn wir heute die Namen Gagarin und Armstrong gleichsam nennen, sobald wir gefragt werden, wer die 'größten Weltraumeroberer' waren. Bereits 1960 hatte im US-Präsidentschaftswahlkampf die Frage nach Amerikas Raumfahrt-Zukunft eine wichtige Rolle gespielt, weil die Amerikaner im Rennen um die Eroberung des Kosmos zurückstecken mußten. Der Grund ist simpel: Die Überlegenheit der Sowjets bei den Trägerraketen basierte auf militärischen Notwendigkeiten zu Verteidigungszwecken. Die UdSSR war von amerikanischen Militärstützpunkten umgeben (hatte also eine heikle geopolitische Lage), war mit amerikanischen Bombern leicht zu erreichen. Für die Sowjets offenkundig ein bedrohlicher Zustand während umgekehrt die Vereinigten Staaten von Amerika weitab lagen und damit vor den Fängen der Roten einigermaßen geschützt. 

Die Russen mußten also weitreichendere (kurz gesagt größere) Raketen bauen, die längere Strecken überwinden konnten. Die Raketen symbolisierten somit auch die Überlegenheit des Kommunismus für den Machtapparat im Kreml. Mit Sputnik hatte es die UdSSR der Welt gezeigt. Und am 25. Mai 1961 ging Amerika deshalb in die Offensive, so verkündete der neue amerikanische Präsident John F. Kennedy im Kongreß der Nation, dass Amerika noch vor Ende dieses Jahrzehnts einen Menschen auf dem Mond absetzen wolle und sicher zurückzubringen. Dazu waren die "Neuen Neun" für das Mondlandeprogramm berufen worden, um zu lernen "wie man im Weltraum scheißt, ohne die Instrumente zu versauen", wie ein Spötter es nannte. Braun hatte gewonnen, weil er immer wieder ein Schreckensbild propagiert hatte: "Sollen wir warten, bis auf dem Mond die rote Fahne hochgeht?" Kennedy´s Rede erfüllte den langersehnten Wunsch des von Braun-Teams. Es war die Zeit für ein neues, großes amerikanisches Technologie-Unternehmen, welches die Fantasien überall beflügelte. Aufgrund der Wirtschaftskraft der Vereinigten Staaten war dies auch möglich, schließlich kostet Raumfahrt (heute wie gestern) sehr viel Geld. Das Team von Wernher von Braun in Huntsville sollte die Mondrakete bauen! Kennedy und Braun wurden zu persönlichen Verbündeten im Kalten Krieg gegen die Sowjets; zwei verhältnismäßige junge Männer, die in großen Dimensionen dachten und dennoch nicht realitätsfremd waren. Was kaum bekannt ist: später wurden die beiden Freunde. Damit hatte JFK auf die sowjetische Herausforderung sofort reagiert und schließlich die mächtige SATURN V-Schwerlastrakete in Auftrag gegeben, um seinen Vorstellungen nach bereits 1967 eine bemannte Mondlandung durchzuführen - doch die technischen Möglichkeiten drückten die Realität zwei Jahre nach hinten. Mercury, Gemini und dann Apollo - dies waren die amerikanischen Stufen der Weltraumkapseln zum Mond. Parallel einher wurde auch das Trägersystem mit der Saturn-Reihe vorangetrieben. Kennedy reagierte auf den Druck der amerikanischen Presse, die von ihm forderte, der sowjetischen Bedrohung im Weltraum zu begegnen und ihm anriet, als erste Nation der Erde den Fuß auf den Mond zu setzen. Amerika bekam damit die Chance auch ein großes amerikanisches Unternehmen der Welt vorzuführen, was die Einmaligkeit des amerikanischen Systems unter Beweis stelle. Die Führungsrolle Amerikas sollte über die Vorrangsstellung im Weltraum eingefordert werden, "was auch in vielerlei Hinsicht ein Schlüßel für unsere Führungsrolle auf Erden sein wird", erklärte der US-Präsident bei seiner berühmten Kongreß-Rede. Politisch standen aber Probleme der USA dahinter: Gut, Gagarins Flug war eine Demütigung gewesen, aber auch die erfolglose Invasion auf Kuba (das Fiasko in der Schweinebucht) und Bürgerkriege im Kongo, Probleme in Laos und die ersten Zeichen für den Vietnam-Krieg drückten auf die US-Außenpolitik wie ein mächtiger Fels. Innenpolitisch steckten die USA alsbald auch in einem Morast: In den Gettos der großen Städte tobten Schlachten zwischen Schwarzen und der Polizei. Nationalgardisten schossen auf demonstrierende Studenten. 

Die Gewalt regierte, gerade auch nach der Ermordung von dem farbigen Bürgerrechtsführer Dr.Martin Luther King am 4. April 1968 wurde die Lage innenpolitisch sehr brisant, als Malcolm X und die Black Panther für fast schon bürgerkriegsähnliche Zustände standen und Amerika geraume Zeit alles andere als das "Gelobte Land" war. JFK hatte ein schweres Erbe übernommen und schlitterte selbst in große Problemstellungen hinein. Es war also die rechte Zeit, um mit einem großen politischen Programm hervorzutreten und der Nation neue Gedanken in den Kopf zu setzen. Er hatte bei seinem Vize Johnson gleich zu Amtsantritt gefragt, ob dieser eine Idee habe, wie man die Russen erfolgreich überholen und schlagen könne. Selbst Glenn Wilson (Kennedy-Berater) gesteht heute zu, dass das Apollo-Projekt keine wissenschaftliche Unternehmung für Washington war, sondern einfach auf einer "eindeutig politischen Entscheidung" fußte. Jetzt wollte Amerika die Vormachtstellung im Weltraum erfahren, auf Teufel komm raus. Der neue und junge US-Präsident suchte nach einem großen Programm für seine Regierung, um damit hervorzutreten. Dieses Ziel zu definieren war zu diesem Zeitpunkt möglich, da die UdSSR keinerlei Möglichkeiten damals hatten die dafür notwendige Rakete zu bauen während von Braun dafür die Pläne längst in der Schublade hatte und dafür nur das Geld (will heißen: den politischen Willen) brauchte. Hier ein wichtiger Ausschnitt aus JFK´s historischer Rede an das amerikanische Volk: "Warum erklimmen wir die höchsten Berge? Warum flog Lindberg über den Atlantik? Wir haben uns entschieden noch in diesem Jahrzehnt einen Mann auf den Mond zu schicken - nicht, weil es einfach ist, sondern gerade weil es schwer ist. Dieses Ziel zu erreichen verlangt, dass wir all unsere Fähigkeiten und Energien mobilisieren und das Beste aus uns herausholen. Wir sind bereit, diese Herausforderung zu akzeptieren, wir sind nicht bereit, sie zu verschieben und wir wollen sie gewinnen - wie die anderen Herausforderungen auch." Amerika befand sich also im Aufbruch, eine Nation zog aus um den Weltraum zu erobern, war auf dem Weg zum Mond, auch wenn manche Zweifler Kennedys Idee für kühn hielten. Die Mission hieß nun eindeutig: Landung auf dem Mond. So lange schon Menschen den Mond betrachteten, solange träumten sie davon unseren nächsten kosmischen Nachbarn zu erforschen. Doch nicht friedliche Wissenschaft, sondern der Wettkampf der militärischen Supermächte gab den Ausschlag zur ersten Reise des Menschen zum Mond, Amerika wollte nicht mehr die kleinen Schritte tun, sondern zum mächtigen Schlag ausholen, um Moskau in die Schranken zu verweisen. Der alte Forschertraum hatte so gut wie gar nichts damit zu tun... 

Und in Deutschland war im Rastatter Moewig-Verlag das SF-Autoren-Duo Walter Ernsting und K.H. Scheer auf die Idee gekommen diese grandiose Herausforderung in einer Romanserie namens "Perry Rhodan" umzusetzen. Im September 1961 erschien so das erste Heft "Unternehmen Stardust", wo der amerikanische Flieger-Astronaut Major Perry Rhodan mit seinen Kollegen in einer Mehrstufenrakete 1971 als erste Crew der Menschheit auf dem Mond landen werde (Armstrong und Team waren in der Wirklichkeit dann noch zwei Jahre schneller oben), um dort das Wrack einer außerirdischen Zivilisation (der Arkoniden aus dem Sternhaufen M 13) zu entdecken. Rhodan war als Soldaten-Astronaut der "US Space Force" auf dem Flug zum Mond gewesen - wodurch die Gerüchte um das USAF-Projekt Lunex (dazu später mehr) aufgegriffen wurden! Nur knapp überhaupt verfehlte die deutsche Phantasie der Autoren die Wirklichkeit - bei den Lesern der Heftromane trifft sie ins Schwarze - ein kleiner Schritt für die Papierfigur, ein gewaltiger Schritt für die deutsche Science Fiction weit vor der Zeit als die ORION oder ENTERPRISE* über die Bildschirme flog. Der Rest ist Legende und schließlich wurde die Heftchenserie zur größten SF-Roman-Reihe des Planeten Terra, eine andere Art von "Eroberung des Weltraums" ging mal wieder von Old Germany aus! Ohne eine gehörige Portion Wissbegier, Interesse an Raumfahrt und der Lust sich auf Fremdes einzulassen kann kein PR-Fan sich dem Perryversum mit Leib und Seele verschreiben. Nebenbei: Knapp vierzig Jahre später schrieb der echte "erste Mann auf dem Mond", Armstrong, seinem Romankollegen Rhodan tatsächlich einen Brief und gratulierte ihm für die Tat, den Menschen die Augen für den Weg in den Kosmos geöffnet zu haben... Viele deutsche Wissenschaftler haben in ihrer Jugend Kontakt mit der phantastischen Welt von PR gefunden - und gingen mit ihm auch ihren Weg unter der Ausstrahlung des "magic viewpoint". Dies gesteht so z.B. Klaus Bickert, Astrophysiker des Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching ein. Es ist wohl die schwer erklärbare harte Mischung aus harten wissenschaftlichen Fakten und poetischer Übersteigerung, die die Stammleser binden und vom "kosmischen Hauch" sprechen lassen. Kein Wunder also, wenn Astronomie-Zeitschriften in PR werben und in Astronomiezeitschriften wie Space Observer Themenartikel über PR erscheinen. Die SF-Literatur als technische Zukunftsromane spiegeln den zeitgenössischen Kenntnisstand und "rechnen die logisch erscheinenden nachvollziehbaren Erfindungen und Entwicklungen" für die Zukunft hoch. Soetwas weckt natürlich naturwissenschaftliches Interesse und fördert es. 

*= Es gab sogar ein Space Shuttle der NASA namens "Enterprise", ja es war gar das allererste Shuttle überhaupt welches zur Huldigung der TV-Serie so benannt und in einer PR-Kampagne des Filmstudios von der originalen TV-Crew getauft wurde. Zum Frust der Star Trek-Fans flog dieses aber nie wirklich ins All, sondern wurde nur fünf Mal an Bord eines Jumbo-Jets huckepack 10.000 Meter hochgeflogen, freigelassen um dann den Gleitflug der Konstruktion allgemein zu erproben. "Aus den Ruinen zu den Sternen: Perry Rhodan - eine Würdigung" hieß ein Artikel von PR-Chefredakteur Klaus N. Frick im Perry Rhodan-Magazin vom 21. August 2001. Frick beschreibt hier sehr gut, den Realitäts-Gegenentwurf den die Autoren damals 1961 leisteten: "Deutschland 1961. Der Zweite Weltkrieg liegt gerade einmal 16 Jahre zurück. In den Städten gibt es immer noch ausgedehnte Trümmergrundstücke, in Barackensiedlungen hausen Flüchtlinge und Vertriebene. Die Leiden des Krieges sind den traumatisierten Überlebenden unvergessen. Gleichzeitig beherrscht die Angst vor dem nächsten großen Krieg das Denken vieler Menschen. Beiderseits des Eisernen Vorhangs stehen sich hochgerüstete Armeen gegenüber; das Arsenal an Atomwaffen genügt schon zu dieser Zeit, den Planeten Erde mehrfach zu vernichtenVor allem in Deutschland, dem voraussichtlichen Schlachtfeld des nächsten Weltkriegs, fürchtet man sich vor einem nuklearen Waffengang. Kein Wunder, dass sich in den frühen Sechzigern viele Menschen in knallbunte Fantasiewelten flüchteten. Im Fernsehen lief vor allem das Testbild, also las man. Jungs verschlangen die so genannten Piccolos, Comics im Streifenformat, in denen Helden wie Sigurd, Akim, Nick und Tibor unglaubliche Abenteuer erlebten. Wer etwas älter war, griff zum Romanheft, dem verbissenen Widerstand von Lehrern, Eltern und anderen vorgeblichen Respektspersonen zum Trotz. Aus dieser Welt stammt Perry Rhodan. Was der Serie letztlich zu dem enormen Erfolg verhalf, war sicher die Tatsache, dass sie gegen die eher triste Realität einen Entwurf setzte, der auf den ersten Blick wenig radikal schien: Als der erste Roman am 8. September 1961 erschien, lag die in 'Unternehmen Stardust' postulierte Mondlandung gerade mal zehn Jahre in der Zukunft. Der Vorstoß des Space Force-Majors Perry Rhodan faszinierte die Menschen, weil er einen Ausweg aus dem tristen, vom Krieg bedrohten Alltag bot. Dasselbe gilt für Romane mit so prophetischen Titeln wie 'Der Atomkrieg findet nicht statt', für die politische Einigung der Erde mit Hilfe der Dritten Macht und für die Mutanten, die zum Segen und zum Fluch für die Terraner werden können. 

Wer im Jahr 1961 auf die ungeheure Aufbauleistung der letzten 16 Jahre zurückblickte, die aus dem völlig zerstörten Mitteleuropa wieder ein bewohnbares Land gemacht hatte, für den war der Bau der Erdhauptstadt Galakto City - später Terrania City - eine fast logische Schlußfolgerung. Und dass die ersten außerirdischen Planeten in der Perry Rhodan-Serie bereits zu Beginn des 21. Jahrhunderts besiedelt werden, war für die Leser so absurd nicht. Wenn es die Terraner schafften, ihre internen Streitereien zu überwinden, mußten sie auch in der Lage sein, interstellare Kolonien gleich im Dutzend zu gründen und ein Sternenreich zu errichten. Perry Rhodan in den frühen Sechzigern, das war eine positive Vision, eine Utopie, die die Gleichberechtigung aller versprach und eine Gemeinschaftsgefühl beschwor, von dem viele Menschen träumten." Dazu gibt es mehr nicht zu sagen - für eine Zeit in der das Verlangen nach dem Kosmos in Deutschland mit mehreren Facetten 'explodierte'. Schauplatzwechsel, Kontinentalsprung: Um dem amerikanischen Land wieder innere Stabilität und Stärke zu geben, ja innenpolitisches Selbstbewußtsein wieder aufzubauen, verschrieb Kennedy seinem Volk eine Art Psychotherapie um die Russen zu schlagen - während die inzwischen seit Dezember 1962 Plesetsk massiv weiter ausbauten, um eine effektive Startrampe für Raketen und Satelliten in den polaren Orbit zu haben - kein anderer Startkomplex auf dem Gebiet der UdSSR war dafür so geeignet. Zudem erwies sich das Cosmodrome Baikonur als unpraktisch für den Arbeitsalltag des Personals - man hatte die Unterkünfte der Mannschaften 30 km von ihrem Arbeitsplatz entfernt hochgezogen und je nach Jahreszeit brauchte man 3-4 Stunden am Tag allein für An- und Abfahrt. Von den himmlisch-irdischen Umweltproblemen mal ganz zu schweigen: Die Booster, die Russen nennen sie "Außenblöcke", der dort abhebenden Raketen, werden in ca. 40 km Höhe abgestoßen. Sie verglühen nicht, sondern kommen relativ intakt auf der Erde wieder als Re-Entry an. Deswegen hat man sogenannte Aufschlagzonen benannt und in ihnen Ansiedelungs-Bestrebungen unter den merkwürdigsten "Gründen" verboten (sie sind verbotene Zonen), auch wenn manchmal die Rückkehrer auch außerhalb herabkommen. Das Problem ist, dass es dabei zu gewaltigen Kondaminierungsproblemen kommt, weill meistens Treibstoffreste in den Tanks verbleiben und damit diese nach dem Niedergang den Boden verseuchen. Der Absturz von Raketenstufen ist nach wie vor ein permanentes Problem in der alten UdSSR wie neuen GUS, weil fast alle Weltraumbahnhöfe tief im Innern des weiten Landes aufgezogen wurden. Der Startkomplex Plesetsk liegt am Fluß Yemtsa und man zog hier eine kleine Stadt namens Mirniy hoch, die ab 1966 sogar manchen ungewohnten Komfort bot und eine überdurchschnittlich gute Infrastruktur zwecks Versorgung der bis zu 80.000 hier lebenden Menschen. Angebunden wurde der Pevo Airport. 

Der erste Chef des geheimen Cosmodrome Plesetsk war Glaktion Yehseyevich Alpaidze. Nach der R-7 kam die Yangel R-16U als ICBM in den Dienst, die "nur drei Stunden vom Kommando Go bis zum wirklichen Start brauchte" (was für damalige Verhältnisse eine Sensation war). In der Folge ging die Entwicklung hin zu immer weitreichenderen und höherfliegenden Raketen, die auch die Kosmos-Satelliten hochschoßen. Im Westen wußte man lange Zeit nichts über diese Anlage, man wußte nur dass die Russen ebenso Fortschritte in einer Raketentechnik machten. Eine gigantische Aufholjagd begann, Kennedy mobilisierte die ganze amerikanische Nation - Projekt Apollo wurde zu einem politischen Programm JFK´s und deswegen spielte Geld hierfür auch keine Rolle, weil es zur nationalen Aufgabe ersten Ranges geworden war. Überall in den USA wurden Raketenanlagen aus den Boden gestampft. Aufbruchstimmung und Euphorie beherrschten diese Ära... Viel davon machte den Namen Kennedy zum Mythos. Doch vorerst hatte noch Moskau die Nase vorne und schickte mit der 24-jährigen Textilarbeiterin Valentina Tereschkova am 16. Juni 1963 die erste Frau in die Erdumlaufbahn für 48 Erdumkreisungen - nebenbei: die erste Amerikanerin im Weltraum war erst zwanzig Jahre später Sally Ride, die am 18. Juni 1983 bei der Space Shuttle-Mission STS-8 in der 1986 verunglückten Challanger unterwegs war. Die sowjetische erste weibliche Kosmonautin Tereschkova mit erheblichen Problemen (die sie verschwieg) in Sachen Raumfahrer-Krankheit (= Übelkeit) berichtete schließlich nach ihrer Rückkehr: "Keiner von uns hat Engel oder Erzengel im Weltraum festgestellt, und ich glaube, auch unsere Kollegen aus den Vereinigten Staaten haben dort keine gesehen." Auch hinter ihrer Geschichte steckt eine Fabel bestehend aus Ungerechtigkeit, Lügen und Enttäuschung in einer Zeit als das Wettrennen ins All als Metapher für die ideologische Schlacht zwischen den beiden Supermächten stand. Tereschkova war eine von fünf Bewerberinnen (mit dem Spitznamen "Möwen") für den Raumflug, aufgrund ihrer Position als durchschnittliches russisches Mädchen wurde sie auserwählt - eine Arbeiterin einfacher Herkunft, die eine Rolle auch im Nachhinein für das System zu spielen hatte. Ihr Flug sollte der Welt demonstrieren, dass man nur ein guter Staatsbürger im großen System sozialistischer Gleichheit sein mußte, um ins All fliegen zu dürfen - also auserwählt zu sein. Der erste weibliche Raumflug wurde zu einem mächtigen Presse-Spektakel. Ein sowjetisches Mädchen wurde die erste Frau, die jemals ins All flog. Eine Nationheldin war damit auf Kurs gebracht worden, gerade auch weil sie selbst überzeugte Kommunistin war. Wichtiger als alles andere war für sie den Schein zu wahren, auch wenn alle männlichen Kosmonauten gegen Frauenflüge waren. Die Führung bekam das was sie wollte: eine weibliche Repräsentatin für die Gleichheit im Sowjetsystem - und damit war die Sache erledigt. Repräsentationspflichten waren wichtiger als alles andere. Doch die Frau im All hat nur als Propagandawerkzeug an diesem Programm für dem Kreml teilgenommen. Es gelang daher nicht einen zweiten Frauenflug durchzusetzen, obwohl die ausgewählten Möwen weiterhin an der Ausbildung zu neuen Programmen teilnahmen - sogar für das geheime Mondlandeprogramm Moskaus. Erst zwanzig Jahre später wurde in der UdSSR ein neues ernsthaftes Frauen-Kosmonauten-Programm aufgelegt, wozu die Kampfpilotin Svetlana Savitskaya zählte. 

Man wollte dem bevorstehenden US-Space Shuttle-Programm mit Astronautinnen ganz einfach die Show stehlen. Sojus 7 startete im August 1982 und dort tauchte die zweite Frau im Weltall auf - Savitskaya, die dort fehlerfreie Arbeit leistete. Nach diesem Propaganda-Erfolg wurde aber das Kosmonautinnen-Programm gestrichen. Seither gab es keine sowjetische/russische Weltraumeroberin mehr. Das Dogma der Gleichheit entpuppte sich also als reiner Mythos. Und die Frauen in der Sowjetraumfahrt waren nichts weiter als Bauernopfer in einem kosmischen Propagandaspiel um politischen Machtkämpfen, Managmentfehlern und verschwendeten Resourcen. Parallel einher: Der durch Kennedy erzeugte politische Druck zwang den Kreml zu höherem Tempo mit spektaktkulären Rekorden. Wegen des Mordanschlags vom 22. November 1963 in Dallas sollte er aber selbst nicht mehr erleben, wie seine Vision knapp sechs Jahre später Wirklichkeit werden sollte. Zur Beerdigung von JFK am 25. November 1963 benannte sein Nachfolger Lyndon B. Johnson die Station 1 der atlantischen Raketenbasis, das NASA-Abschußzentrum in Florida, in "John F.Kennedy Space Center" um, Cape Kennedy. Ab 1963 stampfte man nahe Houston eine Art Astronauten-Siedlung aus der Wildnis, wo man den Astronauten günstige Häuser anbot. Hier schuf man ein Heim für die Überflieger und ihre Familien, um sie sozial und menschlich zusammenzubringen. Vergessen wir nicht, wie schwer das Leben schon mit einem Testpiloten für Frau und Kinder ist, aber als Astronaut symbolisierten die Himmelsstürmer ihrer Umwelt - seht wir sind "lebende Freiheitsstatuen". Dies war allen Beteiligten klar, machte aber vielleicht nicht unbedingt das Alltagsleben leichter, weil allzuviele gesellschaftliche Verpflichtungen damit verbunden waren. Die Astronauten-Frauen werden von der NASA als "hübsche Pausenbereicherung" in der Öffentlichkeit präsentiert um dem Raumfahrtprogramm mehr Glanz zu geben. Sogar Modeschauen mußten die Frauen als Modells austragen und die Presse war immer hinter ihnen her. Zum NASA-PR-Konzept gehörten sie einfach mit dazu. Man war höchst daran interessiert die Frauen der Astronauten psychologisch auch zu "perfekte Ehefrauen" werden zu lassen, da schließlich Eheprobleme eine Mission zum scheidern bringen könnten, wenn ein Crewmitglied in diesem Teamspiel namens Raumfahrt ob der heimischen Probleme versagt (so gab es immer wieder Scheidungen, nachdem der Mohr seine Schuldigkeit getan hatte). So entstand eine soziale Gemeinschaft, die auch sich selbst Halt geben konnte wenn z.B. ein Unglück geschah. Man erwartete, dass die Frauen sich flott und selbstbewußt gaben, um den Geist des Raumflugprogramms zu präsentieren. Dennoch, die Raumfahrt wird zum Propagandaschlachtfeld der politischen Systeme und zu einer weltpolitischen Bühne. Philosophisch bot das Ziel der bemannten Mondlandung die Möglichkeit, der irdischen Schwere zu entkommen und erstmals Geschwindigkeit nicht mehr relativ zu sehen, sondern absolut zu erfahren - schließlich betrug die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit zum Mond dann 28.000 Stundenkilometer. Die Eroberung des Mondes war dann die Emanzipation von der Schwerkraft, also etwas ganz unerhörtes, weil sie seit Millionen Jahren sie das ist, was uns ausmacht. So gesehen war die Erfahrung der Schwerelosigkeit im Raum und die Landung auf dem Mond ein Ereignis, die uns im Innersten berührten und deswegen uns gleichsam so faszinieren. 

Das Apollo-Projekt wurde so nach dem griechischen Gott Apollon benannt, dem der als Sinnbild dafür diente als Gott des Lichtes und der Wissenschaft verstanden zu werden und der Gegenspieler der Mondgöttin war. Apollon der sich von der Abhängigkeit des Menschen von der Natur löste. Er sollte mit seinem Namen den Menschen begleiten, als er sich von der Erde abnabelte und die Reise zum Mond antrat, zu einer anderen Welt. Auf Erden dagegen scheiderten die Weltraumstrategen in Moskau an ganz profanen Dingen - wie z.B. daran überzogene Erwartungen nicht erfüllen zu können, da man das amerikanische Prinzip des Kapitalismus nicht verstand - sie unterschätzen die Konkurrenz. Die USA baute inzwischen ihre Weltraum-Infrastruktur auf. Wenig bekannt ist folgende historische Tatsache: Als im Juni 1961 in Wien ein Gipfeltreffen zwischen Kennedy und Chruschtschow stattfand, bot JFK dem Kreml-Herrscher unter vier Augen etwas Verblüffendes an. Er schlug vor, gemeinsam auf den Mond zu fliegen. Chruschtschow lehnte zunächst ab, dann überlegte er es sich und sagte halbwegs zu, aber am Ende sagte er wieder Njet. Später wiederholte Kennedy erstmals öffentlich vor der UNO das Angebot an Chruschtschow, womit er die Öffentlichkeit und selbst die NASA überraschte. Moskau lehnte wieder ab und lachte sich ins Fäustchen, weil sie dachten, dass dieses Angebot nur kam, weil die USA trotz aller Propaganda gar nicht imstande sei ihren Worten Taten folgen zu lassen und sich nun so davonstehlen wollte. Damit war das Ende aller Gespräche über eine gemeinsame Mondlandung eingeläutet. Natürlich stimmt es, dass das Unternehmen ein gewaltiges Finanzproblem mit sich brachte und den US-Haushalt zum Platzen brachte. Kennedy rang sich nun zu einem "Jetzt erst recht" durch und trieb Apollo mit aller Macht voran, auch um sein Gesicht zu wahren. Er besuchte 1962 Huntsville, Alamaba, wo das Team rund um von Braun arbeitete. Vor den Kameras der Wochenschau wurde die Trägerrakete für das Mondprogramm vorgestellt. Inzwischen war mit Wostok II am 6. August 1961 German Titow gestartet, der 1 1/2 Stunden nach dem Start an Chruschtschow Grüße schickte, die jener über Radio Moskau erwiderte. Titow umflog 17x die Erde und landete dann bei Engels an der Wolga. Schon am 9.August erschien Titow auf einem parteifestlichen Empfang vor dem Kreml. Chruschtschow hielt eine selbstbewußte, leidenschaftliche Rede und wertete den "Kosmosflug" als Generalbeweis für die Unaufhaltsamkeit eines kommunistischen Triumphs. Verheimlicht wurde dabei, das Titow während seines Raumflugs von der Übelkeit der Weltraumkrankheit befallen wurde, soetwas passte nichts in Bild vom modernen Sowjetmenschen. Als er bald darauf den Übelkeitsanfall eingestand, verlor er rasch an Ansehen. Andere Kosmonauten lernten daraus und verschwiegen darauf ihre Problemchen um auf Erden keine Probleme mit der Partei und dem Kreml zu bekommen. Auch der KGB war mit wachen Augen dabei, die Schritte der Amerikaner auszuspionieren. Nikolai M.Poletajev gehörte als Analysespezialist im Moskauer Generalstab zu jenen, die auf das US-Mondprogramm angesetzt waren. Er hatte bemerkt, dass die Amerikaner immer viel Dinge versprachen, die noch gar nicht möglich waren - ihre großen Programme schoben sie immer nach hinten hinaus. Also sah man zu diesem Zeitpunkt dies alles nur als typische US-Show an. Bereits ein Jahr nach der Rede vor dem Kongreß besuchte JFK Houston und kletterte in die Attrappe einer Apollo-Mondkapsel, auch wenn sie noch wirkte, als stamme sie aus einem frühen SF-Film. Der NASA-Chefwissenschaftler Ernst Stuhlinger schätzte das von Kennedy vorgebene Ziel als durchsaus "realistisch" ein und hatte zudem noch etwas in der Tasche, was das Kennedy-Kabinett in Zugzwang brachte. Die Central Intelligence Agency (CIA) hatte in einer 1962 angefertigten National Intelligence Estimate namens "The Soviet Space Program" (erstmals in einer schwer geschwärzten Version vorgestellt in der MDR-Sendung "Wettlauf zum Mond" vom 5. Juli 1999) befürchtet, das die Russen möglicherweise auch an einem Mondprogramm arbeiten würden und noch vor den Amerikanern auf dem Mond landen könnten. 

Hier hieß es: "Angesichts ihrer Fähigkeit, alle Resourcen auf prioritäre Ziele zu konzentrieren, könnten die Sowjets eine bemannte Mondlandung schon 1967 durchführen." Doch wieder einmal hatte sich der CIA geirrt, wie man heute weiß - damals war in der UdSSR noch lange nicht an eine solche Aufgabe in der praktischen Umsetzung zu denken. Es gab zwar Überlegungen und Pläne mit dem Projekt Sojus 7k-VI Zvezda in der Schublade dazu, aber das ZK hatte dafür noch keinerlei verbindliche Beschlüße gefaßt. In dieser Zeit entwickelte auch ein Raumfahrt-Designer namens Chelomei die Grundzüge für eine bemannte militärische Aufklärungs-Raumstation der Sowjets namens "Almaz" (bemerkenswerterweise wurde später daraus die MIR!) als Antwort auf das amerikanische MOL-Projekt. "Almaz" sollte etwa 1967 einsatzbereit sein, wenn man dafür nur die Mittel bereitstellen würde - an Bord befände sich dann ein Nuklearreaktor und eine Art Schnellfeuerkanone um sich gegen feindliche Killersatelliten verteidigen zu können (oder eben auch feindliche Satelliten damit zu beschiessen) - der Krieg der Sterne war hier also schon vorweggenommen worden, zumindest in der Vorstellungswelt der Raketen-Entwickler. Man erkannte dort viel zu spät, dass man mit den alten Raketen für ein solches Abenteuer nicht gerüstet war. Erst ab 1964 wurde man sich diesem klar - und da war es schon zu spät. 1964 kam auch Breschnev an die Macht, der unter Chruschtschow für alle Raumfahrtprogramme verantwortlich gewesen war. Im Juli 1964 übermittelte übrigens auch eine Raumsonde, Mariner IV, mit Ach und Krach die ersten Bilder von der Marsoberfläche, die damals auf allen Titelseiten der Zeitungen abgedruckt wurden. Der Beginn der Sojus-Missionen wurde zugleich der Tiefpunkt in der russischen Raumfahrthistorie, was man aber nicht gerne eingestand, da in dieser Gesellschaft es einfach kein Versagen des Staates gab und es kein Verbrechen sowie keine Naturkatastrophen gibt, ist die Wahrheit ein flüchtiges Element. Mit Sojus 1 kommt am 23. April 1967 der erste Raumfahrer, Wladimir Kamarow, bei einem Raumflug ums Leben. Sojus 1 landete umgebremst auf der Erde, schlug ein wie ein Meteorit. Erst später stellten sich die Sojus-Kapseln als recht zuverlässig heraus und sind bis heute im Einsatz. Am 15. Januar 1969 gelang Sojus 4 und 5 die erste Koppelung zweier bemannter russischer Raumfahrzeuge. 1968 umrundete die erste unbemannte Sojus-Kapsel den Mond. Viele Fehlschläge durch Mängel der Sojus-Rakete und der Sojus-Kapsel verursacht, ließen es unmöglich erscheinen die Amerikaner einzuholen, die mit Apollo 8 bereits den Mond umkreist hatten. Die USA bündelten ihre Kräfte und es gab nur noch ein US-Weltraumprogramm in zentraler Leitung. In der UdSSR geschieht genau das Gegenteil, eine Unzahl von unabhängigen Entwicklungsbüros entstanden, die um Resourcen und Projekte konkurrierten. 

Dies wurde zum großen Hemmschuh. Die Entwicklung der militärischen Rakete UR 500 neben der fast identischen Mondrakete N-1 beweist dies. Und nachdem Chef-Designer Koroljow einem unfähigen Chirurgen zum Opfer gefallen war, wurde das Durcheinander nur noch größer. Es gab niemanden mehr die inzwischen nicht nur konkurrierenden, sondern gar miteinander verfeindeten sowjetischen Weltraumfahrt-Entwicklungsbüros auf einen Nenner bringen konnte. Mehr war damals für Raumsonden auch nicht drin gewesen, aber Gary Frando saß damals schon in einem NASA-Forschungszentrum und machte sich Gedanken wie man unbemannte Forschungsapparate weiter in den Kosmos hinaustragen könne, um die äußeren Planeten zu erreichen. Hierbei kam man auf den Gedanken die Anziehungskraft des Planeten Jupiter zu nutzen, um eine dann nicht mehr mit eigenen Treibstoffen versehene Raumsonde durch den "Schwung" der Giganten im All weiter in den interplanetaren Raum hinauszuschleudern. Ein Prinzip, welches tatsächlich bei verschiedenen Sonden wie der Voyager angewendet wurde. Stehen Planeten in einer idealen Konstellation zueinander im Kosmos "aufgereiht", kann man dieses Spiel immer wieder an jeweils dem nächsten Planeten fortsetzen! Schon damals wußte man, dass eine solche Situation mit hintereinander aufgereihten Planeten im Jahr 1975 auftreten würde und die NASA arbeitete dann ganz konkret auf dieses Jahr hin: "Project Voyager to the Giant Planets". Niemand wollte sich diese Gelegenheit entgehen lassen und die erste große unbemannte Expedition zu den Planeten des äußeren Sonnensystems wurde vorbereitet. Wieder einmal wurde von Ingenieuren und Technikern Unmögliches erwartet umzusetzen, vor allen wenn man die Technik damals betrachtet. Es sollte eine Maschine gebaut werden, die imstande war mindestens zehn Jahre im Weltraum zu fliegen - ohne das dabei Fehler und Aussetzer auftraten. Hauptsächlich im Bereich der Elektronik gab es so gewaltige Aufgaben zu bewältigen. Hinzu kam die Bedrohung für ein ferngesteuertes Objekt bei der Durchquerung des so genannten Asteroiden-Gürtels zwischen Mars und Jupiter. Niemand hatte eine Ahnung wie man dies bewerkstelligen sollte und manche nannten deswegen gar Fernreisen in unserem Sonnensystem puren Unfug. Dann die Datenübermittlung, auch da sah man große Probleme. Doch man gewann die Herausforderung auf allen Gebieten und baute auch rund um den Planeten Erde einen Gürtel von großen Radioteleskopen namens "Deep Space Network", um die Raumsonden-Signale aus Milliarden Kilometern Entfernung auffangen zu können und über sie auch etwaige Impulse hinauszuschicken - hier gaben sich dann also Radioteleskop und Raumfahrt die Hand. Und, so gesehen, gab es bald die ersten interplanetarischen Kommunikationen. Der Wettlauf zum Mond hatte für die Weltmächte begonnen, und nicht nur dies - Kennedy hatte auch eine Frist für dieses Rennen gesetzt. Heute weiß man, dass auch die Sowjets im selben Jahr konkrete, aber streng geheime Pläne für das gleiche Vorhaben beschlossen. Damit wurde nach dem Aufbruch in den Erdorbit das Ziel gefaßt, die Erde endgültig zu verlassen und den bemannten Aufbruch in den Weltraum zu wagen. Jetzt hieß die Mission der Wissenschaft kurz und knapp "Weltraum". John Glenn wurde dazu berufen, auf diesem Weg als erster Mensch die Erde mehrfach zu umkreisen. Mit seiner Mission stand die Zukunft der amerikanischen Raumfahrt und der Stolz Amerikas auf dem Spiel. Glenn selbst verkörperte das Idealbild des Amerikaners. Sein Flug musste nach unzähligen kaum bekannt gewordenen Raketenpleiten einfach ein Erfolg werden, schließlich machte man sich bereits über Amerika deswegen lustig. 

50 % aller Raketenstart-Tests waren Katastrophen geworden, die teilweise sogar verheerende Schäden an den Startrampen verursacht hatten. Viele dieser Pleiten wurden von den Mercury-Astronauten am Boden mit beobachtet und dabei gefror ihnen das Zahnpasta-Lächeln wie man es von ihnen auf den Hochglanzseiten der Zeitschriften gewohnt war schnell ein und sie alle standen unter einem großen seelischen Druck, weil ihnen das Risiko ganz und gar bewusst wurde. Glenn startete am 20. Februar 1962 mit "Friendship-7" auf einer recht unsicheren Atlas-Rakete (bei 3 Teststarts explodierten Zwei!) ins Weltall und die Nation drehte durch, weil er als erster Mensch dreimal die Erde umrundete - insgeheim aber hatte man Vorkehrungen in Absprache mit Glenn getroffen, falls die Mercury-Kapsel ihn nicht zu einem sicheren Re-Entry-Manöver führten sollte und Gefahr bestand, dass die Kapsel für immer im Orbit verbleiben würde. Die Chancen hierfür standen von Anfang an bei 50:50 - daher also wurden Risikopiloten für das frühe Raumfahrtprogramm eingesetzt. Das ganze Land schien mit John Glenn im Orbit zu sein, mancher Amerikaner bekreuzigte sich vor dem Radio als die Meldung der NASA kam: "Alles in Ordnung. Viel Glück, John Glenn!" Doch von wegen mit "Alles in Ordnung". Es gab gewichtige Probleme und der Flug von Glenn schien zum Notfall zu werden. Ein Warnlämpchen zeigte der Bodenstation an, dass sich angeblich der 20 cm dicke Hitzeschild der Kapsel gelockert hatte. Würde sich dieser Hitzeschild ablösen, dann würden Kapsel und ihr Insasse beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglühen - bei 1600 Grad. Man beschloß Glenn nicht von dem Problem zu unterrichten. Doch er ahnte, irgendetwas stimmt nicht, da es zuviele Nachfragen bei ihm rund um den Wiedereintritt gab. Die Öffentlichkeit erfuhr erst recht nichts davon, auch wenn man bereits Glenns Familie durch die NASA auf einen schlechten Ausgang vorbereitete. Dann trat Glenn in die Erdatmosphäre ein, zündete seine Bremsraketen und mit 8000 km/h schoß die Kapsel zur Erde. Eine kritische Situation, die vielen bei der NASA den Atem anhalten ließ. Man konnte nichts tun, nur abwarten. Wäre der Mann ums Leben gekommen sein, dann wäre wohl das ganze NASA-Raumfahrtprogramm hier beendet worden, schließlich wäre ein Nationalheld ums Leben gekommen. Die Verantwortlichen beteten. Doch dann ging alles gut, der Hitzeschild hielt und die Anzeige des Warnlämpchen selbst war ein 'harmloser' Fehler gewesen. 5 Stunden nach dem Start ist John Glenn wohlbehalten auf der Erde angelangt. Die Schmach der sowjetischen Weltraumerfolge ist vergessen und Glenn´s Familie hatte ihn wieder. Glenn, der erste amerikanische Pionier des Orbits, wurde später von Kennedy (und 250.000 begeisterten Menschen) in Washington empfangen und ihm zu Ehren gab es am Tag drauf in New York eine triumphale Stadtrundfahrt mit Konfettiregen - seit dem Lindbergh-Flug 1927 hatte Amerika keine solche Parade mehr erlebt. 

Amerika war zurück ins Spiel gebracht worden. Glenn war zum John Wayne ("The Duke") im neuen US-Grenzland All geworden während er vorher schon ein Flieger-Ass und gefeierter Fliegerheld im Zweiten Weltkrieg sowie im Korea-Krieg gewesen war. Kennedy nannte Glenn "einen nationalen Schatz" und sorgte dafür, dass dieser nicht mehr so schnell sich irgendwelchen abenteuerlichen Risiken hingeben könne. Er sperrte ihn für weitere Raumflüge und drängte ihn dazu in die Politik zu gehen. Die NASA bekam ihr Selbstwertgefühl zurück und erstmals hatte Amerika mit dem Kreml in Sachen Weltraumeroberung gleichgezogen. Glenn viel später: "Seit Tausenden von Jahren haben Menschen in den Himmel geschaut und sich gefragt, wie es da ist. Wir haben dies in einem Leben erreicht. Wir haben den ersten winzigen Schritt gemacht, um zu sehen, wie es da oben ist." Glenns Flug war für sich genommen bescheiden aus heutiger Sicht, doch er war gleichzeitig ein riesiger Schritt in die Zukunft, wenn man beachtet, dass die NASA noch im selben Jahrzehnt nach all den Flops und Schwierigkeiten die ersten Menschen zum Mond brachte! NASA-Direktor James Webb damals: "Wir wollen dem amerikanischen Volk in moderner Form etwas geben, auf das es ebenso stolz sein kann wie auf den heroischen Vormarsch der Pioniere, die über den Oregon-Trail nach Westen zogen." Glenn hatte bei seinen Erdumkreisungen von seiner Kapsel aus "kleine, leuchtende Partikel um die Kapsel herum" gesehen, sobald er aus der Dunkelseite der Erde auf seiner Orbitalbahn in die Sonnenseite über dem Pazifik kam. Sie sahen aus wie "Schneeflocken" und "vor dem schwarzen Himmelshintergrund leuchteten sie wie Glühwürmchen...und die, die mir am nächsten waren, wanderten manchmal quer über das Fenster, als hätte ich sie ein wenig aus ihrer Bahn gebracht". Wie sich später herausstellte, wurde dieses Phänomen immer wieder in Ost und West ausgemacht. Hierbei handelt es sich um winzige Eiskristalle, die sich von der Außenhaut lösen und im Licht der "aufgehenden Sonne" dann leuchten. Beim Niedergehen sah Glenn einen großen Feuerball hinter seiner Kapsel entstehen - dieser entstand durch die Reibungshitze an der Kapsel beim Durchqueren der Erdatmosphäre und konnte jetzt erstmals vom Astronauten selbst gesehen werden. Glenn´s Mission gab den US-Raumfahrt-Programm gewaltigen Auftrieb und es wurden jährlich 55 Milliarden Dollar hierfür freigegeben. Die USA begannen den Bau gigantischer Abschußrampen in acht US-Staaten. 90 Männer wurden insgesamt zum Training für das NASA-Weltraumprogramm berufen. Für sie ging es um Pflicht, Ehre und Vaterland. Damals waren dies keine leeren Worte gewesen, weil jeder Mann sich unter $ 20.000 im Jahr bei einem 16-Stunden-Tag der Aufgabe verpflichtete und mit dem Makel leben mußte, dass keine Versicherung für sie bereit war Lebensversicherungen abzuschließen. 

Der unglückliche Virgil Grissom war der zweite Amerikaner im All und hatte mit seiner Kapsel "Liberty Bell 7" (Mercury 4) bei der Wasserung im Atlantik am 21. Juli 1961 Pech gehabt. Die Luke war zu früh abgesprengt worden, weshalb Wasser eindrang und diese für Jahrzehnte auf Nimmerwiedersehen unterging. Grissom wäre fast dabei ertrunken da sich sein Anzug mit Wasser vollsog, er konnte in letzter Sekunde von der Bergungsmannschaft gerettet werden. Er betonte, er habe damals nichts falsch gemacht, aber es gab immer wieder Stimmen die ihm vorwarfen, er habe in Panik gehandelt. Die Mercury-Kapsel "Liberty Bell 7" war das einzige bemannte Raumfahrzeug, das die US-Raumfahrtbehörde NASA je nach einer erfolgreichen Mission verloren hat. Am 21. Juli 1999 erst wurde sie aus rund fünf Kilometern Tiefe und etwa 480 Kilometer südöstlich von Cape Canaveral geborgen... Das Mercury-Programm endete mit Gordon Cooper, der am 15.Mai 1963 startete. Gemini hieß das nächste Projekt, in welchem zwei Astronauten in einer "geräumigeren" Kapsel starteten. Hier wurden Andockmanöver zu trainieren und schließlich um einen Astronauten es zu ermöglichen, im Weltraum auszusteigen und einen "Weltraumspaziergang" durchzuführen. Hier wollten die Amerikaner erstmals die Ersten sein und unternahmen alles hierfür, koste es was es wolle. Wostok I war eine Raumkapsel die für zwei Kosmonauten gedacht war, aber mit drei Mann besetzt wurde. Der Flug des Raumschiffs mußte aus bis heute noch unbekannten Gründen nach einem Tag abgebrochen werden. Doch am 18. März 1965 stieg Alexej Leonow aus der Wostok II aus und unternahm den ersten Ausflug (hierfür sollte sich dann der Begriff "Weltraumspaziergang" einbürgern, obwohl soetwas keineswegs ein Spaziergang ist und sehr anstrengend ausfällt) eines Menschen in den freien Weltraum für 12 Minuten 9 Sekunden - wieder wurden die Amerikaner abgehängt. Leonows Weltraum-Spaziergang war ein dramatisches Abenteuer, wie wir heute wissen. Niemand wußte was dem Menschen im freien Weltraum erwartet und die Weltraumanzüge waren auf der Erde gebaut worden, wo man zu diesem Zeitpunkt noch keine Vakuumkammern kannte, um sie unter echten Weltraumbedingungen zu testen. In der einmaligen Stille des Kosmos und des luftleeren Raums verformte sich Leonows Raumanzug während sich jener aufblies, sodass er Probleme bekam, wieder durch die Ausstiegsluke zurückzukehren. 

Er kann Arme und Beine nicht mehr anwinkeln und schwebt völlig hilflos im All, nicht in der Lage sich zurück in die Luke zu manövrieren. Schließlich bekam der Mann keine allzugroße Panik und konnte sich zurückzwängen, weil er aus seinem Raumanzug Druckluft abließ (ein tödliches Risiko) und war damit gerettet, auch wenn er stark schwitzte und sein Visier sich dadurch völlig von innen heraus beschlug und er schier blind dadurch wurde. Bei der Rückkehr der Kapsel gab es aber Probleme, da die Bremsraketen versagten und die Kapsel irgendwie in Sibirien niederging - es dauerte einen Tag bis man die Crew fand. Doch alles geht schließlich gut, der Beinahe-Unfall wird hinterher sorgsam verschwiegen - aus politischen Motiven. Eine erste Weltall-Odyssee, dennoch bot Leonow erwartungsgemäß eine perfekte Show für die Öffentlichkeit über das sowjetische Weltraumprogramm. Von den Problemen in diesem Forschungsneuland erfährt die Welt nichts und die nachfolgenden US-Astronauten hätten sich die angstmachenende Erfahrung Leonows ersparen können, als sie mit dem gleichen Problem konfrontiert worden. Zum Staatsgeheimnis wurde auch das grausige Schicksal des Komonauten Valentin Mondarenko. Im März 1961 soll er im Rahmen seiner Ausbildung zehn Tage in einer so genannten Isolationszelle verbringen, die mit reinem Sauerstoff gefüllt ist. Das Experiment verläuft bis zum letzten Tag reibungslos. Als Mondarenko mit Hilfe eines in Alkohol getränkten Wattebauschs einige Sensoren von seinem Körper entfernt, kommt es zur Katastrophe: Der zu entsorgende Wattebausch landet nicht wie geplant im Mülleimer, sondern auf einer heißen Kochplatte und entzündet sich. Genährt durch den reinen Sauerstoff entwickelt sich ein wahres Flammeninferno im Innern der Zelle. Fast 30 Minuten ist der Kosmonaut lebendigen Leibes den Flammen ausgesetzt. Erst dann gelingt es den Rettern, die versiegelte Tür zu öffnen. Der Körper, den sie heraus ziehen, lebt noch. Die Haut ist fast völlig verbrannt. 16 Stunden später stirbt der Kosmonaut im Krankenhaus. Der tötliche Zwischenfall verschwindet mit dem Opfer in den geheimen Archiven; hätte die NASA davon gewußt, wäre vielleicht das Apollo 1-Inferno vermieden worden. Geheimniskrämerei aus politischem Kalkühl kann leicht Menschenleben kosten, erst recht bei solch grundsätzlich nach wie vor riskanten technischen Unternehmungen mit relativ einfachen "Raumschiffen" in der heutigen Weltraumfahrt!

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